Zu ihrem Aufenthaltsorte wählt sich die Bodenrenke eine Tiefe von etwa vierzig Klaftern, obwohl auch sie unter Umständen in die untersten Gründe der Seen hinabsteigt. Die Nahrung besteht in den beim Blaufelchen genannten Thieren; doch soll sie in den Sommermonaten öfters an die Oberfläche kommen, um Kerbthiere wegzuschnappen. Dabei geschieht es, daß sich die Luft in der Schwimmblase zu rasch ausdehnt, sie demzufolge an die Oberfläche des Wassers geworfen und hier eine Zeit lang festgehalten wird, nachher aber, wie Schinz versichert, wieder in die Tiefe hinab- zutauchen vermag. Wird sie beim Fange jählings emporgeholt, so findet genau Dasselbe statt, und sie erwirbt sich dann den Namen Kröpfling, weil sich ihre Bauchhöhle, besonders der geräumigere und nachgiebigere Vordertheil derselben, kropfartig erweitert. Nach Ansicht der Fischer soll sie sich gerade hierdurch von dem Blaufelchen unterscheiden, wie schon Mangold hervorgehoben: "denn so der Sandfelch geschlagen wird, so schwebt er empor; wenn aber der Blaufelch geschlagen wird, so fällt er zu Boden". Während des Novembers steigt die Bodenrenke zum Laichen empor und begibt sich an seichte Uferstellen des Sees, am Liebsten auf die sogenannten Halden, da wo die Untiefen in die Tiefen übergehen. Hier wird der Laich auf steinigtem oder kiesigem Grunde abgesetzt, und darauf bezieht sich der Name Bodenrenke oder Sandfelchen.
Die Bodenrenke gehört, laut Schinz, unter die besten Fische, welche die Schweizer Seen ernähren, und ist um so wichtiger, als sie sehr häufig und das ganze Jahr durch immer zu haben ist, selbst mitten im Winter, wenn der Blaufelchen nicht gefischt werden kann. Man fängt sie im Winter mit Garnen, im Sommer, besonders im Mai und Juni, an der Angel. Die hierzu eingerichteten Fischerschnüre bestehen aus einzelnen Haaren von Darmseiten, sind so lang, daß sie viele Klaftern tief hinabgelassen werden können, werden auch gewöhnlich an einen Haspel befestigt, so daß man sie tiefer oder höher stellen kann. Jede Schnur hat mehrere Angeln, an welche man keinen Köder, sondern ein schwarzes Pferdehaar so befestigt, das daraus die Gestalt einer Fliege gebildet wird. Fühlt sich die Bodenrenke gefangen, so wehrt sie sich stark, und es handelt sich für den Fischer nun darum, die Angelschnur so nachzulassen, daß sie immer gespannt bleibt und, trotz ihrer Schwäche vom Fische doch nicht zerrissen wird. Hat sich letzterer ausgetobt und ermüdet, so wird er sachte angezogen und vermittels eines Schöpfgarns aufgenommen. Wie die übrigen Verwandten sterben die Gefangenen, auch wenn sie mit größter Sorgfalt aus dem Wasser, also beispielsweise in Gefäßen herausgeschöpft werden, fast in demselben Augenblicke, welcher sie in die Gewalt des Menschen bringt.
Hinsichtlich der Güte des Fleisches sind die Ansichten verschieden. Einige ziehen die Bodenrenke dem Blaufelchen vor; Andere halten diesen für besser. Jhnen schließt sich Siebold an, welcher behauptet, daß ihr Fleisch an Güte und Zartheit dem des Blaufelchen bei Weitem nachsteht und deshalb auch minder geachtet wird.
Noch konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob die Maräne, welche mehrere Seen Brandenburgs, insbesondere aber den zwischen Stettin und Stargard gelegenen Madüsee bewohnt, als besondere Art oder nur als Spielart der Bodenrenke angesehen werden muß. Gestalt und Lebensweise scheinen für Letzteres zu sprechen: die Unterschiede, welche man zwischen den beiden verwandten Fischen festgestellt hat, sind gering.
Die Maräne (Coregonus Maraena) unterscheidet sich, laut Siebold, nur in den Umrissen der Schnauze etwas von der Bodenrenke Süddeutschlands; ihr Mundtheil ist um Vieles gedrungener und breiter, die beiden Zwischendeckel steigen nicht schräg nach unten und hinten hinab; die beiden Oberkieferknochen erscheinen etwas länger, als bei dieser. Die Färbung beider Fische ist dieselbe: der Rücken sieht bläulich, der Bauch silberfarben aus, die Seitenlinie ist mit weißen Tüpfeln gezeichnet. Jn der Rückenflosse zählt man 4 und 10 bis 11, in der Brustflosse 1 und 16 bis 17, in der Bauch- flosse 2 und 9 und 10, in der Afterflosse 4 und 10 bis 12, in der Schwanzflosse 19 Strahlen. Die Länge beträgt bis 2 Fuß und darüber, das Gewicht bis 5 Pfund.
Blaufelchen. Bodenrenke. Maräne.
Zu ihrem Aufenthaltsorte wählt ſich die Bodenrenke eine Tiefe von etwa vierzig Klaftern, obwohl auch ſie unter Umſtänden in die unterſten Gründe der Seen hinabſteigt. Die Nahrung beſteht in den beim Blaufelchen genannten Thieren; doch ſoll ſie in den Sommermonaten öfters an die Oberfläche kommen, um Kerbthiere wegzuſchnappen. Dabei geſchieht es, daß ſich die Luft in der Schwimmblaſe zu raſch ausdehnt, ſie demzufolge an die Oberfläche des Waſſers geworfen und hier eine Zeit lang feſtgehalten wird, nachher aber, wie Schinz verſichert, wieder in die Tiefe hinab- zutauchen vermag. Wird ſie beim Fange jählings emporgeholt, ſo findet genau Daſſelbe ſtatt, und ſie erwirbt ſich dann den Namen Kröpfling, weil ſich ihre Bauchhöhle, beſonders der geräumigere und nachgiebigere Vordertheil derſelben, kropfartig erweitert. Nach Anſicht der Fiſcher ſoll ſie ſich gerade hierdurch von dem Blaufelchen unterſcheiden, wie ſchon Mangold hervorgehoben: „denn ſo der Sandfelch geſchlagen wird, ſo ſchwebt er empor; wenn aber der Blaufelch geſchlagen wird, ſo fällt er zu Boden“. Während des Novembers ſteigt die Bodenrenke zum Laichen empor und begibt ſich an ſeichte Uferſtellen des Sees, am Liebſten auf die ſogenannten Halden, da wo die Untiefen in die Tiefen übergehen. Hier wird der Laich auf ſteinigtem oder kieſigem Grunde abgeſetzt, und darauf bezieht ſich der Name Bodenrenke oder Sandfelchen.
Die Bodenrenke gehört, laut Schinz, unter die beſten Fiſche, welche die Schweizer Seen ernähren, und iſt um ſo wichtiger, als ſie ſehr häufig und das ganze Jahr durch immer zu haben iſt, ſelbſt mitten im Winter, wenn der Blaufelchen nicht gefiſcht werden kann. Man fängt ſie im Winter mit Garnen, im Sommer, beſonders im Mai und Juni, an der Angel. Die hierzu eingerichteten Fiſcherſchnüre beſtehen aus einzelnen Haaren von Darmſeiten, ſind ſo lang, daß ſie viele Klaftern tief hinabgelaſſen werden können, werden auch gewöhnlich an einen Haſpel befeſtigt, ſo daß man ſie tiefer oder höher ſtellen kann. Jede Schnur hat mehrere Angeln, an welche man keinen Köder, ſondern ein ſchwarzes Pferdehaar ſo befeſtigt, das daraus die Geſtalt einer Fliege gebildet wird. Fühlt ſich die Bodenrenke gefangen, ſo wehrt ſie ſich ſtark, und es handelt ſich für den Fiſcher nun darum, die Angelſchnur ſo nachzulaſſen, daß ſie immer geſpannt bleibt und, trotz ihrer Schwäche vom Fiſche doch nicht zerriſſen wird. Hat ſich letzterer ausgetobt und ermüdet, ſo wird er ſachte angezogen und vermittels eines Schöpfgarns aufgenommen. Wie die übrigen Verwandten ſterben die Gefangenen, auch wenn ſie mit größter Sorgfalt aus dem Waſſer, alſo beiſpielsweiſe in Gefäßen herausgeſchöpft werden, faſt in demſelben Augenblicke, welcher ſie in die Gewalt des Menſchen bringt.
Hinſichtlich der Güte des Fleiſches ſind die Anſichten verſchieden. Einige ziehen die Bodenrenke dem Blaufelchen vor; Andere halten dieſen für beſſer. Jhnen ſchließt ſich Siebold an, welcher behauptet, daß ihr Fleiſch an Güte und Zartheit dem des Blaufelchen bei Weitem nachſteht und deshalb auch minder geachtet wird.
Noch konnte nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt werden, ob die Maräne, welche mehrere Seen Brandenburgs, insbeſondere aber den zwiſchen Stettin und Stargard gelegenen Madüſee bewohnt, als beſondere Art oder nur als Spielart der Bodenrenke angeſehen werden muß. Geſtalt und Lebensweiſe ſcheinen für Letzteres zu ſprechen: die Unterſchiede, welche man zwiſchen den beiden verwandten Fiſchen feſtgeſtellt hat, ſind gering.
Die Maräne (Coregonus Maraena) unterſcheidet ſich, laut Siebold, nur in den Umriſſen der Schnauze etwas von der Bodenrenke Süddeutſchlands; ihr Mundtheil iſt um Vieles gedrungener und breiter, die beiden Zwiſchendeckel ſteigen nicht ſchräg nach unten und hinten hinab; die beiden Oberkieferknochen erſcheinen etwas länger, als bei dieſer. Die Färbung beider Fiſche iſt dieſelbe: der Rücken ſieht bläulich, der Bauch ſilberfarben aus, die Seitenlinie iſt mit weißen Tüpfeln gezeichnet. Jn der Rückenfloſſe zählt man 4 und 10 bis 11, in der Bruſtfloſſe 1 und 16 bis 17, in der Bauch- floſſe 2 und 9 und 10, in der Afterfloſſe 4 und 10 bis 12, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge beträgt bis 2 Fuß und darüber, das Gewicht bis 5 Pfund.
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Blaufelchen. Bodenrenke. Maräne.
Zu ihrem Aufenthaltsorte wählt ſich die Bodenrenke eine Tiefe von etwa vierzig Klaftern,
obwohl auch ſie unter Umſtänden in die unterſten Gründe der Seen hinabſteigt. Die Nahrung beſteht
in den beim Blaufelchen genannten Thieren; doch ſoll ſie in den Sommermonaten öfters an die
Oberfläche kommen, um Kerbthiere wegzuſchnappen. Dabei geſchieht es, daß ſich die Luft in der
Schwimmblaſe zu raſch ausdehnt, ſie demzufolge an die Oberfläche des Waſſers geworfen und hier
eine Zeit lang feſtgehalten wird, nachher aber, wie Schinz verſichert, wieder in die Tiefe hinab-
zutauchen vermag. Wird ſie beim Fange jählings emporgeholt, ſo findet genau Daſſelbe ſtatt, und
ſie erwirbt ſich dann den Namen Kröpfling, weil ſich ihre Bauchhöhle, beſonders der geräumigere
und nachgiebigere Vordertheil derſelben, kropfartig erweitert. Nach Anſicht der Fiſcher ſoll ſie ſich
gerade hierdurch von dem Blaufelchen unterſcheiden, wie ſchon Mangold hervorgehoben: „denn ſo
der Sandfelch geſchlagen wird, ſo ſchwebt er empor; wenn aber der Blaufelch geſchlagen wird, ſo
fällt er zu Boden“. Während des Novembers ſteigt die Bodenrenke zum Laichen empor und begibt
ſich an ſeichte Uferſtellen des Sees, am Liebſten auf die ſogenannten Halden, da wo die Untiefen in die
Tiefen übergehen. Hier wird der Laich auf ſteinigtem oder kieſigem Grunde abgeſetzt, und darauf
bezieht ſich der Name Bodenrenke oder Sandfelchen.
Die Bodenrenke gehört, laut Schinz, unter die beſten Fiſche, welche die Schweizer Seen
ernähren, und iſt um ſo wichtiger, als ſie ſehr häufig und das ganze Jahr durch immer zu haben iſt,
ſelbſt mitten im Winter, wenn der Blaufelchen nicht gefiſcht werden kann. Man fängt ſie im Winter
mit Garnen, im Sommer, beſonders im Mai und Juni, an der Angel. Die hierzu eingerichteten
Fiſcherſchnüre beſtehen aus einzelnen Haaren von Darmſeiten, ſind ſo lang, daß ſie viele Klaftern
tief hinabgelaſſen werden können, werden auch gewöhnlich an einen Haſpel befeſtigt, ſo daß man ſie
tiefer oder höher ſtellen kann. Jede Schnur hat mehrere Angeln, an welche man keinen Köder,
ſondern ein ſchwarzes Pferdehaar ſo befeſtigt, das daraus die Geſtalt einer Fliege gebildet wird.
Fühlt ſich die Bodenrenke gefangen, ſo wehrt ſie ſich ſtark, und es handelt ſich für den Fiſcher nun
darum, die Angelſchnur ſo nachzulaſſen, daß ſie immer geſpannt bleibt und, trotz ihrer Schwäche
vom Fiſche doch nicht zerriſſen wird. Hat ſich letzterer ausgetobt und ermüdet, ſo wird er ſachte
angezogen und vermittels eines Schöpfgarns aufgenommen. Wie die übrigen Verwandten ſterben
die Gefangenen, auch wenn ſie mit größter Sorgfalt aus dem Waſſer, alſo beiſpielsweiſe in Gefäßen
herausgeſchöpft werden, faſt in demſelben Augenblicke, welcher ſie in die Gewalt des Menſchen bringt.
Hinſichtlich der Güte des Fleiſches ſind die Anſichten verſchieden. Einige ziehen die Bodenrenke
dem Blaufelchen vor; Andere halten dieſen für beſſer. Jhnen ſchließt ſich Siebold an, welcher
behauptet, daß ihr Fleiſch an Güte und Zartheit dem des Blaufelchen bei Weitem nachſteht und
deshalb auch minder geachtet wird.
Noch konnte nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt werden, ob die Maräne, welche mehrere
Seen Brandenburgs, insbeſondere aber den zwiſchen Stettin und Stargard gelegenen Madüſee
bewohnt, als beſondere Art oder nur als Spielart der Bodenrenke angeſehen werden muß.
Geſtalt und Lebensweiſe ſcheinen für Letzteres zu ſprechen: die Unterſchiede, welche man zwiſchen den
beiden verwandten Fiſchen feſtgeſtellt hat, ſind gering.
Die Maräne (Coregonus Maraena) unterſcheidet ſich, laut Siebold, nur in den Umriſſen
der Schnauze etwas von der Bodenrenke Süddeutſchlands; ihr Mundtheil iſt um Vieles gedrungener
und breiter, die beiden Zwiſchendeckel ſteigen nicht ſchräg nach unten und hinten hinab; die beiden
Oberkieferknochen erſcheinen etwas länger, als bei dieſer. Die Färbung beider Fiſche iſt dieſelbe: der
Rücken ſieht bläulich, der Bauch ſilberfarben aus, die Seitenlinie iſt mit weißen Tüpfeln gezeichnet.
Jn der Rückenfloſſe zählt man 4 und 10 bis 11, in der Bruſtfloſſe 1 und 16 bis 17, in der Bauch-
floſſe 2 und 9 und 10, in der Afterfloſſe 4 und 10 bis 12, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die
Länge beträgt bis 2 Fuß und darüber, das Gewicht bis 5 Pfund.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/725>, abgerufen am 23.12.2024.
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