stranden, von denen aber einzelne Arten, wie der Stein-Seeigel (Echinus saxatilis) des Mittel- meeres zu Tausenden neben einander auf nicht tiefem Meeresgrunde oft schon vom Ufer aus, bequemer bei ruhigem Wasser aus dem Boote zu erblicken sind. Beide, Seestern und Seeigel, haben in ihrer natürlichen Stellung den Mund nach abwärts gerichtet; um die Are, welche man sich von der Mitte der Mundöffnung nach dem entgegengesetzten Pole gezogen denkt, sind ihre Körpertheile im Kreise oder strahlig, in der Regel fünfstrahlig angeordnet. Jhre Hautbedeckungen zeichnen sich durch höchst ergiebige Abscheidung von Kalkgebilden aus, die entweder lose neben- einander liegen bleiben und daher die Haut selbst biegsam lassen, oder, wie beim Seeigel, in Form von geradlinigen Platten zu einem unverschiebbaren Gehäus zusammen treten. Jn keinem Falle haben wir es jedoch bei den Echinodermen mit solchen Gehäusen zu thun, welche als Aus- scheidungen sich mit den Muschelschalen und Schneckenhäusern vergleichen ließen, vielmehr sind es immer bloße Verkalkungen der Haut selbst.
Alle Stachelhäuter haben einen geschlossenen Darmkanal, ein wichtiges Merkmal, welches sie von den übrigen Strahlthieren, den heute sogenannten Coelenteraten trennt. Hiermit verbindet sich ein weit mehr in die Augen fallendes Merkmal, die Saugfüßchen, deren regel- mäßige Reihen Ambulacra genannt werden. An getrockneten Eremplaren irgend welcher in den Sammlungen aufbewahrter Stachelhäuter kann man sich über diese eigenthümlichen Organe nicht unterrichten; auch Spirituspräparate geben nur eine sehr unvollständige Vorstellung. Aber ein lebendiger Seestern, den wir zur Beobachtung in einer mit Wasser gefüllten Schüssel vor uns haben, läßt alsbald das fesselnde Schauspiel der Thätigkeit seiner Saugfüßchen sehen. Aus den Rinnen, welche an der Unterseite der Strahlen verlaufen, werden Hunderte von häutigen Hohl- cylindern vorgestreckt, am Ende mit einer Saugscheibe versehen. Diese Scheibchen haften an dem nächsten besten Gegenstande, und wenn eine hinreichende Anzahl vorgestreckt und geankert ist, wird der Körper durch Zusammenziehung der ausgedehnten Saugfüßchen langsam nachgezogen. Um die äußerste Regsamkeit der Ambulacra eines Seesternes zu sehen, muß man ihn ganz frisch aus dem Wasser nehmen und auf den Rücken legen; dann gerathen sämmtliche Füßchen in Thätigkeit, strecken, recken und biegen sich wie Würmer, und tasten, ob sie nicht auf Haltepunkte stoßen, wo sie sich anlegen und von wo aus sie den bedrängten Riesenkörper wieder in die natur- gemäße Lage wenden könnten. Das Aufrichten und Ausstrecken der Füßchen geschieht dadurch, daß von innen Wasser in sie gepreßt wird. Jedem äußeren Cylinderchen entspricht ein inneres Bläschen, welches mit einem besonderen Zweige eines Wassergefäßsystems in Verbindung steht. Dieses Kanalsystem wiederum empfängt das frische Wasser durch bestimmte Oeffnungen oder labyrinthisch und siebförmig durchbrochene Platten und dient zugleich, uns an ähnliche Vor- richtungen der Strudelwürmer u. a. erinnernd, als Athmungsorgan. Die Wand der Saug- füßchen ist reich mit Muskelfasern versehen, deren Zusammenziehung die Verkürzung und den Rücktritt des Wassers in das innere Bläschen bewirkt.
Alle Stachelhäuter sind getrennten Geschlechts, ihre Entwicklung ist meist mit den auf- fallendsten Verwandlungen verbunden.
Erste Ordnung. Seewalzen (Holothuriae).
Auf unserem Gruppenbilde "Stachelhäuter" erblicken wir links ein wurmförmiges Wesen, dessen deutliche große Mundöffnung von einem Kreise gefranster Fühler umgeben ist. Doppelreihen von Wärzchen, oder vielmehr Saugfüßchen, also Ambulacra verlaufen vom Mundpole nach dem
Stachelhäuter. Seewalzen.
ſtranden, von denen aber einzelne Arten, wie der Stein-Seeigel (Echinus saxatilis) des Mittel- meeres zu Tauſenden neben einander auf nicht tiefem Meeresgrunde oft ſchon vom Ufer aus, bequemer bei ruhigem Waſſer aus dem Boote zu erblicken ſind. Beide, Seeſtern und Seeigel, haben in ihrer natürlichen Stellung den Mund nach abwärts gerichtet; um die Are, welche man ſich von der Mitte der Mundöffnung nach dem entgegengeſetzten Pole gezogen denkt, ſind ihre Körpertheile im Kreiſe oder ſtrahlig, in der Regel fünfſtrahlig angeordnet. Jhre Hautbedeckungen zeichnen ſich durch höchſt ergiebige Abſcheidung von Kalkgebilden aus, die entweder loſe neben- einander liegen bleiben und daher die Haut ſelbſt biegſam laſſen, oder, wie beim Seeigel, in Form von geradlinigen Platten zu einem unverſchiebbaren Gehäus zuſammen treten. Jn keinem Falle haben wir es jedoch bei den Echinodermen mit ſolchen Gehäuſen zu thun, welche als Aus- ſcheidungen ſich mit den Muſchelſchalen und Schneckenhäuſern vergleichen ließen, vielmehr ſind es immer bloße Verkalkungen der Haut ſelbſt.
Alle Stachelhäuter haben einen geſchloſſenen Darmkanal, ein wichtiges Merkmal, welches ſie von den übrigen Strahlthieren, den heute ſogenannten Coelenteraten trennt. Hiermit verbindet ſich ein weit mehr in die Augen fallendes Merkmal, die Saugfüßchen, deren regel- mäßige Reihen Ambulacra genannt werden. An getrockneten Eremplaren irgend welcher in den Sammlungen aufbewahrter Stachelhäuter kann man ſich über dieſe eigenthümlichen Organe nicht unterrichten; auch Spirituspräparate geben nur eine ſehr unvollſtändige Vorſtellung. Aber ein lebendiger Seeſtern, den wir zur Beobachtung in einer mit Waſſer gefüllten Schüſſel vor uns haben, läßt alsbald das feſſelnde Schauſpiel der Thätigkeit ſeiner Saugfüßchen ſehen. Aus den Rinnen, welche an der Unterſeite der Strahlen verlaufen, werden Hunderte von häutigen Hohl- cylindern vorgeſtreckt, am Ende mit einer Saugſcheibe verſehen. Dieſe Scheibchen haften an dem nächſten beſten Gegenſtande, und wenn eine hinreichende Anzahl vorgeſtreckt und geankert iſt, wird der Körper durch Zuſammenziehung der ausgedehnten Saugfüßchen langſam nachgezogen. Um die äußerſte Regſamkeit der Ambulacra eines Seeſternes zu ſehen, muß man ihn ganz friſch aus dem Waſſer nehmen und auf den Rücken legen; dann gerathen ſämmtliche Füßchen in Thätigkeit, ſtrecken, recken und biegen ſich wie Würmer, und taſten, ob ſie nicht auf Haltepunkte ſtoßen, wo ſie ſich anlegen und von wo aus ſie den bedrängten Rieſenkörper wieder in die natur- gemäße Lage wenden könnten. Das Aufrichten und Ausſtrecken der Füßchen geſchieht dadurch, daß von innen Waſſer in ſie gepreßt wird. Jedem äußeren Cylinderchen entſpricht ein inneres Bläschen, welches mit einem beſonderen Zweige eines Waſſergefäßſyſtems in Verbindung ſteht. Dieſes Kanalſyſtem wiederum empfängt das friſche Waſſer durch beſtimmte Oeffnungen oder labyrinthiſch und ſiebförmig durchbrochene Platten und dient zugleich, uns an ähnliche Vor- richtungen der Strudelwürmer u. a. erinnernd, als Athmungsorgan. Die Wand der Saug- füßchen iſt reich mit Muskelfaſern verſehen, deren Zuſammenziehung die Verkürzung und den Rücktritt des Waſſers in das innere Bläschen bewirkt.
Alle Stachelhäuter ſind getrennten Geſchlechts, ihre Entwicklung iſt meiſt mit den auf- fallendſten Verwandlungen verbunden.
Erſte Ordnung. Seewalzen (Holothuriae).
Auf unſerem Gruppenbilde „Stachelhäuter“ erblicken wir links ein wurmförmiges Weſen, deſſen deutliche große Mundöffnung von einem Kreiſe gefranſter Fühler umgeben iſt. Doppelreihen von Wärzchen, oder vielmehr Saugfüßchen, alſo Ambulacra verlaufen vom Mundpole nach dem
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Stachelhäuter. Seewalzen.
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meeres zu Tauſenden neben einander auf nicht tiefem Meeresgrunde oft ſchon vom Ufer aus,
bequemer bei ruhigem Waſſer aus dem Boote zu erblicken ſind. Beide, Seeſtern und Seeigel,
haben in ihrer natürlichen Stellung den Mund nach abwärts gerichtet; um die Are, welche man
ſich von der Mitte der Mundöffnung nach dem entgegengeſetzten Pole gezogen denkt, ſind ihre
Körpertheile im Kreiſe oder ſtrahlig, in der Regel fünfſtrahlig angeordnet. Jhre Hautbedeckungen
zeichnen ſich durch höchſt ergiebige Abſcheidung von Kalkgebilden aus, die entweder loſe neben-
einander liegen bleiben und daher die Haut ſelbſt biegſam laſſen, oder, wie beim Seeigel, in Form
von geradlinigen Platten zu einem unverſchiebbaren Gehäus zuſammen treten. Jn keinem Falle
haben wir es jedoch bei den Echinodermen mit ſolchen Gehäuſen zu thun, welche als Aus-
ſcheidungen ſich mit den Muſchelſchalen und Schneckenhäuſern vergleichen ließen, vielmehr ſind es
immer bloße Verkalkungen der Haut ſelbſt.
Alle Stachelhäuter haben einen geſchloſſenen Darmkanal, ein wichtiges Merkmal,
welches ſie von den übrigen Strahlthieren, den heute ſogenannten Coelenteraten trennt. Hiermit
verbindet ſich ein weit mehr in die Augen fallendes Merkmal, die Saugfüßchen, deren regel-
mäßige Reihen Ambulacra genannt werden. An getrockneten Eremplaren irgend welcher in
den Sammlungen aufbewahrter Stachelhäuter kann man ſich über dieſe eigenthümlichen Organe
nicht unterrichten; auch Spirituspräparate geben nur eine ſehr unvollſtändige Vorſtellung. Aber
ein lebendiger Seeſtern, den wir zur Beobachtung in einer mit Waſſer gefüllten Schüſſel vor uns
haben, läßt alsbald das feſſelnde Schauſpiel der Thätigkeit ſeiner Saugfüßchen ſehen. Aus den
Rinnen, welche an der Unterſeite der Strahlen verlaufen, werden Hunderte von häutigen Hohl-
cylindern vorgeſtreckt, am Ende mit einer Saugſcheibe verſehen. Dieſe Scheibchen haften an dem
nächſten beſten Gegenſtande, und wenn eine hinreichende Anzahl vorgeſtreckt und geankert iſt,
wird der Körper durch Zuſammenziehung der ausgedehnten Saugfüßchen langſam nachgezogen.
Um die äußerſte Regſamkeit der Ambulacra eines Seeſternes zu ſehen, muß man ihn ganz friſch
aus dem Waſſer nehmen und auf den Rücken legen; dann gerathen ſämmtliche Füßchen in
Thätigkeit, ſtrecken, recken und biegen ſich wie Würmer, und taſten, ob ſie nicht auf Haltepunkte
ſtoßen, wo ſie ſich anlegen und von wo aus ſie den bedrängten Rieſenkörper wieder in die natur-
gemäße Lage wenden könnten. Das Aufrichten und Ausſtrecken der Füßchen geſchieht dadurch,
daß von innen Waſſer in ſie gepreßt wird. Jedem äußeren Cylinderchen entſpricht ein inneres
Bläschen, welches mit einem beſonderen Zweige eines Waſſergefäßſyſtems in Verbindung
ſteht. Dieſes Kanalſyſtem wiederum empfängt das friſche Waſſer durch beſtimmte Oeffnungen
oder labyrinthiſch und ſiebförmig durchbrochene Platten und dient zugleich, uns an ähnliche Vor-
richtungen der Strudelwürmer u. a. erinnernd, als Athmungsorgan. Die Wand der Saug-
füßchen iſt reich mit Muskelfaſern verſehen, deren Zuſammenziehung die Verkürzung und den
Rücktritt des Waſſers in das innere Bläschen bewirkt.
Alle Stachelhäuter ſind getrennten Geſchlechts, ihre Entwicklung iſt meiſt mit den auf-
fallendſten Verwandlungen verbunden.
Erſte Ordnung.
Seewalzen (Holothuriae).
Auf unſerem Gruppenbilde „Stachelhäuter“ erblicken wir links ein wurmförmiges Weſen,
deſſen deutliche große Mundöffnung von einem Kreiſe gefranſter Fühler umgeben iſt. Doppelreihen
von Wärzchen, oder vielmehr Saugfüßchen, alſo Ambulacra verlaufen vom Mundpole nach dem
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 976. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1024>, abgerufen am 19.11.2024.
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