Gebirgsformationen ist. Wichtige Schlüsse lassen sich aus der Uebereinstimmung der heutigen Armfüßer mit ihren ältesten Vorfahren auf die Beschaffenheit der Urmeere ziehen. Jhr eigent- liches Herkommen aber, ihre wahre Blutsverwandtschaft bleibt uns vor der Hand noch verborgen, und die bloße Thatsache ihrer vollendeten Existenz in den ältesten geschichteten Gesteinen drängt unabweisbar für sich allein schon zur Voraussetzung, daß unsere sogenannte Primordialfauna, d. h. die Thierwelt, welche wir bis jetzt als die älteste ausehen zu müssen glaubten, eine vielleicht eben so lange und eben so alte Reihe von Vorfahren gehabt hat, als von ihnen zur heutigen heutigen Lebewelt nachgewiesen ist.
Auch der Laie in der Zoologie wird geneigt sein, wenn er die folgenden Abbildungen der Thiere flüchtig betrachtet, sie für die allernächsten Verwandten der Muscheln zu halten. Bei näherer Kenntnißnahme zeigen sich aber doch die erheblichsten Verschiedenheiten in Gehäus und Thier, ohne daß vermittelnde Glieder die Herleitung der einen Klasse aus der andern plausibel machten.
Wir wollen unsere Studien an die in der heutigen Welt verbreitetste Familie der Tere- brateln(Terebratulidae) anknüpfen. An allen Sippen fällt uns sogleich die Ungleichheit der beiden Schalenhälften oder Klappen auf; die eine ist bauchig, größer als die andre und am Schnabel durchbohrt. Durch dieses Loch tritt ein kurzer, sehniger Stiel hervor, womit das Thier an unterseeische Gegenstände angeheftet ist. An vom Thiere und der thierischen Substanz überhaupt befreiten Schalen sieht man nun bei dem Versuche, die Klappen von einander zu entfernen, daß sie in der Nähe des Schnabels in der Art mit einander verbunden sind, daß ein paar Zähne der größern Klappe in Gruben der kleineren Klappe aufgenommen sind. Sie können nicht, wie die Muschelschalen, aus einander fallen, obschon sie das elastische Band nicht besitzen. Aus der Lage des Thieres und der Lagerung seiner Theile orientirt man sich dahin, daß jene größere bauchige Schalenhälfte als Bauchklappe, die andere als Deckel- oder Rückenklappe zu bezeichnen ist. Von der Schloßgegend der letzteren ragt ein zierliches schleifenförmiges Kalkgerüst nach dem gegenüberliegenden freien oberen Rande hin, in dessen verschiedener Entwicklung und Gestalt man willkommene Anhaltepunkte für eine gründlichere Systematik der Familien und ihrer Unterabtheilung gefunden hat. Auch an den gut erhaltenen Schalenresten der vorweltlichen Brachiopoden ist Form und Ausdehnung dieses Gerüstes wohl zu erkennen und aus demselben auf die Beschaffenheit der wichtigen Organe zu schließen, von welcher die Klasse ihren wissenschaftlichen Namen erhielt.
Das Kalkgerüst dient nämlich als Träger und Stütze zweier spiralig eingerollten, mit längeren Fransen besetzten Lippenanhänge oder Arme. Wie man sieht, nehmen dieselben den größten Theil des Gehäuses ein, indem sie vom Munde(o) ausgehen, unterhalb welches sie durch eine ebenfalls gefranste häutige Brücke verbunden sind. Der
[Abbildung]
Rückenklappe von Terebratulina caput serpentis.
gewundene Stiel und Schaft der Arme ist nur geringer Bewegungen fähig, auch die Fransen sind ziemlich steif, alle diese Theile aber von Kanälen durchzogen. Sie sind dadurch in hohem Grade geeignet, als Athmungswerkzeuge zu dienen. Es hat sich zwar gezeigt, daß sie ihrem Namen als Arme wenig Ehre machen, indem von einem Her- vorstrecken aus dem Gehäuse und Ergreifen der Nahrung keine Rede ist, indem sie aber -- wiederum wie die meisten derartigen Athmungs- organe -- mit Flimmerhärchen bedeckt sind, gleitet infolge der hierdurch erregten Wasserströmung, die fein zertheilte Nahrung an ihnen bis zur Mundöffnung. Gerade diese Art der Nahrungsaufnahme bei versteckt liegendem Munde würde auch für ihre Verwandtschaft mit den Muschelthieren sprechen, wenn nicht das Ver- halten der übrigen Theile des Darmkanals dagegen wäre. Der Darmkanal ist nämlich kurz und endigt bei x blind.
Allgemeines über die Armfüßer.
Gebirgsformationen iſt. Wichtige Schlüſſe laſſen ſich aus der Uebereinſtimmung der heutigen Armfüßer mit ihren älteſten Vorfahren auf die Beſchaffenheit der Urmeere ziehen. Jhr eigent- liches Herkommen aber, ihre wahre Blutsverwandtſchaft bleibt uns vor der Hand noch verborgen, und die bloße Thatſache ihrer vollendeten Exiſtenz in den älteſten geſchichteten Geſteinen drängt unabweisbar für ſich allein ſchon zur Vorausſetzung, daß unſere ſogenannte Primordialfauna, d. h. die Thierwelt, welche wir bis jetzt als die älteſte auſehen zu müſſen glaubten, eine vielleicht eben ſo lange und eben ſo alte Reihe von Vorfahren gehabt hat, als von ihnen zur heutigen heutigen Lebewelt nachgewieſen iſt.
Auch der Laie in der Zoologie wird geneigt ſein, wenn er die folgenden Abbildungen der Thiere flüchtig betrachtet, ſie für die allernächſten Verwandten der Muſcheln zu halten. Bei näherer Kenntnißnahme zeigen ſich aber doch die erheblichſten Verſchiedenheiten in Gehäus und Thier, ohne daß vermittelnde Glieder die Herleitung der einen Klaſſe aus der andern plauſibel machten.
Wir wollen unſere Studien an die in der heutigen Welt verbreitetſte Familie der Tere- brateln(Terebratulidae) anknüpfen. An allen Sippen fällt uns ſogleich die Ungleichheit der beiden Schalenhälften oder Klappen auf; die eine iſt bauchig, größer als die andre und am Schnabel durchbohrt. Durch dieſes Loch tritt ein kurzer, ſehniger Stiel hervor, womit das Thier an unterſeeiſche Gegenſtände angeheftet iſt. An vom Thiere und der thieriſchen Subſtanz überhaupt befreiten Schalen ſieht man nun bei dem Verſuche, die Klappen von einander zu entfernen, daß ſie in der Nähe des Schnabels in der Art mit einander verbunden ſind, daß ein paar Zähne der größern Klappe in Gruben der kleineren Klappe aufgenommen ſind. Sie können nicht, wie die Muſchelſchalen, aus einander fallen, obſchon ſie das elaſtiſche Band nicht beſitzen. Aus der Lage des Thieres und der Lagerung ſeiner Theile orientirt man ſich dahin, daß jene größere bauchige Schalenhälfte als Bauchklappe, die andere als Deckel- oder Rückenklappe zu bezeichnen iſt. Von der Schloßgegend der letzteren ragt ein zierliches ſchleifenförmiges Kalkgerüſt nach dem gegenüberliegenden freien oberen Rande hin, in deſſen verſchiedener Entwicklung und Geſtalt man willkommene Anhaltepunkte für eine gründlichere Syſtematik der Familien und ihrer Unterabtheilung gefunden hat. Auch an den gut erhaltenen Schalenreſten der vorweltlichen Brachiopoden iſt Form und Ausdehnung dieſes Gerüſtes wohl zu erkennen und aus demſelben auf die Beſchaffenheit der wichtigen Organe zu ſchließen, von welcher die Klaſſe ihren wiſſenſchaftlichen Namen erhielt.
Das Kalkgerüſt dient nämlich als Träger und Stütze zweier ſpiralig eingerollten, mit längeren Franſen beſetzten Lippenanhänge oder Arme. Wie man ſieht, nehmen dieſelben den größten Theil des Gehäuſes ein, indem ſie vom Munde(o) ausgehen, unterhalb welches ſie durch eine ebenfalls gefranſte häutige Brücke verbunden ſind. Der
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Rückenklappe von Terebratulina caput serpentis.
gewundene Stiel und Schaft der Arme iſt nur geringer Bewegungen fähig, auch die Franſen ſind ziemlich ſteif, alle dieſe Theile aber von Kanälen durchzogen. Sie ſind dadurch in hohem Grade geeignet, als Athmungswerkzeuge zu dienen. Es hat ſich zwar gezeigt, daß ſie ihrem Namen als Arme wenig Ehre machen, indem von einem Her- vorſtrecken aus dem Gehäuſe und Ergreifen der Nahrung keine Rede iſt, indem ſie aber — wiederum wie die meiſten derartigen Athmungs- organe — mit Flimmerhärchen bedeckt ſind, gleitet infolge der hierdurch erregten Waſſerſtrömung, die fein zertheilte Nahrung an ihnen bis zur Mundöffnung. Gerade dieſe Art der Nahrungsaufnahme bei verſteckt liegendem Munde würde auch für ihre Verwandtſchaft mit den Muſchelthieren ſprechen, wenn nicht das Ver- halten der übrigen Theile des Darmkanals dagegen wäre. Der Darmkanal iſt nämlich kurz und endigt bei x blind.
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Allgemeines über die Armfüßer.
Gebirgsformationen iſt. Wichtige Schlüſſe laſſen ſich aus der Uebereinſtimmung der heutigen
Armfüßer mit ihren älteſten Vorfahren auf die Beſchaffenheit der Urmeere ziehen. Jhr eigent-
liches Herkommen aber, ihre wahre Blutsverwandtſchaft bleibt uns vor der Hand noch verborgen,
und die bloße Thatſache ihrer vollendeten Exiſtenz in den älteſten geſchichteten Geſteinen drängt
unabweisbar für ſich allein ſchon zur Vorausſetzung, daß unſere ſogenannte Primordialfauna,
d. h. die Thierwelt, welche wir bis jetzt als die älteſte auſehen zu müſſen glaubten, eine vielleicht
eben ſo lange und eben ſo alte Reihe von Vorfahren gehabt hat, als von ihnen zur heutigen
heutigen Lebewelt nachgewieſen iſt.
Auch der Laie in der Zoologie wird geneigt ſein, wenn er die folgenden Abbildungen
der Thiere flüchtig betrachtet, ſie für die allernächſten Verwandten der Muſcheln zu halten. Bei
näherer Kenntnißnahme zeigen ſich aber doch die erheblichſten Verſchiedenheiten in Gehäus
und Thier, ohne daß vermittelnde Glieder die Herleitung der einen Klaſſe aus der andern
plauſibel machten.
Wir wollen unſere Studien an die in der heutigen Welt verbreitetſte Familie der Tere-
brateln (Terebratulidae) anknüpfen. An allen Sippen fällt uns ſogleich die Ungleichheit
der beiden Schalenhälften oder Klappen auf; die eine iſt bauchig, größer als die andre
und am Schnabel durchbohrt. Durch dieſes Loch tritt ein kurzer, ſehniger Stiel hervor,
womit das Thier an unterſeeiſche Gegenſtände angeheftet iſt. An vom Thiere und der
thieriſchen Subſtanz überhaupt befreiten Schalen ſieht man nun bei dem Verſuche, die Klappen
von einander zu entfernen, daß ſie in der Nähe des Schnabels in der Art mit einander
verbunden ſind, daß ein paar Zähne der größern Klappe in Gruben der kleineren Klappe
aufgenommen ſind. Sie können nicht, wie die Muſchelſchalen, aus einander fallen, obſchon ſie
das elaſtiſche Band nicht beſitzen. Aus der Lage des Thieres und der Lagerung ſeiner Theile
orientirt man ſich dahin, daß jene größere bauchige Schalenhälfte als Bauchklappe, die andere
als Deckel- oder Rückenklappe zu bezeichnen iſt. Von der Schloßgegend der letzteren ragt ein
zierliches ſchleifenförmiges Kalkgerüſt nach dem gegenüberliegenden freien oberen Rande
hin, in deſſen verſchiedener Entwicklung und Geſtalt man willkommene Anhaltepunkte für eine
gründlichere Syſtematik der Familien und ihrer Unterabtheilung gefunden hat. Auch an den gut
erhaltenen Schalenreſten der vorweltlichen Brachiopoden iſt Form und Ausdehnung dieſes Gerüſtes
wohl zu erkennen und aus demſelben auf die Beſchaffenheit der wichtigen Organe zu ſchließen,
von welcher die Klaſſe ihren wiſſenſchaftlichen Namen erhielt.
Das Kalkgerüſt dient nämlich als Träger und Stütze zweier ſpiralig eingerollten, mit
längeren Franſen beſetzten Lippenanhänge oder Arme. Wie man ſieht, nehmen dieſelben den
größten Theil des Gehäuſes ein, indem ſie vom Munde (o) ausgehen, unterhalb welches ſie
durch eine ebenfalls gefranſte häutige Brücke verbunden ſind. Der
[Abbildung Rückenklappe von Terebratulina
caput serpentis.]
gewundene Stiel und Schaft der Arme iſt nur geringer Bewegungen
fähig, auch die Franſen ſind ziemlich ſteif, alle dieſe Theile aber
von Kanälen durchzogen. Sie ſind dadurch in hohem Grade geeignet,
als Athmungswerkzeuge zu dienen. Es hat ſich zwar gezeigt, daß ſie
ihrem Namen als Arme wenig Ehre machen, indem von einem Her-
vorſtrecken aus dem Gehäuſe und Ergreifen der Nahrung keine Rede
iſt, indem ſie aber — wiederum wie die meiſten derartigen Athmungs-
organe — mit Flimmerhärchen bedeckt ſind, gleitet infolge der
hierdurch erregten Waſſerſtrömung, die fein zertheilte Nahrung an
ihnen bis zur Mundöffnung. Gerade dieſe Art der Nahrungsaufnahme bei verſteckt liegendem
Munde würde auch für ihre Verwandtſchaft mit den Muſchelthieren ſprechen, wenn nicht das Ver-
halten der übrigen Theile des Darmkanals dagegen wäre. Der Darmkanal iſt nämlich kurz und
endigt bei x blind.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1007>, abgerufen am 23.11.2024.
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