Scheit etc. ist wirklich der größte aller europäischen Flußfische und hat als solcher schon lange vor Geßner die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, ja selbst Dichter begeistert. Ausonius singt:
"Nun wirst mächtiger Wels, Meerthier, auch du mir gepriesen, Der, als wäre der Rücken mit attischem Oel dir gesalbet, Du ein Fluß-Delfin mir bedünkft, so gewaltig den Strom durch Ziehest du, schwerfortschleppend die Massen des wuchtigen Körpers, Bald von niedrigen Furchen gehemmt, bald wieder von Flußschilf; Aber sobald in der Tiefe des Stroms du mächtig dahin wogst, Dich austaunen dann grüne Gestad', und blauliche Schaaren Schwimmender, dich die lautere Flut; es tritt aus dem Bette Brandung, und über den Saum hin rollen die äußersten Wellen. Also wenn aus dem tiefen atlantischen Meere den Walfisch An des Festlands Küste der Wind und eigne Bewegung Antreibt, wälzt er verdrängend die Meerflut, thürmend erheben Wogen sich und das Gebirg in der Näh', es fürchtet zu schwinden. Dieser jedoch, so friedlich, der Walfisch uns'rer Mosella Jst vom Verderben entfernt und Zier dem herrlichen Flusse."
An Größe kann unter den Flußfischen Europas nur der Hausen mit dem Wels wetteifern. Jn der Donau erreicht er bei einer Dicke, daß ihn kaum zwei Männer umspannen können, laut Heckel und Kner nicht selten eine Länge von 9 bis 10 Fuß und ein Gewicht von 400 bis 500 Pfund. Scheitel, Rücken und Flossenränder sind blauschwarz, die Seiten grünlichschwarz, gegen den Bauch hin auf hellerem Grunde mit ölgrünen Flecken gezeichnet; die Unterseite ist röthlich oder gelblichweiß, blaulichschwarz gemarmelt; Bauch- und Asterflossen haben in der Mitte eine hellere gelbliche Binde; die zwei Bärteln des Oberkiefers sind weißlich, die vier kurzen des Unterkiefers röthlich. Die Rücken- flosse hat 1 harten und 4 weiche, die Brustflosse 1 stacheligen und 17 weiche, die Bauchflosse 11 bis 13, die Afterflosse 90 bis 92, die Schwanzflosse 17 bis 19 Strahlen.
Von Südschweden an verbreitet sich der Wels über das ganze mittlere und östliche Europa, auch einen Theil von Westasien, fehlt jedoch hier und da, so beispielsweise in Großbritannien, woselbst bisher, laut Yarrell, nur ein einziges kleines Stück des wundersamen Fisches gefangen worden ist. Besonders häufig ist er in der unteren Donau, kommt jedoch auch im oberen Laufe dieses Stromes, seinen Nebenflüssen und den mit ihm in Verbindung stehenden Seen vor, wird in der Oder, Elbe und Weser nicht selten gefangen und fehlt ebenso dem Rheingebiete nicht. Ruhige Tiefen mit Schlammgrunde bilden seinen Standort. Hier lauert er träge hinter Steinen, versenkten Baum- stämmen, Schiffstrümmern und dergleichen auf Beute, spielt mit seinen Bärteln und fängt die nach diesen schnappenden Fische weg, frißt aber außerdem Krebse, Frösche, Wasservögel, überhaupt Alles, was er erreichen und verschlingen kann. "Ob der gestalt des Thieres" fährt Geßner fort, "ist wol abzunemmen sein tyrannische, grimmige vnd frässige art. Also daß zu zeiten in eines Magen ein Menschenkopff vnd rechte Handt mit zweyen güldinen Ringen sind gefunden worden, dann sie fressen allerley daß sie bekommen mägen, Gänß, Enten, verschonen auch dem Viehe nit, so man es zur Weth oder wäschen, oder sonst zu träncken führt, also daß sie auch zu zeiten die Pferd zu grund ziehen vnd ersäuffen, verschonnt dem Menschen gar nit wo er jn kriegen mag." Letzteres ist keine Uebertreibung; denn man kennt mehrere Fälle, welche Geßner's Angabe bestätigen. Jn dem Magen eines bei Preßburg gefangenen Welses fand man, laut Heckel und Kner, die Reste eines Knaben, in einem anderen einen Pudel oder Gänse, welche er ersäuft und verschlungen hatte. "Die Bewohner der Donau sowohl, als anderer Gegenden", sagen die genannten Forscher, "fürchten sich daher vor ihm, und der Aberglaube der Fischer meinte früher, daß ein Fischer sterben müsse, wenn ein Wels gefangen werde." An anderen Orten urtheilt man günstiger über ihn, indem man ihn für einen Wetter- profeten ansieht, wohl deshalb, weil er nur bei Gewitterluft die Tiefen des Gewässers verläßt und in die Höhe steigt.
Wels.
Scheit ꝛc. iſt wirklich der größte aller europäiſchen Flußfiſche und hat als ſolcher ſchon lange vor Geßner die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, ja ſelbſt Dichter begeiſtert. Auſonius ſingt:
„Nun wirſt mächtiger Wels, Meerthier, auch du mir geprieſen, Der, als wäre der Rücken mit attiſchem Oel dir geſalbet, Du ein Fluß-Delfin mir bedünkft, ſo gewaltig den Strom durch Zieheſt du, ſchwerfortſchleppend die Maſſen des wuchtigen Körpers, Bald von niedrigen Furchen gehemmt, bald wieder von Flußſchilf; Aber ſobald in der Tiefe des Stroms du mächtig dahin wogſt, Dich auſtaunen dann grüne Geſtad’, und blauliche Schaaren Schwimmender, dich die lautere Flut; es tritt aus dem Bette Brandung, und über den Saum hin rollen die äußerſten Wellen. Alſo wenn aus dem tiefen atlantiſchen Meere den Walfiſch An des Feſtlands Küſte der Wind und eigne Bewegung Antreibt, wälzt er verdrängend die Meerflut, thürmend erheben Wogen ſich und das Gebirg in der Näh’, es fürchtet zu ſchwinden. Dieſer jedoch, ſo friedlich, der Walfiſch unſ’rer Moſella Jſt vom Verderben entfernt und Zier dem herrlichen Fluſſe.“
An Größe kann unter den Flußfiſchen Europas nur der Hauſen mit dem Wels wetteifern. Jn der Donau erreicht er bei einer Dicke, daß ihn kaum zwei Männer umſpannen können, laut Heckel und Kner nicht ſelten eine Länge von 9 bis 10 Fuß und ein Gewicht von 400 bis 500 Pfund. Scheitel, Rücken und Floſſenränder ſind blauſchwarz, die Seiten grünlichſchwarz, gegen den Bauch hin auf hellerem Grunde mit ölgrünen Flecken gezeichnet; die Unterſeite iſt röthlich oder gelblichweiß, blaulichſchwarz gemarmelt; Bauch- und Aſterfloſſen haben in der Mitte eine hellere gelbliche Binde; die zwei Bärteln des Oberkiefers ſind weißlich, die vier kurzen des Unterkiefers röthlich. Die Rücken- floſſe hat 1 harten und 4 weiche, die Bruſtfloſſe 1 ſtacheligen und 17 weiche, die Bauchfloſſe 11 bis 13, die Afterfloſſe 90 bis 92, die Schwanzfloſſe 17 bis 19 Strahlen.
Von Südſchweden an verbreitet ſich der Wels über das ganze mittlere und öſtliche Europa, auch einen Theil von Weſtaſien, fehlt jedoch hier und da, ſo beiſpielsweiſe in Großbritannien, woſelbſt bisher, laut Yarrell, nur ein einziges kleines Stück des wunderſamen Fiſches gefangen worden iſt. Beſonders häufig iſt er in der unteren Donau, kommt jedoch auch im oberen Laufe dieſes Stromes, ſeinen Nebenflüſſen und den mit ihm in Verbindung ſtehenden Seen vor, wird in der Oder, Elbe und Weſer nicht ſelten gefangen und fehlt ebenſo dem Rheingebiete nicht. Ruhige Tiefen mit Schlammgrunde bilden ſeinen Standort. Hier lauert er träge hinter Steinen, verſenkten Baum- ſtämmen, Schiffstrümmern und dergleichen auf Beute, ſpielt mit ſeinen Bärteln und fängt die nach dieſen ſchnappenden Fiſche weg, frißt aber außerdem Krebſe, Fröſche, Waſſervögel, überhaupt Alles, was er erreichen und verſchlingen kann. „Ob der geſtalt des Thieres“ fährt Geßner fort, „iſt wol abzunemmen ſein tyranniſche, grimmige vnd fräſſige art. Alſo daß zu zeiten in eines Magen ein Menſchenkopff vnd rechte Handt mit zweyen güldinen Ringen ſind gefunden worden, dann ſie freſſen allerley daß ſie bekommen mägen, Gänß, Enten, verſchonen auch dem Viehe nit, ſo man es zur Weth oder wäſchen, oder ſonſt zu träncken führt, alſo daß ſie auch zu zeiten die Pferd zu grund ziehen vnd erſäuffen, verſchonnt dem Menſchen gar nit wo er jn kriegen mag.“ Letzteres iſt keine Uebertreibung; denn man kennt mehrere Fälle, welche Geßner’s Angabe beſtätigen. Jn dem Magen eines bei Preßburg gefangenen Welſes fand man, laut Heckel und Kner, die Reſte eines Knaben, in einem anderen einen Pudel oder Gänſe, welche er erſäuft und verſchlungen hatte. „Die Bewohner der Donau ſowohl, als anderer Gegenden“, ſagen die genannten Forſcher, „fürchten ſich daher vor ihm, und der Aberglaube der Fiſcher meinte früher, daß ein Fiſcher ſterben müſſe, wenn ein Wels gefangen werde.“ An anderen Orten urtheilt man günſtiger über ihn, indem man ihn für einen Wetter- profeten anſieht, wohl deshalb, weil er nur bei Gewitterluft die Tiefen des Gewäſſers verläßt und in die Höhe ſteigt.
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[631/0669]
Wels.
Scheit ꝛc. iſt wirklich der größte aller europäiſchen Flußfiſche und hat als ſolcher ſchon lange
vor Geßner die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, ja ſelbſt Dichter begeiſtert.
Auſonius ſingt:
„Nun wirſt mächtiger Wels, Meerthier, auch du mir geprieſen,
Der, als wäre der Rücken mit attiſchem Oel dir geſalbet,
Du ein Fluß-Delfin mir bedünkft, ſo gewaltig den Strom durch
Zieheſt du, ſchwerfortſchleppend die Maſſen des wuchtigen Körpers,
Bald von niedrigen Furchen gehemmt, bald wieder von Flußſchilf;
Aber ſobald in der Tiefe des Stroms du mächtig dahin wogſt,
Dich auſtaunen dann grüne Geſtad’, und blauliche Schaaren
Schwimmender, dich die lautere Flut; es tritt aus dem Bette
Brandung, und über den Saum hin rollen die äußerſten Wellen.
Alſo wenn aus dem tiefen atlantiſchen Meere den Walfiſch
An des Feſtlands Küſte der Wind und eigne Bewegung
Antreibt, wälzt er verdrängend die Meerflut, thürmend erheben
Wogen ſich und das Gebirg in der Näh’, es fürchtet zu ſchwinden.
Dieſer jedoch, ſo friedlich, der Walfiſch unſ’rer Moſella
Jſt vom Verderben entfernt und Zier dem herrlichen Fluſſe.“
An Größe kann unter den Flußfiſchen Europas nur der Hauſen mit dem Wels wetteifern. Jn
der Donau erreicht er bei einer Dicke, daß ihn kaum zwei Männer umſpannen können, laut Heckel
und Kner nicht ſelten eine Länge von 9 bis 10 Fuß und ein Gewicht von 400 bis 500 Pfund.
Scheitel, Rücken und Floſſenränder ſind blauſchwarz, die Seiten grünlichſchwarz, gegen den Bauch
hin auf hellerem Grunde mit ölgrünen Flecken gezeichnet; die Unterſeite iſt röthlich oder gelblichweiß,
blaulichſchwarz gemarmelt; Bauch- und Aſterfloſſen haben in der Mitte eine hellere gelbliche Binde;
die zwei Bärteln des Oberkiefers ſind weißlich, die vier kurzen des Unterkiefers röthlich. Die Rücken-
floſſe hat 1 harten und 4 weiche, die Bruſtfloſſe 1 ſtacheligen und 17 weiche, die Bauchfloſſe 11 bis 13,
die Afterfloſſe 90 bis 92, die Schwanzfloſſe 17 bis 19 Strahlen.
Von Südſchweden an verbreitet ſich der Wels über das ganze mittlere und öſtliche Europa, auch
einen Theil von Weſtaſien, fehlt jedoch hier und da, ſo beiſpielsweiſe in Großbritannien, woſelbſt
bisher, laut Yarrell, nur ein einziges kleines Stück des wunderſamen Fiſches gefangen worden
iſt. Beſonders häufig iſt er in der unteren Donau, kommt jedoch auch im oberen Laufe dieſes
Stromes, ſeinen Nebenflüſſen und den mit ihm in Verbindung ſtehenden Seen vor, wird in der Oder,
Elbe und Weſer nicht ſelten gefangen und fehlt ebenſo dem Rheingebiete nicht. Ruhige Tiefen mit
Schlammgrunde bilden ſeinen Standort. Hier lauert er träge hinter Steinen, verſenkten Baum-
ſtämmen, Schiffstrümmern und dergleichen auf Beute, ſpielt mit ſeinen Bärteln und fängt die nach
dieſen ſchnappenden Fiſche weg, frißt aber außerdem Krebſe, Fröſche, Waſſervögel, überhaupt Alles,
was er erreichen und verſchlingen kann. „Ob der geſtalt des Thieres“ fährt Geßner fort, „iſt wol
abzunemmen ſein tyranniſche, grimmige vnd fräſſige art. Alſo daß zu zeiten in eines Magen ein
Menſchenkopff vnd rechte Handt mit zweyen güldinen Ringen ſind gefunden worden, dann ſie freſſen
allerley daß ſie bekommen mägen, Gänß, Enten, verſchonen auch dem Viehe nit, ſo man es zur Weth
oder wäſchen, oder ſonſt zu träncken führt, alſo daß ſie auch zu zeiten die Pferd zu grund ziehen vnd
erſäuffen, verſchonnt dem Menſchen gar nit wo er jn kriegen mag.“ Letzteres iſt keine Uebertreibung;
denn man kennt mehrere Fälle, welche Geßner’s Angabe beſtätigen. Jn dem Magen eines bei
Preßburg gefangenen Welſes fand man, laut Heckel und Kner, die Reſte eines Knaben, in einem
anderen einen Pudel oder Gänſe, welche er erſäuft und verſchlungen hatte. „Die Bewohner der
Donau ſowohl, als anderer Gegenden“, ſagen die genannten Forſcher, „fürchten ſich daher vor ihm,
und der Aberglaube der Fiſcher meinte früher, daß ein Fiſcher ſterben müſſe, wenn ein Wels gefangen
werde.“ An anderen Orten urtheilt man günſtiger über ihn, indem man ihn für einen Wetter-
profeten anſieht, wohl deshalb, weil er nur bei Gewitterluft die Tiefen des Gewäſſers verläßt und
in die Höhe ſteigt.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/669>, abgerufen am 23.12.2024.
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