Unter den in den europäischen Meeren vorkommenden Haien ist der Dornhai der am gleich- mäßigsten verbreitete und häufigste. Jn den britischen Gewässern tritt er in erstaunlicher Menge auf; in der Nähe des Gestades, namentlich während der Hochfluten bildet er förmliche Heerzüge, folgt den zum Laichen sich dem Gestade nähernden kleinen Fischen und beeinträchtigt deren Fang in empfindlicher Weise. "Er ist", sagt Couch, "unter allen Haien der häufigste, und erscheint zuweilen in wirklich unschätzbarer Anzahl zum größten Aerger des Fischers, dessen Angeln er abschneidet. Jch habe von zwanzig Tausenden gehört, welche mit einem Male in einem großen Grundnetze gefangen worden, und dabei in Erfahrung gebracht, daß die jungen, noch nicht sechs Zoll langen, in Gesellschaft der größeren kräftigen Fische folgen, unter denen sie unmöglich Beute machen können. Um seine Rückenstacheln in Anwendung zu bringen, schnellt sich der Dornhai wie ein Bogen zusammen und weiß diese Bewegung, sei es nach der einen, sei es nach der anderen Seite so genau einzurichten, daß er die Hand, welche sein Haupt berührt, trifft, ohne sein eigenes Fell zu verletzen." Jm März 1858 zeigte sich westwärts von Uig ein so außerordentliches Heer dieser Fische, daß man das Meer zwanzig bis dreißig Meilen seewärts von ihnen förmlich bedeckt sah. Myriaden von ihnen schwammen auf der Oberfläche des Wassers, in jedem Hafen, aus jeder Bucht des nördlichen Schott- lands. Unter solchen Umständen fällt es für die Fischer nicht schwer, so viele dieser Haie zu erbeuten, als sie eben mögen, und binnen wenigen Stunden ihre Boote buchstäblich bis zum Rande zu beladen. Das zwar harte und nicht eben wohlschmeckende Fleisch wird selbst in Schottland getrocknet und gegessen, aus der Leber Thran gewonnen, die Haut zum Poliren gebraucht und der Abfall als Dung benutzt. Aus den Stacheln, welche man der durch sie hervorgebrachten, schmerzhaften Verwundungen halber für giftig hält, fertigte man früher Zahnstocher.
Das Weibchen soll gleichzeitig sechs bis zwanzig wohlausgebildete Junge zur Welt bringen. Jhr Fleisch gilt als sehr schmackhaft; noch mehr aber schätzt man hier und da die in der Entwicklung begriffenen Eier.
Die Knotenhaie(Scymnus) haben alle Merkmale der vorstehend beschriebenen Gruppe mit Ausnahme der Stacheln vor den Brustflossen. Der Zahnbau ist verschieden und begründet mehrere Untersippen, von denen wir nur eine, (Laemargus), schärfer ins Auge fassen wollen. Bei den hierher gehörigen Fischen sind die Zähne der beiden Kinnladen verschieden gebaut, die der unteren breit mit den Spitzen nach außen gerichtet, sodaß die ungezähnelte Jnnenseite nach oben sich richtet, die der oberen Kinnlade schlank, kegelförmig, vorn fast gerade, seitlich ebenfalls mit den Spitzen nach außen gebogen. Vertreter dieser Gruppe ist der Eishai(Seymnus-Laemargus-borealis), ein Fisch von 12 bis 18 Fuß Länge und 6 bis 8 Fuß Umfang an der dicksten Stelle, von gleichmäßig aschgrauer Färbung, mit blauen Augen und esmaraldgrünem Stern, welcher das nördliche Eismeer bewohnt, hier sich auf hoher See oder in großen Tiefen aufhält und nur an die Küsten kommt, wenn er eine Beute verfolgt oder seinerseits gejagt wird.
Nach den übereinstimmenden Berichten gibt er keinem seiner Familienverwandten an Kühnheit, Muth und Gefräßigkeit etwas nach. Er frißt, laut Fabricius Alles, was ihm vorkommt, Fische der verschiedensten Art, insbesondere Plattfische, Kabeljaus und Verwandte, junge Rochen und Delfine, Wale und, wie leicht begreiflich, auch Menschen. "Dieser Hai", sagt Scoresby, "ist einer der Feinde des Wales. Er quält und beißt ihn, während er lebt und frißt von seinem Fleische, wenn er todt ist. Mit seinem mächtigen Gebiß reißt er aus dem Leibe des riesenhaften Säugers halb- kugelige Stücke von mehr als Menschenkopfgröße, eines nach dem anderen, bis er seinen Magen gefüllt hat. Beim Zerlegen des gefangenen Walfisches wetteifert er mit dem Menschen: während dieser den Riesen oben zerfleischt, beißt jener ihm ein Stück nach dem andern aus dem Leibe heraus." Scoresby erzählt, daß die Walfischfänger bei ihrer Beschäftigung oft von dem Rücken des Wales
Die Quermäuler. Knotenhaie.
Unter den in den europäiſchen Meeren vorkommenden Haien iſt der Dornhai der am gleich- mäßigſten verbreitete und häufigſte. Jn den britiſchen Gewäſſern tritt er in erſtaunlicher Menge auf; in der Nähe des Geſtades, namentlich während der Hochfluten bildet er förmliche Heerzüge, folgt den zum Laichen ſich dem Geſtade nähernden kleinen Fiſchen und beeinträchtigt deren Fang in empfindlicher Weiſe. „Er iſt“, ſagt Couch, „unter allen Haien der häufigſte, und erſcheint zuweilen in wirklich unſchätzbarer Anzahl zum größten Aerger des Fiſchers, deſſen Angeln er abſchneidet. Jch habe von zwanzig Tauſenden gehört, welche mit einem Male in einem großen Grundnetze gefangen worden, und dabei in Erfahrung gebracht, daß die jungen, noch nicht ſechs Zoll langen, in Geſellſchaft der größeren kräftigen Fiſche folgen, unter denen ſie unmöglich Beute machen können. Um ſeine Rückenſtacheln in Anwendung zu bringen, ſchnellt ſich der Dornhai wie ein Bogen zuſammen und weiß dieſe Bewegung, ſei es nach der einen, ſei es nach der anderen Seite ſo genau einzurichten, daß er die Hand, welche ſein Haupt berührt, trifft, ohne ſein eigenes Fell zu verletzen.“ Jm März 1858 zeigte ſich weſtwärts von Uig ein ſo außerordentliches Heer dieſer Fiſche, daß man das Meer zwanzig bis dreißig Meilen ſeewärts von ihnen förmlich bedeckt ſah. Myriaden von ihnen ſchwammen auf der Oberfläche des Waſſers, in jedem Hafen, aus jeder Bucht des nördlichen Schott- lands. Unter ſolchen Umſtänden fällt es für die Fiſcher nicht ſchwer, ſo viele dieſer Haie zu erbeuten, als ſie eben mögen, und binnen wenigen Stunden ihre Boote buchſtäblich bis zum Rande zu beladen. Das zwar harte und nicht eben wohlſchmeckende Fleiſch wird ſelbſt in Schottland getrocknet und gegeſſen, aus der Leber Thran gewonnen, die Haut zum Poliren gebraucht und der Abfall als Dung benutzt. Aus den Stacheln, welche man der durch ſie hervorgebrachten, ſchmerzhaften Verwundungen halber für giftig hält, fertigte man früher Zahnſtocher.
Das Weibchen ſoll gleichzeitig ſechs bis zwanzig wohlausgebildete Junge zur Welt bringen. Jhr Fleiſch gilt als ſehr ſchmackhaft; noch mehr aber ſchätzt man hier und da die in der Entwicklung begriffenen Eier.
Die Knotenhaie(Scymnus) haben alle Merkmale der vorſtehend beſchriebenen Gruppe mit Ausnahme der Stacheln vor den Bruſtfloſſen. Der Zahnbau iſt verſchieden und begründet mehrere Unterſippen, von denen wir nur eine, (Laemargus), ſchärfer ins Auge faſſen wollen. Bei den hierher gehörigen Fiſchen ſind die Zähne der beiden Kinnladen verſchieden gebaut, die der unteren breit mit den Spitzen nach außen gerichtet, ſodaß die ungezähnelte Jnnenſeite nach oben ſich richtet, die der oberen Kinnlade ſchlank, kegelförmig, vorn faſt gerade, ſeitlich ebenfalls mit den Spitzen nach außen gebogen. Vertreter dieſer Gruppe iſt der Eishai(Seymnus-Laemargus-borealis), ein Fiſch von 12 bis 18 Fuß Länge und 6 bis 8 Fuß Umfang an der dickſten Stelle, von gleichmäßig aſchgrauer Färbung, mit blauen Augen und esmaraldgrünem Stern, welcher das nördliche Eismeer bewohnt, hier ſich auf hoher See oder in großen Tiefen aufhält und nur an die Küſten kommt, wenn er eine Beute verfolgt oder ſeinerſeits gejagt wird.
Nach den übereinſtimmenden Berichten gibt er keinem ſeiner Familienverwandten an Kühnheit, Muth und Gefräßigkeit etwas nach. Er frißt, laut Fabricius Alles, was ihm vorkommt, Fiſche der verſchiedenſten Art, insbeſondere Plattfiſche, Kabeljaus und Verwandte, junge Rochen und Delfine, Wale und, wie leicht begreiflich, auch Menſchen. „Dieſer Hai“, ſagt Scoresby, „iſt einer der Feinde des Wales. Er quält und beißt ihn, während er lebt und frißt von ſeinem Fleiſche, wenn er todt iſt. Mit ſeinem mächtigen Gebiß reißt er aus dem Leibe des rieſenhaften Säugers halb- kugelige Stücke von mehr als Menſchenkopfgröße, eines nach dem anderen, bis er ſeinen Magen gefüllt hat. Beim Zerlegen des gefangenen Walfiſches wetteifert er mit dem Menſchen: während dieſer den Rieſen oben zerfleiſcht, beißt jener ihm ein Stück nach dem andern aus dem Leibe heraus.“ Scoresby erzählt, daß die Walfiſchfänger bei ihrer Beſchäftigung oft von dem Rücken des Wales
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Die Quermäuler. Knotenhaie.
Unter den in den europäiſchen Meeren vorkommenden Haien iſt der Dornhai der am gleich-
mäßigſten verbreitete und häufigſte. Jn den britiſchen Gewäſſern tritt er in erſtaunlicher Menge
auf; in der Nähe des Geſtades, namentlich während der Hochfluten bildet er förmliche Heerzüge, folgt
den zum Laichen ſich dem Geſtade nähernden kleinen Fiſchen und beeinträchtigt deren Fang in
empfindlicher Weiſe. „Er iſt“, ſagt Couch, „unter allen Haien der häufigſte, und erſcheint zuweilen
in wirklich unſchätzbarer Anzahl zum größten Aerger des Fiſchers, deſſen Angeln er abſchneidet.
Jch habe von zwanzig Tauſenden gehört, welche mit einem Male in einem großen Grundnetze
gefangen worden, und dabei in Erfahrung gebracht, daß die jungen, noch nicht ſechs Zoll langen, in
Geſellſchaft der größeren kräftigen Fiſche folgen, unter denen ſie unmöglich Beute machen können.
Um ſeine Rückenſtacheln in Anwendung zu bringen, ſchnellt ſich der Dornhai wie ein Bogen zuſammen
und weiß dieſe Bewegung, ſei es nach der einen, ſei es nach der anderen Seite ſo genau einzurichten,
daß er die Hand, welche ſein Haupt berührt, trifft, ohne ſein eigenes Fell zu verletzen.“ Jm
März 1858 zeigte ſich weſtwärts von Uig ein ſo außerordentliches Heer dieſer Fiſche, daß man das
Meer zwanzig bis dreißig Meilen ſeewärts von ihnen förmlich bedeckt ſah. Myriaden von ihnen
ſchwammen auf der Oberfläche des Waſſers, in jedem Hafen, aus jeder Bucht des nördlichen Schott-
lands. Unter ſolchen Umſtänden fällt es für die Fiſcher nicht ſchwer, ſo viele dieſer Haie zu erbeuten,
als ſie eben mögen, und binnen wenigen Stunden ihre Boote buchſtäblich bis zum Rande zu beladen.
Das zwar harte und nicht eben wohlſchmeckende Fleiſch wird ſelbſt in Schottland getrocknet und
gegeſſen, aus der Leber Thran gewonnen, die Haut zum Poliren gebraucht und der Abfall als Dung
benutzt. Aus den Stacheln, welche man der durch ſie hervorgebrachten, ſchmerzhaften Verwundungen
halber für giftig hält, fertigte man früher Zahnſtocher.
Das Weibchen ſoll gleichzeitig ſechs bis zwanzig wohlausgebildete Junge zur Welt bringen.
Jhr Fleiſch gilt als ſehr ſchmackhaft; noch mehr aber ſchätzt man hier und da die in der Entwicklung
begriffenen Eier.
Die Knotenhaie (Scymnus) haben alle Merkmale der vorſtehend beſchriebenen Gruppe mit
Ausnahme der Stacheln vor den Bruſtfloſſen. Der Zahnbau iſt verſchieden und begründet mehrere
Unterſippen, von denen wir nur eine, (Laemargus), ſchärfer ins Auge faſſen wollen. Bei den hierher
gehörigen Fiſchen ſind die Zähne der beiden Kinnladen verſchieden gebaut, die der unteren breit mit
den Spitzen nach außen gerichtet, ſodaß die ungezähnelte Jnnenſeite nach oben ſich richtet, die der oberen
Kinnlade ſchlank, kegelförmig, vorn faſt gerade, ſeitlich ebenfalls mit den Spitzen nach außen gebogen.
Vertreter dieſer Gruppe iſt der Eishai (Seymnus-Laemargus-borealis), ein Fiſch von 12 bis 18 Fuß
Länge und 6 bis 8 Fuß Umfang an der dickſten Stelle, von gleichmäßig aſchgrauer Färbung, mit
blauen Augen und esmaraldgrünem Stern, welcher das nördliche Eismeer bewohnt, hier ſich auf
hoher See oder in großen Tiefen aufhält und nur an die Küſten kommt, wenn er eine Beute verfolgt
oder ſeinerſeits gejagt wird.
Nach den übereinſtimmenden Berichten gibt er keinem ſeiner Familienverwandten an Kühnheit,
Muth und Gefräßigkeit etwas nach. Er frißt, laut Fabricius Alles, was ihm vorkommt, Fiſche
der verſchiedenſten Art, insbeſondere Plattfiſche, Kabeljaus und Verwandte, junge Rochen und
Delfine, Wale und, wie leicht begreiflich, auch Menſchen. „Dieſer Hai“, ſagt Scoresby, „iſt
einer der Feinde des Wales. Er quält und beißt ihn, während er lebt und frißt von ſeinem Fleiſche,
wenn er todt iſt. Mit ſeinem mächtigen Gebiß reißt er aus dem Leibe des rieſenhaften Säugers halb-
kugelige Stücke von mehr als Menſchenkopfgröße, eines nach dem anderen, bis er ſeinen Magen
gefüllt hat. Beim Zerlegen des gefangenen Walfiſches wetteifert er mit dem Menſchen: während
dieſer den Rieſen oben zerfleiſcht, beißt jener ihm ein Stück nach dem andern aus dem Leibe heraus.“
Scoresby erzählt, daß die Walfiſchfänger bei ihrer Beſchäftigung oft von dem Rücken des Wales
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/832>, abgerufen am 21.12.2024.
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