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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schlundkiefer. Lippfische. Zahnkiemer. Betrügerfische.
der dunkle Flecken hinter den Augen behält seine Färbung bei. Dies ist der Grund zu dem
ungewöhnlichen Namenreichthum des Fisches. Jn der Rückenflosse zählt man 16 und 9, in der
Brustflosse 15, in der Bauchflosse 1 und 5, in der Afterflosse 3 und 10, in der Schwanzflosse
11 Strahlen.

Vom Mittelmeere an verbreitet sich die Goldmaid längs der europäischen Küste des atlautischen
Weltmeeres nach Norden hin bis in die britischen Gewässer. An den südlichen Küsten von England
und Wales oder Jrland ist sie häufig, kommt auch hier und da an der schottischen Küste vor, wird
jedoch weiter nördlich selten und findet sich in der Breite der Orkneyinseln oder längs der norwegischen
Küste nur noch einzeln, schwerlich jenseits des 62. Grades. Jm Mittelmeere lebt sie ebensowohl
über sandigem als über felsigem Grunde. Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleinen Krebs-
thieren. An den englischen Küsten laicht sie im April, an den norwegischen nicht vor dem Juli.
Der geringen Größe und des keineswegs ausgezeichneten Fleisches halber fängt man sie blos zufällig,
am Häufigsten in den Hummerkörben mit genannten Krebsen. Solche Gefangene pflegen die Fischer
höchstens zum Ködern ihrer Angeln zu benutzen.



Die gestreckte Gestalt, die unbeschuppten Kiemendeckel und das Gebiß, welches aus einer äußeren
Neihe starker Kegelzähne und einer dahinter liegender, wie auf dem Schlundknochen stehender,
rundlicher Höckerzähne besteht, bilden die Merkmale der Junkerfische (Julis), in deren Kreise sich
alle Pracht und Schönheit der Lippfische überhaupt zu vereinigen scheint.

Als das bekannteste Mitglied der namentlich in den indischen Gewässern artenreichen Sippe
gilt der Meerjunker (Julis mediterranea). "Aos allen Meerfischen ist dieser der allerschönste mit
Gestalt vnd Farben, auß welcher vrsach er den Namen bey allen Nationen bekommen hat. Sein
Rucken ist mit mancherley Farben gezieret, daß er sich einem Regenbogen vergleicht." Jn der That,
der Name Regenbogensisch, welchen der Meerjunker ebenfalls führt, gebührt ihm mit Recht; denn es
ist schwer, eine Schilderung der Farben zu geben, umsomehr, als sie beständig in einander übergehen
oder, je nach dem einfallenden Lichte, verschieden erscheinen. Die Oberseite ist grünlichblau, ein breites
Längsband orangefarben, die Seite auf silbernem Grunde veilchenfarben in die Länge gestreift, der
Kopf braungelb, blau silbern gemustert, die Rückenflosse auf marmorrothem Grunde purpurfarben
gefleckt, die übrigen Flossen sind mehr oder weniger blauröthlich: alle diese Farben aber spielen auf
das Manchfaltigste in einander, sodaß man sie ebensowenig wie die des Regenbogens von einander
abgrenzen kann. Die Rückenflosse spannen 9 und 12 oder 13, die Brustflosse 12 oder 13, die
Bauchflosse 1 und 5, die Afterflosse 2 oder 3 und 12 oder 13, die Schwanzflosse 13 oder 14 Strahlen.
Die Länge beträgt selten über 7 Zoll.

Wir wissen, daß der Meerjunker gemein ist im mittelländischen und atlantischen Meere, auch
zuweilen an die britischen Küsten verschlagen wird, Schalthiere und junge Fische frißt, im Frühjahre
laicht und an die Angel geht, haben aber durch die neueren Beobachter Nichts weiter über die Lebens-
weise erfahren und sind somit nicht im Stande, zu urtheilen, inwiefern die Beschreibung der älteren
Forscher richtig ist. "Diese Fisch", sagt Geßner, "schwimmen allezeit mit gantzen Scharen wie die
Mucken, wohnen bey mießechten Felsen vnd Schrofen, sind sehr frässig als Numenius schreibt."

"Mit jhrem Biß sollen sie denen, so die Wasser brauchen, schwimmen oder baden im Meer,
mächtig vberlegen seyn, dann sie schiessen häussecht herzu, beissen vnd verletzen in gleicher Gestalt vnd
Schmertzen wie die Jmben oder Wespen, es beweget auch jhr Biß ein Schmertzen ein zeitlang wie
der Biß der Wespen, welches vrsach etlichen Seribenten geben hat, daß sie einen gisstigen Biß jnen

Die Schlundkiefer. Lippfiſche. Zahnkiemer. Betrügerfiſche.
der dunkle Flecken hinter den Augen behält ſeine Färbung bei. Dies iſt der Grund zu dem
ungewöhnlichen Namenreichthum des Fiſches. Jn der Rückenfloſſe zählt man 16 und 9, in der
Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 3 und 10, in der Schwanzfloſſe
11 Strahlen.

Vom Mittelmeere an verbreitet ſich die Goldmaid längs der europäiſchen Küſte des atlautiſchen
Weltmeeres nach Norden hin bis in die britiſchen Gewäſſer. An den ſüdlichen Küſten von England
und Wales oder Jrland iſt ſie häufig, kommt auch hier und da an der ſchottiſchen Küſte vor, wird
jedoch weiter nördlich ſelten und findet ſich in der Breite der Orkneyinſeln oder längs der norwegiſchen
Küſte nur noch einzeln, ſchwerlich jenſeits des 62. Grades. Jm Mittelmeere lebt ſie ebenſowohl
über ſandigem als über felſigem Grunde. Die Nahrung beſteht faſt ausſchließlich aus kleinen Krebs-
thieren. An den engliſchen Küſten laicht ſie im April, an den norwegiſchen nicht vor dem Juli.
Der geringen Größe und des keineswegs ausgezeichneten Fleiſches halber fängt man ſie blos zufällig,
am Häufigſten in den Hummerkörben mit genannten Krebſen. Solche Gefangene pflegen die Fiſcher
höchſtens zum Ködern ihrer Angeln zu benutzen.



Die geſtreckte Geſtalt, die unbeſchuppten Kiemendeckel und das Gebiß, welches aus einer äußeren
Neihe ſtarker Kegelzähne und einer dahinter liegender, wie auf dem Schlundknochen ſtehender,
rundlicher Höckerzähne beſteht, bilden die Merkmale der Junkerfiſche (Julis), in deren Kreiſe ſich
alle Pracht und Schönheit der Lippfiſche überhaupt zu vereinigen ſcheint.

Als das bekannteſte Mitglied der namentlich in den indiſchen Gewäſſern artenreichen Sippe
gilt der Meerjunker (Julis mediterranea). „Aos allen Meerfiſchen iſt dieſer der allerſchönſte mit
Geſtalt vnd Farben, auß welcher vrſach er den Namen bey allen Nationen bekommen hat. Sein
Rucken iſt mit mancherley Farben gezieret, daß er ſich einem Regenbogen vergleicht.“ Jn der That,
der Name Regenbogenſiſch, welchen der Meerjunker ebenfalls führt, gebührt ihm mit Recht; denn es
iſt ſchwer, eine Schilderung der Farben zu geben, umſomehr, als ſie beſtändig in einander übergehen
oder, je nach dem einfallenden Lichte, verſchieden erſcheinen. Die Oberſeite iſt grünlichblau, ein breites
Längsband orangefarben, die Seite auf ſilbernem Grunde veilchenfarben in die Länge geſtreift, der
Kopf braungelb, blau ſilbern gemuſtert, die Rückenfloſſe auf marmorrothem Grunde purpurfarben
gefleckt, die übrigen Floſſen ſind mehr oder weniger blauröthlich: alle dieſe Farben aber ſpielen auf
das Manchfaltigſte in einander, ſodaß man ſie ebenſowenig wie die des Regenbogens von einander
abgrenzen kann. Die Rückenfloſſe ſpannen 9 und 12 oder 13, die Bruſtfloſſe 12 oder 13, die
Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 2 oder 3 und 12 oder 13, die Schwanzfloſſe 13 oder 14 Strahlen.
Die Länge beträgt ſelten über 7 Zoll.

Wir wiſſen, daß der Meerjunker gemein iſt im mittelländiſchen und atlantiſchen Meere, auch
zuweilen an die britiſchen Küſten verſchlagen wird, Schalthiere und junge Fiſche frißt, im Frühjahre
laicht und an die Angel geht, haben aber durch die neueren Beobachter Nichts weiter über die Lebens-
weiſe erfahren und ſind ſomit nicht im Stande, zu urtheilen, inwiefern die Beſchreibung der älteren
Forſcher richtig iſt. „Dieſe Fiſch“, ſagt Geßner, „ſchwimmen allezeit mit gantzen Scharen wie die
Mucken, wohnen bey mießechten Felſen vnd Schrofen, ſind ſehr fräſſig als Numenius ſchreibt.“

„Mit jhrem Biß ſollen ſie denen, ſo die Waſſer brauchen, ſchwimmen oder baden im Meer,
mächtig vberlegen ſeyn, dann ſie ſchieſſen häuſſecht herzu, beiſſen vnd verletzen in gleicher Geſtalt vnd
Schmertzen wie die Jmben oder Weſpen, es beweget auch jhr Biß ein Schmertzen ein zeitlang wie
der Biß der Weſpen, welches vrſach etlichen Seribenten geben hat, daß ſie einen giſſtigen Biß jnen

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[618/0656] Die Schlundkiefer. Lippfiſche. Zahnkiemer. Betrügerfiſche. der dunkle Flecken hinter den Augen behält ſeine Färbung bei. Dies iſt der Grund zu dem ungewöhnlichen Namenreichthum des Fiſches. Jn der Rückenfloſſe zählt man 16 und 9, in der Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 3 und 10, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen. Vom Mittelmeere an verbreitet ſich die Goldmaid längs der europäiſchen Küſte des atlautiſchen Weltmeeres nach Norden hin bis in die britiſchen Gewäſſer. An den ſüdlichen Küſten von England und Wales oder Jrland iſt ſie häufig, kommt auch hier und da an der ſchottiſchen Küſte vor, wird jedoch weiter nördlich ſelten und findet ſich in der Breite der Orkneyinſeln oder längs der norwegiſchen Küſte nur noch einzeln, ſchwerlich jenſeits des 62. Grades. Jm Mittelmeere lebt ſie ebenſowohl über ſandigem als über felſigem Grunde. Die Nahrung beſteht faſt ausſchließlich aus kleinen Krebs- thieren. An den engliſchen Küſten laicht ſie im April, an den norwegiſchen nicht vor dem Juli. Der geringen Größe und des keineswegs ausgezeichneten Fleiſches halber fängt man ſie blos zufällig, am Häufigſten in den Hummerkörben mit genannten Krebſen. Solche Gefangene pflegen die Fiſcher höchſtens zum Ködern ihrer Angeln zu benutzen. Die geſtreckte Geſtalt, die unbeſchuppten Kiemendeckel und das Gebiß, welches aus einer äußeren Neihe ſtarker Kegelzähne und einer dahinter liegender, wie auf dem Schlundknochen ſtehender, rundlicher Höckerzähne beſteht, bilden die Merkmale der Junkerfiſche (Julis), in deren Kreiſe ſich alle Pracht und Schönheit der Lippfiſche überhaupt zu vereinigen ſcheint. Als das bekannteſte Mitglied der namentlich in den indiſchen Gewäſſern artenreichen Sippe gilt der Meerjunker (Julis mediterranea). „Aos allen Meerfiſchen iſt dieſer der allerſchönſte mit Geſtalt vnd Farben, auß welcher vrſach er den Namen bey allen Nationen bekommen hat. Sein Rucken iſt mit mancherley Farben gezieret, daß er ſich einem Regenbogen vergleicht.“ Jn der That, der Name Regenbogenſiſch, welchen der Meerjunker ebenfalls führt, gebührt ihm mit Recht; denn es iſt ſchwer, eine Schilderung der Farben zu geben, umſomehr, als ſie beſtändig in einander übergehen oder, je nach dem einfallenden Lichte, verſchieden erſcheinen. Die Oberſeite iſt grünlichblau, ein breites Längsband orangefarben, die Seite auf ſilbernem Grunde veilchenfarben in die Länge geſtreift, der Kopf braungelb, blau ſilbern gemuſtert, die Rückenfloſſe auf marmorrothem Grunde purpurfarben gefleckt, die übrigen Floſſen ſind mehr oder weniger blauröthlich: alle dieſe Farben aber ſpielen auf das Manchfaltigſte in einander, ſodaß man ſie ebenſowenig wie die des Regenbogens von einander abgrenzen kann. Die Rückenfloſſe ſpannen 9 und 12 oder 13, die Bruſtfloſſe 12 oder 13, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 2 oder 3 und 12 oder 13, die Schwanzfloſſe 13 oder 14 Strahlen. Die Länge beträgt ſelten über 7 Zoll. Wir wiſſen, daß der Meerjunker gemein iſt im mittelländiſchen und atlantiſchen Meere, auch zuweilen an die britiſchen Küſten verſchlagen wird, Schalthiere und junge Fiſche frißt, im Frühjahre laicht und an die Angel geht, haben aber durch die neueren Beobachter Nichts weiter über die Lebens- weiſe erfahren und ſind ſomit nicht im Stande, zu urtheilen, inwiefern die Beſchreibung der älteren Forſcher richtig iſt. „Dieſe Fiſch“, ſagt Geßner, „ſchwimmen allezeit mit gantzen Scharen wie die Mucken, wohnen bey mießechten Felſen vnd Schrofen, ſind ſehr fräſſig als Numenius ſchreibt.“ „Mit jhrem Biß ſollen ſie denen, ſo die Waſſer brauchen, ſchwimmen oder baden im Meer, mächtig vberlegen ſeyn, dann ſie ſchieſſen häuſſecht herzu, beiſſen vnd verletzen in gleicher Geſtalt vnd Schmertzen wie die Jmben oder Weſpen, es beweget auch jhr Biß ein Schmertzen ein zeitlang wie der Biß der Weſpen, welches vrſach etlichen Seribenten geben hat, daß ſie einen giſſtigen Biß jnen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/656>, abgerufen am 23.12.2024.