Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite
Hornroche.

Ein ähnlicher Flügelroche, welcher ebenfalls im mittelländischen Meere gefunden wurde, war
6 Fuß lang und 11 Fuß breit und wog 12 Centner. Seine Brustflossen waren mehr ausgeschweift
und der Schwanzstachel pfeilförmig. Ein dritter von ebendaher war über 10 Fuß lang und 600 Pfund
schwer u. s. w. Alle diese Fische wurden als verschiedene Arten beschrieben, gehören aber wahr-
scheinlich nur einer und derselben an.

Risso scheint den Hornrochen wiederholt beobachtet zu haben. Seiner Angabe nach nähert er
sich gegen den Sommer den Küsten, wird wenigstens im Juli am häufigsten hier gefangen. Der
Hörner halber nennen ihn die Jtaliener Kalbe, oder, wenn er sehr groß ist, Kuh. Beide Geschlechter
scheinen zeitweilig gemeinsam zu leben und eine gewisse Anhänglichkeit gegen einander zu zeigen. Als
ein Weibchen in einer Tonare gefangen worden war, hielt sich das Männchen zwei Tage in der Nähe
der betreffenden Kammer auf, näherte sich von Zeit zu Zeit der Netzwand und suchte hier und da, ob
es nicht durchkommen möge. Zwei Tage später fand man es in derselben Abtheilung des Netzes,
welches die Gefährtin eingeschlossen hatte, verendet. Jm Juli oder August legt das Weibchen lange,
gelbliche Eier, aus denen im September die Jungen ausschlüpfen. Die Nahrung besteht vorzugs-
weise in Kopffüßlern, nebenbei auch in Fischen.

Jm Gegensatz zu anderen Flachfischen zeigen die Hornrochen nur eine geringe Lebenszähigkeit;
sie sterben fast unmittelbar, nachdem sie aus dem Wasser genommen wurden, oder selbst wenn man
sie nach ihrem Fange noch in der See hält, als ob sie die Gefangenschaft nicht vertragen könnten. Jhr
rothes Fleisch ist hart und zähe, schwer verdaulich und nicht geachtet, wird jedoch von den ärmeren
Leuten gegessen. Aus der Leber gewinnt man ein thraniges Oel.



Elfte Ordnung.
Die Seedrachen (Holocephali).

Jn den nordischen Meeren lebt ein sonderbarer Fisch, welcher in mehrfacher Hinsicht den Quer-
mäulern, insbesondere den Haien ähnelt, aber doch so eigenthümliche Merkmale besitzt, daß man
ihn nicht allein zum Vertreter einer besonderen Sippe und Familie erhoben, sondern eine eigene
Ordnung für ihn gegründet hat. Ein verwandter Fisch bewohnt die Meere der entgegengesetzten
Halbkugel, namentlich das stille Weltmeer. Beide Arten kennzeichnet der gestreckte, walzige Leib,
der dünne, lang ausgezogene Schwanz, der dicke, kegelförmige Kopf, die von einem fingerförmigen
Deckelknorpel geschützte, einzige Kiemenöffnung, durch welche die vier Kiemenspalten münden, unge-
heuer große Brustflossen, die beträchtliche, vorn durch säbelförmig gekrümmte Stacheln gestützte
Rückenflosse, die sehr lange, zweite Rückenflosse und die zu beiden Seiten des langen Schwanzes
angesetzte Schwanzflosse, sowie das kleine, quer gespaltene Maul, welches mit einfachen, schnabel-
förmig vortretenden, hinten platten, vorn zugeschärften Zahnplatten bewehrt ist. Wichtiger noch als
diese Merkmale sind andere, innerliche. "Die Seedrachen", sagt Karl Vogt, "besitzen nur eine
ungetheilte Rückensaite mit oberen knorpeligen Bogen und Schaltstücken dazwischen und mit
unteren knorpeligen Ansätzen, welche den Querfortsätzen der Fischwirbel entsprechen. Diese Rücken-
saite setzt sich nach vorn unmittelbar in die dicke, kegelförmige Schädelkapsel fort, deren vorderer Rand
die fehlenden Oberkiefer ersetzt, sodaß die oberen Zahnplatten unmittelbar auf der unteren Fläche
dieses vorderen Randes der Schädelkapsel aufsitzen. Die Augenhöhlen sind ungemein groß, ebenso die
Augen; Lider fehlen. Die große, vielfach gewundene Nasenkapsel öffnet sich auf der Unterseite der

Brehm, Thierleben. V. 51
Hornroche.

Ein ähnlicher Flügelroche, welcher ebenfalls im mittelländiſchen Meere gefunden wurde, war
6 Fuß lang und 11 Fuß breit und wog 12 Centner. Seine Bruſtfloſſen waren mehr ausgeſchweift
und der Schwanzſtachel pfeilförmig. Ein dritter von ebendaher war über 10 Fuß lang und 600 Pfund
ſchwer u. ſ. w. Alle dieſe Fiſche wurden als verſchiedene Arten beſchrieben, gehören aber wahr-
ſcheinlich nur einer und derſelben an.

Riſſo ſcheint den Hornrochen wiederholt beobachtet zu haben. Seiner Angabe nach nähert er
ſich gegen den Sommer den Küſten, wird wenigſtens im Juli am häufigſten hier gefangen. Der
Hörner halber nennen ihn die Jtaliener Kalbe, oder, wenn er ſehr groß iſt, Kuh. Beide Geſchlechter
ſcheinen zeitweilig gemeinſam zu leben und eine gewiſſe Anhänglichkeit gegen einander zu zeigen. Als
ein Weibchen in einer Tonare gefangen worden war, hielt ſich das Männchen zwei Tage in der Nähe
der betreffenden Kammer auf, näherte ſich von Zeit zu Zeit der Netzwand und ſuchte hier und da, ob
es nicht durchkommen möge. Zwei Tage ſpäter fand man es in derſelben Abtheilung des Netzes,
welches die Gefährtin eingeſchloſſen hatte, verendet. Jm Juli oder Auguſt legt das Weibchen lange,
gelbliche Eier, aus denen im September die Jungen ausſchlüpfen. Die Nahrung beſteht vorzugs-
weiſe in Kopffüßlern, nebenbei auch in Fiſchen.

Jm Gegenſatz zu anderen Flachfiſchen zeigen die Hornrochen nur eine geringe Lebenszähigkeit;
ſie ſterben faſt unmittelbar, nachdem ſie aus dem Waſſer genommen wurden, oder ſelbſt wenn man
ſie nach ihrem Fange noch in der See hält, als ob ſie die Gefangenſchaft nicht vertragen könnten. Jhr
rothes Fleiſch iſt hart und zähe, ſchwer verdaulich und nicht geachtet, wird jedoch von den ärmeren
Leuten gegeſſen. Aus der Leber gewinnt man ein thraniges Oel.



Elfte Ordnung.
Die Seedrachen (Holocephali).

Jn den nordiſchen Meeren lebt ein ſonderbarer Fiſch, welcher in mehrfacher Hinſicht den Quer-
mäulern, insbeſondere den Haien ähnelt, aber doch ſo eigenthümliche Merkmale beſitzt, daß man
ihn nicht allein zum Vertreter einer beſonderen Sippe und Familie erhoben, ſondern eine eigene
Ordnung für ihn gegründet hat. Ein verwandter Fiſch bewohnt die Meere der entgegengeſetzten
Halbkugel, namentlich das ſtille Weltmeer. Beide Arten kennzeichnet der geſtreckte, walzige Leib,
der dünne, lang ausgezogene Schwanz, der dicke, kegelförmige Kopf, die von einem fingerförmigen
Deckelknorpel geſchützte, einzige Kiemenöffnung, durch welche die vier Kiemenſpalten münden, unge-
heuer große Bruſtfloſſen, die beträchtliche, vorn durch ſäbelförmig gekrümmte Stacheln geſtützte
Rückenfloſſe, die ſehr lange, zweite Rückenfloſſe und die zu beiden Seiten des langen Schwanzes
angeſetzte Schwanzfloſſe, ſowie das kleine, quer geſpaltene Maul, welches mit einfachen, ſchnabel-
förmig vortretenden, hinten platten, vorn zugeſchärften Zahnplatten bewehrt iſt. Wichtiger noch als
dieſe Merkmale ſind andere, innerliche. „Die Seedrachen“, ſagt Karl Vogt, „beſitzen nur eine
ungetheilte Rückenſaite mit oberen knorpeligen Bogen und Schaltſtücken dazwiſchen und mit
unteren knorpeligen Anſätzen, welche den Querfortſätzen der Fiſchwirbel entſprechen. Dieſe Rücken-
ſaite ſetzt ſich nach vorn unmittelbar in die dicke, kegelförmige Schädelkapſel fort, deren vorderer Rand
die fehlenden Oberkiefer erſetzt, ſodaß die oberen Zahnplatten unmittelbar auf der unteren Fläche
dieſes vorderen Randes der Schädelkapſel aufſitzen. Die Augenhöhlen ſind ungemein groß, ebenſo die
Augen; Lider fehlen. Die große, vielfach gewundene Naſenkapſel öffnet ſich auf der Unterſeite der

Brehm, Thierleben. V. 51
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0847" n="801"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Hornroche.</hi> </fw><lb/>
            <p>Ein ähnlicher Flügelroche, welcher ebenfalls im mittelländi&#x017F;chen Meere gefunden wurde, war<lb/>
6 Fuß lang und 11 Fuß breit und wog 12 Centner. Seine Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;en waren mehr ausge&#x017F;chweift<lb/>
und der Schwanz&#x017F;tachel pfeilförmig. Ein dritter von ebendaher war über 10 Fuß lang und 600 Pfund<lb/>
&#x017F;chwer u. &#x017F;. w. Alle die&#x017F;e Fi&#x017F;che wurden als ver&#x017F;chiedene Arten be&#x017F;chrieben, gehören aber wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich nur einer und der&#x017F;elben an.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Ri&#x017F;&#x017F;o</hi> &#x017F;cheint den Hornrochen wiederholt beobachtet zu haben. Seiner Angabe nach nähert er<lb/>
&#x017F;ich gegen den Sommer den Kü&#x017F;ten, wird wenig&#x017F;tens im Juli am häufig&#x017F;ten hier gefangen. Der<lb/>
Hörner halber nennen ihn die Jtaliener Kalbe, oder, wenn er &#x017F;ehr groß i&#x017F;t, Kuh. Beide Ge&#x017F;chlechter<lb/>
&#x017F;cheinen zeitweilig gemein&#x017F;am zu leben und eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anhänglichkeit gegen einander zu zeigen. Als<lb/>
ein Weibchen in einer Tonare gefangen worden war, hielt &#x017F;ich das Männchen zwei Tage in der Nähe<lb/>
der betreffenden Kammer auf, näherte &#x017F;ich von Zeit zu Zeit der Netzwand und &#x017F;uchte hier und da, ob<lb/>
es nicht durchkommen möge. Zwei Tage &#x017F;päter fand man es in der&#x017F;elben Abtheilung des Netzes,<lb/>
welches die Gefährtin einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte, verendet. Jm Juli oder Augu&#x017F;t legt das Weibchen lange,<lb/>
gelbliche Eier, aus denen im September die Jungen aus&#x017F;chlüpfen. Die Nahrung be&#x017F;teht vorzugs-<lb/>
wei&#x017F;e in Kopffüßlern, nebenbei auch in Fi&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p>Jm Gegen&#x017F;atz zu anderen Flachfi&#x017F;chen zeigen die Hornrochen nur eine geringe Lebenszähigkeit;<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;terben fa&#x017F;t unmittelbar, nachdem &#x017F;ie aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er genommen wurden, oder &#x017F;elb&#x017F;t wenn man<lb/>
&#x017F;ie nach ihrem Fange noch in der See hält, als ob &#x017F;ie die Gefangen&#x017F;chaft nicht vertragen könnten. Jhr<lb/>
rothes Flei&#x017F;ch i&#x017F;t hart und zähe, &#x017F;chwer verdaulich und nicht geachtet, wird jedoch von den ärmeren<lb/>
Leuten gege&#x017F;&#x017F;en. Aus der Leber gewinnt man ein thraniges Oel.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#fr">Elfte Ordnung.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Die Seedrachen <hi rendition="#aq">(Holocephali).</hi></hi> </hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>n den nordi&#x017F;chen Meeren lebt ein &#x017F;onderbarer Fi&#x017F;ch, welcher in mehrfacher Hin&#x017F;icht den Quer-<lb/>
mäulern, insbe&#x017F;ondere den Haien ähnelt, aber doch &#x017F;o eigenthümliche Merkmale be&#x017F;itzt, daß man<lb/>
ihn nicht allein zum Vertreter einer be&#x017F;onderen Sippe und Familie erhoben, &#x017F;ondern eine eigene<lb/>
Ordnung für ihn gegründet hat. Ein verwandter Fi&#x017F;ch bewohnt die Meere der entgegenge&#x017F;etzten<lb/>
Halbkugel, namentlich das &#x017F;tille Weltmeer. Beide Arten kennzeichnet der ge&#x017F;treckte, walzige Leib,<lb/>
der dünne, lang ausgezogene Schwanz, der dicke, kegelförmige Kopf, die von einem fingerförmigen<lb/>
Deckelknorpel ge&#x017F;chützte, einzige Kiemenöffnung, durch welche die vier Kiemen&#x017F;palten münden, unge-<lb/>
heuer große Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;en, die beträchtliche, vorn durch &#x017F;äbelförmig gekrümmte Stacheln ge&#x017F;tützte<lb/>
Rückenflo&#x017F;&#x017F;e, die &#x017F;ehr lange, zweite Rückenflo&#x017F;&#x017F;e und die zu beiden Seiten des langen Schwanzes<lb/>
ange&#x017F;etzte Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;owie das kleine, quer ge&#x017F;paltene Maul, welches mit einfachen, &#x017F;chnabel-<lb/>
förmig vortretenden, hinten platten, vorn zuge&#x017F;chärften Zahnplatten bewehrt i&#x017F;t. Wichtiger noch als<lb/>
die&#x017F;e Merkmale &#x017F;ind andere, innerliche. &#x201E;Die Seedrachen&#x201C;, &#x017F;agt <hi rendition="#g">Karl Vogt,</hi> &#x201E;be&#x017F;itzen nur eine<lb/>
ungetheilte Rücken&#x017F;aite mit oberen knorpeligen Bogen und Schalt&#x017F;tücken dazwi&#x017F;chen und mit<lb/>
unteren knorpeligen An&#x017F;ätzen, welche den Querfort&#x017F;ätzen der Fi&#x017F;chwirbel ent&#x017F;prechen. Die&#x017F;e Rücken-<lb/>
&#x017F;aite &#x017F;etzt &#x017F;ich nach vorn unmittelbar in die dicke, kegelförmige Schädelkap&#x017F;el fort, deren vorderer Rand<lb/>
die fehlenden Oberkiefer er&#x017F;etzt, &#x017F;odaß die oberen Zahnplatten unmittelbar auf der unteren Fläche<lb/>
die&#x017F;es vorderen Randes der Schädelkap&#x017F;el auf&#x017F;itzen. Die Augenhöhlen &#x017F;ind ungemein groß, eben&#x017F;o die<lb/>
Augen; Lider fehlen. Die große, vielfach gewundene Na&#x017F;enkap&#x017F;el öffnet &#x017F;ich auf der Unter&#x017F;eite der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Brehm,</hi> Thierleben. <hi rendition="#aq">V.</hi> 51</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[801/0847] Hornroche. Ein ähnlicher Flügelroche, welcher ebenfalls im mittelländiſchen Meere gefunden wurde, war 6 Fuß lang und 11 Fuß breit und wog 12 Centner. Seine Bruſtfloſſen waren mehr ausgeſchweift und der Schwanzſtachel pfeilförmig. Ein dritter von ebendaher war über 10 Fuß lang und 600 Pfund ſchwer u. ſ. w. Alle dieſe Fiſche wurden als verſchiedene Arten beſchrieben, gehören aber wahr- ſcheinlich nur einer und derſelben an. Riſſo ſcheint den Hornrochen wiederholt beobachtet zu haben. Seiner Angabe nach nähert er ſich gegen den Sommer den Küſten, wird wenigſtens im Juli am häufigſten hier gefangen. Der Hörner halber nennen ihn die Jtaliener Kalbe, oder, wenn er ſehr groß iſt, Kuh. Beide Geſchlechter ſcheinen zeitweilig gemeinſam zu leben und eine gewiſſe Anhänglichkeit gegen einander zu zeigen. Als ein Weibchen in einer Tonare gefangen worden war, hielt ſich das Männchen zwei Tage in der Nähe der betreffenden Kammer auf, näherte ſich von Zeit zu Zeit der Netzwand und ſuchte hier und da, ob es nicht durchkommen möge. Zwei Tage ſpäter fand man es in derſelben Abtheilung des Netzes, welches die Gefährtin eingeſchloſſen hatte, verendet. Jm Juli oder Auguſt legt das Weibchen lange, gelbliche Eier, aus denen im September die Jungen ausſchlüpfen. Die Nahrung beſteht vorzugs- weiſe in Kopffüßlern, nebenbei auch in Fiſchen. Jm Gegenſatz zu anderen Flachfiſchen zeigen die Hornrochen nur eine geringe Lebenszähigkeit; ſie ſterben faſt unmittelbar, nachdem ſie aus dem Waſſer genommen wurden, oder ſelbſt wenn man ſie nach ihrem Fange noch in der See hält, als ob ſie die Gefangenſchaft nicht vertragen könnten. Jhr rothes Fleiſch iſt hart und zähe, ſchwer verdaulich und nicht geachtet, wird jedoch von den ärmeren Leuten gegeſſen. Aus der Leber gewinnt man ein thraniges Oel. Elfte Ordnung. Die Seedrachen (Holocephali). Jn den nordiſchen Meeren lebt ein ſonderbarer Fiſch, welcher in mehrfacher Hinſicht den Quer- mäulern, insbeſondere den Haien ähnelt, aber doch ſo eigenthümliche Merkmale beſitzt, daß man ihn nicht allein zum Vertreter einer beſonderen Sippe und Familie erhoben, ſondern eine eigene Ordnung für ihn gegründet hat. Ein verwandter Fiſch bewohnt die Meere der entgegengeſetzten Halbkugel, namentlich das ſtille Weltmeer. Beide Arten kennzeichnet der geſtreckte, walzige Leib, der dünne, lang ausgezogene Schwanz, der dicke, kegelförmige Kopf, die von einem fingerförmigen Deckelknorpel geſchützte, einzige Kiemenöffnung, durch welche die vier Kiemenſpalten münden, unge- heuer große Bruſtfloſſen, die beträchtliche, vorn durch ſäbelförmig gekrümmte Stacheln geſtützte Rückenfloſſe, die ſehr lange, zweite Rückenfloſſe und die zu beiden Seiten des langen Schwanzes angeſetzte Schwanzfloſſe, ſowie das kleine, quer geſpaltene Maul, welches mit einfachen, ſchnabel- förmig vortretenden, hinten platten, vorn zugeſchärften Zahnplatten bewehrt iſt. Wichtiger noch als dieſe Merkmale ſind andere, innerliche. „Die Seedrachen“, ſagt Karl Vogt, „beſitzen nur eine ungetheilte Rückenſaite mit oberen knorpeligen Bogen und Schaltſtücken dazwiſchen und mit unteren knorpeligen Anſätzen, welche den Querfortſätzen der Fiſchwirbel entſprechen. Dieſe Rücken- ſaite ſetzt ſich nach vorn unmittelbar in die dicke, kegelförmige Schädelkapſel fort, deren vorderer Rand die fehlenden Oberkiefer erſetzt, ſodaß die oberen Zahnplatten unmittelbar auf der unteren Fläche dieſes vorderen Randes der Schädelkapſel aufſitzen. Die Augenhöhlen ſind ungemein groß, ebenſo die Augen; Lider fehlen. Die große, vielfach gewundene Naſenkapſel öffnet ſich auf der Unterſeite der Brehm, Thierleben. V. 51

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/847
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/847>, abgerufen am 19.11.2024.