in blecherne Büchsen gelegt und als Sardinen in den Handel gebracht. Frankreich allein führt jährlich über zehn Millionen solcher Büchsen oder etwa zweihundert Millionen derartig zubereiteter Fische aus.
Die Alten kannten weder den Hering, noch den Pilchard, noch die Sprotte, wohl aber die Anschovi oder Sardelle (Engraulis enerasicholus), welche wegen ihres zusammengedrückten Leibes, der glatten Bauchkante, des weiten, bis hinter die Augen gespaltenen Maules, der in stumpfer Spitze vortretender Schnauze, kleinen Augenlider, schmalen, geradlinigen Oberkieferknochen und sehr spitzen Zähne auf den verschiedenen Knochen des Maules als Vertreter einer besonderen Sippe angesehen wird, höchstens 6 Zoll an Länge erreicht und auf der Oberseite bräunlichblau, an den Seiten und dem Bauche weiß, am Kopfe goldig gefärbt ist.
Jn sehr zahlreicher Menge bewohnt die Anschovi das mittelländische Meer, verbreitet sich aber vonhieraus längs der europäischen Küsten im atlantischen Meere bis in den nördlichern Theil der Nordsee, dringt auch in die Ostsee ein. Für die nördlichen Theile des Verbreitungsgebietes hat der Fang dieses geschätzten Fisches keine besondere Bedeutung, obgleich er auch hier betrieben wird; anders jedoch verhält es sich in südlicheren Gegenden. Schon in der Bretagne bringt die Sardellen- fischerei Millionen ein; im Mittelmeere zählt das Fischchen zu den von den Anwohnern am Meisten geschätzten Mitgliedern seiner Klasse. Jn Lebensweise und Betragen unterscheiden sich die Sardellen insgemein und so auch die Anschovi wenig von anderen Heringen. "Aelianus schreibt, daß diese Fischlein so in mächtiger schar, dicke, so nahe zusammen behafftet schwimmen, daß sie auch ein Schiff- lein, so in solche käme, nit zertheilete, ja also, daß man sie mit einem Ruder hart zertheilen vnd zerrütteln mag. Es mögen auch die Fischer aus solchen scharen nicht anderst schopffen, nemmen, etc. als wenn man von einem haufen Korn mit der Hand nemme. Jtem, so sollen sie auch in solchem fahen so starck in einander hafften, daß sie selten gantz außher gerissen werden, sondern einer ohn den Kopff, der ander ohn den Schwantz, das vberig dahinden gelassen. Sollen von solchen hauffen zu zeiten viel Barcken oder Schifflein füllen." Diese Angaben Geßners sind im Wesentlichen richtig; Anschovis treten in der That in solchen Massen auf, daß man oft in einem einzigen Zuge mehr als vierzig Tonnen, zu je sieben- bis achttausend Stück, aus dem Wasser hebt. Man trennt ihnen nach dem Fange die Köpfe ab, nimmt die Eingeweide heraus und salzt oder marinirt sie ein. Letztere Arbeit wird hauptsächlich von den Weibern der Fischer betrieben, welche eine erstaunliche Fertigkeit besitzen, mit ihrem sorgsam gepflegten Daumennagel den Kopf abzuschneiden, gleichzeitig die Ein- geweide zu fassen und mit dem abgetrennten Kopfe zur Seite zu werfen. Jm Handel heißen die gesalzenen Fischchen Sardellen, die eingelegten Anschovi.
Schon die Alten wußten diese Fischchen in ähnlicher Weise zu verwerthen und benutzten sie hauptsächlich zur Herstellung ihres Garum, welches man, wie es scheint, noch in späterer Zeit bereitete oder doch durch etwas sehr Aehnliches ersetzte. "Diese Fischlein", sagt Geßner noch, "sind in grossem brauch in der speiß zur zeit der Fasten, fürnehmlich in Jtalien, dann man pflegt solche einzu- saltzen, vnd auß dem Saltz, auff mancherley weiß zu essen, dann sie widerbringen vnd stercken die begird zu essen, verzehren den kalten dicken Schleym deß Magens, dienen auch den Krankheiten, so auß solchen vrsachen kommen. Solcher Fisch werden vnzal in der Prouintz, in Frankreich gelegen, gefangen, bei der Nacht mit angezündtem Feuwr in den Schifflinen. Man pflegt sie auch roh zu essen mit Oel vnd Peterle. Jtem, so macht man auch ein gute Galvey oder Saussen auß jnen, in dem daß man die Fischlein auß der gemeinen Galvey nimpt, in ein Blatten thut, darüber schüttet Essig, Oel und Peterlebletter, demnach auff einer Glut so lang bewegen, biß die Fischlein in ein Safft schmeltzen vnd zergehen." Die Alten bereiteten ihr Garum, indem sie die Sardellen an der
Pilchard. Sardelle.
in blecherne Büchſen gelegt und als Sardinen in den Handel gebracht. Frankreich allein führt jährlich über zehn Millionen ſolcher Büchſen oder etwa zweihundert Millionen derartig zubereiteter Fiſche aus.
Die Alten kannten weder den Hering, noch den Pilchard, noch die Sprotte, wohl aber die Anſchovi oder Sardelle (Engraulis enerasicholus), welche wegen ihres zuſammengedrückten Leibes, der glatten Bauchkante, des weiten, bis hinter die Augen geſpaltenen Maules, der in ſtumpfer Spitze vortretender Schnauze, kleinen Augenlider, ſchmalen, geradlinigen Oberkieferknochen und ſehr ſpitzen Zähne auf den verſchiedenen Knochen des Maules als Vertreter einer beſonderen Sippe angeſehen wird, höchſtens 6 Zoll an Länge erreicht und auf der Oberſeite bräunlichblau, an den Seiten und dem Bauche weiß, am Kopfe goldig gefärbt iſt.
Jn ſehr zahlreicher Menge bewohnt die Anſchovi das mittelländiſche Meer, verbreitet ſich aber vonhieraus längs der europäiſchen Küſten im atlantiſchen Meere bis in den nördlichern Theil der Nordſee, dringt auch in die Oſtſee ein. Für die nördlichen Theile des Verbreitungsgebietes hat der Fang dieſes geſchätzten Fiſches keine beſondere Bedeutung, obgleich er auch hier betrieben wird; anders jedoch verhält es ſich in ſüdlicheren Gegenden. Schon in der Bretagne bringt die Sardellen- fiſcherei Millionen ein; im Mittelmeere zählt das Fiſchchen zu den von den Anwohnern am Meiſten geſchätzten Mitgliedern ſeiner Klaſſe. Jn Lebensweiſe und Betragen unterſcheiden ſich die Sardellen insgemein und ſo auch die Anſchovi wenig von anderen Heringen. „Aelianus ſchreibt, daß dieſe Fiſchlein ſo in mächtiger ſchar, dicke, ſo nahe zuſammen behafftet ſchwimmen, daß ſie auch ein Schiff- lein, ſo in ſolche käme, nit zertheilete, ja alſo, daß man ſie mit einem Ruder hart zertheilen vnd zerrütteln mag. Es mögen auch die Fiſcher aus ſolchen ſcharen nicht anderſt ſchopffen, nemmen, ꝛc. als wenn man von einem haufen Korn mit der Hand nemme. Jtem, ſo ſollen ſie auch in ſolchem fahen ſo ſtarck in einander hafften, daß ſie ſelten gantz außher geriſſen werden, ſondern einer ohn den Kopff, der ander ohn den Schwantz, das vberig dahinden gelaſſen. Sollen von ſolchen hauffen zu zeiten viel Barcken oder Schifflein füllen.“ Dieſe Angaben Geßners ſind im Weſentlichen richtig; Anſchovis treten in der That in ſolchen Maſſen auf, daß man oft in einem einzigen Zuge mehr als vierzig Tonnen, zu je ſieben- bis achttauſend Stück, aus dem Waſſer hebt. Man trennt ihnen nach dem Fange die Köpfe ab, nimmt die Eingeweide heraus und ſalzt oder marinirt ſie ein. Letztere Arbeit wird hauptſächlich von den Weibern der Fiſcher betrieben, welche eine erſtaunliche Fertigkeit beſitzen, mit ihrem ſorgſam gepflegten Daumennagel den Kopf abzuſchneiden, gleichzeitig die Ein- geweide zu faſſen und mit dem abgetrennten Kopfe zur Seite zu werfen. Jm Handel heißen die geſalzenen Fiſchchen Sardellen, die eingelegten Anſchovi.
Schon die Alten wußten dieſe Fiſchchen in ähnlicher Weiſe zu verwerthen und benutzten ſie hauptſächlich zur Herſtellung ihres Garum, welches man, wie es ſcheint, noch in ſpäterer Zeit bereitete oder doch durch etwas ſehr Aehnliches erſetzte. „Dieſe Fiſchlein“, ſagt Geßner noch, „ſind in groſſem brauch in der ſpeiß zur zeit der Faſten, fürnehmlich in Jtalien, dann man pflegt ſolche einzu- ſaltzen, vnd auß dem Saltz, auff mancherley weiß zu eſſen, dann ſie widerbringen vnd ſtercken die begird zu eſſen, verzehren den kalten dicken Schleym deß Magens, dienen auch den Krankheiten, ſo auß ſolchen vrſachen kommen. Solcher Fiſch werden vnzal in der Prouintz, in Frankreich gelegen, gefangen, bei der Nacht mit angezündtem Feuwr in den Schifflinen. Man pflegt ſie auch roh zu eſſen mit Oel vnd Peterle. Jtem, ſo macht man auch ein gute Galvey oder Sauſſen auß jnen, in dem daß man die Fiſchlein auß der gemeinen Galvey nimpt, in ein Blatten thut, darüber ſchüttet Eſſig, Oel und Peterlebletter, demnach auff einer Glut ſo lang bewegen, biß die Fiſchlein in ein Safft ſchmeltzen vnd zergehen.“ Die Alten bereiteten ihr Garum, indem ſie die Sardellen an der
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Pilchard. Sardelle.
in blecherne Büchſen gelegt und als Sardinen in den Handel gebracht. Frankreich allein führt
jährlich über zehn Millionen ſolcher Büchſen oder etwa zweihundert Millionen derartig
zubereiteter Fiſche aus.
Die Alten kannten weder den Hering, noch den Pilchard, noch die Sprotte, wohl aber die
Anſchovi oder Sardelle (Engraulis enerasicholus), welche wegen ihres zuſammengedrückten
Leibes, der glatten Bauchkante, des weiten, bis hinter die Augen geſpaltenen Maules, der in ſtumpfer
Spitze vortretender Schnauze, kleinen Augenlider, ſchmalen, geradlinigen Oberkieferknochen und ſehr
ſpitzen Zähne auf den verſchiedenen Knochen des Maules als Vertreter einer beſonderen Sippe
angeſehen wird, höchſtens 6 Zoll an Länge erreicht und auf der Oberſeite bräunlichblau, an den
Seiten und dem Bauche weiß, am Kopfe goldig gefärbt iſt.
Jn ſehr zahlreicher Menge bewohnt die Anſchovi das mittelländiſche Meer, verbreitet ſich aber
vonhieraus längs der europäiſchen Küſten im atlantiſchen Meere bis in den nördlichern Theil der
Nordſee, dringt auch in die Oſtſee ein. Für die nördlichen Theile des Verbreitungsgebietes hat der
Fang dieſes geſchätzten Fiſches keine beſondere Bedeutung, obgleich er auch hier betrieben wird;
anders jedoch verhält es ſich in ſüdlicheren Gegenden. Schon in der Bretagne bringt die Sardellen-
fiſcherei Millionen ein; im Mittelmeere zählt das Fiſchchen zu den von den Anwohnern am Meiſten
geſchätzten Mitgliedern ſeiner Klaſſe. Jn Lebensweiſe und Betragen unterſcheiden ſich die Sardellen
insgemein und ſo auch die Anſchovi wenig von anderen Heringen. „Aelianus ſchreibt, daß dieſe
Fiſchlein ſo in mächtiger ſchar, dicke, ſo nahe zuſammen behafftet ſchwimmen, daß ſie auch ein Schiff-
lein, ſo in ſolche käme, nit zertheilete, ja alſo, daß man ſie mit einem Ruder hart zertheilen vnd
zerrütteln mag. Es mögen auch die Fiſcher aus ſolchen ſcharen nicht anderſt ſchopffen, nemmen, ꝛc.
als wenn man von einem haufen Korn mit der Hand nemme. Jtem, ſo ſollen ſie auch in ſolchem
fahen ſo ſtarck in einander hafften, daß ſie ſelten gantz außher geriſſen werden, ſondern einer ohn den
Kopff, der ander ohn den Schwantz, das vberig dahinden gelaſſen. Sollen von ſolchen hauffen zu
zeiten viel Barcken oder Schifflein füllen.“ Dieſe Angaben Geßners ſind im Weſentlichen richtig;
Anſchovis treten in der That in ſolchen Maſſen auf, daß man oft in einem einzigen Zuge mehr als
vierzig Tonnen, zu je ſieben- bis achttauſend Stück, aus dem Waſſer hebt. Man trennt ihnen
nach dem Fange die Köpfe ab, nimmt die Eingeweide heraus und ſalzt oder marinirt ſie ein. Letztere
Arbeit wird hauptſächlich von den Weibern der Fiſcher betrieben, welche eine erſtaunliche Fertigkeit
beſitzen, mit ihrem ſorgſam gepflegten Daumennagel den Kopf abzuſchneiden, gleichzeitig die Ein-
geweide zu faſſen und mit dem abgetrennten Kopfe zur Seite zu werfen. Jm Handel heißen die
geſalzenen Fiſchchen Sardellen, die eingelegten Anſchovi.
Schon die Alten wußten dieſe Fiſchchen in ähnlicher Weiſe zu verwerthen und benutzten ſie
hauptſächlich zur Herſtellung ihres Garum, welches man, wie es ſcheint, noch in ſpäterer Zeit bereitete
oder doch durch etwas ſehr Aehnliches erſetzte. „Dieſe Fiſchlein“, ſagt Geßner noch, „ſind in
groſſem brauch in der ſpeiß zur zeit der Faſten, fürnehmlich in Jtalien, dann man pflegt ſolche einzu-
ſaltzen, vnd auß dem Saltz, auff mancherley weiß zu eſſen, dann ſie widerbringen vnd ſtercken die
begird zu eſſen, verzehren den kalten dicken Schleym deß Magens, dienen auch den Krankheiten, ſo
auß ſolchen vrſachen kommen. Solcher Fiſch werden vnzal in der Prouintz, in Frankreich gelegen,
gefangen, bei der Nacht mit angezündtem Feuwr in den Schifflinen. Man pflegt ſie auch roh zu
eſſen mit Oel vnd Peterle. Jtem, ſo macht man auch ein gute Galvey oder Sauſſen auß jnen, in
dem daß man die Fiſchlein auß der gemeinen Galvey nimpt, in ein Blatten thut, darüber ſchüttet
Eſſig, Oel und Peterlebletter, demnach auff einer Glut ſo lang bewegen, biß die Fiſchlein in ein
Safft ſchmeltzen vnd zergehen.“ Die Alten bereiteten ihr Garum, indem ſie die Sardellen an der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/771>, abgerufen am 21.12.2024.
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