Volllachse (Salmo) wollen wir diejenigen Arten nennen, bei denen nur die kurze Vorplatte des Pflugscharbeines, nicht aber auch der Stiel desselben, welcher sich in der Jugend wie im höheren Alter gleich bleibt, mit Zähnen bewehrt ist.
Der Huchen, Huch, Heuch oder Rothfisch (Salmo Hucho), Vertreter dieser Sippe, hat lang- gestreckten, walzenförmigen Leib und ist auf Oberkopf und Rücken grünlich dunkelbraun oder blaugrau, auf dem Bauche silberweiß gefärbt, so daß ein Ton in den anderen allmählich übergeht; Kopf und Rumpf sind bald mehr, bald weniger mit dunkelgrauen oder schwärzlichen, kleinen Pünktchen besetzt, zwischen denen größere schwarze Flecken stehen, insbesondere auf dem Scheitel, dem Kiemendeckel und dem Rücken; diese Flecken nehmen weiter nach ab- und rückwärts allmählich die Form eines Halb- mondes an. Bei sehr alten Fischen geht die Grundfärbung in ein blasses Roth über. Die unge- fleckten Flossen zeigen eine weißliche Färbung, welche auf Rücken- und Schwanzflosse getrübt erscheint. Jn der Rückenflosse stehen 4 und 9 bis 16, in der Brustflosse 1 und 14 bis 16, in der Bauchflosse 1 und 8 bis 9, in der Afterflosse 4 bis 5 und 7 bis 9, in der Schwanzflosse 19 Strahlen. An Größe und Schwere übertrifft der Huchen, laut Heckel, alle anderen Lachse: er erreicht eine Länge von 4 bis 6 Fuß und ein Gewicht von 40 bis 100 Pfund.
Obwohl Pallas angibt, der Huchen komme auch in den Flüssen des kaspischen Meeres vor, haben ihn die neueren Beobachter doch nur aus dem Gebiete der Donau kennen gelernt, und es erscheint fraglich, ob er überhaupt ins Meer geht, viel wahrscheinlicher dagegen, daß er ausschließlich in dem Hauptstrome und den ihm aus den Alpen zufließenden Gewässern vorkommt. Zuweilen hat man aller- dings auch in den von Norden her der Donau zuströmenden Flüssen einen und den anderen Huchen gefangen; solches Vorkommen aber muß als Ausnahme gelten. Möglicherweise steigt er während der Laichzeit von dem Hauptstrome aus in den Nebenflüssen zu Berge; doch verweilt er solange Zeit in ihnen, daß man hierüber etwas Sicheres noch nicht feststellen konnte. Jn seinem Wesen zeigt er sich als echter Lachs; doch übertrifft er, seiner Größe entsprechend, alle Verwandten an Gefräßig- keit. Davy fand in einem von ihm erbeuteten einen Aland, eine Aesche, einen Alben und zwei kleine Karpfen; Siebold erfuhr von den Fischern, daß sie schon mehrmals Wasserratten beim Aus- weiden großer Huchen fanden. Die Laichzeit fällt, abweichend von der seiner Verwandten, in die Monate April und Mai, kann jedoch bei günstiger Witterung auch im März beginnen. Um diese Zeit verläßt er seinen Lieblingsaufenthalt, stark strömendes Wasser, sucht seichte und kiesige Fluß- stellen aus, wühlt mit dem Schwanze ähnliche Gruben aus, wie die Verwandten und ist während seines Eierlegens so taub und blind, daß man mit einem Kahne über ihn hinwegfahren kann, ohne ihn zu verjagen. Die Jungen wachsen rasch heran und werden bei vier Pfund Gewicht fort- pflanzungsfähig.
Das weißliche Fleisch steht an Wohlgeschmack dem des Lachses kaum nach, wird jedoch geringer geschätzt, als das der Lachsforelle. Der Fang geschieht mit großen Garnen oder mit der Angel; auch sticht man ihn, wenn er ruhig in der Tiefe steht, oder tödtet ihn mit der Kugel. Davy nennt ihn scheu und klug, und versichert, daß er nicht zum zweiten Male anbeiße; deshalb bekomme man ihn auch nur während der Laichzeit und im Herbste, nicht aber während des Sommers.
Da er, laut Heckel und Kner, weniger hartes Gebirgswasser bedarf und in Teichen, welche beständigen Zufluß haben, gut fortkommt, würde er für die Teichwirthschaft sich eignen, wäre er nicht ein so gefräßiger Raubfisch, und erläge er nicht leicht einer bei Fischen häufigen Hautkrankheit. Das Einsetzen in Teiche muß zur Winterszeit geschehen, und es dürfen nur Junge von etwa ein Pfund Gewicht verwendet werden, falls man es nicht vorzieht, den Bestand sich aus Eiern zu erziehen. Junge von einem Pfund Gewicht nehmen bei genügender Nahrung an Grundeln, Lauben, Häseln, Karauschen, Rothaugen und anderen wenig geschätzten Karpfenarten jährlich um reichlich zwei Pfund an Gewicht zu, mit zunehmendem Alter selbstverständlich noch mehr.
Die Edelfiſche. Lachſe. Volllachſe.
Volllachſe (Salmo) wollen wir diejenigen Arten nennen, bei denen nur die kurze Vorplatte des Pflugſcharbeines, nicht aber auch der Stiel deſſelben, welcher ſich in der Jugend wie im höheren Alter gleich bleibt, mit Zähnen bewehrt iſt.
Der Huchen, Huch, Heuch oder Rothfiſch (Salmo Hucho), Vertreter dieſer Sippe, hat lang- geſtreckten, walzenförmigen Leib und iſt auf Oberkopf und Rücken grünlich dunkelbraun oder blaugrau, auf dem Bauche ſilberweiß gefärbt, ſo daß ein Ton in den anderen allmählich übergeht; Kopf und Rumpf ſind bald mehr, bald weniger mit dunkelgrauen oder ſchwärzlichen, kleinen Pünktchen beſetzt, zwiſchen denen größere ſchwarze Flecken ſtehen, insbeſondere auf dem Scheitel, dem Kiemendeckel und dem Rücken; dieſe Flecken nehmen weiter nach ab- und rückwärts allmählich die Form eines Halb- mondes an. Bei ſehr alten Fiſchen geht die Grundfärbung in ein blaſſes Roth über. Die unge- fleckten Floſſen zeigen eine weißliche Färbung, welche auf Rücken- und Schwanzfloſſe getrübt erſcheint. Jn der Rückenfloſſe ſtehen 4 und 9 bis 16, in der Bruſtfloſſe 1 und 14 bis 16, in der Bauchfloſſe 1 und 8 bis 9, in der Afterfloſſe 4 bis 5 und 7 bis 9, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. An Größe und Schwere übertrifft der Huchen, laut Heckel, alle anderen Lachſe: er erreicht eine Länge von 4 bis 6 Fuß und ein Gewicht von 40 bis 100 Pfund.
Obwohl Pallas angibt, der Huchen komme auch in den Flüſſen des kaſpiſchen Meeres vor, haben ihn die neueren Beobachter doch nur aus dem Gebiete der Donau kennen gelernt, und es erſcheint fraglich, ob er überhaupt ins Meer geht, viel wahrſcheinlicher dagegen, daß er ausſchließlich in dem Hauptſtrome und den ihm aus den Alpen zufließenden Gewäſſern vorkommt. Zuweilen hat man aller- dings auch in den von Norden her der Donau zuſtrömenden Flüſſen einen und den anderen Huchen gefangen; ſolches Vorkommen aber muß als Ausnahme gelten. Möglicherweiſe ſteigt er während der Laichzeit von dem Hauptſtrome aus in den Nebenflüſſen zu Berge; doch verweilt er ſolange Zeit in ihnen, daß man hierüber etwas Sicheres noch nicht feſtſtellen konnte. Jn ſeinem Weſen zeigt er ſich als echter Lachs; doch übertrifft er, ſeiner Größe entſprechend, alle Verwandten an Gefräßig- keit. Davy fand in einem von ihm erbeuteten einen Aland, eine Aeſche, einen Alben und zwei kleine Karpfen; Siebold erfuhr von den Fiſchern, daß ſie ſchon mehrmals Waſſerratten beim Aus- weiden großer Huchen fanden. Die Laichzeit fällt, abweichend von der ſeiner Verwandten, in die Monate April und Mai, kann jedoch bei günſtiger Witterung auch im März beginnen. Um dieſe Zeit verläßt er ſeinen Lieblingsaufenthalt, ſtark ſtrömendes Waſſer, ſucht ſeichte und kieſige Fluß- ſtellen aus, wühlt mit dem Schwanze ähnliche Gruben aus, wie die Verwandten und iſt während ſeines Eierlegens ſo taub und blind, daß man mit einem Kahne über ihn hinwegfahren kann, ohne ihn zu verjagen. Die Jungen wachſen raſch heran und werden bei vier Pfund Gewicht fort- pflanzungsfähig.
Das weißliche Fleiſch ſteht an Wohlgeſchmack dem des Lachſes kaum nach, wird jedoch geringer geſchätzt, als das der Lachsforelle. Der Fang geſchieht mit großen Garnen oder mit der Angel; auch ſticht man ihn, wenn er ruhig in der Tiefe ſteht, oder tödtet ihn mit der Kugel. Davy nennt ihn ſcheu und klug, und verſichert, daß er nicht zum zweiten Male anbeiße; deshalb bekomme man ihn auch nur während der Laichzeit und im Herbſte, nicht aber während des Sommers.
Da er, laut Heckel und Kner, weniger hartes Gebirgswaſſer bedarf und in Teichen, welche beſtändigen Zufluß haben, gut fortkommt, würde er für die Teichwirthſchaft ſich eignen, wäre er nicht ein ſo gefräßiger Raubfiſch, und erläge er nicht leicht einer bei Fiſchen häufigen Hautkrankheit. Das Einſetzen in Teiche muß zur Winterszeit geſchehen, und es dürfen nur Junge von etwa ein Pfund Gewicht verwendet werden, falls man es nicht vorzieht, den Beſtand ſich aus Eiern zu erziehen. Junge von einem Pfund Gewicht nehmen bei genügender Nahrung an Grundeln, Lauben, Häſeln, Karauſchen, Rothaugen und anderen wenig geſchätzten Karpfenarten jährlich um reichlich zwei Pfund an Gewicht zu, mit zunehmendem Alter ſelbſtverſtändlich noch mehr.
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[712/0752]
Die Edelfiſche. Lachſe. Volllachſe.
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des Pflugſcharbeines, nicht aber auch der Stiel deſſelben, welcher ſich in der Jugend wie im höheren
Alter gleich bleibt, mit Zähnen bewehrt iſt.
Der Huchen, Huch, Heuch oder Rothfiſch (Salmo Hucho), Vertreter dieſer Sippe, hat lang-
geſtreckten, walzenförmigen Leib und iſt auf Oberkopf und Rücken grünlich dunkelbraun oder blaugrau,
auf dem Bauche ſilberweiß gefärbt, ſo daß ein Ton in den anderen allmählich übergeht; Kopf und
Rumpf ſind bald mehr, bald weniger mit dunkelgrauen oder ſchwärzlichen, kleinen Pünktchen beſetzt,
zwiſchen denen größere ſchwarze Flecken ſtehen, insbeſondere auf dem Scheitel, dem Kiemendeckel und
dem Rücken; dieſe Flecken nehmen weiter nach ab- und rückwärts allmählich die Form eines Halb-
mondes an. Bei ſehr alten Fiſchen geht die Grundfärbung in ein blaſſes Roth über. Die unge-
fleckten Floſſen zeigen eine weißliche Färbung, welche auf Rücken- und Schwanzfloſſe getrübt erſcheint.
Jn der Rückenfloſſe ſtehen 4 und 9 bis 16, in der Bruſtfloſſe 1 und 14 bis 16, in der Bauchfloſſe 1
und 8 bis 9, in der Afterfloſſe 4 bis 5 und 7 bis 9, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. An Größe
und Schwere übertrifft der Huchen, laut Heckel, alle anderen Lachſe: er erreicht eine Länge von
4 bis 6 Fuß und ein Gewicht von 40 bis 100 Pfund.
Obwohl Pallas angibt, der Huchen komme auch in den Flüſſen des kaſpiſchen Meeres vor, haben
ihn die neueren Beobachter doch nur aus dem Gebiete der Donau kennen gelernt, und es erſcheint
fraglich, ob er überhaupt ins Meer geht, viel wahrſcheinlicher dagegen, daß er ausſchließlich in dem
Hauptſtrome und den ihm aus den Alpen zufließenden Gewäſſern vorkommt. Zuweilen hat man aller-
dings auch in den von Norden her der Donau zuſtrömenden Flüſſen einen und den anderen Huchen
gefangen; ſolches Vorkommen aber muß als Ausnahme gelten. Möglicherweiſe ſteigt er während
der Laichzeit von dem Hauptſtrome aus in den Nebenflüſſen zu Berge; doch verweilt er ſolange Zeit
in ihnen, daß man hierüber etwas Sicheres noch nicht feſtſtellen konnte. Jn ſeinem Weſen zeigt
er ſich als echter Lachs; doch übertrifft er, ſeiner Größe entſprechend, alle Verwandten an Gefräßig-
keit. Davy fand in einem von ihm erbeuteten einen Aland, eine Aeſche, einen Alben und zwei
kleine Karpfen; Siebold erfuhr von den Fiſchern, daß ſie ſchon mehrmals Waſſerratten beim Aus-
weiden großer Huchen fanden. Die Laichzeit fällt, abweichend von der ſeiner Verwandten, in die
Monate April und Mai, kann jedoch bei günſtiger Witterung auch im März beginnen. Um dieſe
Zeit verläßt er ſeinen Lieblingsaufenthalt, ſtark ſtrömendes Waſſer, ſucht ſeichte und kieſige Fluß-
ſtellen aus, wühlt mit dem Schwanze ähnliche Gruben aus, wie die Verwandten und iſt während
ſeines Eierlegens ſo taub und blind, daß man mit einem Kahne über ihn hinwegfahren kann, ohne
ihn zu verjagen. Die Jungen wachſen raſch heran und werden bei vier Pfund Gewicht fort-
pflanzungsfähig.
Das weißliche Fleiſch ſteht an Wohlgeſchmack dem des Lachſes kaum nach, wird jedoch geringer
geſchätzt, als das der Lachsforelle. Der Fang geſchieht mit großen Garnen oder mit der Angel;
auch ſticht man ihn, wenn er ruhig in der Tiefe ſteht, oder tödtet ihn mit der Kugel. Davy nennt
ihn ſcheu und klug, und verſichert, daß er nicht zum zweiten Male anbeiße; deshalb bekomme man
ihn auch nur während der Laichzeit und im Herbſte, nicht aber während des Sommers.
Da er, laut Heckel und Kner, weniger hartes Gebirgswaſſer bedarf und in Teichen, welche
beſtändigen Zufluß haben, gut fortkommt, würde er für die Teichwirthſchaft ſich eignen, wäre er nicht
ein ſo gefräßiger Raubfiſch, und erläge er nicht leicht einer bei Fiſchen häufigen Hautkrankheit.
Das Einſetzen in Teiche muß zur Winterszeit geſchehen, und es dürfen nur Junge von etwa ein
Pfund Gewicht verwendet werden, falls man es nicht vorzieht, den Beſtand ſich aus Eiern zu erziehen.
Junge von einem Pfund Gewicht nehmen bei genügender Nahrung an Grundeln, Lauben, Häſeln,
Karauſchen, Rothaugen und anderen wenig geſchätzten Karpfenarten jährlich um reichlich zwei Pfund
an Gewicht zu, mit zunehmendem Alter ſelbſtverſtändlich noch mehr.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/752>, abgerufen am 21.12.2024.
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