Fortpflanzung entspricht dem bereits von den Verwandten Gesagten; die Vermehrung aber scheint trotz der mehr als hunderttausend Eier, welche man, nach Bloch, im Rogen eines Weibchens findet, nicht besonders stark zu sein, weil der Fisch, wenigstens in unseren Flüssen, verhältnißmäßig selten ist. Als wahrscheinlichen Grund dieser auffallenden Thatsache nehmen Heckel und Kner die völlige Wehrlosigkeit und den starken verrätherischen Silberglanz an, welche den Sichling wohl zur häufigen Beute von Seethieren und Wasservögeln werden lassen. Auch soll sich die Lebensdauer nur auf vier bis fünf Jahre erstrecken.
Das Fleisch ist gering, weich und grätig, der Fang deshalb nicht lohnend, in manchen Gegenden Deutschlands, namentlich in Oesterreich, auch nicht einmal erwünscht, weil die Fischer unsern Sichling mit demselben Aberglauben betrachten, wie die Vogelfänger den Seidenschwanz; auch von ihm nämlich sagt man, daß er nur alle sieben Jahre erscheine und ein Vorläufer sei von Krieg, Hunger, Pest und anderen Uebeln, wie solche die sündige Menschheit heimsuchen.
Bei den Lauben(Alburnus) ist die Rückenlinie gebogen, jedoch immer weniger als die zugekantete des Bauches; die kurze Rückenflosse steht hinter den Bauchflossen, die lange Afterflosse hinter oder unter der Rückenflosse; die stark silberglänzenden, leicht abfallenden Schuppen zeigen erhabene, von einem Mittelpunkte ausgehende Strahlen; der Mund richtet sich nach oben, die etwas vorstehende Spitze des Unterkiefers greift in eine Vertiefung der Zwischenkiefer ein; die Schlundzähne ordnen sich in zwei Reihen, jederseits zu zwei und fünf; von denen der Jnnenreihen biegen sich die hinteren hakenförmig um und stellen so gleichsam Fangzähne dar.
Wichtiger als alle übrigen Sippschaftsverwandten ist der Weißfisch, die See-, Spitz-, Windlaube, der Postknecht, Seeschied, Lauchel, das Schneiderfischel, der Uckelei, Silberling(Alburnus lucidus). Die stahlblaue Färbung der Oberseite geht auf den Seiten und dem Bauche in eine silberglänzende über; Rücken- und Schwanzflosse sind graulich, die übrigen Flossen gelblich gefärbt. Genaueres läßt sich aus dem Grunde nicht angeben, weil der Weißfisch ebensowohl was die äußere Form als was die Färbung anlangt, vielfach abändert, ja fast in jedem Flusse, in jedem See ein anderes Aussehen hat. Mehrere dieser Spielarten treten so ständig auf, daß man sich veranlaßt gesehen hat, sie als besondere Arten aufzustellen. Jn der Rückenflosse finden sich 3 und 8, in der Brustflosse 1 und 15, in der Bauchflosse 2 und 8, in der Afterflosse 3 und 17 bis 20, in der Schwanzflosse 19 Strahlen. Die Länge schwankt zwischen 4 und 7 Zoll.
Den Verbreitungskreis hat man mit Sicherheit noch nicht feststellen können, weil der Weißfisch oft in Gesellschaft verwandter Arten gefunden und vielfach verwechselt worden ist. Jn den meisten unserer deutschen Flüsse und Seen tritt er sehr häufig auf, vorausgesetzt, daß das Wasser derselben klar und nicht zu rauschend ist. Geselliger als viele andere Fische, hält er sich stets in sehr großen Gesellschaften zusammen und tummelt sich bei warmer, windstiller Witterung nah dem Wasser- spiegel munter umher, Kerfe fangend und anderweitige Beute solcher Art aufnehmend. Er ist, wie Heckel und Kner sagen, wenig scheu, aber neugierig und gefräßig, kehrt deshalb, wenn in seiner Nähe irgend Etwas ins Wasser geworfen wird, nach augenblicklicher Flucht wieder zurück, um nachzusehen, was es war, schnappt sofort nach dem erspähten Gegenstande und gibt ihn wieder von sich, wenn ihm derselbe nicht behagt. Jn den Augen des Anglers, welchem es nur darauf ankommt, viel Beute zu machen, gilt er demgemäß als der dankbarste aller Fische; denn er beißt unter allen Umständen und nach jedem ihm vorgeworfenen Köder. Seine Fortpflanzungszeit fällt in die Monate Mai und Juni. Um diese Zeit sammelt er sich zu dichten Schaaren und steigt in den Flüssen empor, um sich geeignete Stellen zur Ablage der Eier auszuwählen. Hierbei werden
Blicke. Sichling. Weißfiſch.
Fortpflanzung entſpricht dem bereits von den Verwandten Geſagten; die Vermehrung aber ſcheint trotz der mehr als hunderttauſend Eier, welche man, nach Bloch, im Rogen eines Weibchens findet, nicht beſonders ſtark zu ſein, weil der Fiſch, wenigſtens in unſeren Flüſſen, verhältnißmäßig ſelten iſt. Als wahrſcheinlichen Grund dieſer auffallenden Thatſache nehmen Heckel und Kner die völlige Wehrloſigkeit und den ſtarken verrätheriſchen Silberglanz an, welche den Sichling wohl zur häufigen Beute von Seethieren und Waſſervögeln werden laſſen. Auch ſoll ſich die Lebensdauer nur auf vier bis fünf Jahre erſtrecken.
Das Fleiſch iſt gering, weich und grätig, der Fang deshalb nicht lohnend, in manchen Gegenden Deutſchlands, namentlich in Oeſterreich, auch nicht einmal erwünſcht, weil die Fiſcher unſern Sichling mit demſelben Aberglauben betrachten, wie die Vogelfänger den Seidenſchwanz; auch von ihm nämlich ſagt man, daß er nur alle ſieben Jahre erſcheine und ein Vorläufer ſei von Krieg, Hunger, Peſt und anderen Uebeln, wie ſolche die ſündige Menſchheit heimſuchen.
Bei den Lauben(Alburnus) iſt die Rückenlinie gebogen, jedoch immer weniger als die zugekantete des Bauches; die kurze Rückenfloſſe ſteht hinter den Bauchfloſſen, die lange Afterfloſſe hinter oder unter der Rückenfloſſe; die ſtark ſilberglänzenden, leicht abfallenden Schuppen zeigen erhabene, von einem Mittelpunkte ausgehende Strahlen; der Mund richtet ſich nach oben, die etwas vorſtehende Spitze des Unterkiefers greift in eine Vertiefung der Zwiſchenkiefer ein; die Schlundzähne ordnen ſich in zwei Reihen, jederſeits zu zwei und fünf; von denen der Jnnenreihen biegen ſich die hinteren hakenförmig um und ſtellen ſo gleichſam Fangzähne dar.
Wichtiger als alle übrigen Sippſchaftsverwandten iſt der Weißfiſch, die See-, Spitz-, Windlaube, der Poſtknecht, Seeſchied, Lauchel, das Schneiderfiſchel, der Uckelei, Silberling(Alburnus lucidus). Die ſtahlblaue Färbung der Oberſeite geht auf den Seiten und dem Bauche in eine ſilberglänzende über; Rücken- und Schwanzfloſſe ſind graulich, die übrigen Floſſen gelblich gefärbt. Genaueres läßt ſich aus dem Grunde nicht angeben, weil der Weißfiſch ebenſowohl was die äußere Form als was die Färbung anlangt, vielfach abändert, ja faſt in jedem Fluſſe, in jedem See ein anderes Ausſehen hat. Mehrere dieſer Spielarten treten ſo ſtändig auf, daß man ſich veranlaßt geſehen hat, ſie als beſondere Arten aufzuſtellen. Jn der Rückenfloſſe finden ſich 3 und 8, in der Bruſtfloſſe 1 und 15, in der Bauchfloſſe 2 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 17 bis 20, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge ſchwankt zwiſchen 4 und 7 Zoll.
Den Verbreitungskreis hat man mit Sicherheit noch nicht feſtſtellen können, weil der Weißfiſch oft in Geſellſchaft verwandter Arten gefunden und vielfach verwechſelt worden iſt. Jn den meiſten unſerer deutſchen Flüſſe und Seen tritt er ſehr häufig auf, vorausgeſetzt, daß das Waſſer derſelben klar und nicht zu rauſchend iſt. Geſelliger als viele andere Fiſche, hält er ſich ſtets in ſehr großen Geſellſchaften zuſammen und tummelt ſich bei warmer, windſtiller Witterung nah dem Waſſer- ſpiegel munter umher, Kerfe fangend und anderweitige Beute ſolcher Art aufnehmend. Er iſt, wie Heckel und Kner ſagen, wenig ſcheu, aber neugierig und gefräßig, kehrt deshalb, wenn in ſeiner Nähe irgend Etwas ins Waſſer geworfen wird, nach augenblicklicher Flucht wieder zurück, um nachzuſehen, was es war, ſchnappt ſofort nach dem erſpähten Gegenſtande und gibt ihn wieder von ſich, wenn ihm derſelbe nicht behagt. Jn den Augen des Anglers, welchem es nur darauf ankommt, viel Beute zu machen, gilt er demgemäß als der dankbarſte aller Fiſche; denn er beißt unter allen Umſtänden und nach jedem ihm vorgeworfenen Köder. Seine Fortpflanzungszeit fällt in die Monate Mai und Juni. Um dieſe Zeit ſammelt er ſich zu dichten Schaaren und ſteigt in den Flüſſen empor, um ſich geeignete Stellen zur Ablage der Eier auszuwählen. Hierbei werden
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Blicke. Sichling. Weißfiſch.
Fortpflanzung entſpricht dem bereits von den Verwandten Geſagten; die Vermehrung aber ſcheint
trotz der mehr als hunderttauſend Eier, welche man, nach Bloch, im Rogen eines Weibchens
findet, nicht beſonders ſtark zu ſein, weil der Fiſch, wenigſtens in unſeren Flüſſen, verhältnißmäßig
ſelten iſt. Als wahrſcheinlichen Grund dieſer auffallenden Thatſache nehmen Heckel und Kner
die völlige Wehrloſigkeit und den ſtarken verrätheriſchen Silberglanz an, welche den Sichling wohl zur
häufigen Beute von Seethieren und Waſſervögeln werden laſſen. Auch ſoll ſich die Lebensdauer nur
auf vier bis fünf Jahre erſtrecken.
Das Fleiſch iſt gering, weich und grätig, der Fang deshalb nicht lohnend, in manchen Gegenden
Deutſchlands, namentlich in Oeſterreich, auch nicht einmal erwünſcht, weil die Fiſcher unſern
Sichling mit demſelben Aberglauben betrachten, wie die Vogelfänger den Seidenſchwanz; auch von
ihm nämlich ſagt man, daß er nur alle ſieben Jahre erſcheine und ein Vorläufer ſei von Krieg,
Hunger, Peſt und anderen Uebeln, wie ſolche die ſündige Menſchheit heimſuchen.
Bei den Lauben (Alburnus) iſt die Rückenlinie gebogen, jedoch immer weniger als die
zugekantete des Bauches; die kurze Rückenfloſſe ſteht hinter den Bauchfloſſen, die lange Afterfloſſe
hinter oder unter der Rückenfloſſe; die ſtark ſilberglänzenden, leicht abfallenden Schuppen zeigen
erhabene, von einem Mittelpunkte ausgehende Strahlen; der Mund richtet ſich nach oben, die etwas
vorſtehende Spitze des Unterkiefers greift in eine Vertiefung der Zwiſchenkiefer ein; die Schlundzähne
ordnen ſich in zwei Reihen, jederſeits zu zwei und fünf; von denen der Jnnenreihen biegen ſich die
hinteren hakenförmig um und ſtellen ſo gleichſam Fangzähne dar.
Wichtiger als alle übrigen Sippſchaftsverwandten iſt der Weißfiſch, die See-, Spitz-,
Windlaube, der Poſtknecht, Seeſchied, Lauchel, das Schneiderfiſchel, der Uckelei,
Silberling (Alburnus lucidus). Die ſtahlblaue Färbung der Oberſeite geht auf den Seiten und
dem Bauche in eine ſilberglänzende über; Rücken- und Schwanzfloſſe ſind graulich, die übrigen
Floſſen gelblich gefärbt. Genaueres läßt ſich aus dem Grunde nicht angeben, weil der Weißfiſch
ebenſowohl was die äußere Form als was die Färbung anlangt, vielfach abändert, ja faſt in
jedem Fluſſe, in jedem See ein anderes Ausſehen hat. Mehrere dieſer Spielarten treten ſo ſtändig
auf, daß man ſich veranlaßt geſehen hat, ſie als beſondere Arten aufzuſtellen. Jn der Rückenfloſſe
finden ſich 3 und 8, in der Bruſtfloſſe 1 und 15, in der Bauchfloſſe 2 und 8, in der Afterfloſſe
3 und 17 bis 20, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge ſchwankt zwiſchen 4 und 7 Zoll.
Den Verbreitungskreis hat man mit Sicherheit noch nicht feſtſtellen können, weil der Weißfiſch
oft in Geſellſchaft verwandter Arten gefunden und vielfach verwechſelt worden iſt. Jn den meiſten
unſerer deutſchen Flüſſe und Seen tritt er ſehr häufig auf, vorausgeſetzt, daß das Waſſer derſelben
klar und nicht zu rauſchend iſt. Geſelliger als viele andere Fiſche, hält er ſich ſtets in ſehr großen
Geſellſchaften zuſammen und tummelt ſich bei warmer, windſtiller Witterung nah dem Waſſer-
ſpiegel munter umher, Kerfe fangend und anderweitige Beute ſolcher Art aufnehmend. Er iſt,
wie Heckel und Kner ſagen, wenig ſcheu, aber neugierig und gefräßig, kehrt deshalb, wenn in
ſeiner Nähe irgend Etwas ins Waſſer geworfen wird, nach augenblicklicher Flucht wieder zurück,
um nachzuſehen, was es war, ſchnappt ſofort nach dem erſpähten Gegenſtande und gibt ihn wieder
von ſich, wenn ihm derſelbe nicht behagt. Jn den Augen des Anglers, welchem es nur darauf
ankommt, viel Beute zu machen, gilt er demgemäß als der dankbarſte aller Fiſche; denn er beißt
unter allen Umſtänden und nach jedem ihm vorgeworfenen Köder. Seine Fortpflanzungszeit fällt
in die Monate Mai und Juni. Um dieſe Zeit ſammelt er ſich zu dichten Schaaren und ſteigt in
den Flüſſen empor, um ſich geeignete Stellen zur Ablage der Eier auszuwählen. Hierbei werden
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/703>, abgerufen am 23.12.2024.
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