allein und zwar vermittels des Schwanzes, während das Männchen auf der Lauer liegt, um Nebenbuhler abzutreiben, wobei es manchmal zu heftigen und langwährenden Kämpfen kommen soll. Wenn jenes sich anschickt, zu legen, eilt dieses herbei, um die Eier zu besamen, welche sodann durch erneuerte Schwanzbewegungen wieder bedeckt werden. Nicht selten soll man einen Rogener auch von kleinen, eben zeugungsfähig gewordenen Milchnern umgeben, und diese an dem Fortpflanzungsgeschäfte theil- nehmen sehen. Der Laich wird nie mit einem Male, sondern in Absätzen gelegt, das Geschäft nach Einigen innerhalb drei bis vier, nach Anderen innerhalb acht bis zehn Tagen beendet. Nach geschehener Fortpflanzung treten die Lachse ihre Rückwanderung in das Meer an, erreichen dieses in kurzer Frist und verweilen in ihm nun bis zur nächsten Reise.
Die Eier entwickeln sich je nach der Witterung früher oder später; doch vergehen in der Regel gegen vier Monate, bevor die Jungen ausschlüpfen. Jhre Länge beträgt kurz nach ihrem wirklichen Eintritte in das Leben ungefähr einen halben Zoll. Kopf und Augen sind sehr groß; der Eiersack ist noch bedeutend. Die Färbung des Leibes ist ein blasses Braun, welches neun oder zehn dunkel- graue, schief auf den Seiten stehende Flecken zeigt. An solchen, welche in engerem Gewahrsam gehalten wurden, hat man erfahren, daß sie während des ersten Sommers eine Länge von höchstens vier Zoll erreichen, fortan aber etwas rascher wachsen und im Alter von sechzehn Monaten etwa vierzehn Zoll lang geworden sind. Um diese Zeit geht das Jugendkleid in das der Erwachsenen über, und nunmehr regt sich auch der Wandertrieb: sie streben dem Meere zu. Jhre Reise strom- abwärts geschieht langsam, und ehe sie in das Salzwasser eintreten, verweilen sie noch Wochen an den Mündungen der Flüsse, weil ein rascher Uebergang sie, wie es scheint, gefährdet. Junge Lachse nämlich, welche man aus Flußwasser unmittelbar ins Salzwasser brachte, starben sämmtlich nach kurzer Zeit, obgleich das Wasser vollkommen rein und klar war. Unumgängliche Bedingung zum Leben ist der zeitweilige Aufenthalt im Meere jedoch nicht; denn man hat Lachse auch in großen Süßwasserseen gehalten und gefunden, daß sie hier gedeihen. Aber freilich hat das Leben im Meere für sie eine außerordentliche Bedeutung. Sie müssen hier ungemein reichliche Nahrung finden, weil sie in sehr kurzer Zeit überraschend an Größe und Gewicht zunehmen. Die berechtigte Theilnahme der Engländer für diesen köstlichen Fisch hat zu Versuchen veranlaßt, um die Zunahme desselben während seines Aufenthaltes im Meere zu erfahren. Man zeichnete Lachse durch Ringe, welche man in den Flossen befestigte, Abschneiden der Fettflosse etc. und erfuhr, daß sie von vier Pfund Gewicht bis zu vierzehn Pfund zugenommen, obgleich die meisten von ihnen blos acht Wochen im Meere verweilt hatten. Ein Fisch, welchen die berichterstattende Lordschaft selbst in einer Entfernung von vierzig englischen Meilen von der See gefangen, gezeichnet und wieder frei gelassen hatte, ging siebenunddreißig Tage später auf der Rückkehr an die Angel und hatte in dieser Zeit um 111/4 Pfund zugenommen.
Jn Großbritannien hat man die jungen Lachse sehr lange verkannt und dadurch unersetzlichen Schaden angerichtet. Man hielt diejenigen, welche noch ihr Jugendkleid trugen, für artlich verschiedene Fische, wollte noch nicht einmal in denen, welche bereits im Wechsel dieses Kleides begriffen waren, die so geschätzten Lachse erkennen und nahm also keinen Anstand, sie scheffelweise aus dem Wasser zu fischen und, falls man sie nicht anders verwerthen konnte, als Dung auf die Felder zu werfen. James Hogg, ein Schäfer, war der Erste, welcher den allgemein verbreiteten Jrrthum nachwies. Beim Hüten seiner Schafe hatte er vielfach Gelegenheit, die Fische zu beobachten, sich auch eine nicht geringe Fertigkeit im Fange derselben erworben. Hierbei kamen ihm junge Lachse unter die Hände, welche eben das zweite Jugendkleid anlegten und ebenso solche, welche aus diesem in das der Alten übergingen. Einmal aufmerksam geworden, beschloß er Beobachtungen anzustellen, zeichnete die von ihm gefangenen Fische, ließ sie frei und bekam sie später als unverkennbare Lachse wieder an die Angel. Die Mittheilung seiner Entdeckung wurde mit Unglauben und Spott aufgenommen, bis sich endlich doch Naturforscher herbeiließen, der Sache weiter nachzuspüren und, namentlich durch Hilfe der künstlichen Fischzucht, die Angaben des Schäfers vollkommen bestätigt fanden. Seitdem
Die Edelfiſche. Lachſe. Edellachſe.
allein und zwar vermittels des Schwanzes, während das Männchen auf der Lauer liegt, um Nebenbuhler abzutreiben, wobei es manchmal zu heftigen und langwährenden Kämpfen kommen ſoll. Wenn jenes ſich anſchickt, zu legen, eilt dieſes herbei, um die Eier zu beſamen, welche ſodann durch erneuerte Schwanzbewegungen wieder bedeckt werden. Nicht ſelten ſoll man einen Rogener auch von kleinen, eben zeugungsfähig gewordenen Milchnern umgeben, und dieſe an dem Fortpflanzungsgeſchäfte theil- nehmen ſehen. Der Laich wird nie mit einem Male, ſondern in Abſätzen gelegt, das Geſchäft nach Einigen innerhalb drei bis vier, nach Anderen innerhalb acht bis zehn Tagen beendet. Nach geſchehener Fortpflanzung treten die Lachſe ihre Rückwanderung in das Meer an, erreichen dieſes in kurzer Friſt und verweilen in ihm nun bis zur nächſten Reiſe.
Die Eier entwickeln ſich je nach der Witterung früher oder ſpäter; doch vergehen in der Regel gegen vier Monate, bevor die Jungen ausſchlüpfen. Jhre Länge beträgt kurz nach ihrem wirklichen Eintritte in das Leben ungefähr einen halben Zoll. Kopf und Augen ſind ſehr groß; der Eierſack iſt noch bedeutend. Die Färbung des Leibes iſt ein blaſſes Braun, welches neun oder zehn dunkel- graue, ſchief auf den Seiten ſtehende Flecken zeigt. An ſolchen, welche in engerem Gewahrſam gehalten wurden, hat man erfahren, daß ſie während des erſten Sommers eine Länge von höchſtens vier Zoll erreichen, fortan aber etwas raſcher wachſen und im Alter von ſechzehn Monaten etwa vierzehn Zoll lang geworden ſind. Um dieſe Zeit geht das Jugendkleid in das der Erwachſenen über, und nunmehr regt ſich auch der Wandertrieb: ſie ſtreben dem Meere zu. Jhre Reiſe ſtrom- abwärts geſchieht langſam, und ehe ſie in das Salzwaſſer eintreten, verweilen ſie noch Wochen an den Mündungen der Flüſſe, weil ein raſcher Uebergang ſie, wie es ſcheint, gefährdet. Junge Lachſe nämlich, welche man aus Flußwaſſer unmittelbar ins Salzwaſſer brachte, ſtarben ſämmtlich nach kurzer Zeit, obgleich das Waſſer vollkommen rein und klar war. Unumgängliche Bedingung zum Leben iſt der zeitweilige Aufenthalt im Meere jedoch nicht; denn man hat Lachſe auch in großen Süßwaſſerſeen gehalten und gefunden, daß ſie hier gedeihen. Aber freilich hat das Leben im Meere für ſie eine außerordentliche Bedeutung. Sie müſſen hier ungemein reichliche Nahrung finden, weil ſie in ſehr kurzer Zeit überraſchend an Größe und Gewicht zunehmen. Die berechtigte Theilnahme der Engländer für dieſen köſtlichen Fiſch hat zu Verſuchen veranlaßt, um die Zunahme deſſelben während ſeines Aufenthaltes im Meere zu erfahren. Man zeichnete Lachſe durch Ringe, welche man in den Floſſen befeſtigte, Abſchneiden der Fettfloſſe ꝛc. und erfuhr, daß ſie von vier Pfund Gewicht bis zu vierzehn Pfund zugenommen, obgleich die meiſten von ihnen blos acht Wochen im Meere verweilt hatten. Ein Fiſch, welchen die berichterſtattende Lordſchaft ſelbſt in einer Entfernung von vierzig engliſchen Meilen von der See gefangen, gezeichnet und wieder frei gelaſſen hatte, ging ſiebenunddreißig Tage ſpäter auf der Rückkehr an die Angel und hatte in dieſer Zeit um 11¼ Pfund zugenommen.
Jn Großbritannien hat man die jungen Lachſe ſehr lange verkannt und dadurch unerſetzlichen Schaden angerichtet. Man hielt diejenigen, welche noch ihr Jugendkleid trugen, für artlich verſchiedene Fiſche, wollte noch nicht einmal in denen, welche bereits im Wechſel dieſes Kleides begriffen waren, die ſo geſchätzten Lachſe erkennen und nahm alſo keinen Anſtand, ſie ſcheffelweiſe aus dem Waſſer zu fiſchen und, falls man ſie nicht anders verwerthen konnte, als Dung auf die Felder zu werfen. James Hogg, ein Schäfer, war der Erſte, welcher den allgemein verbreiteten Jrrthum nachwies. Beim Hüten ſeiner Schafe hatte er vielfach Gelegenheit, die Fiſche zu beobachten, ſich auch eine nicht geringe Fertigkeit im Fange derſelben erworben. Hierbei kamen ihm junge Lachſe unter die Hände, welche eben das zweite Jugendkleid anlegten und ebenſo ſolche, welche aus dieſem in das der Alten übergingen. Einmal aufmerkſam geworden, beſchloß er Beobachtungen anzuſtellen, zeichnete die von ihm gefangenen Fiſche, ließ ſie frei und bekam ſie ſpäter als unverkennbare Lachſe wieder an die Angel. Die Mittheilung ſeiner Entdeckung wurde mit Unglauben und Spott aufgenommen, bis ſich endlich doch Naturforſcher herbeiließen, der Sache weiter nachzuſpüren und, namentlich durch Hilfe der künſtlichen Fiſchzucht, die Angaben des Schäfers vollkommen beſtätigt fanden. Seitdem
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[710/0750]
Die Edelfiſche. Lachſe. Edellachſe.
allein und zwar vermittels des Schwanzes, während das Männchen auf der Lauer liegt, um Nebenbuhler
abzutreiben, wobei es manchmal zu heftigen und langwährenden Kämpfen kommen ſoll. Wenn
jenes ſich anſchickt, zu legen, eilt dieſes herbei, um die Eier zu beſamen, welche ſodann durch erneuerte
Schwanzbewegungen wieder bedeckt werden. Nicht ſelten ſoll man einen Rogener auch von kleinen,
eben zeugungsfähig gewordenen Milchnern umgeben, und dieſe an dem Fortpflanzungsgeſchäfte theil-
nehmen ſehen. Der Laich wird nie mit einem Male, ſondern in Abſätzen gelegt, das Geſchäft nach
Einigen innerhalb drei bis vier, nach Anderen innerhalb acht bis zehn Tagen beendet. Nach geſchehener
Fortpflanzung treten die Lachſe ihre Rückwanderung in das Meer an, erreichen dieſes in kurzer Friſt
und verweilen in ihm nun bis zur nächſten Reiſe.
Die Eier entwickeln ſich je nach der Witterung früher oder ſpäter; doch vergehen in der Regel
gegen vier Monate, bevor die Jungen ausſchlüpfen. Jhre Länge beträgt kurz nach ihrem wirklichen
Eintritte in das Leben ungefähr einen halben Zoll. Kopf und Augen ſind ſehr groß; der Eierſack
iſt noch bedeutend. Die Färbung des Leibes iſt ein blaſſes Braun, welches neun oder zehn dunkel-
graue, ſchief auf den Seiten ſtehende Flecken zeigt. An ſolchen, welche in engerem Gewahrſam
gehalten wurden, hat man erfahren, daß ſie während des erſten Sommers eine Länge von höchſtens
vier Zoll erreichen, fortan aber etwas raſcher wachſen und im Alter von ſechzehn Monaten etwa
vierzehn Zoll lang geworden ſind. Um dieſe Zeit geht das Jugendkleid in das der Erwachſenen
über, und nunmehr regt ſich auch der Wandertrieb: ſie ſtreben dem Meere zu. Jhre Reiſe ſtrom-
abwärts geſchieht langſam, und ehe ſie in das Salzwaſſer eintreten, verweilen ſie noch Wochen an
den Mündungen der Flüſſe, weil ein raſcher Uebergang ſie, wie es ſcheint, gefährdet. Junge Lachſe
nämlich, welche man aus Flußwaſſer unmittelbar ins Salzwaſſer brachte, ſtarben ſämmtlich nach
kurzer Zeit, obgleich das Waſſer vollkommen rein und klar war. Unumgängliche Bedingung zum
Leben iſt der zeitweilige Aufenthalt im Meere jedoch nicht; denn man hat Lachſe auch in großen
Süßwaſſerſeen gehalten und gefunden, daß ſie hier gedeihen. Aber freilich hat das Leben im Meere
für ſie eine außerordentliche Bedeutung. Sie müſſen hier ungemein reichliche Nahrung finden, weil
ſie in ſehr kurzer Zeit überraſchend an Größe und Gewicht zunehmen. Die berechtigte Theilnahme
der Engländer für dieſen köſtlichen Fiſch hat zu Verſuchen veranlaßt, um die Zunahme deſſelben
während ſeines Aufenthaltes im Meere zu erfahren. Man zeichnete Lachſe durch Ringe, welche man
in den Floſſen befeſtigte, Abſchneiden der Fettfloſſe ꝛc. und erfuhr, daß ſie von vier Pfund Gewicht
bis zu vierzehn Pfund zugenommen, obgleich die meiſten von ihnen blos acht Wochen im Meere
verweilt hatten. Ein Fiſch, welchen die berichterſtattende Lordſchaft ſelbſt in einer Entfernung von
vierzig engliſchen Meilen von der See gefangen, gezeichnet und wieder frei gelaſſen hatte, ging
ſiebenunddreißig Tage ſpäter auf der Rückkehr an die Angel und hatte in dieſer Zeit um 11¼
Pfund zugenommen.
Jn Großbritannien hat man die jungen Lachſe ſehr lange verkannt und dadurch unerſetzlichen
Schaden angerichtet. Man hielt diejenigen, welche noch ihr Jugendkleid trugen, für artlich verſchiedene
Fiſche, wollte noch nicht einmal in denen, welche bereits im Wechſel dieſes Kleides begriffen waren,
die ſo geſchätzten Lachſe erkennen und nahm alſo keinen Anſtand, ſie ſcheffelweiſe aus dem Waſſer
zu fiſchen und, falls man ſie nicht anders verwerthen konnte, als Dung auf die Felder zu werfen.
James Hogg, ein Schäfer, war der Erſte, welcher den allgemein verbreiteten Jrrthum nachwies.
Beim Hüten ſeiner Schafe hatte er vielfach Gelegenheit, die Fiſche zu beobachten, ſich auch eine nicht
geringe Fertigkeit im Fange derſelben erworben. Hierbei kamen ihm junge Lachſe unter die Hände,
welche eben das zweite Jugendkleid anlegten und ebenſo ſolche, welche aus dieſem in das der Alten
übergingen. Einmal aufmerkſam geworden, beſchloß er Beobachtungen anzuſtellen, zeichnete die
von ihm gefangenen Fiſche, ließ ſie frei und bekam ſie ſpäter als unverkennbare Lachſe wieder an
die Angel. Die Mittheilung ſeiner Entdeckung wurde mit Unglauben und Spott aufgenommen,
bis ſich endlich doch Naturforſcher herbeiließen, der Sache weiter nachzuſpüren und, namentlich durch
Hilfe der künſtlichen Fiſchzucht, die Angaben des Schäfers vollkommen beſtätigt fanden. Seitdem
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/750>, abgerufen am 23.12.2024.
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