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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Schwämme.
zu kommen. Aber auch die Muschelschalen und Schneckengehäuse selbst sind den Jnvasionen der
Vioen ausgesetzt, zumal die festsitzenden und dickschaligen Muscheln. Keine Auster pflegt vom
Bohrschwamm verschont zu sein. An eine active Thätigkeit der Bohrschwämme beim Aushöhlen
des Gesteins ist nicht zu denken; obgleich sie mit Kieselnadeln erfüllt sind, ist die Wirkung derselben
auf die Steinmassen gleich Null. Nur chemische, aber noch nicht näher bekannte Einwirkungen
sind hier im Spiele.

Jch habe neulich gezeigt, daß man die Kieselschwämme in zwei Unterabtheilungen oder Familien
bringen kann, von denen die eine jene Sippen enthält, deren Sarcodemasse, mag sie nun weich
bleiben oder kompakter werden, durchaus formlos bleibt. Die übrigen Sippen zeigen neben der
ungeformten Sarcode ein Netzwerk von Strängen und Fasern, welche direkt aus der Sarcode
hervorgehen und in der Regel eine oder mehrere Sorten der Kieselnadeln ganz oder theilweise
umhüllen. Eine dritte Abtheilung sind die sogenannten Rindenschwämme.



Wir werden durch solche, mit einem wohl ausgebildeten, aber Kiefelnadeln umschließenden Netz
versehene Schwämme auf diejenigen Gattungen gebracht, deren hornartiges Netzwerk keine Nadeln ent-
hält und die man schon seit längerer Zeit Hornschwämme genannt hat. Es braucht kaum erwähnt
zu werden, daß zwischen ihnen und den Kieselschwämmen die engsten verwandtschaftlichen Beziehungen
obwalten. Wir beschränken uns auf einige Mittheilungen über den Badeschwamm, die Sippe
Euspongia. Es ist Jedermann bekannt, daß ein Badeschwamm die Eigenschaft haben muß, auch
wenn er vollkommen ausgetrocknet ist, doch nicht brüchig zu sein, sich augenblicklich, ins Wasser
gelegt, anzusaugen und höchst elastisch zu werden. Das Netzwerk, welches wir als Schwamm
benutzen, ist also das skeletartige Gerüst, welches übrig bleibt, wenn man den frisch aus dem
Meere genommenen vollständigen Schwamm so lange knetet und drückt, bis er von den dazwischen
sitzenden klebrigen und flüssigen Theilen gänzlich befreit ist. Die erste Bedingung für die Arten
der Sippe Euspongia ist also, "auswaschbar" zu sein. Von ihnen findet sich keine in der kalten
Zone, zahlreich scheinen die der wärmeren Meere zu sein, sie sind jedoch der Mehrzahl nach noch
nicht wissenschaftlich festgestellt. Von den im adriatischen und im Mittelmeere vorkommenden
Formen habe ich nur die des adriatischen Meeres (Euspongia adriatica) vielfältig frisch untersucht,
während von den anderen, dem feinen syrischen Schwamme, dem Zimokka-Schwamm und dem
Pferdeschwamm, nur die käuflichen Exemplare zur Vergleichung vorlagen. Es scheint daraus
hervorzugehen, daß die genannten Formen, welche von den Fischern und Händlern unterschieden
werden, auch als naturhistorische Arten gelten können.

Ehe ich zu meinen eigenen Beobachtungen über die Schwammfischerei an den dalmatinischen
Küsten übergehe, will ich eine Beschreibung geben, wie sie im griechischen Meere und an der
syrischen Küste getrieben wird. Zu Anfang der sechziger Jahre reiste ein Mitglied der französischen
Acclimatisations-Gesellschaft, Lamiral, nach jenen Fischereidistrikten, in der Absicht, lebende
gute syrische Schwämme dort zu sammeln und sie an die provenzalische Küste zu verpflanzen.
Der Bericht über die Ausführung der Reise und des Projektes, welches schließlich nicht geglückt
ist, liegt mir vor, und es findet sich darin folgende Schilderung: "Eine Segel- und Ruder-
Barke ist bemannt mit vier Fischern und einem Gehülfen. Nachdem der Taucher, -- Maronit,
Grieche oder Mufelmann, -- sein Gebet verrichtet, stellt er sich auf das Vordertheil der vor
Anker gelegten Barke. Nackt, ein Netz oder einen Sack um den Hals gehangen, hockt er sich auf
die Fersen und umfaßt einen weißen, platten, an einem Ende abgerundeten Kalkstein. Derselbe
bleibt durch eine feste Leine mit dem Boot verbunden. Nach langem, kräftigen Athemholen stürzt
er sich kopfüber und in den vorgestreckten Händen den Stein haltend, der ihn hinabzieht. Auch
mit den Füßen arbeitet er, um schneller zu tauchen. Auf dem Grunde angelangt, sucht er seine
Beute". An einer anderen Stelle des Berichtes erfahren wir, daß die Taucher in einer Tiefe

Schwämme.
zu kommen. Aber auch die Muſchelſchalen und Schneckengehäuſe ſelbſt ſind den Jnvaſionen der
Vioen ausgeſetzt, zumal die feſtſitzenden und dickſchaligen Muſcheln. Keine Auſter pflegt vom
Bohrſchwamm verſchont zu ſein. An eine active Thätigkeit der Bohrſchwämme beim Aushöhlen
des Geſteins iſt nicht zu denken; obgleich ſie mit Kieſelnadeln erfüllt ſind, iſt die Wirkung derſelben
auf die Steinmaſſen gleich Null. Nur chemiſche, aber noch nicht näher bekannte Einwirkungen
ſind hier im Spiele.

Jch habe neulich gezeigt, daß man die Kieſelſchwämme in zwei Unterabtheilungen oder Familien
bringen kann, von denen die eine jene Sippen enthält, deren Sarcodemaſſe, mag ſie nun weich
bleiben oder kompakter werden, durchaus formlos bleibt. Die übrigen Sippen zeigen neben der
ungeformten Sarcode ein Netzwerk von Strängen und Faſern, welche direkt aus der Sarcode
hervorgehen und in der Regel eine oder mehrere Sorten der Kieſelnadeln ganz oder theilweiſe
umhüllen. Eine dritte Abtheilung ſind die ſogenannten Rindenſchwämme.



Wir werden durch ſolche, mit einem wohl ausgebildeten, aber Kiefelnadeln umſchließenden Netz
verſehene Schwämme auf diejenigen Gattungen gebracht, deren hornartiges Netzwerk keine Nadeln ent-
hält und die man ſchon ſeit längerer Zeit Hornſchwämme genannt hat. Es braucht kaum erwähnt
zu werden, daß zwiſchen ihnen und den Kieſelſchwämmen die engſten verwandtſchaftlichen Beziehungen
obwalten. Wir beſchränken uns auf einige Mittheilungen über den Badeſchwamm, die Sippe
Euspongia. Es iſt Jedermann bekannt, daß ein Badeſchwamm die Eigenſchaft haben muß, auch
wenn er vollkommen ausgetrocknet iſt, doch nicht brüchig zu ſein, ſich augenblicklich, ins Waſſer
gelegt, anzuſaugen und höchſt elaſtiſch zu werden. Das Netzwerk, welches wir als Schwamm
benutzen, iſt alſo das ſkeletartige Gerüſt, welches übrig bleibt, wenn man den friſch aus dem
Meere genommenen vollſtändigen Schwamm ſo lange knetet und drückt, bis er von den dazwiſchen
ſitzenden klebrigen und flüſſigen Theilen gänzlich befreit iſt. Die erſte Bedingung für die Arten
der Sippe Euspongia iſt alſo, „auswaſchbar“ zu ſein. Von ihnen findet ſich keine in der kalten
Zone, zahlreich ſcheinen die der wärmeren Meere zu ſein, ſie ſind jedoch der Mehrzahl nach noch
nicht wiſſenſchaftlich feſtgeſtellt. Von den im adriatiſchen und im Mittelmeere vorkommenden
Formen habe ich nur die des adriatiſchen Meeres (Euspongia adriatica) vielfältig friſch unterſucht,
während von den anderen, dem feinen ſyriſchen Schwamme, dem Zimokka-Schwamm und dem
Pferdeſchwamm, nur die käuflichen Exemplare zur Vergleichung vorlagen. Es ſcheint daraus
hervorzugehen, daß die genannten Formen, welche von den Fiſchern und Händlern unterſchieden
werden, auch als naturhiſtoriſche Arten gelten können.

Ehe ich zu meinen eigenen Beobachtungen über die Schwammfiſcherei an den dalmatiniſchen
Küſten übergehe, will ich eine Beſchreibung geben, wie ſie im griechiſchen Meere und an der
ſyriſchen Küſte getrieben wird. Zu Anfang der ſechziger Jahre reiſte ein Mitglied der franzöſiſchen
Acclimatiſations-Geſellſchaft, Lamiral, nach jenen Fiſchereidiſtrikten, in der Abſicht, lebende
gute ſyriſche Schwämme dort zu ſammeln und ſie an die provenzaliſche Küſte zu verpflanzen.
Der Bericht über die Ausführung der Reiſe und des Projektes, welches ſchließlich nicht geglückt
iſt, liegt mir vor, und es findet ſich darin folgende Schilderung: „Eine Segel- und Ruder-
Barke iſt bemannt mit vier Fiſchern und einem Gehülfen. Nachdem der Taucher, — Maronit,
Grieche oder Mufelmann, — ſein Gebet verrichtet, ſtellt er ſich auf das Vordertheil der vor
Anker gelegten Barke. Nackt, ein Netz oder einen Sack um den Hals gehangen, hockt er ſich auf
die Ferſen und umfaßt einen weißen, platten, an einem Ende abgerundeten Kalkſtein. Derſelbe
bleibt durch eine feſte Leine mit dem Boot verbunden. Nach langem, kräftigen Athemholen ſtürzt
er ſich kopfüber und in den vorgeſtreckten Händen den Stein haltend, der ihn hinabzieht. Auch
mit den Füßen arbeitet er, um ſchneller zu tauchen. Auf dem Grunde angelangt, ſucht er ſeine
Beute“. An einer anderen Stelle des Berichtes erfahren wir, daß die Taucher in einer Tiefe

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[1020/1076] Schwämme. zu kommen. Aber auch die Muſchelſchalen und Schneckengehäuſe ſelbſt ſind den Jnvaſionen der Vioen ausgeſetzt, zumal die feſtſitzenden und dickſchaligen Muſcheln. Keine Auſter pflegt vom Bohrſchwamm verſchont zu ſein. An eine active Thätigkeit der Bohrſchwämme beim Aushöhlen des Geſteins iſt nicht zu denken; obgleich ſie mit Kieſelnadeln erfüllt ſind, iſt die Wirkung derſelben auf die Steinmaſſen gleich Null. Nur chemiſche, aber noch nicht näher bekannte Einwirkungen ſind hier im Spiele. Jch habe neulich gezeigt, daß man die Kieſelſchwämme in zwei Unterabtheilungen oder Familien bringen kann, von denen die eine jene Sippen enthält, deren Sarcodemaſſe, mag ſie nun weich bleiben oder kompakter werden, durchaus formlos bleibt. Die übrigen Sippen zeigen neben der ungeformten Sarcode ein Netzwerk von Strängen und Faſern, welche direkt aus der Sarcode hervorgehen und in der Regel eine oder mehrere Sorten der Kieſelnadeln ganz oder theilweiſe umhüllen. Eine dritte Abtheilung ſind die ſogenannten Rindenſchwämme. Wir werden durch ſolche, mit einem wohl ausgebildeten, aber Kiefelnadeln umſchließenden Netz verſehene Schwämme auf diejenigen Gattungen gebracht, deren hornartiges Netzwerk keine Nadeln ent- hält und die man ſchon ſeit längerer Zeit Hornſchwämme genannt hat. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß zwiſchen ihnen und den Kieſelſchwämmen die engſten verwandtſchaftlichen Beziehungen obwalten. Wir beſchränken uns auf einige Mittheilungen über den Badeſchwamm, die Sippe Euspongia. Es iſt Jedermann bekannt, daß ein Badeſchwamm die Eigenſchaft haben muß, auch wenn er vollkommen ausgetrocknet iſt, doch nicht brüchig zu ſein, ſich augenblicklich, ins Waſſer gelegt, anzuſaugen und höchſt elaſtiſch zu werden. Das Netzwerk, welches wir als Schwamm benutzen, iſt alſo das ſkeletartige Gerüſt, welches übrig bleibt, wenn man den friſch aus dem Meere genommenen vollſtändigen Schwamm ſo lange knetet und drückt, bis er von den dazwiſchen ſitzenden klebrigen und flüſſigen Theilen gänzlich befreit iſt. Die erſte Bedingung für die Arten der Sippe Euspongia iſt alſo, „auswaſchbar“ zu ſein. Von ihnen findet ſich keine in der kalten Zone, zahlreich ſcheinen die der wärmeren Meere zu ſein, ſie ſind jedoch der Mehrzahl nach noch nicht wiſſenſchaftlich feſtgeſtellt. Von den im adriatiſchen und im Mittelmeere vorkommenden Formen habe ich nur die des adriatiſchen Meeres (Euspongia adriatica) vielfältig friſch unterſucht, während von den anderen, dem feinen ſyriſchen Schwamme, dem Zimokka-Schwamm und dem Pferdeſchwamm, nur die käuflichen Exemplare zur Vergleichung vorlagen. Es ſcheint daraus hervorzugehen, daß die genannten Formen, welche von den Fiſchern und Händlern unterſchieden werden, auch als naturhiſtoriſche Arten gelten können. Ehe ich zu meinen eigenen Beobachtungen über die Schwammfiſcherei an den dalmatiniſchen Küſten übergehe, will ich eine Beſchreibung geben, wie ſie im griechiſchen Meere und an der ſyriſchen Küſte getrieben wird. Zu Anfang der ſechziger Jahre reiſte ein Mitglied der franzöſiſchen Acclimatiſations-Geſellſchaft, Lamiral, nach jenen Fiſchereidiſtrikten, in der Abſicht, lebende gute ſyriſche Schwämme dort zu ſammeln und ſie an die provenzaliſche Küſte zu verpflanzen. Der Bericht über die Ausführung der Reiſe und des Projektes, welches ſchließlich nicht geglückt iſt, liegt mir vor, und es findet ſich darin folgende Schilderung: „Eine Segel- und Ruder- Barke iſt bemannt mit vier Fiſchern und einem Gehülfen. Nachdem der Taucher, — Maronit, Grieche oder Mufelmann, — ſein Gebet verrichtet, ſtellt er ſich auf das Vordertheil der vor Anker gelegten Barke. Nackt, ein Netz oder einen Sack um den Hals gehangen, hockt er ſich auf die Ferſen und umfaßt einen weißen, platten, an einem Ende abgerundeten Kalkſtein. Derſelbe bleibt durch eine feſte Leine mit dem Boot verbunden. Nach langem, kräftigen Athemholen ſtürzt er ſich kopfüber und in den vorgeſtreckten Händen den Stein haltend, der ihn hinabzieht. Auch mit den Füßen arbeitet er, um ſchneller zu tauchen. Auf dem Grunde angelangt, ſucht er ſeine Beute“. An einer anderen Stelle des Berichtes erfahren wir, daß die Taucher in einer Tiefe

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 1020. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1076>, abgerufen am 23.11.2024.