seitlich etwas zusammengedrückten, mehr oder weniger gestreckten Leib mit endständigem Maule und großen Schuppen, ändert aber, je nach Aufenthalt und Nahrung, in den Leibesumrissen und in der Färbung vielfach ab und bildet Spielarten, welche mehr oder weniger Ständigkeit erlangen. Der Rücken ist gewöhnlich blau oder grünschwarz gefärbt, die Seite heller, gegen den Bauch hin silberglänzend; Bauch- und Afterflosse sehen oft fast ebenso roth aus wie die des Rothauges; die Brustflossen sind graulichweiß, die Rücken- und Schwanzflosse grau mit röthlichem Aufluge. Jn der Rückenflosse zählt man 3 und 9 bis 10, in der Brustflosse 1 und 15, in der Bauchflosse 1 und 8, in der Afterflosse 3 und 10, in der Schwanzflosse 19 Strahlen. Die Länge beträgt selten über 11/2 Fuß, das Gewicht bis 3 Pfund; Pennant behauptet, auch ein Stück von 5 Pfund Gewicht gesehen zu haben.
[Abbildung]
Die Plötze(Leuciseus rutilus). Nat. Größe 11/2 Fuß.
Unter den europäischen Karpfen gehört die Plötze zu den verbreitetsten und gemeinsten. Ganz Mitteleuropa, einschließlich Großbritanniens, und ein großer Theil des Ostens unseres heimatlichen Erdtheiles bilden ihr Vaterland, Seen, Teiche, größere und kleinere Flüsse ihren Aufenthalt. Jn einigen Naturgeschichten wird angegeben, daß sie im Meere vorkomme, Beobachtungen aber, welche in England gemacht wurden, widersprechen dieser Behauptung und scheinen sogar darzuthun, daß die Plötze im Seewasser zu Grunde geht. Jn der Lebensweise stimmt sie mit dem Rothauge fast in jeder Hinsicht überein. Sie hält sich stets schaarenweise zusammen, nährt sich von Würmern, Kerfen, Fisch- rogen, kleinen Fischen und Wasserpflanzen, wühlt nach den ersteren im Grunde, schwimmt rasch, ist lebhaft, schen, jedoch nicht besonders klug und mengt sich, nicht immer zu ihrem Vortheile, gern unter andere Fische, sodaß sie sogar zu Sprüchwörtern Veranlassung gegeben hat. Den Hecht, ihren ärgsten Feind, kennt sie übrigens sehr wohl; denn so behaglich sie sich fühlt in Gesellschaft anderer Fische, so unruhig wird sie, wenn sie dieses furchtbarsten Räubers unserer süßen Gewässer ansichtig wird. Sie laicht im Mai oder Juni und verläßt dann in dicht gedrängten Schaaren die tieferen Seen, in denen
Die Edelfiſche. Karpfen. Rohrkarpfen. Elten.
ſeitlich etwas zuſammengedrückten, mehr oder weniger geſtreckten Leib mit endſtändigem Maule und großen Schuppen, ändert aber, je nach Aufenthalt und Nahrung, in den Leibesumriſſen und in der Färbung vielfach ab und bildet Spielarten, welche mehr oder weniger Ständigkeit erlangen. Der Rücken iſt gewöhnlich blau oder grünſchwarz gefärbt, die Seite heller, gegen den Bauch hin ſilberglänzend; Bauch- und Afterfloſſe ſehen oft faſt ebenſo roth aus wie die des Rothauges; die Bruſtfloſſen ſind graulichweiß, die Rücken- und Schwanzfloſſe grau mit röthlichem Aufluge. Jn der Rückenfloſſe zählt man 3 und 9 bis 10, in der Bruſtfloſſe 1 und 15, in der Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 10, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge beträgt ſelten über 1½ Fuß, das Gewicht bis 3 Pfund; Pennant behauptet, auch ein Stück von 5 Pfund Gewicht geſehen zu haben.
[Abbildung]
Die Plötze(Leuciseus rutilus). Nat. Größe 1½ Fuß.
Unter den europäiſchen Karpfen gehört die Plötze zu den verbreitetſten und gemeinſten. Ganz Mitteleuropa, einſchließlich Großbritanniens, und ein großer Theil des Oſtens unſeres heimatlichen Erdtheiles bilden ihr Vaterland, Seen, Teiche, größere und kleinere Flüſſe ihren Aufenthalt. Jn einigen Naturgeſchichten wird angegeben, daß ſie im Meere vorkomme, Beobachtungen aber, welche in England gemacht wurden, widerſprechen dieſer Behauptung und ſcheinen ſogar darzuthun, daß die Plötze im Seewaſſer zu Grunde geht. Jn der Lebensweiſe ſtimmt ſie mit dem Rothauge faſt in jeder Hinſicht überein. Sie hält ſich ſtets ſchaarenweiſe zuſammen, nährt ſich von Würmern, Kerfen, Fiſch- rogen, kleinen Fiſchen und Waſſerpflanzen, wühlt nach den erſteren im Grunde, ſchwimmt raſch, iſt lebhaft, ſchen, jedoch nicht beſonders klug und mengt ſich, nicht immer zu ihrem Vortheile, gern unter andere Fiſche, ſodaß ſie ſogar zu Sprüchwörtern Veranlaſſung gegeben hat. Den Hecht, ihren ärgſten Feind, kennt ſie übrigens ſehr wohl; denn ſo behaglich ſie ſich fühlt in Geſellſchaft anderer Fiſche, ſo unruhig wird ſie, wenn ſie dieſes furchtbarſten Räubers unſerer ſüßen Gewäſſer anſichtig wird. Sie laicht im Mai oder Juni und verläßt dann in dicht gedrängten Schaaren die tieferen Seen, in denen
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Die Edelfiſche. Karpfen. Rohrkarpfen. Elten.
ſeitlich etwas zuſammengedrückten, mehr oder weniger geſtreckten Leib mit endſtändigem Maule und großen
Schuppen, ändert aber, je nach Aufenthalt und Nahrung, in den Leibesumriſſen und in der Färbung
vielfach ab und bildet Spielarten, welche mehr oder weniger Ständigkeit erlangen. Der Rücken iſt
gewöhnlich blau oder grünſchwarz gefärbt, die Seite heller, gegen den Bauch hin ſilberglänzend;
Bauch- und Afterfloſſe ſehen oft faſt ebenſo roth aus wie die des Rothauges; die Bruſtfloſſen ſind
graulichweiß, die Rücken- und Schwanzfloſſe grau mit röthlichem Aufluge. Jn der Rückenfloſſe zählt
man 3 und 9 bis 10, in der Bruſtfloſſe 1 und 15, in der Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe
3 und 10, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge beträgt ſelten über 1½ Fuß, das Gewicht
bis 3 Pfund; Pennant behauptet, auch ein Stück von 5 Pfund Gewicht geſehen zu haben.
[Abbildung Die Plötze (Leuciseus rutilus). Nat. Größe 1½ Fuß.]
Unter den europäiſchen Karpfen gehört die Plötze zu den verbreitetſten und gemeinſten. Ganz
Mitteleuropa, einſchließlich Großbritanniens, und ein großer Theil des Oſtens unſeres heimatlichen
Erdtheiles bilden ihr Vaterland, Seen, Teiche, größere und kleinere Flüſſe ihren Aufenthalt. Jn
einigen Naturgeſchichten wird angegeben, daß ſie im Meere vorkomme, Beobachtungen aber, welche
in England gemacht wurden, widerſprechen dieſer Behauptung und ſcheinen ſogar darzuthun, daß die
Plötze im Seewaſſer zu Grunde geht. Jn der Lebensweiſe ſtimmt ſie mit dem Rothauge faſt in jeder
Hinſicht überein. Sie hält ſich ſtets ſchaarenweiſe zuſammen, nährt ſich von Würmern, Kerfen, Fiſch-
rogen, kleinen Fiſchen und Waſſerpflanzen, wühlt nach den erſteren im Grunde, ſchwimmt raſch, iſt
lebhaft, ſchen, jedoch nicht beſonders klug und mengt ſich, nicht immer zu ihrem Vortheile, gern unter
andere Fiſche, ſodaß ſie ſogar zu Sprüchwörtern Veranlaſſung gegeben hat. Den Hecht, ihren ärgſten
Feind, kennt ſie übrigens ſehr wohl; denn ſo behaglich ſie ſich fühlt in Geſellſchaft anderer Fiſche, ſo
unruhig wird ſie, wenn ſie dieſes furchtbarſten Räubers unſerer ſüßen Gewäſſer anſichtig wird. Sie
laicht im Mai oder Juni und verläßt dann in dicht gedrängten Schaaren die tieferen Seen, in denen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/708>, abgerufen am 23.12.2024.
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