Jn den Alpenseen Mitteleuropas, wie des hohen Nordens, in den Bergseen Nordrußlands und Skandinaviens lebt mehr oder minder häufig ein ungemein geschätztes Mitglied unserer Sippe, der Saibling, Salbling, Salmling, Ritter, Schwarzreutel oder Schwarzröthl, die Gold-, Rothforelle etc. (Salmo salvelinus). Sein Leib ist gestreckt und seitlich etwas zusammen- gedrückt, nach Alter, Geschlecht und Aufenthaltsort ungemein wandelbar; die Flossen sind ziemlich lang, die Bauchflossen unter die Rückenflosse gestellt; die Schwanzflosse behält auch im hohen Alter ihren hintern Ausschnitt. Auf der vordern Platte des Pflugscharbeines stehen fünf bis sieben gekrümmte Zähne; auf dem Stiele erhebt sich eine mit vielen kleinen Zähnen besetzte Längsplatte. Jn der Färbung wechselt der Saibling so vielfach ab, daß sich die verschiedenen Namen, welche er führt, zur Genüge erklären. Am häufigsten zeigt sich laut Siebold folgende Färbung: das Blau- grau des Rückens geht nach den Seiten herab allmählich in ein mehr oder weniger gelbliches Weiß und dieses auf dem Bauche in ein lebhaftes Orangenroth über, welches namentlich während der Brunstzeit hervortritt; an der Seite des Leibes stehen häufig runde, helle Flecken, welche in der Nähe des Bauches je nach der Färbung des letzteren bald weißlich, bald gelblich, bald orangenroth gefärbt sind; solche Flecken kommen zuweilen auch an dem unteren Theile der Rückenflosse vor; bei jungen Saiblingen berühren sie sich zuweilen, und es entsteht dann eine Marmelzeichnung. Das Orangen- gelb des Bauches kann bis zu Zinnoberroth, der Rücken bis zu Braungrün dunkeln. Jn der Rückenflosse stehen 3 und 9 bis 10, in der Brustflosse 1 und 12 bis 15, in der Bauchflosse 1 und 8, in der Afterflosse 3 und 8 bis 9, in der Schwanzflosse 19 Strahlen. An Länge kann der Saibling bis zu 2 oder 21/2, an Gewicht bis zu 10 oder 11, nach Heckel und Kner sogar bis zu 18 und 20 Pfund erreichen; die gewöhnliche Länge aber beträgt beiläufig 1 Fuß und das Gewicht ungefähr 1 Pfund.
Frühere Fischkundige unterschieden nicht nur die Saiblinge der Seen verschiedener Länder als besondere Arten, sondern auch die in einer und derselben Gegend gefangenen Lachsfische dieser Art; nach und nach aber hat sich die Meinung festgestellt, daß zwischen den in den schweizer, baierischen und österreichischen Seen lebenden Saiblingen und den in ähnlichen Gewässern Skandinaviens, Lapplands, Finnlands oder Großbritanniens vorkommenden kein Unterschied besteht, welcher zur Trennung in verschiedene Arten berechtigen könnte. Wie bei anderen Lachsen, insbesondere Forellen, pflanzen sich bestimmte Merkmale bei den in einem See lebenden Saiblingen auf spätere Geschlechter fort und können so leicht zu falschen Anschauungen verleiten, während man jetzt weiß, daß die Lage der Seen zwischen mehr oder minder hohen, enger oder weiter abstehenden Bergen, die Tiefe und Reinheit des Wassers einen bestimmten Einfluß auf die Färbung und Gestaltung ausüben.
Nur eigentliche Gebirgsseen beherbergen Saiblinge; sie steigen in der Regel nicht einmal während der Laichzeit in den einmündenden Flüssen empor. Wie die Renken halten sie sich in den tiefen Gründen ihrer Wohngewässer auf, und wie diese stellen sie hauptsächlich kleinen Thieren, insbesondere verschiedenen Schmarotzerkrebsen nach; Linne, welcher diese ihre Hauptnahrung nicht kannte, hatte Recht sich zu wundern, daß er sie in den todten Seen Lapplands als alleinige Bewohner fand. Nebenbei verschmähen sie übrigens kleinere Fische nicht, und große Stücke mögen sich wohl zum guten Theil von diesen ernähren. Die Laichzeit beginnt gegen Ende des Oktober und währt bis zu Ende des November, in einzelnen Seen vielleicht noch länger. Um diese Zeit erheben sie sich zu seichteren Uferstellen und setzen hier ihren Laich ab. Doch geschieht es, laut Yarrell, wenigstens in den schottischen Seen, daß sie unter Umständen auch in Flüsse eintreten und in diesen ein beträchtliches Stück zu Berge gehen, um ihrer Fortpflanzung zu genügen. Jhre Vermehrung ist ziemlich stark, ihr Wachsthum minder rasch als bei den Forellen, mit denen sie oft in demselben See zusammenwohnen, ohne sich jedoch mit ihnen zu vermischen. Jn seltenen Fällen entschließen sie sich auch zu Wanderungen in entgegengesetzter Richtung. So erzählt Yarrell, daß sie einen See verließen, nachdem der Ausfluß von Kupferwerken demselben zugeleitet worden war, in den abfließenden Gewässern thalab zogen und bis ins Meer gelangten, in welchem einige gefangen wurden.
Huchen. Saibling.
Jn den Alpenſeen Mitteleuropas, wie des hohen Nordens, in den Bergſeen Nordrußlands und Skandinaviens lebt mehr oder minder häufig ein ungemein geſchätztes Mitglied unſerer Sippe, der Saibling, Salbling, Salmling, Ritter, Schwarzreutel oder Schwarzröthl, die Gold-, Rothforelle ꝛc. (Salmo salvelinus). Sein Leib iſt geſtreckt und ſeitlich etwas zuſammen- gedrückt, nach Alter, Geſchlecht und Aufenthaltsort ungemein wandelbar; die Floſſen ſind ziemlich lang, die Bauchfloſſen unter die Rückenfloſſe geſtellt; die Schwanzfloſſe behält auch im hohen Alter ihren hintern Ausſchnitt. Auf der vordern Platte des Pflugſcharbeines ſtehen fünf bis ſieben gekrümmte Zähne; auf dem Stiele erhebt ſich eine mit vielen kleinen Zähnen beſetzte Längsplatte. Jn der Färbung wechſelt der Saibling ſo vielfach ab, daß ſich die verſchiedenen Namen, welche er führt, zur Genüge erklären. Am häufigſten zeigt ſich laut Siebold folgende Färbung: das Blau- grau des Rückens geht nach den Seiten herab allmählich in ein mehr oder weniger gelbliches Weiß und dieſes auf dem Bauche in ein lebhaftes Orangenroth über, welches namentlich während der Brunſtzeit hervortritt; an der Seite des Leibes ſtehen häufig runde, helle Flecken, welche in der Nähe des Bauches je nach der Färbung des letzteren bald weißlich, bald gelblich, bald orangenroth gefärbt ſind; ſolche Flecken kommen zuweilen auch an dem unteren Theile der Rückenfloſſe vor; bei jungen Saiblingen berühren ſie ſich zuweilen, und es entſteht dann eine Marmelzeichnung. Das Orangen- gelb des Bauches kann bis zu Zinnoberroth, der Rücken bis zu Braungrün dunkeln. Jn der Rückenfloſſe ſtehen 3 und 9 bis 10, in der Bruſtfloſſe 1 und 12 bis 15, in der Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 8 bis 9, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. An Länge kann der Saibling bis zu 2 oder 2½, an Gewicht bis zu 10 oder 11, nach Heckel und Kner ſogar bis zu 18 und 20 Pfund erreichen; die gewöhnliche Länge aber beträgt beiläufig 1 Fuß und das Gewicht ungefähr 1 Pfund.
Frühere Fiſchkundige unterſchieden nicht nur die Saiblinge der Seen verſchiedener Länder als beſondere Arten, ſondern auch die in einer und derſelben Gegend gefangenen Lachsfiſche dieſer Art; nach und nach aber hat ſich die Meinung feſtgeſtellt, daß zwiſchen den in den ſchweizer, baieriſchen und öſterreichiſchen Seen lebenden Saiblingen und den in ähnlichen Gewäſſern Skandinaviens, Lapplands, Finnlands oder Großbritanniens vorkommenden kein Unterſchied beſteht, welcher zur Trennung in verſchiedene Arten berechtigen könnte. Wie bei anderen Lachſen, insbeſondere Forellen, pflanzen ſich beſtimmte Merkmale bei den in einem See lebenden Saiblingen auf ſpätere Geſchlechter fort und können ſo leicht zu falſchen Anſchauungen verleiten, während man jetzt weiß, daß die Lage der Seen zwiſchen mehr oder minder hohen, enger oder weiter abſtehenden Bergen, die Tiefe und Reinheit des Waſſers einen beſtimmten Einfluß auf die Färbung und Geſtaltung ausüben.
Nur eigentliche Gebirgsſeen beherbergen Saiblinge; ſie ſteigen in der Regel nicht einmal während der Laichzeit in den einmündenden Flüſſen empor. Wie die Renken halten ſie ſich in den tiefen Gründen ihrer Wohngewäſſer auf, und wie dieſe ſtellen ſie hauptſächlich kleinen Thieren, insbeſondere verſchiedenen Schmarotzerkrebſen nach; Linné, welcher dieſe ihre Hauptnahrung nicht kannte, hatte Recht ſich zu wundern, daß er ſie in den todten Seen Lapplands als alleinige Bewohner fand. Nebenbei verſchmähen ſie übrigens kleinere Fiſche nicht, und große Stücke mögen ſich wohl zum guten Theil von dieſen ernähren. Die Laichzeit beginnt gegen Ende des Oktober und währt bis zu Ende des November, in einzelnen Seen vielleicht noch länger. Um dieſe Zeit erheben ſie ſich zu ſeichteren Uferſtellen und ſetzen hier ihren Laich ab. Doch geſchieht es, laut Yarrell, wenigſtens in den ſchottiſchen Seen, daß ſie unter Umſtänden auch in Flüſſe eintreten und in dieſen ein beträchtliches Stück zu Berge gehen, um ihrer Fortpflanzung zu genügen. Jhre Vermehrung iſt ziemlich ſtark, ihr Wachsthum minder raſch als bei den Forellen, mit denen ſie oft in demſelben See zuſammenwohnen, ohne ſich jedoch mit ihnen zu vermiſchen. Jn ſeltenen Fällen entſchließen ſie ſich auch zu Wanderungen in entgegengeſetzter Richtung. So erzählt Yarrell, daß ſie einen See verließen, nachdem der Ausfluß von Kupferwerken demſelben zugeleitet worden war, in den abfließenden Gewäſſern thalab zogen und bis ins Meer gelangten, in welchem einige gefangen wurden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0753"n="713"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Huchen. Saibling</hi>.</fw><lb/><p>Jn den Alpenſeen Mitteleuropas, wie des hohen Nordens, in den Bergſeen Nordrußlands und<lb/>
Skandinaviens lebt mehr oder minder häufig ein ungemein geſchätztes Mitglied unſerer Sippe, der<lb/><hirendition="#g">Saibling, Salbling, Salmling, Ritter, Schwarzreutel</hi> oder <hirendition="#g">Schwarzröthl,</hi> die<lb/><hirendition="#g">Gold-, Rothforelle</hi>ꝛc. (<hirendition="#aq">Salmo salvelinus</hi>). Sein Leib iſt geſtreckt und ſeitlich etwas zuſammen-<lb/>
gedrückt, nach Alter, Geſchlecht und Aufenthaltsort ungemein wandelbar; die Floſſen ſind ziemlich<lb/>
lang, die Bauchfloſſen unter die Rückenfloſſe geſtellt; die Schwanzfloſſe behält auch im hohen Alter<lb/>
ihren hintern Ausſchnitt. Auf der vordern Platte des Pflugſcharbeines ſtehen fünf bis ſieben<lb/>
gekrümmte Zähne; auf dem Stiele erhebt ſich eine mit vielen kleinen Zähnen beſetzte Längsplatte.<lb/>
Jn der Färbung wechſelt der Saibling ſo vielfach ab, daß ſich die verſchiedenen Namen, welche er<lb/>
führt, zur Genüge erklären. Am häufigſten zeigt ſich laut <hirendition="#g">Siebold</hi> folgende Färbung: das Blau-<lb/>
grau des Rückens geht nach den Seiten herab allmählich in ein mehr oder weniger gelbliches Weiß<lb/>
und dieſes auf dem Bauche in ein lebhaftes Orangenroth über, welches namentlich während der<lb/>
Brunſtzeit hervortritt; an der Seite des Leibes ſtehen häufig runde, helle Flecken, welche in der Nähe<lb/>
des Bauches je nach der Färbung des letzteren bald weißlich, bald gelblich, bald orangenroth gefärbt<lb/>ſind; ſolche Flecken kommen zuweilen auch an dem unteren Theile der Rückenfloſſe vor; bei jungen<lb/>
Saiblingen berühren ſie ſich zuweilen, und es entſteht dann eine Marmelzeichnung. Das Orangen-<lb/>
gelb des Bauches kann bis zu Zinnoberroth, der Rücken bis zu Braungrün dunkeln. Jn der<lb/>
Rückenfloſſe ſtehen 3 und 9 bis 10, in der Bruſtfloſſe 1 und 12 bis 15, in der Bauchfloſſe 1 und 8,<lb/>
in der Afterfloſſe 3 und 8 bis 9, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. An Länge kann der Saibling<lb/>
bis zu 2 oder 2½, an Gewicht bis zu 10 oder 11, nach <hirendition="#g">Heckel</hi> und <hirendition="#g">Kner</hi>ſogar bis zu 18 und<lb/>
20 Pfund erreichen; die gewöhnliche Länge aber beträgt beiläufig 1 Fuß und das Gewicht<lb/>
ungefähr 1 Pfund.</p><lb/><p>Frühere Fiſchkundige unterſchieden nicht nur die Saiblinge der Seen verſchiedener Länder als<lb/>
beſondere Arten, ſondern auch die in einer und derſelben Gegend gefangenen Lachsfiſche dieſer Art;<lb/>
nach und nach aber hat ſich die Meinung feſtgeſtellt, daß zwiſchen den in den ſchweizer, baieriſchen und<lb/>
öſterreichiſchen Seen lebenden Saiblingen und den in ähnlichen Gewäſſern Skandinaviens, Lapplands,<lb/>
Finnlands oder Großbritanniens vorkommenden kein Unterſchied beſteht, welcher zur Trennung in<lb/>
verſchiedene Arten berechtigen könnte. Wie bei anderen Lachſen, insbeſondere Forellen, pflanzen ſich<lb/>
beſtimmte Merkmale bei den in einem See lebenden Saiblingen auf ſpätere Geſchlechter fort und<lb/>
können ſo leicht zu falſchen Anſchauungen verleiten, während man jetzt weiß, daß die Lage der Seen<lb/>
zwiſchen mehr oder minder hohen, enger oder weiter abſtehenden Bergen, die Tiefe und Reinheit<lb/>
des Waſſers einen beſtimmten Einfluß auf die Färbung und Geſtaltung ausüben.</p><lb/><p>Nur eigentliche Gebirgsſeen beherbergen Saiblinge; ſie ſteigen in der Regel nicht einmal<lb/>
während der Laichzeit in den einmündenden Flüſſen empor. Wie die Renken halten ſie ſich in den<lb/>
tiefen Gründen ihrer Wohngewäſſer auf, und wie dieſe ſtellen ſie hauptſächlich kleinen Thieren,<lb/>
insbeſondere verſchiedenen Schmarotzerkrebſen nach; <hirendition="#g">Linn<hirendition="#aq">é,</hi></hi> welcher dieſe ihre Hauptnahrung nicht<lb/>
kannte, hatte Recht ſich zu wundern, daß er ſie in den todten Seen Lapplands als alleinige Bewohner<lb/>
fand. Nebenbei verſchmähen ſie übrigens kleinere Fiſche nicht, und große Stücke mögen ſich<lb/>
wohl zum guten Theil von dieſen ernähren. Die Laichzeit beginnt gegen Ende des Oktober und<lb/>
währt bis zu Ende des November, in einzelnen Seen vielleicht noch länger. Um dieſe Zeit erheben<lb/>ſie ſich zu ſeichteren Uferſtellen und ſetzen hier ihren Laich ab. Doch geſchieht es, laut <hirendition="#g">Yarrell,</hi><lb/>
wenigſtens in den ſchottiſchen Seen, daß ſie unter Umſtänden auch in Flüſſe eintreten und in dieſen<lb/>
ein beträchtliches Stück zu Berge gehen, um ihrer Fortpflanzung zu genügen. Jhre Vermehrung iſt<lb/>
ziemlich ſtark, ihr Wachsthum minder raſch als bei den Forellen, mit denen ſie oft in demſelben See<lb/>
zuſammenwohnen, ohne ſich jedoch mit ihnen zu vermiſchen. Jn ſeltenen Fällen entſchließen ſie ſich<lb/>
auch zu Wanderungen in entgegengeſetzter Richtung. So erzählt <hirendition="#g">Yarrell,</hi> daß ſie einen See<lb/>
verließen, nachdem der Ausfluß von Kupferwerken demſelben zugeleitet worden war, in den<lb/>
abfließenden Gewäſſern thalab zogen und bis ins Meer gelangten, in welchem einige gefangen wurden.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[713/0753]
Huchen. Saibling.
Jn den Alpenſeen Mitteleuropas, wie des hohen Nordens, in den Bergſeen Nordrußlands und
Skandinaviens lebt mehr oder minder häufig ein ungemein geſchätztes Mitglied unſerer Sippe, der
Saibling, Salbling, Salmling, Ritter, Schwarzreutel oder Schwarzröthl, die
Gold-, Rothforelle ꝛc. (Salmo salvelinus). Sein Leib iſt geſtreckt und ſeitlich etwas zuſammen-
gedrückt, nach Alter, Geſchlecht und Aufenthaltsort ungemein wandelbar; die Floſſen ſind ziemlich
lang, die Bauchfloſſen unter die Rückenfloſſe geſtellt; die Schwanzfloſſe behält auch im hohen Alter
ihren hintern Ausſchnitt. Auf der vordern Platte des Pflugſcharbeines ſtehen fünf bis ſieben
gekrümmte Zähne; auf dem Stiele erhebt ſich eine mit vielen kleinen Zähnen beſetzte Längsplatte.
Jn der Färbung wechſelt der Saibling ſo vielfach ab, daß ſich die verſchiedenen Namen, welche er
führt, zur Genüge erklären. Am häufigſten zeigt ſich laut Siebold folgende Färbung: das Blau-
grau des Rückens geht nach den Seiten herab allmählich in ein mehr oder weniger gelbliches Weiß
und dieſes auf dem Bauche in ein lebhaftes Orangenroth über, welches namentlich während der
Brunſtzeit hervortritt; an der Seite des Leibes ſtehen häufig runde, helle Flecken, welche in der Nähe
des Bauches je nach der Färbung des letzteren bald weißlich, bald gelblich, bald orangenroth gefärbt
ſind; ſolche Flecken kommen zuweilen auch an dem unteren Theile der Rückenfloſſe vor; bei jungen
Saiblingen berühren ſie ſich zuweilen, und es entſteht dann eine Marmelzeichnung. Das Orangen-
gelb des Bauches kann bis zu Zinnoberroth, der Rücken bis zu Braungrün dunkeln. Jn der
Rückenfloſſe ſtehen 3 und 9 bis 10, in der Bruſtfloſſe 1 und 12 bis 15, in der Bauchfloſſe 1 und 8,
in der Afterfloſſe 3 und 8 bis 9, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. An Länge kann der Saibling
bis zu 2 oder 2½, an Gewicht bis zu 10 oder 11, nach Heckel und Kner ſogar bis zu 18 und
20 Pfund erreichen; die gewöhnliche Länge aber beträgt beiläufig 1 Fuß und das Gewicht
ungefähr 1 Pfund.
Frühere Fiſchkundige unterſchieden nicht nur die Saiblinge der Seen verſchiedener Länder als
beſondere Arten, ſondern auch die in einer und derſelben Gegend gefangenen Lachsfiſche dieſer Art;
nach und nach aber hat ſich die Meinung feſtgeſtellt, daß zwiſchen den in den ſchweizer, baieriſchen und
öſterreichiſchen Seen lebenden Saiblingen und den in ähnlichen Gewäſſern Skandinaviens, Lapplands,
Finnlands oder Großbritanniens vorkommenden kein Unterſchied beſteht, welcher zur Trennung in
verſchiedene Arten berechtigen könnte. Wie bei anderen Lachſen, insbeſondere Forellen, pflanzen ſich
beſtimmte Merkmale bei den in einem See lebenden Saiblingen auf ſpätere Geſchlechter fort und
können ſo leicht zu falſchen Anſchauungen verleiten, während man jetzt weiß, daß die Lage der Seen
zwiſchen mehr oder minder hohen, enger oder weiter abſtehenden Bergen, die Tiefe und Reinheit
des Waſſers einen beſtimmten Einfluß auf die Färbung und Geſtaltung ausüben.
Nur eigentliche Gebirgsſeen beherbergen Saiblinge; ſie ſteigen in der Regel nicht einmal
während der Laichzeit in den einmündenden Flüſſen empor. Wie die Renken halten ſie ſich in den
tiefen Gründen ihrer Wohngewäſſer auf, und wie dieſe ſtellen ſie hauptſächlich kleinen Thieren,
insbeſondere verſchiedenen Schmarotzerkrebſen nach; Linné, welcher dieſe ihre Hauptnahrung nicht
kannte, hatte Recht ſich zu wundern, daß er ſie in den todten Seen Lapplands als alleinige Bewohner
fand. Nebenbei verſchmähen ſie übrigens kleinere Fiſche nicht, und große Stücke mögen ſich
wohl zum guten Theil von dieſen ernähren. Die Laichzeit beginnt gegen Ende des Oktober und
währt bis zu Ende des November, in einzelnen Seen vielleicht noch länger. Um dieſe Zeit erheben
ſie ſich zu ſeichteren Uferſtellen und ſetzen hier ihren Laich ab. Doch geſchieht es, laut Yarrell,
wenigſtens in den ſchottiſchen Seen, daß ſie unter Umſtänden auch in Flüſſe eintreten und in dieſen
ein beträchtliches Stück zu Berge gehen, um ihrer Fortpflanzung zu genügen. Jhre Vermehrung iſt
ziemlich ſtark, ihr Wachsthum minder raſch als bei den Forellen, mit denen ſie oft in demſelben See
zuſammenwohnen, ohne ſich jedoch mit ihnen zu vermiſchen. Jn ſeltenen Fällen entſchließen ſie ſich
auch zu Wanderungen in entgegengeſetzter Richtung. So erzählt Yarrell, daß ſie einen See
verließen, nachdem der Ausfluß von Kupferwerken demſelben zugeleitet worden war, in den
abfließenden Gewäſſern thalab zogen und bis ins Meer gelangten, in welchem einige gefangen wurden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/753>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.