Lachse, aber doch immerhin bis in das Herz der Binnenländer, gehen z. B. in der Elbe bis Anhalt und Sachsen, in der Weser bis Minden, in der Seine bis Paris stromaufwärts. Anfangs April legen sie ihre kleinen, gelben Eier auf sandigen Stellen ab und kehren nach dem Meere oder nach den Seen zurück. Jm August folgen ihnen die Jungen dieses oder des vorhergegangenen Jahres, ver- weilen aber, laut Yarrell, noch einige Zeit lang in der Nähe der Strommündungen, mit der Flut in den Fluß emporsteigend, mit der Ebbe gegen das Meer hin zurückkehrend.
Während seines Aufsteigens in den Flüssen wird der Stint oft in unglaublicher Menge gefangen und massenweise auf die Märkte gebracht, findet hier auch trotz seines unangenehmen, dem fauler Gurken ähnelnden Geruches willige Abnehmer, weil sein Fleisch einen trefflichen Geschmack besitzt. Der Fang wird auf sehr verschiedene Weise betrieben und liefert eigentlich immer Ertrag, weil man, Dank der unschätzbaren Menge dieser Fische, jedes engmaschige Netz mit Erfolg verwenden kann. An der Ostsee hat man neuerdings begonnen, aus den Stinten Dünger zu bereiten. Einen höheren Ertrag erzielt man dadurch, daß man Stinte als Nahrung für werthvollere Edelfische in Zuchtteiche einsetzt. Sie gedeihen hier, wie die in England gesammelten Erfahrungen bewiesen haben, vorzüglich und werden von ihren größeren Verwandten und anderen nützlichen Raubfischen mit Begierde gefressen.
Die Lachsfische mit kräftig entwickelten Zähnen und silberglanzbelegten Schuppen sind neuer- dings ebenfalls in mehrere Sippen zerfällt worden, von denen jedoch, nach Siebold's Untersuchungen, nur zwei stichhaltig sind. Jn der ersten vereinigt man die Edellachse (Trutta), durch Gestalt und Färbung gleich ausgezeichnete Fische mit langem Pflugscharknochen, dessen vordere, kurze Platte entweder mit Zähnen besetzt oder zahnlos ist, während die hintere, sehr lange Platte, der sogenannte Stiel, auf ihrer ganzen Länge viele Zähne trägt, welche übrigens im höheren Alter bald mehr, bald weniger verloren gehen. Neben diesem wichtigsten Merkmale mag noch erwähnt sein, daß die Schuppen klein und länglich eirund sind, und daß die Rückenflosse vor den Bauchflossen beginnt.
Bevor ich die hierher gehörigen Arten nenne, will ich noch einige Worte Siebold's voraus- schicken. "Jch kann", sagt dieser Forscher am Schlusse seiner Mittheilung, "die Familie der Lachs- fische nicht verlassen, ohne noch einmal darauf hinzuweisen, daß die Abgrenzung der einzelnen hierher gehörigen Arten zu den schwierigsten Aufgaben der Fischkunde gehört. Wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn selbst ausgezeichnete Forscher in dieser Beziehung ihre Ansichten wechselten und bald eine geringere, bald eine größere Anzahl von Lachsarten aufstellten. Jndem ich mich zu der Ansicht hinneige, daß die wenigen in Europa einheimischen Lachsarten je nach ihrer verschiedenen geographischen Vertheilung außerordentlich wechseln, muß ich bekennen, daß Agassiz gewiß der Wahrheit sehr nah getreten war, als er den Satz aussprach, daß die bezahnten Lachsfische des europäischen Festlandes, von denen jedes Land Europas besondere Arten besitzen sollte, sich nur auf sechs Arten beschränkten.... Die Widersprüche, welche über die Abgrenzung der europäischen Lachsarten unter den Fischkundigen bis heute noch bestehen, erregen jedenfalls den Verdacht, daß die Lachsarten, namentlich die Lachsformen der nordeuropäischen Gewässer noch nicht klar erkannt worden sind."
Von dem Bekannten aus zu dem Minderbekannten übergehend, stelle ich unsere Bachforelle, Wald-, Teich-, Stein-, Alp-, Gold-, Weiß-, Schwarzforelle (Trutta fario) obenan. Unter allen bezahnten Lachefischen besitzt sie die gedrungenste Gestalt. Der Leib ist mehr oder weniger seitlich zusammengedrückt, die Schnauze kurz und sehr abgestumpft, die vordere, kurze Platte des Pflugscharbeines dreieckig, am queren Hinterrande mit drei oder vier Zähnen besetzt, der sehr lange Stiel auf der seicht ausgehöhlten Gaumenfläche mit doppelreihigen, sehr starken Zähnen bewehrt. Ueber die Färbung etwas Allgemeingiltiges zu sagen, ist vollkommen unmöglich. Tschudi nennt die Bachforelle das "Chamäleon unter Fischen", hätte aber hinzufügen können, daß sie
Stint. Bachforelle.
Lachſe, aber doch immerhin bis in das Herz der Binnenländer, gehen z. B. in der Elbe bis Anhalt und Sachſen, in der Weſer bis Minden, in der Seine bis Paris ſtromaufwärts. Anfangs April legen ſie ihre kleinen, gelben Eier auf ſandigen Stellen ab und kehren nach dem Meere oder nach den Seen zurück. Jm Auguſt folgen ihnen die Jungen dieſes oder des vorhergegangenen Jahres, ver- weilen aber, laut Yarrell, noch einige Zeit lang in der Nähe der Strommündungen, mit der Flut in den Fluß emporſteigend, mit der Ebbe gegen das Meer hin zurückkehrend.
Während ſeines Aufſteigens in den Flüſſen wird der Stint oft in unglaublicher Menge gefangen und maſſenweiſe auf die Märkte gebracht, findet hier auch trotz ſeines unangenehmen, dem fauler Gurken ähnelnden Geruches willige Abnehmer, weil ſein Fleiſch einen trefflichen Geſchmack beſitzt. Der Fang wird auf ſehr verſchiedene Weiſe betrieben und liefert eigentlich immer Ertrag, weil man, Dank der unſchätzbaren Menge dieſer Fiſche, jedes engmaſchige Netz mit Erfolg verwenden kann. An der Oſtſee hat man neuerdings begonnen, aus den Stinten Dünger zu bereiten. Einen höheren Ertrag erzielt man dadurch, daß man Stinte als Nahrung für werthvollere Edelfiſche in Zuchtteiche einſetzt. Sie gedeihen hier, wie die in England geſammelten Erfahrungen bewieſen haben, vorzüglich und werden von ihren größeren Verwandten und anderen nützlichen Raubfiſchen mit Begierde gefreſſen.
Die Lachsfiſche mit kräftig entwickelten Zähnen und ſilberglanzbelegten Schuppen ſind neuer- dings ebenfalls in mehrere Sippen zerfällt worden, von denen jedoch, nach Siebold’s Unterſuchungen, nur zwei ſtichhaltig ſind. Jn der erſten vereinigt man die Edellachſe (Trutta), durch Geſtalt und Färbung gleich ausgezeichnete Fiſche mit langem Pflugſcharknochen, deſſen vordere, kurze Platte entweder mit Zähnen beſetzt oder zahnlos iſt, während die hintere, ſehr lange Platte, der ſogenannte Stiel, auf ihrer ganzen Länge viele Zähne trägt, welche übrigens im höheren Alter bald mehr, bald weniger verloren gehen. Neben dieſem wichtigſten Merkmale mag noch erwähnt ſein, daß die Schuppen klein und länglich eirund ſind, und daß die Rückenfloſſe vor den Bauchfloſſen beginnt.
Bevor ich die hierher gehörigen Arten nenne, will ich noch einige Worte Siebold’s voraus- ſchicken. „Jch kann“, ſagt dieſer Forſcher am Schluſſe ſeiner Mittheilung, „die Familie der Lachs- fiſche nicht verlaſſen, ohne noch einmal darauf hinzuweiſen, daß die Abgrenzung der einzelnen hierher gehörigen Arten zu den ſchwierigſten Aufgaben der Fiſchkunde gehört. Wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn ſelbſt ausgezeichnete Forſcher in dieſer Beziehung ihre Anſichten wechſelten und bald eine geringere, bald eine größere Anzahl von Lachsarten aufſtellten. Jndem ich mich zu der Anſicht hinneige, daß die wenigen in Europa einheimiſchen Lachsarten je nach ihrer verſchiedenen geographiſchen Vertheilung außerordentlich wechſeln, muß ich bekennen, daß Agaſſiz gewiß der Wahrheit ſehr nah getreten war, als er den Satz ausſprach, daß die bezahnten Lachsfiſche des europäiſchen Feſtlandes, von denen jedes Land Europas beſondere Arten beſitzen ſollte, ſich nur auf ſechs Arten beſchränkten.... Die Widerſprüche, welche über die Abgrenzung der europäiſchen Lachsarten unter den Fiſchkundigen bis heute noch beſtehen, erregen jedenfalls den Verdacht, daß die Lachsarten, namentlich die Lachsformen der nordeuropäiſchen Gewäſſer noch nicht klar erkannt worden ſind.“
Von dem Bekannten aus zu dem Minderbekannten übergehend, ſtelle ich unſere Bachforelle, Wald-, Teich-, Stein-, Alp-, Gold-, Weiß-, Schwarzforelle (Trutta fario) obenan. Unter allen bezahnten Lachefiſchen beſitzt ſie die gedrungenſte Geſtalt. Der Leib iſt mehr oder weniger ſeitlich zuſammengedrückt, die Schnauze kurz und ſehr abgeſtumpft, die vordere, kurze Platte des Pflugſcharbeines dreieckig, am queren Hinterrande mit drei oder vier Zähnen beſetzt, der ſehr lange Stiel auf der ſeicht ausgehöhlten Gaumenfläche mit doppelreihigen, ſehr ſtarken Zähnen bewehrt. Ueber die Färbung etwas Allgemeingiltiges zu ſagen, iſt vollkommen unmöglich. Tſchudi nennt die Bachforelle das „Chamäleon unter Fiſchen“, hätte aber hinzufügen können, daß ſie
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Stint. Bachforelle.
Lachſe, aber doch immerhin bis in das Herz der Binnenländer, gehen z. B. in der Elbe bis Anhalt
und Sachſen, in der Weſer bis Minden, in der Seine bis Paris ſtromaufwärts. Anfangs April
legen ſie ihre kleinen, gelben Eier auf ſandigen Stellen ab und kehren nach dem Meere oder nach den
Seen zurück. Jm Auguſt folgen ihnen die Jungen dieſes oder des vorhergegangenen Jahres, ver-
weilen aber, laut Yarrell, noch einige Zeit lang in der Nähe der Strommündungen, mit der
Flut in den Fluß emporſteigend, mit der Ebbe gegen das Meer hin zurückkehrend.
Während ſeines Aufſteigens in den Flüſſen wird der Stint oft in unglaublicher Menge gefangen
und maſſenweiſe auf die Märkte gebracht, findet hier auch trotz ſeines unangenehmen, dem fauler
Gurken ähnelnden Geruches willige Abnehmer, weil ſein Fleiſch einen trefflichen Geſchmack beſitzt.
Der Fang wird auf ſehr verſchiedene Weiſe betrieben und liefert eigentlich immer Ertrag, weil man,
Dank der unſchätzbaren Menge dieſer Fiſche, jedes engmaſchige Netz mit Erfolg verwenden kann. An
der Oſtſee hat man neuerdings begonnen, aus den Stinten Dünger zu bereiten. Einen höheren
Ertrag erzielt man dadurch, daß man Stinte als Nahrung für werthvollere Edelfiſche in Zuchtteiche
einſetzt. Sie gedeihen hier, wie die in England geſammelten Erfahrungen bewieſen haben, vorzüglich
und werden von ihren größeren Verwandten und anderen nützlichen Raubfiſchen mit Begierde gefreſſen.
Die Lachsfiſche mit kräftig entwickelten Zähnen und ſilberglanzbelegten Schuppen ſind neuer-
dings ebenfalls in mehrere Sippen zerfällt worden, von denen jedoch, nach Siebold’s Unterſuchungen,
nur zwei ſtichhaltig ſind. Jn der erſten vereinigt man die Edellachſe (Trutta), durch Geſtalt und
Färbung gleich ausgezeichnete Fiſche mit langem Pflugſcharknochen, deſſen vordere, kurze Platte
entweder mit Zähnen beſetzt oder zahnlos iſt, während die hintere, ſehr lange Platte, der ſogenannte
Stiel, auf ihrer ganzen Länge viele Zähne trägt, welche übrigens im höheren Alter bald mehr, bald
weniger verloren gehen. Neben dieſem wichtigſten Merkmale mag noch erwähnt ſein, daß die
Schuppen klein und länglich eirund ſind, und daß die Rückenfloſſe vor den Bauchfloſſen beginnt.
Bevor ich die hierher gehörigen Arten nenne, will ich noch einige Worte Siebold’s voraus-
ſchicken. „Jch kann“, ſagt dieſer Forſcher am Schluſſe ſeiner Mittheilung, „die Familie der Lachs-
fiſche nicht verlaſſen, ohne noch einmal darauf hinzuweiſen, daß die Abgrenzung der einzelnen
hierher gehörigen Arten zu den ſchwierigſten Aufgaben der Fiſchkunde gehört. Wir dürfen uns
daher nicht wundern, wenn ſelbſt ausgezeichnete Forſcher in dieſer Beziehung ihre Anſichten wechſelten
und bald eine geringere, bald eine größere Anzahl von Lachsarten aufſtellten. Jndem ich mich zu
der Anſicht hinneige, daß die wenigen in Europa einheimiſchen Lachsarten je nach ihrer verſchiedenen
geographiſchen Vertheilung außerordentlich wechſeln, muß ich bekennen, daß Agaſſiz gewiß der
Wahrheit ſehr nah getreten war, als er den Satz ausſprach, daß die bezahnten Lachsfiſche des
europäiſchen Feſtlandes, von denen jedes Land Europas beſondere Arten beſitzen ſollte, ſich nur auf
ſechs Arten beſchränkten.... Die Widerſprüche, welche über die Abgrenzung der europäiſchen
Lachsarten unter den Fiſchkundigen bis heute noch beſtehen, erregen jedenfalls den Verdacht, daß die
Lachsarten, namentlich die Lachsformen der nordeuropäiſchen Gewäſſer noch nicht klar erkannt
worden ſind.“
Von dem Bekannten aus zu dem Minderbekannten übergehend, ſtelle ich unſere Bachforelle,
Wald-, Teich-, Stein-, Alp-, Gold-, Weiß-, Schwarzforelle (Trutta fario) obenan.
Unter allen bezahnten Lachefiſchen beſitzt ſie die gedrungenſte Geſtalt. Der Leib iſt mehr oder
weniger ſeitlich zuſammengedrückt, die Schnauze kurz und ſehr abgeſtumpft, die vordere, kurze Platte
des Pflugſcharbeines dreieckig, am queren Hinterrande mit drei oder vier Zähnen beſetzt, der ſehr
lange Stiel auf der ſeicht ausgehöhlten Gaumenfläche mit doppelreihigen, ſehr ſtarken Zähnen
bewehrt. Ueber die Färbung etwas Allgemeingiltiges zu ſagen, iſt vollkommen unmöglich. Tſchudi
nennt die Bachforelle das „Chamäleon unter Fiſchen“, hätte aber hinzufügen können, daß ſie
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/733>, abgerufen am 23.12.2024.
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