Vorkommen und Bau. Muschelthierchen. Glockenthierchen.
Alle diejenigen Sippen, welche, meist von flacher, muschelförmiger Gestalt, nur auf einer Körperseite bewimpert sind, faßt Stein als die Ordnungsgruppe Heterotricha zusammen. Dahin als eine der gemeinsten die Sippe Waffenthierchen (Stylonychia) und wiederum die gegen 1/8 Linie lange Art Muschelthierchen (Stylonychia mytilus). Es ist sehr wenig wählerisch in Bezug auf die Gewässer, in denen es fortkommt und sich zu unzählbaren Mengen multiplicirt. Jn der Abbildung wendet es uns die allein mit Wimpern verschiedener Art besetzte Bauchseite zu. Eine große, sich nach unten verengende Bucht (a) ist mit Wimpern umsäumt, durch deren Strudel der eigentlichen, im Grunde dieses Spaltes befindlichen Mundöffnung Nahrung zugeführt wird, auch schwimmt das Thier in stetiger, gleichförmiger Bewegung
[Abbildung]
Das Muschelthierchen (Stylonychia mytilus). Nat. Gr. [ 1/8 ]
mittelst dieser Wimpern und der beiden Wimperreihen, welche rechts und links über den Körperrand hervorragen. Es kann aber auch gehen, indem es sich auf die Spitzen der gekrümmten stärkeren Wimpern und der griffelförmigen starken Wimpern in der Nähe des Hinterendes stützt. Die drei hinten ausgestreckten Borsten sind unbeweglich. Mit diesen reichen Bewegungsmitteln ausgestattet, klettert es mit großer Behendigkeit zwischen den mikroskopischen Pflänzchen umher, fast ununterbrochen Speise, kleine Arten der eigenen Klasse und mikroskopische Algen in den Schlund hinabstrudelnd. Ein nie mangelndes Organ ist die Blase b, welche in ziemlich regelmäßigen Pausen von 10 oder 12 Secunden sich zusammenzieht und ihren wasserklaren Jnhalt durch eine feine Oeffnung nach Außen entleert. Jch halte die von mir nach Entdeckung der Oeffnung gegebene Er- klärung, die contractile Blase sei ein Athemwerkzeug, auch heute noch für die richtige. Ungefähr in der Mittellinie des Leibes erblicken wir zwei rundliche Körper (c), die Fortpflanzungsdrüsen. Sie sind sowohl bei der vielen Jnfusorien zukommenden Vermehrung durch Theilung in Mitleidenschaft gezogen, als bei der geschlecht- lichen Vermehrung, in welchem letzteren Falle ihr Jnhalt in Eier umgewandelt wird, während ein viel kleineres mit ihnen in un- mittelbarer Berührung stehendes Organ das andre Geschlechts- product liefert.
Wir vergleichen nun hiermit eine Sippe aus einer anderen Ordnung und zwar ein Glockenthierchen, welche den Stamm der Ordnung Peritricha bilden. Jn dieser ist der Körper bis auf eine Wimperspirale oder einen Kreis von Härchen nackt. Die Glockenthierchen oder Vorticellen, eine der bemerkenswerthesten großen Sippen der Jnfusorien, sitzen in der Regel fest und bestehen alsdann aus dem eigentlichen Körper und dem Stiel. Außer der Form, wo jedes Jndividuum für sich auf einem Stiel isolirt ist, gibt es eine zweite Hauptform, bei welcher der Stiel mit der Bildung von Knospen sich verästelt und wahre Vorticellenbäume entstehen. Jch kenne kaum ein lieblicheres mikroskopisches Schauspiel, als solch einen lebendig bewegten Blumenstock, wenn bald einzelne Blumen oder die auf einem gemeinsamen Aste befindlichen zusammenzucken, bald der ganze Baum, wie electrisch getroffen, zusammenfährt, um sich langsam wieder zu entfalten. Das Zusammenschnellen geschieht durch ein den hohlen Stiel durchziehendes muskelartiges Band, dessen noch andere Formen, einzeln und verästelt, ermangeln. Diese letzteren bilden die Untergattung Epistylis, der unsere abgebildete Art, das nickende Glockenthierchen, angehört. Es führt seinen Specialnamen von der Eigen- thümlichkeit, daß es, erschreckt oder gestört, an der Uebergangsstelle vom Körper zum Stiel umknickt. Die Kennzeichen der Glockenthierchen haben wir, außer in den berührten, in ihrem nackten, vorn gewöhnlich schiefen Körper. Hier findet sich entweder ein schief aufgesetzter Deckel,
Vorkommen und Bau. Muſchelthierchen. Glockenthierchen.
Alle diejenigen Sippen, welche, meiſt von flacher, muſchelförmiger Geſtalt, nur auf einer Körperſeite bewimpert ſind, faßt Stein als die Ordnungsgruppe Heterotricha zuſammen. Dahin als eine der gemeinſten die Sippe Waffenthierchen (Stylonychia) und wiederum die gegen ⅛ Linie lange Art Muſchelthierchen (Stylonychia mytilus). Es iſt ſehr wenig wähleriſch in Bezug auf die Gewäſſer, in denen es fortkommt und ſich zu unzählbaren Mengen multiplicirt. Jn der Abbildung wendet es uns die allein mit Wimpern verſchiedener Art beſetzte Bauchſeite zu. Eine große, ſich nach unten verengende Bucht (a) iſt mit Wimpern umſäumt, durch deren Strudel der eigentlichen, im Grunde dieſes Spaltes befindlichen Mundöffnung Nahrung zugeführt wird, auch ſchwimmt das Thier in ſtetiger, gleichförmiger Bewegung
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Das Muſchelthierchen (Stylonychia mytilus). Nat. Gr. [⅛]
mittelſt dieſer Wimpern und der beiden Wimperreihen, welche rechts und links über den Körperrand hervorragen. Es kann aber auch gehen, indem es ſich auf die Spitzen der gekrümmten ſtärkeren Wimpern und der griffelförmigen ſtarken Wimpern in der Nähe des Hinterendes ſtützt. Die drei hinten ausgeſtreckten Borſten ſind unbeweglich. Mit dieſen reichen Bewegungsmitteln ausgeſtattet, klettert es mit großer Behendigkeit zwiſchen den mikroſkopiſchen Pflänzchen umher, faſt ununterbrochen Speiſe, kleine Arten der eigenen Klaſſe und mikroſkopiſche Algen in den Schlund hinabſtrudelnd. Ein nie mangelndes Organ iſt die Blaſe b, welche in ziemlich regelmäßigen Pauſen von 10 oder 12 Secunden ſich zuſammenzieht und ihren waſſerklaren Jnhalt durch eine feine Oeffnung nach Außen entleert. Jch halte die von mir nach Entdeckung der Oeffnung gegebene Er- klärung, die contractile Blaſe ſei ein Athemwerkzeug, auch heute noch für die richtige. Ungefähr in der Mittellinie des Leibes erblicken wir zwei rundliche Körper (c), die Fortpflanzungsdrüſen. Sie ſind ſowohl bei der vielen Jnfuſorien zukommenden Vermehrung durch Theilung in Mitleidenſchaft gezogen, als bei der geſchlecht- lichen Vermehrung, in welchem letzteren Falle ihr Jnhalt in Eier umgewandelt wird, während ein viel kleineres mit ihnen in un- mittelbarer Berührung ſtehendes Organ das andre Geſchlechts- product liefert.
Wir vergleichen nun hiermit eine Sippe aus einer anderen Ordnung und zwar ein Glockenthierchen, welche den Stamm der Ordnung Peritricha bilden. Jn dieſer iſt der Körper bis auf eine Wimperſpirale oder einen Kreis von Härchen nackt. Die Glockenthierchen oder Vorticellen, eine der bemerkenswertheſten großen Sippen der Jnfuſorien, ſitzen in der Regel feſt und beſtehen alsdann aus dem eigentlichen Körper und dem Stiel. Außer der Form, wo jedes Jndividuum für ſich auf einem Stiel iſolirt iſt, gibt es eine zweite Hauptform, bei welcher der Stiel mit der Bildung von Knospen ſich veräſtelt und wahre Vorticellenbäume entſtehen. Jch kenne kaum ein lieblicheres mikroſkopiſches Schauſpiel, als ſolch einen lebendig bewegten Blumenſtock, wenn bald einzelne Blumen oder die auf einem gemeinſamen Aſte befindlichen zuſammenzucken, bald der ganze Baum, wie electriſch getroffen, zuſammenfährt, um ſich langſam wieder zu entfalten. Das Zuſammenſchnellen geſchieht durch ein den hohlen Stiel durchziehendes muskelartiges Band, deſſen noch andere Formen, einzeln und veräſtelt, ermangeln. Dieſe letzteren bilden die Untergattung Epistylis, der unſere abgebildete Art, das nickende Glockenthierchen, angehört. Es führt ſeinen Specialnamen von der Eigen- thümlichkeit, daß es, erſchreckt oder geſtört, an der Uebergangsſtelle vom Körper zum Stiel umknickt. Die Kennzeichen der Glockenthierchen haben wir, außer in den berührten, in ihrem nackten, vorn gewöhnlich ſchiefen Körper. Hier findet ſich entweder ein ſchief aufgeſetzter Deckel,
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Vorkommen und Bau. Muſchelthierchen. Glockenthierchen.
Alle diejenigen Sippen, welche, meiſt von flacher, muſchelförmiger Geſtalt, nur auf einer
Körperſeite bewimpert ſind, faßt Stein als die Ordnungsgruppe Heterotricha zuſammen.
Dahin als eine der gemeinſten die Sippe Waffenthierchen (Stylonychia) und wiederum die
gegen ⅛ Linie lange Art Muſchelthierchen (Stylonychia mytilus). Es iſt ſehr wenig
wähleriſch in Bezug auf die Gewäſſer, in denen es fortkommt und ſich zu unzählbaren Mengen
multiplicirt. Jn der Abbildung wendet es uns die allein mit Wimpern verſchiedener Art beſetzte
Bauchſeite zu. Eine große, ſich nach unten verengende Bucht (a) iſt mit Wimpern umſäumt, durch
deren Strudel der eigentlichen, im Grunde dieſes Spaltes befindlichen Mundöffnung Nahrung zugeführt
wird, auch ſchwimmt das Thier in ſtetiger, gleichförmiger Bewegung
[Abbildung Das Muſchelthierchen
(Stylonychia mytilus). Nat. Gr. ⅛]
mittelſt dieſer Wimpern und der beiden Wimperreihen, welche rechts
und links über den Körperrand hervorragen. Es kann aber auch gehen,
indem es ſich auf die Spitzen der gekrümmten ſtärkeren Wimpern und
der griffelförmigen ſtarken Wimpern in der Nähe des Hinterendes
ſtützt. Die drei hinten ausgeſtreckten Borſten ſind unbeweglich.
Mit dieſen reichen Bewegungsmitteln ausgeſtattet, klettert es mit
großer Behendigkeit zwiſchen den mikroſkopiſchen Pflänzchen umher,
faſt ununterbrochen Speiſe, kleine Arten der eigenen Klaſſe und
mikroſkopiſche Algen in den Schlund hinabſtrudelnd. Ein nie
mangelndes Organ iſt die Blaſe b, welche in ziemlich regelmäßigen
Pauſen von 10 oder 12 Secunden ſich zuſammenzieht und ihren
waſſerklaren Jnhalt durch eine feine Oeffnung nach Außen entleert.
Jch halte die von mir nach Entdeckung der Oeffnung gegebene Er-
klärung, die contractile Blaſe ſei ein Athemwerkzeug, auch heute
noch für die richtige. Ungefähr in der Mittellinie des Leibes erblicken
wir zwei rundliche Körper (c), die Fortpflanzungsdrüſen.
Sie ſind ſowohl bei der vielen Jnfuſorien zukommenden Vermehrung
durch Theilung in Mitleidenſchaft gezogen, als bei der geſchlecht-
lichen Vermehrung, in welchem letzteren Falle ihr Jnhalt in Eier
umgewandelt wird, während ein viel kleineres mit ihnen in un-
mittelbarer Berührung ſtehendes Organ das andre Geſchlechts-
product liefert.
Wir vergleichen nun hiermit eine Sippe aus einer anderen
Ordnung und zwar ein Glockenthierchen, welche den Stamm
der Ordnung Peritricha bilden. Jn dieſer iſt der Körper bis auf eine Wimperſpirale oder einen
Kreis von Härchen nackt. Die Glockenthierchen oder Vorticellen, eine der bemerkenswertheſten
großen Sippen der Jnfuſorien, ſitzen in der Regel feſt und beſtehen alsdann aus dem eigentlichen
Körper und dem Stiel. Außer der Form, wo jedes Jndividuum für ſich auf einem Stiel iſolirt
iſt, gibt es eine zweite Hauptform, bei welcher der Stiel mit der Bildung von Knospen ſich
veräſtelt und wahre Vorticellenbäume entſtehen. Jch kenne kaum ein lieblicheres mikroſkopiſches
Schauſpiel, als ſolch einen lebendig bewegten Blumenſtock, wenn bald einzelne Blumen oder die
auf einem gemeinſamen Aſte befindlichen zuſammenzucken, bald der ganze Baum, wie electriſch
getroffen, zuſammenfährt, um ſich langſam wieder zu entfalten. Das Zuſammenſchnellen geſchieht
durch ein den hohlen Stiel durchziehendes muskelartiges Band, deſſen noch andere Formen, einzeln
und veräſtelt, ermangeln. Dieſe letzteren bilden die Untergattung Epistylis, der unſere abgebildete
Art, das nickende Glockenthierchen, angehört. Es führt ſeinen Specialnamen von der Eigen-
thümlichkeit, daß es, erſchreckt oder geſtört, an der Uebergangsſtelle vom Körper zum Stiel
umknickt. Die Kennzeichen der Glockenthierchen haben wir, außer in den berührten, in ihrem
nackten, vorn gewöhnlich ſchiefen Körper. Hier findet ſich entweder ein ſchief aufgeſetzter Deckel,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 1013. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1069>, abgerufen am 23.11.2024.
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