Die Edelfische. Salmler. Karminsalmler. Zahnsalmler.
Aufmerksamkeit in Anspruch. Diese Organisation ist so eigenthümlicher Art und kommt so regel- mäßig in gewissen natürlichen Familien vor, daß wir, hierauf aufmerksam, an dem Geripp schon etwaige Fehler der Systematik auffinden und die falschgestellten Fische zu ihren natürlichen Ver- wandten bringen können, mit denen sie auch in leicht erkennbaren äußerlichen Merkmalen völlig über- einstimmen.... Die Verbindung der Schwimmblase mit dem Gehörorgan durch eine Kette von Knochen findet sich außer bei den Karpfen und Welsen, nach meinen Beobachtungen, noch in einer dritten neuen Familie, welche ich Characini nenne, und welche eine der sichersten, natürlichsten Familien der Fische ist. Sie hat außerdem noch andere, sehr bestimmte äußere Merkmale, an denen sie sich erkennen läßt, wenn man auch das Geripp nicht untersucht."
Nach diesen Worten kennzeichnet Müller die Salmler, wie ich gedachte Fische im Deutschen nennen will, wie folgt: "Beschuppte Fische ohne sichtbare Nebenkiemen, deren Maul in der Mitte von dem Zwischenkiefer nach außen bis zum Mundwinkel von dem Oberkiefer begrenzt wird. Jhre Zahnbildung ändert nach den Gattungen. Sie haben Ober- und Unterschlundknochen. Die Schwimm- blase ist bei allen der Quere nach in eine vordere und hintere getheilt und besitzt eine Kette von Gehörknöchelchen, welche sie in Verbindung mit dem Gehörwerkzeuge setzen. Jhr Darm hat zahl- reiche Blinddärme. Die meisten haben eine Fettflosse außer der Rückenflosse."
Jn Europa haben die Salmler keine Vertreter; ihre Mitglieder gehören den süßen Gewässern Südamerikas und Afrikas an. Sie beleben hier namentlich gewisse Stellen der Flüsse in zahlloser Menge, die einen zum Nutzen, die anderen zum Schaden der Anwohner. Fast alle Arten dienen dem Menschen zur Nahrung, und einzelne bilden einen der wichtigsten Gegenstände des Fischfanges; eine neuerdings in mehrere Sippen zerfällte Gruppe aber macht sich durch ihre maßlose Gefräßigkeit trotz ihrer geringen Größe ebenso furchtbar als der Haifisch und andere Riesen des Meeres, furcht- barer als die Krokodile, welche dieselben Gewässer bewohnen, furchtbar selbst diesen räuberischen Lurchen, welche, wie wir erfahren haben, größtentheils von Fischen sich nähren. Aus diesem Grunde gehört die Familie der Salmler nothwendigerweise in den Kreis unserer Betrachtungen.
Durch das Fehlen der Fettflossen unterscheiden sich die Karminsalmler(Erythrinus) von den Familienverwandten; außerdem tragen sie in den Kiefern eine Reihe größerer und kleinerer Kegelzähne und Hechelzähne am Gaumen. Jhr Leib ist rundlich, der Kopf dick- und stumpfschnauzig; die Rückenflosse steht über den Bauchflossen.
Huri, nennen die Jndianer Guianas das bekannteste Mitglied der Sippe (Erythrinus unitae- niatus), einen Fisch von 8 bis 10 Zoll Länge und orangen- oder karminrother Färbung mit breiter, dunkler Längsbinde auf jeder Seite, mit 10 Strahlen in der Rückenflosse, 13 in der Brustflosse, 8 in der Bauchflosse, 11 in der Afterflosse und 17 in der Schwanzflosse.
"Der Lieblingsaufenthalt dieses Fisches", sagt Schomburgk, "sind die Waldbäche und Sümpfe Guianas, besonders die in der Umgegend des Canucugebirges, woselbst sie sich in einer an das Unglaubliche grenzenden Menge aufhalten. Eine einzige Jndianerfamilie brachte oft mehr als tausend Stück mit nach Hause, welche sie in kurzer Zeit durch das Vergiften des Wassers gefangen hatte. Die Niederung bot, sobald eine solche Fülle von Lebensmitteln eingebracht wurde, immer ein ungemein reges Bild, da es jetzt galt, den Reichthum immer so schnell als möglich vor dem Verderben zu schützen. Alle Hände waren beschäftigt. Dort stellten und banden Mehrere ein Gerüst zum Räuchern zusammen, indessen Andere nach trockenem Holze für das Feuer gingen und wieder Andere die größeren Fische zerlegten, damit diese besser durchräuchern konnten, oder sie in größeren Töpfen ans Feuer setzten." Der Huri nährt sich von kleinen Fischen und wird theils an Angeln, theils, wie bemerkt, durch Vergiften des Wassers gefangen. Letzteres geschieht unter Anderem durch einen
Die Edelfiſche. Salmler. Karminſalmler. Zahnſalmler.
Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Dieſe Organiſation iſt ſo eigenthümlicher Art und kommt ſo regel- mäßig in gewiſſen natürlichen Familien vor, daß wir, hierauf aufmerkſam, an dem Geripp ſchon etwaige Fehler der Syſtematik auffinden und die falſchgeſtellten Fiſche zu ihren natürlichen Ver- wandten bringen können, mit denen ſie auch in leicht erkennbaren äußerlichen Merkmalen völlig über- einſtimmen.... Die Verbindung der Schwimmblaſe mit dem Gehörorgan durch eine Kette von Knochen findet ſich außer bei den Karpfen und Welſen, nach meinen Beobachtungen, noch in einer dritten neuen Familie, welche ich Characini nenne, und welche eine der ſicherſten, natürlichſten Familien der Fiſche iſt. Sie hat außerdem noch andere, ſehr beſtimmte äußere Merkmale, an denen ſie ſich erkennen läßt, wenn man auch das Geripp nicht unterſucht.“
Nach dieſen Worten kennzeichnet Müller die Salmler, wie ich gedachte Fiſche im Deutſchen nennen will, wie folgt: „Beſchuppte Fiſche ohne ſichtbare Nebenkiemen, deren Maul in der Mitte von dem Zwiſchenkiefer nach außen bis zum Mundwinkel von dem Oberkiefer begrenzt wird. Jhre Zahnbildung ändert nach den Gattungen. Sie haben Ober- und Unterſchlundknochen. Die Schwimm- blaſe iſt bei allen der Quere nach in eine vordere und hintere getheilt und beſitzt eine Kette von Gehörknöchelchen, welche ſie in Verbindung mit dem Gehörwerkzeuge ſetzen. Jhr Darm hat zahl- reiche Blinddärme. Die meiſten haben eine Fettfloſſe außer der Rückenfloſſe.“
Jn Europa haben die Salmler keine Vertreter; ihre Mitglieder gehören den ſüßen Gewäſſern Südamerikas und Afrikas an. Sie beleben hier namentlich gewiſſe Stellen der Flüſſe in zahlloſer Menge, die einen zum Nutzen, die anderen zum Schaden der Anwohner. Faſt alle Arten dienen dem Menſchen zur Nahrung, und einzelne bilden einen der wichtigſten Gegenſtände des Fiſchfanges; eine neuerdings in mehrere Sippen zerfällte Gruppe aber macht ſich durch ihre maßloſe Gefräßigkeit trotz ihrer geringen Größe ebenſo furchtbar als der Haifiſch und andere Rieſen des Meeres, furcht- barer als die Krokodile, welche dieſelben Gewäſſer bewohnen, furchtbar ſelbſt dieſen räuberiſchen Lurchen, welche, wie wir erfahren haben, größtentheils von Fiſchen ſich nähren. Aus dieſem Grunde gehört die Familie der Salmler nothwendigerweiſe in den Kreis unſerer Betrachtungen.
Durch das Fehlen der Fettfloſſen unterſcheiden ſich die Karminſalmler(Erythrinus) von den Familienverwandten; außerdem tragen ſie in den Kiefern eine Reihe größerer und kleinerer Kegelzähne und Hechelzähne am Gaumen. Jhr Leib iſt rundlich, der Kopf dick- und ſtumpfſchnauzig; die Rückenfloſſe ſteht über den Bauchfloſſen.
Huri, nennen die Jndianer Guianas das bekannteſte Mitglied der Sippe (Erythrinus unitae- niatus), einen Fiſch von 8 bis 10 Zoll Länge und orangen- oder karminrother Färbung mit breiter, dunkler Längsbinde auf jeder Seite, mit 10 Strahlen in der Rückenfloſſe, 13 in der Bruſtfloſſe, 8 in der Bauchfloſſe, 11 in der Afterfloſſe und 17 in der Schwanzfloſſe.
„Der Lieblingsaufenthalt dieſes Fiſches“, ſagt Schomburgk, „ſind die Waldbäche und Sümpfe Guianas, beſonders die in der Umgegend des Canucugebirges, woſelbſt ſie ſich in einer an das Unglaubliche grenzenden Menge aufhalten. Eine einzige Jndianerfamilie brachte oft mehr als tauſend Stück mit nach Hauſe, welche ſie in kurzer Zeit durch das Vergiften des Waſſers gefangen hatte. Die Niederung bot, ſobald eine ſolche Fülle von Lebensmitteln eingebracht wurde, immer ein ungemein reges Bild, da es jetzt galt, den Reichthum immer ſo ſchnell als möglich vor dem Verderben zu ſchützen. Alle Hände waren beſchäftigt. Dort ſtellten und banden Mehrere ein Gerüſt zum Räuchern zuſammen, indeſſen Andere nach trockenem Holze für das Feuer gingen und wieder Andere die größeren Fiſche zerlegten, damit dieſe beſſer durchräuchern konnten, oder ſie in größeren Töpfen ans Feuer ſetzten.“ Der Huri nährt ſich von kleinen Fiſchen und wird theils an Angeln, theils, wie bemerkt, durch Vergiften des Waſſers gefangen. Letzteres geſchieht unter Anderem durch einen
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Die Edelfiſche. Salmler. Karminſalmler. Zahnſalmler.
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mäßig in gewiſſen natürlichen Familien vor, daß wir, hierauf aufmerkſam, an dem Geripp ſchon
etwaige Fehler der Syſtematik auffinden und die falſchgeſtellten Fiſche zu ihren natürlichen Ver-
wandten bringen können, mit denen ſie auch in leicht erkennbaren äußerlichen Merkmalen völlig über-
einſtimmen.... Die Verbindung der Schwimmblaſe mit dem Gehörorgan durch eine Kette von
Knochen findet ſich außer bei den Karpfen und Welſen, nach meinen Beobachtungen, noch in einer
dritten neuen Familie, welche ich Characini nenne, und welche eine der ſicherſten, natürlichſten Familien
der Fiſche iſt. Sie hat außerdem noch andere, ſehr beſtimmte äußere Merkmale, an denen ſie ſich
erkennen läßt, wenn man auch das Geripp nicht unterſucht.“
Nach dieſen Worten kennzeichnet Müller die Salmler, wie ich gedachte Fiſche im Deutſchen
nennen will, wie folgt: „Beſchuppte Fiſche ohne ſichtbare Nebenkiemen, deren Maul in der Mitte
von dem Zwiſchenkiefer nach außen bis zum Mundwinkel von dem Oberkiefer begrenzt wird. Jhre
Zahnbildung ändert nach den Gattungen. Sie haben Ober- und Unterſchlundknochen. Die Schwimm-
blaſe iſt bei allen der Quere nach in eine vordere und hintere getheilt und beſitzt eine Kette von
Gehörknöchelchen, welche ſie in Verbindung mit dem Gehörwerkzeuge ſetzen. Jhr Darm hat zahl-
reiche Blinddärme. Die meiſten haben eine Fettfloſſe außer der Rückenfloſſe.“
Jn Europa haben die Salmler keine Vertreter; ihre Mitglieder gehören den ſüßen Gewäſſern
Südamerikas und Afrikas an. Sie beleben hier namentlich gewiſſe Stellen der Flüſſe in zahlloſer
Menge, die einen zum Nutzen, die anderen zum Schaden der Anwohner. Faſt alle Arten dienen
dem Menſchen zur Nahrung, und einzelne bilden einen der wichtigſten Gegenſtände des Fiſchfanges;
eine neuerdings in mehrere Sippen zerfällte Gruppe aber macht ſich durch ihre maßloſe Gefräßigkeit
trotz ihrer geringen Größe ebenſo furchtbar als der Haifiſch und andere Rieſen des Meeres, furcht-
barer als die Krokodile, welche dieſelben Gewäſſer bewohnen, furchtbar ſelbſt dieſen räuberiſchen
Lurchen, welche, wie wir erfahren haben, größtentheils von Fiſchen ſich nähren. Aus dieſem Grunde
gehört die Familie der Salmler nothwendigerweiſe in den Kreis unſerer Betrachtungen.
Durch das Fehlen der Fettfloſſen unterſcheiden ſich die Karminſalmler (Erythrinus) von
den Familienverwandten; außerdem tragen ſie in den Kiefern eine Reihe größerer und kleinerer
Kegelzähne und Hechelzähne am Gaumen. Jhr Leib iſt rundlich, der Kopf dick- und ſtumpfſchnauzig;
die Rückenfloſſe ſteht über den Bauchfloſſen.
Huri, nennen die Jndianer Guianas das bekannteſte Mitglied der Sippe (Erythrinus unitae-
niatus), einen Fiſch von 8 bis 10 Zoll Länge und orangen- oder karminrother Färbung mit breiter,
dunkler Längsbinde auf jeder Seite, mit 10 Strahlen in der Rückenfloſſe, 13 in der Bruſtfloſſe, 8 in
der Bauchfloſſe, 11 in der Afterfloſſe und 17 in der Schwanzfloſſe.
„Der Lieblingsaufenthalt dieſes Fiſches“, ſagt Schomburgk, „ſind die Waldbäche und
Sümpfe Guianas, beſonders die in der Umgegend des Canucugebirges, woſelbſt ſie ſich in einer an das
Unglaubliche grenzenden Menge aufhalten. Eine einzige Jndianerfamilie brachte oft mehr als tauſend
Stück mit nach Hauſe, welche ſie in kurzer Zeit durch das Vergiften des Waſſers gefangen hatte.
Die Niederung bot, ſobald eine ſolche Fülle von Lebensmitteln eingebracht wurde, immer ein
ungemein reges Bild, da es jetzt galt, den Reichthum immer ſo ſchnell als möglich vor dem Verderben
zu ſchützen. Alle Hände waren beſchäftigt. Dort ſtellten und banden Mehrere ein Gerüſt zum
Räuchern zuſammen, indeſſen Andere nach trockenem Holze für das Feuer gingen und wieder Andere
die größeren Fiſche zerlegten, damit dieſe beſſer durchräuchern konnten, oder ſie in größeren Töpfen
ans Feuer ſetzten.“ Der Huri nährt ſich von kleinen Fiſchen und wird theils an Angeln, theils,
wie bemerkt, durch Vergiften des Waſſers gefangen. Letzteres geſchieht unter Anderem durch einen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/716>, abgerufen am 23.12.2024.
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