Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Knorpelstöre. Rüsselstöre.
haben auf beiden Seiten Aushöhlungen. Der Bau der Nase ist zusammengesetzter, als bei irgend
einem anderen Fische. Jn der großen, von den wahren Nasenbeinen gedeckten Höhle liegt ein Labyrinth
von fünf häutigen Nasengängen, welche gleichlaufend um eine Achse stehen; jeder dieser Gänge ent-
hält in seinem Jnneren eine kiemenartige Faltenbildung. Die vordere Nasenöffnung ist in eine häutige
Röhre ausgezogen, die hintere eine kleine Spalte in häutiger Decke. Der Magen bildet einen Blind-
sack; am Pförtner findet sich ein Blinddarm; die Schwimmblase ist doppelt und besteht aus zwei
ungleich langen Säcken, welche vorn zu einer kurzen gemeinsamen Höhle zusammenfließen; letztere
öffnet sich, abweichend von allen Fischen, nicht in die obere, sondern wie eine Lunge in die Bauchwand
des Schlundes.

Der Bischir hat 16 bis 18 Rückenflossen, von denen jede aus einem Stachel und vier bis sechs
Strahlen besteht, verhältnißmäßig große, auf einem verlängerten Arme stehende Brustflossen, eine
lanzetförmige Afterflosse und eine lange, eirunde Schwanzflosse, deren Strahlen mit den fünfzehn
letzten Wirbeln des Gerippes zusammenhängen. Die Schuppen sind sehr groß, viereckig und in
Reihen geordnet, welche schiefe, von vorn nach hinten laufende Streifen bilden, die Kopfschilder breit
und wie die Schuppen knochig und beinhart. Die Grundfärbung ist ein mehr oder minder lebhaftes
Grün, welches nach unten in Schmuzigweiß übergeht und einige schwarze Flecken trägt. An Länge
scheint das Thier nicht über 2 Fuß zu erreichen.

Geoffroy fand den Bischir in Egypten und erfuhr, daß man ihn hier nur selten und zwar
bei niederem Wasserstande auf den tiefsten Stellen des Stromes im Schlamme fange und wegen seines
weißen und schmackhaften Fleisches hoch schätze. Seines Panzers halber kann man ihn mit dem
Messer schwer oder nicht zerlegen, kocht ihn deshalb, nachdem man ihn ausgenommen, und löst erst,
wenn er gar geworden, den Panzer ab.

Auf diese wenigen Thatsachen beschränkte sich bisher die Lebenskunde dieses sonderbaren Fisches;
es gelang jedoch Heuglin, eigene Beobachtungen anzustellen. Seinen Untersuchungen zu Folge
gehört der Bischir, nebst einem, zwei oder drei ihm sehr ähnlichen Verwandten, dem oberen Strom-
gebiete des weißen Flusses, also eigentlich dem inneren Afrika an und gelangt blos bei hohem Wasser-
stande bis nach Egypten herab. Hier folgt er vorzugsweise dem Bewässerungskanal, welcher vom
Strome aus nach dem sechzig Fuß unter dem Spiegel des letzteren gelegenen Mörissee führt, vielleicht
des sehr starken Gefälles dieses Gewässers halber; er wird wenigstens in der Oase Fajum öfter
als irgendwo anders gefangen. Jn seiner eigentlichen Heimat, also den Ländergebieten des weißen
Niles, findet er sich sehr häufig auf seichten, schlammigen Stellen oder in Lachen, welche beim Zurück-
gehen des Stromes zurückblieben, unter Umständen in sehr kleinen Pfützen, welche später gänzlich
austrocknen. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß auch er, wie die meisten übrigen Fische des
inneren Afrika, beim Eintritte der dürren Jahreszeit sich in den Schlamm vergräbt und in der feuchten
Tiefe winterschlafend oder doch ruhend die nächste Regenzeit abwartet. Seine Nahrung besteht aus
anderen Fischen und Wasserthieren. Er geht leicht an die Angel. Ueber die Fortpflanzung konnte
Heuglin leider nichts Bestimmtes erfahren.



Neunte Ordnung.
Die Knorpelstöre (Chondrostei).

Das zum Theil knorpelige Geripp und die weiche Wirbelsaite anstatt einer aus Wirbeln
gebildeten Wirbelsäule unterscheiden die Mitglieder dieser Ordnung von den Knochenstören. Jn
früheren Schöpfungsabschnitten traten auch die Knorpelstöre in großer Manchfaltigkeit auf; gegen-

Die Knorpelſtöre. Rüſſelſtöre.
haben auf beiden Seiten Aushöhlungen. Der Bau der Naſe iſt zuſammengeſetzter, als bei irgend
einem anderen Fiſche. Jn der großen, von den wahren Naſenbeinen gedeckten Höhle liegt ein Labyrinth
von fünf häutigen Naſengängen, welche gleichlaufend um eine Achſe ſtehen; jeder dieſer Gänge ent-
hält in ſeinem Jnneren eine kiemenartige Faltenbildung. Die vordere Naſenöffnung iſt in eine häutige
Röhre ausgezogen, die hintere eine kleine Spalte in häutiger Decke. Der Magen bildet einen Blind-
ſack; am Pförtner findet ſich ein Blinddarm; die Schwimmblaſe iſt doppelt und beſteht aus zwei
ungleich langen Säcken, welche vorn zu einer kurzen gemeinſamen Höhle zuſammenfließen; letztere
öffnet ſich, abweichend von allen Fiſchen, nicht in die obere, ſondern wie eine Lunge in die Bauchwand
des Schlundes.

Der Biſchir hat 16 bis 18 Rückenfloſſen, von denen jede aus einem Stachel und vier bis ſechs
Strahlen beſteht, verhältnißmäßig große, auf einem verlängerten Arme ſtehende Bruſtfloſſen, eine
lanzetförmige Afterfloſſe und eine lange, eirunde Schwanzfloſſe, deren Strahlen mit den fünfzehn
letzten Wirbeln des Gerippes zuſammenhängen. Die Schuppen ſind ſehr groß, viereckig und in
Reihen geordnet, welche ſchiefe, von vorn nach hinten laufende Streifen bilden, die Kopfſchilder breit
und wie die Schuppen knochig und beinhart. Die Grundfärbung iſt ein mehr oder minder lebhaftes
Grün, welches nach unten in Schmuzigweiß übergeht und einige ſchwarze Flecken trägt. An Länge
ſcheint das Thier nicht über 2 Fuß zu erreichen.

Geoffroy fand den Biſchir in Egypten und erfuhr, daß man ihn hier nur ſelten und zwar
bei niederem Waſſerſtande auf den tiefſten Stellen des Stromes im Schlamme fange und wegen ſeines
weißen und ſchmackhaften Fleiſches hoch ſchätze. Seines Panzers halber kann man ihn mit dem
Meſſer ſchwer oder nicht zerlegen, kocht ihn deshalb, nachdem man ihn ausgenommen, und löſt erſt,
wenn er gar geworden, den Panzer ab.

Auf dieſe wenigen Thatſachen beſchränkte ſich bisher die Lebenskunde dieſes ſonderbaren Fiſches;
es gelang jedoch Heuglin, eigene Beobachtungen anzuſtellen. Seinen Unterſuchungen zu Folge
gehört der Biſchir, nebſt einem, zwei oder drei ihm ſehr ähnlichen Verwandten, dem oberen Strom-
gebiete des weißen Fluſſes, alſo eigentlich dem inneren Afrika an und gelangt blos bei hohem Waſſer-
ſtande bis nach Egypten herab. Hier folgt er vorzugsweiſe dem Bewäſſerungskanal, welcher vom
Strome aus nach dem ſechzig Fuß unter dem Spiegel des letzteren gelegenen Mörisſee führt, vielleicht
des ſehr ſtarken Gefälles dieſes Gewäſſers halber; er wird wenigſtens in der Oaſe Fajum öfter
als irgendwo anders gefangen. Jn ſeiner eigentlichen Heimat, alſo den Ländergebieten des weißen
Niles, findet er ſich ſehr häufig auf ſeichten, ſchlammigen Stellen oder in Lachen, welche beim Zurück-
gehen des Stromes zurückblieben, unter Umſtänden in ſehr kleinen Pfützen, welche ſpäter gänzlich
austrocknen. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß auch er, wie die meiſten übrigen Fiſche des
inneren Afrika, beim Eintritte der dürren Jahreszeit ſich in den Schlamm vergräbt und in der feuchten
Tiefe winterſchlafend oder doch ruhend die nächſte Regenzeit abwartet. Seine Nahrung beſteht aus
anderen Fiſchen und Waſſerthieren. Er geht leicht an die Angel. Ueber die Fortpflanzung konnte
Heuglin leider nichts Beſtimmtes erfahren.



Neunte Ordnung.
Die Knorpelſtöre (Chondrostei).

Das zum Theil knorpelige Geripp und die weiche Wirbelſaite anſtatt einer aus Wirbeln
gebildeten Wirbelſäule unterſcheiden die Mitglieder dieſer Ordnung von den Knochenſtören. Jn
früheren Schöpfungsabſchnitten traten auch die Knorpelſtöre in großer Manchfaltigkeit auf; gegen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0808" n="766"/><fw place="top" type="header">Die Knorpel&#x017F;töre. Rü&#x017F;&#x017F;el&#x017F;töre.</fw><lb/>
haben auf beiden Seiten Aushöhlungen. Der Bau der Na&#x017F;e i&#x017F;t zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzter, als bei irgend<lb/>
einem anderen Fi&#x017F;che. Jn der großen, von den wahren Na&#x017F;enbeinen gedeckten Höhle liegt ein Labyrinth<lb/>
von fünf häutigen Na&#x017F;engängen, welche gleichlaufend um eine Ach&#x017F;e &#x017F;tehen; jeder die&#x017F;er Gänge ent-<lb/>
hält in &#x017F;einem Jnneren eine kiemenartige Faltenbildung. Die vordere Na&#x017F;enöffnung i&#x017F;t in eine häutige<lb/>
Röhre ausgezogen, die hintere eine kleine Spalte in häutiger Decke. Der Magen bildet einen Blind-<lb/>
&#x017F;ack; am Pförtner findet &#x017F;ich ein Blinddarm; die Schwimmbla&#x017F;e i&#x017F;t doppelt und be&#x017F;teht aus zwei<lb/>
ungleich langen Säcken, welche vorn zu einer kurzen gemein&#x017F;amen Höhle zu&#x017F;ammenfließen; letztere<lb/>
öffnet &#x017F;ich, abweichend von allen Fi&#x017F;chen, nicht in die obere, &#x017F;ondern wie eine Lunge in die Bauchwand<lb/>
des Schlundes.</p><lb/>
            <p>Der Bi&#x017F;chir hat 16 bis 18 Rückenflo&#x017F;&#x017F;en, von denen jede aus einem Stachel und vier bis &#x017F;echs<lb/>
Strahlen be&#x017F;teht, verhältnißmäßig große, auf einem verlängerten Arme &#x017F;tehende Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;en, eine<lb/>
lanzetförmige Afterflo&#x017F;&#x017F;e und eine lange, eirunde Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e, deren Strahlen mit den fünfzehn<lb/>
letzten Wirbeln des Gerippes zu&#x017F;ammenhängen. Die Schuppen &#x017F;ind &#x017F;ehr groß, viereckig und in<lb/>
Reihen geordnet, welche &#x017F;chiefe, von vorn nach hinten laufende Streifen bilden, die Kopf&#x017F;childer breit<lb/>
und wie die Schuppen knochig und beinhart. Die Grundfärbung i&#x017F;t ein mehr oder minder lebhaftes<lb/>
Grün, welches nach unten in Schmuzigweiß übergeht und einige &#x017F;chwarze Flecken trägt. An Länge<lb/>
&#x017F;cheint das Thier nicht über 2 Fuß zu erreichen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Geoffroy</hi> fand den Bi&#x017F;chir in Egypten und erfuhr, daß man ihn hier nur &#x017F;elten und zwar<lb/>
bei niederem Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tande auf den tief&#x017F;ten Stellen des Stromes im Schlamme fange und wegen &#x017F;eines<lb/>
weißen und &#x017F;chmackhaften Flei&#x017F;ches hoch &#x017F;chätze. Seines Panzers halber kann man ihn mit dem<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwer oder nicht zerlegen, kocht ihn deshalb, nachdem man ihn ausgenommen, und lö&#x017F;t er&#x017F;t,<lb/>
wenn er gar geworden, den Panzer ab.</p><lb/>
            <p>Auf die&#x017F;e wenigen That&#x017F;achen be&#x017F;chränkte &#x017F;ich bisher die Lebenskunde die&#x017F;es &#x017F;onderbaren Fi&#x017F;ches;<lb/>
es gelang jedoch <hi rendition="#g">Heuglin,</hi> eigene Beobachtungen anzu&#x017F;tellen. Seinen Unter&#x017F;uchungen zu Folge<lb/>
gehört der Bi&#x017F;chir, neb&#x017F;t einem, zwei oder drei ihm &#x017F;ehr ähnlichen Verwandten, dem oberen Strom-<lb/>
gebiete des weißen Flu&#x017F;&#x017F;es, al&#x017F;o eigentlich dem inneren Afrika an und gelangt blos bei hohem Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;tande bis nach Egypten herab. Hier folgt er vorzugswei&#x017F;e dem Bewä&#x017F;&#x017F;erungskanal, welcher vom<lb/>
Strome aus nach dem &#x017F;echzig Fuß unter dem Spiegel des letzteren gelegenen Möris&#x017F;ee führt, vielleicht<lb/>
des &#x017F;ehr &#x017F;tarken Gefälles die&#x017F;es Gewä&#x017F;&#x017F;ers halber; er wird wenig&#x017F;tens in der Oa&#x017F;e Fajum öfter<lb/>
als irgendwo anders gefangen. Jn &#x017F;einer eigentlichen Heimat, al&#x017F;o den Ländergebieten des weißen<lb/>
Niles, findet er &#x017F;ich &#x017F;ehr häufig auf &#x017F;eichten, &#x017F;chlammigen Stellen oder in Lachen, welche beim Zurück-<lb/>
gehen des Stromes zurückblieben, unter Um&#x017F;tänden in &#x017F;ehr kleinen Pfützen, welche &#x017F;päter gänzlich<lb/>
austrocknen. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß auch er, wie die mei&#x017F;ten übrigen Fi&#x017F;che des<lb/>
inneren Afrika, beim Eintritte der dürren Jahreszeit &#x017F;ich in den Schlamm vergräbt und in der feuchten<lb/>
Tiefe winter&#x017F;chlafend oder doch ruhend die näch&#x017F;te Regenzeit abwartet. Seine Nahrung be&#x017F;teht aus<lb/>
anderen Fi&#x017F;chen und Wa&#x017F;&#x017F;erthieren. Er geht leicht an die Angel. Ueber die Fortpflanzung konnte<lb/><hi rendition="#g">Heuglin</hi> leider nichts Be&#x017F;timmtes erfahren.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#fr">Neunte Ordnung.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Die Knorpel&#x017F;töre <hi rendition="#aq">(Chondrostei).</hi></hi> </hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>as zum Theil knorpelige Geripp und die weiche Wirbel&#x017F;aite an&#x017F;tatt einer aus Wirbeln<lb/>
gebildeten Wirbel&#x017F;äule unter&#x017F;cheiden die Mitglieder die&#x017F;er Ordnung von den Knochen&#x017F;tören. Jn<lb/>
früheren Schöpfungsab&#x017F;chnitten traten auch die Knorpel&#x017F;töre in großer Manchfaltigkeit auf; gegen-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[766/0808] Die Knorpelſtöre. Rüſſelſtöre. haben auf beiden Seiten Aushöhlungen. Der Bau der Naſe iſt zuſammengeſetzter, als bei irgend einem anderen Fiſche. Jn der großen, von den wahren Naſenbeinen gedeckten Höhle liegt ein Labyrinth von fünf häutigen Naſengängen, welche gleichlaufend um eine Achſe ſtehen; jeder dieſer Gänge ent- hält in ſeinem Jnneren eine kiemenartige Faltenbildung. Die vordere Naſenöffnung iſt in eine häutige Röhre ausgezogen, die hintere eine kleine Spalte in häutiger Decke. Der Magen bildet einen Blind- ſack; am Pförtner findet ſich ein Blinddarm; die Schwimmblaſe iſt doppelt und beſteht aus zwei ungleich langen Säcken, welche vorn zu einer kurzen gemeinſamen Höhle zuſammenfließen; letztere öffnet ſich, abweichend von allen Fiſchen, nicht in die obere, ſondern wie eine Lunge in die Bauchwand des Schlundes. Der Biſchir hat 16 bis 18 Rückenfloſſen, von denen jede aus einem Stachel und vier bis ſechs Strahlen beſteht, verhältnißmäßig große, auf einem verlängerten Arme ſtehende Bruſtfloſſen, eine lanzetförmige Afterfloſſe und eine lange, eirunde Schwanzfloſſe, deren Strahlen mit den fünfzehn letzten Wirbeln des Gerippes zuſammenhängen. Die Schuppen ſind ſehr groß, viereckig und in Reihen geordnet, welche ſchiefe, von vorn nach hinten laufende Streifen bilden, die Kopfſchilder breit und wie die Schuppen knochig und beinhart. Die Grundfärbung iſt ein mehr oder minder lebhaftes Grün, welches nach unten in Schmuzigweiß übergeht und einige ſchwarze Flecken trägt. An Länge ſcheint das Thier nicht über 2 Fuß zu erreichen. Geoffroy fand den Biſchir in Egypten und erfuhr, daß man ihn hier nur ſelten und zwar bei niederem Waſſerſtande auf den tiefſten Stellen des Stromes im Schlamme fange und wegen ſeines weißen und ſchmackhaften Fleiſches hoch ſchätze. Seines Panzers halber kann man ihn mit dem Meſſer ſchwer oder nicht zerlegen, kocht ihn deshalb, nachdem man ihn ausgenommen, und löſt erſt, wenn er gar geworden, den Panzer ab. Auf dieſe wenigen Thatſachen beſchränkte ſich bisher die Lebenskunde dieſes ſonderbaren Fiſches; es gelang jedoch Heuglin, eigene Beobachtungen anzuſtellen. Seinen Unterſuchungen zu Folge gehört der Biſchir, nebſt einem, zwei oder drei ihm ſehr ähnlichen Verwandten, dem oberen Strom- gebiete des weißen Fluſſes, alſo eigentlich dem inneren Afrika an und gelangt blos bei hohem Waſſer- ſtande bis nach Egypten herab. Hier folgt er vorzugsweiſe dem Bewäſſerungskanal, welcher vom Strome aus nach dem ſechzig Fuß unter dem Spiegel des letzteren gelegenen Mörisſee führt, vielleicht des ſehr ſtarken Gefälles dieſes Gewäſſers halber; er wird wenigſtens in der Oaſe Fajum öfter als irgendwo anders gefangen. Jn ſeiner eigentlichen Heimat, alſo den Ländergebieten des weißen Niles, findet er ſich ſehr häufig auf ſeichten, ſchlammigen Stellen oder in Lachen, welche beim Zurück- gehen des Stromes zurückblieben, unter Umſtänden in ſehr kleinen Pfützen, welche ſpäter gänzlich austrocknen. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß auch er, wie die meiſten übrigen Fiſche des inneren Afrika, beim Eintritte der dürren Jahreszeit ſich in den Schlamm vergräbt und in der feuchten Tiefe winterſchlafend oder doch ruhend die nächſte Regenzeit abwartet. Seine Nahrung beſteht aus anderen Fiſchen und Waſſerthieren. Er geht leicht an die Angel. Ueber die Fortpflanzung konnte Heuglin leider nichts Beſtimmtes erfahren. Neunte Ordnung. Die Knorpelſtöre (Chondrostei). Das zum Theil knorpelige Geripp und die weiche Wirbelſaite anſtatt einer aus Wirbeln gebildeten Wirbelſäule unterſcheiden die Mitglieder dieſer Ordnung von den Knochenſtören. Jn früheren Schöpfungsabſchnitten traten auch die Knorpelſtöre in großer Manchfaltigkeit auf; gegen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/808
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/808>, abgerufen am 19.11.2024.