Die Schildkröten. Meerschildkröten. Seeschildkröten.
Scheibe, ebenso viele stehen auf dem Brustpanzer; jene sind glatt, d. h. nicht gekielt und durch Nähte verbunden; die vier ersteren mittleren bilden Sechsecke, das fünfte einen an der Spitze abgestumpften Zirkelabschnitt; die acht Seitenschilder sind fünfeckig, fünfundzwanzig kleine, über die Schale hervor- springende Randschilder, welche sie umgeben, viereckig. Die Kiefern sind scharf und gezähnelt, die Vorderfüße lang, gestreckt und schmal, die hinteren breit und klumpig. Ein schwer zu bestimmendes Dunkelgrün ist die Grundfärbung; auf ihr stehen undeutliche gelbe Flecken.
Am häufigsten lebt diese Seeschildkröte im atlantischen Weltmeere, an der afrikanischen Küste ebensowohl als an der amerikanischen, verirrt sich aber zuweilen ins mittelländische Meer oder selbst bis an unsere nordeuropäische Küsten. Zu ihrer Fortpflanzung wählt sie verschiedene, innerhalb des heißen Gürtels liegende Jnseln.
Die Karette(Chelonia-Eretmochelys-imbricata) unterscheidet sich von jener durch die Be- schilderung. Die Scheibe des Rückenpanzers wird von dreizehn, die des Brustpanzers von zwölf, der Rand von fünfundzwanzig Schildern gebildet; jene liegen aber nicht neben, sondern ziegelförmig über einander, und dasselbe findet bei den hinteren Randschildern statt; die fünf mittleren Rückenschilder gleichen sich weder in der Größe, noch in der Gestalt, sondern nur darin, daß sie in der Mitte einen Längskiel haben. Das erste ist breit und vierseitig, am Vorderrande halbzirkelförmig; die drei folgenden sind sechseckig, länger als breit; das fünfte verlängert sich hinten in eine Spitze und nimmt die Gestalt eines Fünfecks an. Von den Seitenschildern sind die vorderen und hinteren vierseitig, die mittleren fünfseitig. Alle sind auf schwarzbraunem Grunde unregelmäßig durchsichtig rosenröthlich und ledergelb gezeichnet und gefleckt, die zwölf Schilder des Brustpanzers weißlich oder ledergelb.
Der Verbreitungskreis der Karette ist sehr ausgedehnt: man findet sie in allen zwischen den Wendekreisen liegenden Meeren und Meerestheilen der Erde, besonders häufig in der Nähe Jndiens und Mittelamerikas. Jn die europäischen Gewässer hat sie sich mehrfach verirrt.
Die Seeschildkröten sind vollendete Meerthiere. Sie halten sich zwar vorzugsweise in der Nähe der Küste auf, werden aber doch oft auch sehr weit von dieser, manchmal mitten im Meere gefunden. Hier sieht man sie nah der Oberfläche umherschwimmen, zuweilen auch wohl auf ihr liegen, wie es scheint, schlafend, bei der geringsten Störung aber sofort in der Tiefe verschwinden. Sie schwimmen mit großer Schnelligkeit und bedeutender Kraft in verschiedener Tiefe, nehmen auch im Wasser wechselnde Stellungen an, indem sie bald mehr, bald weniger die wagrechte Lage verändern. Da, wo sie häufig sind, sieht man manchmal förmliche Herden von ihnen, wie sie überhaupt sehr gesellig zu sein scheinen. Jhre Nahrung besteht in Seethieren verschiedener Art und in Pflanzen. Die Karette gehört zu den Raubthieren und soll sich vorzugsweise von Muscheln nähren, deren Schalen sie mit ihren kräftigen Kiefern leicht zerbricht; die Suppenschildkröte hingegen frißt wenigstens vor- zugsweise Seepflanzen, insbesondere Tange und verräth sich da, wo sie häufig ist, durch die von ihr abgebissenen Theile dieser Pflanzen, welche auf der Oberfläche des Meeres umherschwimmen.
Zu gewissen Zeiten verlassen die Seeschildkröten die Tiefe des Meeres und steuern bestimmten- altgewohnten Plätzen zu, um ihrem Fortpflanzungstriebe zu genügen. Die Männchen folgen, laut Dampier, ihrem Weibchen auf dieser Reise, gehen aber, wenn diese legen, nicht mit ihnen ans Land, sondern bleiben in der Gegend. Vorher hatten sich beide Geschlechter begattet, welches Geschäft nach Catesby mehr als vierzehn Tage in Anspruch nehmen soll. Villemont sagt, daß das Männchen während der Begattung auf dem Rücken des Weibchens sitze und gleichsam reite; Lacepede dagegen behauptet, daß beide die Brustschilder gegen einander kehren und das Männchen sich mit den Nägeln der Vorderfüße an der schlaffen Halshaut des Weibchens festhält. Jn der Nähe des Landes angekommen, wartet die Schildkröte ihre Zeit ab und begibt sich dann abends mit großer Vorsicht aus Land. Schon am Tage sieht man sie, nach Beobachtung des Prinzen von Wied, unweit der Küste umherschwimmen, wobei sie den dicken, runden Kopf allein über dem Wasser zeigt, den Rückenpanzer aber eben nur an die
Die Schildkröten. Meerſchildkröten. Seeſchildkröten.
Scheibe, ebenſo viele ſtehen auf dem Bruſtpanzer; jene ſind glatt, d. h. nicht gekielt und durch Nähte verbunden; die vier erſteren mittleren bilden Sechsecke, das fünfte einen an der Spitze abgeſtumpften Zirkelabſchnitt; die acht Seitenſchilder ſind fünfeckig, fünfundzwanzig kleine, über die Schale hervor- ſpringende Randſchilder, welche ſie umgeben, viereckig. Die Kiefern ſind ſcharf und gezähnelt, die Vorderfüße lang, geſtreckt und ſchmal, die hinteren breit und klumpig. Ein ſchwer zu beſtimmendes Dunkelgrün iſt die Grundfärbung; auf ihr ſtehen undeutliche gelbe Flecken.
Am häufigſten lebt dieſe Seeſchildkröte im atlantiſchen Weltmeere, an der afrikaniſchen Küſte ebenſowohl als an der amerikaniſchen, verirrt ſich aber zuweilen ins mittelländiſche Meer oder ſelbſt bis an unſere nordeuropäiſche Küſten. Zu ihrer Fortpflanzung wählt ſie verſchiedene, innerhalb des heißen Gürtels liegende Jnſeln.
Die Karette(Chelonia-Eretmochelys-imbricata) unterſcheidet ſich von jener durch die Be- ſchilderung. Die Scheibe des Rückenpanzers wird von dreizehn, die des Bruſtpanzers von zwölf, der Rand von fünfundzwanzig Schildern gebildet; jene liegen aber nicht neben, ſondern ziegelförmig über einander, und daſſelbe findet bei den hinteren Randſchildern ſtatt; die fünf mittleren Rückenſchilder gleichen ſich weder in der Größe, noch in der Geſtalt, ſondern nur darin, daß ſie in der Mitte einen Längskiel haben. Das erſte iſt breit und vierſeitig, am Vorderrande halbzirkelförmig; die drei folgenden ſind ſechseckig, länger als breit; das fünfte verlängert ſich hinten in eine Spitze und nimmt die Geſtalt eines Fünfecks an. Von den Seitenſchildern ſind die vorderen und hinteren vierſeitig, die mittleren fünfſeitig. Alle ſind auf ſchwarzbraunem Grunde unregelmäßig durchſichtig roſenröthlich und ledergelb gezeichnet und gefleckt, die zwölf Schilder des Bruſtpanzers weißlich oder ledergelb.
Der Verbreitungskreis der Karette iſt ſehr ausgedehnt: man findet ſie in allen zwiſchen den Wendekreiſen liegenden Meeren und Meerestheilen der Erde, beſonders häufig in der Nähe Jndiens und Mittelamerikas. Jn die europäiſchen Gewäſſer hat ſie ſich mehrfach verirrt.
Die Seeſchildkröten ſind vollendete Meerthiere. Sie halten ſich zwar vorzugsweiſe in der Nähe der Küſte auf, werden aber doch oft auch ſehr weit von dieſer, manchmal mitten im Meere gefunden. Hier ſieht man ſie nah der Oberfläche umherſchwimmen, zuweilen auch wohl auf ihr liegen, wie es ſcheint, ſchlafend, bei der geringſten Störung aber ſofort in der Tiefe verſchwinden. Sie ſchwimmen mit großer Schnelligkeit und bedeutender Kraft in verſchiedener Tiefe, nehmen auch im Waſſer wechſelnde Stellungen an, indem ſie bald mehr, bald weniger die wagrechte Lage verändern. Da, wo ſie häufig ſind, ſieht man manchmal förmliche Herden von ihnen, wie ſie überhaupt ſehr geſellig zu ſein ſcheinen. Jhre Nahrung beſteht in Seethieren verſchiedener Art und in Pflanzen. Die Karette gehört zu den Raubthieren und ſoll ſich vorzugsweiſe von Muſcheln nähren, deren Schalen ſie mit ihren kräftigen Kiefern leicht zerbricht; die Suppenſchildkröte hingegen frißt wenigſtens vor- zugsweiſe Seepflanzen, insbeſondere Tange und verräth ſich da, wo ſie häufig iſt, durch die von ihr abgebiſſenen Theile dieſer Pflanzen, welche auf der Oberfläche des Meeres umherſchwimmen.
Zu gewiſſen Zeiten verlaſſen die Seeſchildkröten die Tiefe des Meeres und ſteuern beſtimmten- altgewohnten Plätzen zu, um ihrem Fortpflanzungstriebe zu genügen. Die Männchen folgen, laut Dampier, ihrem Weibchen auf dieſer Reiſe, gehen aber, wenn dieſe legen, nicht mit ihnen ans Land, ſondern bleiben in der Gegend. Vorher hatten ſich beide Geſchlechter begattet, welches Geſchäft nach Catesby mehr als vierzehn Tage in Anſpruch nehmen ſoll. Villemont ſagt, daß das Männchen während der Begattung auf dem Rücken des Weibchens ſitze und gleichſam reite; Lacepede dagegen behauptet, daß beide die Bruſtſchilder gegen einander kehren und das Männchen ſich mit den Nägeln der Vorderfüße an der ſchlaffen Halshaut des Weibchens feſthält. Jn der Nähe des Landes angekommen, wartet die Schildkröte ihre Zeit ab und begibt ſich dann abends mit großer Vorſicht aus Land. Schon am Tage ſieht man ſie, nach Beobachtung des Prinzen von Wied, unweit der Küſte umherſchwimmen, wobei ſie den dicken, runden Kopf allein über dem Waſſer zeigt, den Rückenpanzer aber eben nur an die
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Die Schildkröten. Meerſchildkröten. Seeſchildkröten.
Scheibe, ebenſo viele ſtehen auf dem Bruſtpanzer; jene ſind glatt, d. h. nicht gekielt und durch Nähte
verbunden; die vier erſteren mittleren bilden Sechsecke, das fünfte einen an der Spitze abgeſtumpften
Zirkelabſchnitt; die acht Seitenſchilder ſind fünfeckig, fünfundzwanzig kleine, über die Schale hervor-
ſpringende Randſchilder, welche ſie umgeben, viereckig. Die Kiefern ſind ſcharf und gezähnelt, die
Vorderfüße lang, geſtreckt und ſchmal, die hinteren breit und klumpig. Ein ſchwer zu beſtimmendes
Dunkelgrün iſt die Grundfärbung; auf ihr ſtehen undeutliche gelbe Flecken.
Am häufigſten lebt dieſe Seeſchildkröte im atlantiſchen Weltmeere, an der afrikaniſchen Küſte
ebenſowohl als an der amerikaniſchen, verirrt ſich aber zuweilen ins mittelländiſche Meer oder ſelbſt
bis an unſere nordeuropäiſche Küſten. Zu ihrer Fortpflanzung wählt ſie verſchiedene, innerhalb des
heißen Gürtels liegende Jnſeln.
Die Karette (Chelonia-Eretmochelys-imbricata) unterſcheidet ſich von jener durch die Be-
ſchilderung. Die Scheibe des Rückenpanzers wird von dreizehn, die des Bruſtpanzers von zwölf, der
Rand von fünfundzwanzig Schildern gebildet; jene liegen aber nicht neben, ſondern ziegelförmig über
einander, und daſſelbe findet bei den hinteren Randſchildern ſtatt; die fünf mittleren Rückenſchilder
gleichen ſich weder in der Größe, noch in der Geſtalt, ſondern nur darin, daß ſie in der Mitte einen
Längskiel haben. Das erſte iſt breit und vierſeitig, am Vorderrande halbzirkelförmig; die drei
folgenden ſind ſechseckig, länger als breit; das fünfte verlängert ſich hinten in eine Spitze und nimmt
die Geſtalt eines Fünfecks an. Von den Seitenſchildern ſind die vorderen und hinteren vierſeitig, die
mittleren fünfſeitig. Alle ſind auf ſchwarzbraunem Grunde unregelmäßig durchſichtig roſenröthlich
und ledergelb gezeichnet und gefleckt, die zwölf Schilder des Bruſtpanzers weißlich oder ledergelb.
Der Verbreitungskreis der Karette iſt ſehr ausgedehnt: man findet ſie in allen zwiſchen den
Wendekreiſen liegenden Meeren und Meerestheilen der Erde, beſonders häufig in der Nähe Jndiens
und Mittelamerikas. Jn die europäiſchen Gewäſſer hat ſie ſich mehrfach verirrt.
Die Seeſchildkröten ſind vollendete Meerthiere. Sie halten ſich zwar vorzugsweiſe in der
Nähe der Küſte auf, werden aber doch oft auch ſehr weit von dieſer, manchmal mitten im Meere
gefunden. Hier ſieht man ſie nah der Oberfläche umherſchwimmen, zuweilen auch wohl auf ihr
liegen, wie es ſcheint, ſchlafend, bei der geringſten Störung aber ſofort in der Tiefe verſchwinden.
Sie ſchwimmen mit großer Schnelligkeit und bedeutender Kraft in verſchiedener Tiefe, nehmen auch im
Waſſer wechſelnde Stellungen an, indem ſie bald mehr, bald weniger die wagrechte Lage verändern.
Da, wo ſie häufig ſind, ſieht man manchmal förmliche Herden von ihnen, wie ſie überhaupt ſehr
geſellig zu ſein ſcheinen. Jhre Nahrung beſteht in Seethieren verſchiedener Art und in Pflanzen.
Die Karette gehört zu den Raubthieren und ſoll ſich vorzugsweiſe von Muſcheln nähren, deren Schalen
ſie mit ihren kräftigen Kiefern leicht zerbricht; die Suppenſchildkröte hingegen frißt wenigſtens vor-
zugsweiſe Seepflanzen, insbeſondere Tange und verräth ſich da, wo ſie häufig iſt, durch die von ihr
abgebiſſenen Theile dieſer Pflanzen, welche auf der Oberfläche des Meeres umherſchwimmen.
Zu gewiſſen Zeiten verlaſſen die Seeſchildkröten die Tiefe des Meeres und ſteuern beſtimmten-
altgewohnten Plätzen zu, um ihrem Fortpflanzungstriebe zu genügen. Die Männchen folgen, laut
Dampier, ihrem Weibchen auf dieſer Reiſe, gehen aber, wenn dieſe legen, nicht mit ihnen ans Land,
ſondern bleiben in der Gegend. Vorher hatten ſich beide Geſchlechter begattet, welches Geſchäft nach
Catesby mehr als vierzehn Tage in Anſpruch nehmen ſoll. Villemont ſagt, daß das Männchen
während der Begattung auf dem Rücken des Weibchens ſitze und gleichſam reite; Lacepede dagegen
behauptet, daß beide die Bruſtſchilder gegen einander kehren und das Männchen ſich mit den Nägeln der
Vorderfüße an der ſchlaffen Halshaut des Weibchens feſthält. Jn der Nähe des Landes angekommen,
wartet die Schildkröte ihre Zeit ab und begibt ſich dann abends mit großer Vorſicht aus Land. Schon
am Tage ſieht man ſie, nach Beobachtung des Prinzen von Wied, unweit der Küſte umherſchwimmen,
wobei ſie den dicken, runden Kopf allein über dem Waſſer zeigt, den Rückenpanzer aber eben nur an die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/62>, abgerufen am 21.12.2024.
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