Bei den Schildbäuchen (Lepadogaster) ist die Bauchscheibe doppelt; die Bauchflossen bilden den Saugnapf und die vor ihnen stehenden Brustflossen ein letzterem ähnliches Schild. Die erste Rückenflosse fehlt, die zweite steht weit hinten am Leibe, der Afterflosse entgegengesetzt, und verbindet sich nebst dieser mit der Schwanzflosse. Der Kopf ist groß und niedergedrückt, das Maul vorstreckbar. Die Bezahnung besteht aus Hechelzähnen im Zwischen- und Oberkiefer. Jn der Kiemenhaut finden sich vier oder fünf Kiemenhautstrahlen.
Eine der bekannteren Arten, der Ansauger (Lepadogaster bimaculatus) ist schön karminroth, nach der Unterseite zu fleischfarben, zwischen den Augen licht, auf dem übrigen Leibe unregelmäßig dunkel gefleckt. Die Rückenflosse enthält 6, die Brustflosse 19, die Afterflosse 6, die Schwanzflosse 10 Strahlen. Die Länge beträgt etwa 3 Zoll.
Die Schildbäuche bekunden dieselbe Trägheit wie die Lumpfische, ziehen jedoch seichteres Wasser dem tieferen vor oder scheinen sich da am Liebsten aufzuhalten, wo die Ebbe auf weithin den Strand trocken legt, obgleich sie während derselben stundenlang außerhalb des Wassers verweilen müssen. Die beschriebene Art bevölkert in Gemeinschaft mit einem Verwandten die englische Küste und andere Theile der Nordsee, wählt sich ebenfalls felsigen Grund, saugt sich hier auf Steinen oder alten Muschelschalen fest, und weicht aus dieser Lage nur, um eine Beute zu ergreifen oder vor einem Gegner sich zu sichern. Jhre Nahrung besteht in kleinen Krustern und ähnlichen Meerthieren, auch wohl in kleinen Fischen. Die Fortpflanzungszeit fällt in den März. Die Eier werden auf den gewöhnlichen Ruheplätzen abgelegt, zuweilen also auch im Junern von Muscheln.
Die geringe Größe der Schildbäuche und die Schwierigkeit, sie zu erbeuten, lohnt den Fang nicht; deshalb bleiben unsere Fische auch allerorten ziemlich unbehelligt. Doch gefallen sich die Fischer, sie wegzunehmen, weil sie sich an ihnen belustigen; denn die Scheibenbäuche setzen sich augen- blicklich an jeden festen Gegenstand wieder an, selbst an der Hand des Fängers; ja, dieses Verwachsen mit dem Grunde geht soweit, daß es ihre Gefangenhaltung erschwert. Nach Montagu's Beobachtung blieben einzelne dieser Fische vom ersten Augenblicke ihrer Gefangenschaft bis zu ihrem Tode auf einer und derselben Stelle haften, ohne sich zu regen, behielten sogar nach dem Tode noch ihre Lage bei. Versuchte man den Finger unter sie zu schieben, so klebten sie sofort auf diesem fest und ließen sich dann aus dem Wasser nehmen, ohne ihre Lage zu verändern.
Als letztes Glied dieser kleinen Familie mag noch die Seeschnecke (Liparis vulgaris) erwähnt sein, Vertreterin der Fettscheibler, ein ebenfalls quappeliger, hübsch gezeichneter Fisch von etwa 4 Zoll Länge. Der Leib ist gestreckt, hinten seitlich zusammengedrückt, die Haut weich und schlüpferig. Die Rückenflosse nimmt fast die ganze Oberseite ein; die Afterflosse erreicht etwa die Hälfte der gesammten Länge; beide verbinden sich wie bei den Schildbäuchen mit der Schwanzflosse. Die Bauchscheibe wird von den Bauchflossen und einem Theile der sehr großen, wie eine Krause den Hals umgebenden Brustflossen gebildet. Ein blasses Braun, welches unregelmäßig mit dunkleren Streifen und Linien gezeichnet wird, bildet die Grundfärbung der Oberseite und lichtet sich, wie gewöhnlich, nach der Unterseite zu, welche weiß erscheint. Die Flossen sind theilweise gefleckt, theil- weise gestreift. 36 Strahlen spannen die Rücken-, 32 die Brust- und Bauchflossen, 26 die After-, 12 die Schwanzflosse.
Man hat die Seeschnecke in allen nördlichen Meeren gefunden, an den großbritannischen Küsten ebensowohl als bei Jsland, Grönland, Nowaja-Semlja oder an der Westküste der Davisstraße, nicht aber weiter nach Süden hin, obwohl es keineswegs unmöglich ist, daß sie auch hier vorkommt. Jn Großbritannien bewohnt sie nur die nördlichen Theile, namentlich die Orkneyinseln. Jn der Lebensweise ähnelt sie den Schildbäuchen, steigt jedoch, abweichend von ihnen, zuweilen in den Flüssen
Seehaſe. Anſauger. Seeſchnecke.
Bei den Schildbäuchen (Lepadogaster) iſt die Bauchſcheibe doppelt; die Bauchfloſſen bilden den Saugnapf und die vor ihnen ſtehenden Bruſtfloſſen ein letzterem ähnliches Schild. Die erſte Rückenfloſſe fehlt, die zweite ſteht weit hinten am Leibe, der Afterfloſſe entgegengeſetzt, und verbindet ſich nebſt dieſer mit der Schwanzfloſſe. Der Kopf iſt groß und niedergedrückt, das Maul vorſtreckbar. Die Bezahnung beſteht aus Hechelzähnen im Zwiſchen- und Oberkiefer. Jn der Kiemenhaut finden ſich vier oder fünf Kiemenhautſtrahlen.
Eine der bekannteren Arten, der Anſauger (Lepadogaster bimaculatus) iſt ſchön karminroth, nach der Unterſeite zu fleiſchfarben, zwiſchen den Augen licht, auf dem übrigen Leibe unregelmäßig dunkel gefleckt. Die Rückenfloſſe enthält 6, die Bruſtfloſſe 19, die Afterfloſſe 6, die Schwanzfloſſe 10 Strahlen. Die Länge beträgt etwa 3 Zoll.
Die Schildbäuche bekunden dieſelbe Trägheit wie die Lumpfiſche, ziehen jedoch ſeichteres Waſſer dem tieferen vor oder ſcheinen ſich da am Liebſten aufzuhalten, wo die Ebbe auf weithin den Strand trocken legt, obgleich ſie während derſelben ſtundenlang außerhalb des Waſſers verweilen müſſen. Die beſchriebene Art bevölkert in Gemeinſchaft mit einem Verwandten die engliſche Küſte und andere Theile der Nordſee, wählt ſich ebenfalls felſigen Grund, ſaugt ſich hier auf Steinen oder alten Muſchelſchalen feſt, und weicht aus dieſer Lage nur, um eine Beute zu ergreifen oder vor einem Gegner ſich zu ſichern. Jhre Nahrung beſteht in kleinen Kruſtern und ähnlichen Meerthieren, auch wohl in kleinen Fiſchen. Die Fortpflanzungszeit fällt in den März. Die Eier werden auf den gewöhnlichen Ruheplätzen abgelegt, zuweilen alſo auch im Junern von Muſcheln.
Die geringe Größe der Schildbäuche und die Schwierigkeit, ſie zu erbeuten, lohnt den Fang nicht; deshalb bleiben unſere Fiſche auch allerorten ziemlich unbehelligt. Doch gefallen ſich die Fiſcher, ſie wegzunehmen, weil ſie ſich an ihnen beluſtigen; denn die Scheibenbäuche ſetzen ſich augen- blicklich an jeden feſten Gegenſtand wieder an, ſelbſt an der Hand des Fängers; ja, dieſes Verwachſen mit dem Grunde geht ſoweit, daß es ihre Gefangenhaltung erſchwert. Nach Montagu’s Beobachtung blieben einzelne dieſer Fiſche vom erſten Augenblicke ihrer Gefangenſchaft bis zu ihrem Tode auf einer und derſelben Stelle haften, ohne ſich zu regen, behielten ſogar nach dem Tode noch ihre Lage bei. Verſuchte man den Finger unter ſie zu ſchieben, ſo klebten ſie ſofort auf dieſem feſt und ließen ſich dann aus dem Waſſer nehmen, ohne ihre Lage zu verändern.
Als letztes Glied dieſer kleinen Familie mag noch die Seeſchnecke (Liparis vulgaris) erwähnt ſein, Vertreterin der Fettſcheibler, ein ebenfalls quappeliger, hübſch gezeichneter Fiſch von etwa 4 Zoll Länge. Der Leib iſt geſtreckt, hinten ſeitlich zuſammengedrückt, die Haut weich und ſchlüpferig. Die Rückenfloſſe nimmt faſt die ganze Oberſeite ein; die Afterfloſſe erreicht etwa die Hälfte der geſammten Länge; beide verbinden ſich wie bei den Schildbäuchen mit der Schwanzfloſſe. Die Bauchſcheibe wird von den Bauchfloſſen und einem Theile der ſehr großen, wie eine Krauſe den Hals umgebenden Bruſtfloſſen gebildet. Ein blaſſes Braun, welches unregelmäßig mit dunkleren Streifen und Linien gezeichnet wird, bildet die Grundfärbung der Oberſeite und lichtet ſich, wie gewöhnlich, nach der Unterſeite zu, welche weiß erſcheint. Die Floſſen ſind theilweiſe gefleckt, theil- weiſe geſtreift. 36 Strahlen ſpannen die Rücken-, 32 die Bruſt- und Bauchfloſſen, 26 die After-, 12 die Schwanzfloſſe.
Man hat die Seeſchnecke in allen nördlichen Meeren gefunden, an den großbritanniſchen Küſten ebenſowohl als bei Jsland, Grönland, Nowaja-Semlja oder an der Weſtküſte der Davisſtraße, nicht aber weiter nach Süden hin, obwohl es keineswegs unmöglich iſt, daß ſie auch hier vorkommt. Jn Großbritannien bewohnt ſie nur die nördlichen Theile, namentlich die Orkneyinſeln. Jn der Lebensweiſe ähnelt ſie den Schildbäuchen, ſteigt jedoch, abweichend von ihnen, zuweilen in den Flüſſen
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Seehaſe. Anſauger. Seeſchnecke.
Bei den Schildbäuchen (Lepadogaster) iſt die Bauchſcheibe doppelt; die Bauchfloſſen bilden
den Saugnapf und die vor ihnen ſtehenden Bruſtfloſſen ein letzterem ähnliches Schild. Die erſte
Rückenfloſſe fehlt, die zweite ſteht weit hinten am Leibe, der Afterfloſſe entgegengeſetzt, und verbindet
ſich nebſt dieſer mit der Schwanzfloſſe. Der Kopf iſt groß und niedergedrückt, das Maul vorſtreckbar.
Die Bezahnung beſteht aus Hechelzähnen im Zwiſchen- und Oberkiefer. Jn der Kiemenhaut finden
ſich vier oder fünf Kiemenhautſtrahlen.
Eine der bekannteren Arten, der Anſauger (Lepadogaster bimaculatus) iſt ſchön karminroth,
nach der Unterſeite zu fleiſchfarben, zwiſchen den Augen licht, auf dem übrigen Leibe unregelmäßig
dunkel gefleckt. Die Rückenfloſſe enthält 6, die Bruſtfloſſe 19, die Afterfloſſe 6, die Schwanzfloſſe
10 Strahlen. Die Länge beträgt etwa 3 Zoll.
Die Schildbäuche bekunden dieſelbe Trägheit wie die Lumpfiſche, ziehen jedoch ſeichteres Waſſer
dem tieferen vor oder ſcheinen ſich da am Liebſten aufzuhalten, wo die Ebbe auf weithin den Strand
trocken legt, obgleich ſie während derſelben ſtundenlang außerhalb des Waſſers verweilen müſſen.
Die beſchriebene Art bevölkert in Gemeinſchaft mit einem Verwandten die engliſche Küſte und
andere Theile der Nordſee, wählt ſich ebenfalls felſigen Grund, ſaugt ſich hier auf Steinen oder
alten Muſchelſchalen feſt, und weicht aus dieſer Lage nur, um eine Beute zu ergreifen oder vor einem
Gegner ſich zu ſichern. Jhre Nahrung beſteht in kleinen Kruſtern und ähnlichen Meerthieren, auch
wohl in kleinen Fiſchen. Die Fortpflanzungszeit fällt in den März. Die Eier werden auf den
gewöhnlichen Ruheplätzen abgelegt, zuweilen alſo auch im Junern von Muſcheln.
Die geringe Größe der Schildbäuche und die Schwierigkeit, ſie zu erbeuten, lohnt den Fang
nicht; deshalb bleiben unſere Fiſche auch allerorten ziemlich unbehelligt. Doch gefallen ſich die
Fiſcher, ſie wegzunehmen, weil ſie ſich an ihnen beluſtigen; denn die Scheibenbäuche ſetzen ſich augen-
blicklich an jeden feſten Gegenſtand wieder an, ſelbſt an der Hand des Fängers; ja, dieſes Verwachſen
mit dem Grunde geht ſoweit, daß es ihre Gefangenhaltung erſchwert. Nach Montagu’s
Beobachtung blieben einzelne dieſer Fiſche vom erſten Augenblicke ihrer Gefangenſchaft bis zu ihrem
Tode auf einer und derſelben Stelle haften, ohne ſich zu regen, behielten ſogar nach dem Tode noch
ihre Lage bei. Verſuchte man den Finger unter ſie zu ſchieben, ſo klebten ſie ſofort auf dieſem feſt
und ließen ſich dann aus dem Waſſer nehmen, ohne ihre Lage zu verändern.
Als letztes Glied dieſer kleinen Familie mag noch die Seeſchnecke (Liparis vulgaris) erwähnt
ſein, Vertreterin der Fettſcheibler, ein ebenfalls quappeliger, hübſch gezeichneter Fiſch von etwa
4 Zoll Länge. Der Leib iſt geſtreckt, hinten ſeitlich zuſammengedrückt, die Haut weich und
ſchlüpferig. Die Rückenfloſſe nimmt faſt die ganze Oberſeite ein; die Afterfloſſe erreicht etwa die
Hälfte der geſammten Länge; beide verbinden ſich wie bei den Schildbäuchen mit der Schwanzfloſſe.
Die Bauchſcheibe wird von den Bauchfloſſen und einem Theile der ſehr großen, wie eine Krauſe den
Hals umgebenden Bruſtfloſſen gebildet. Ein blaſſes Braun, welches unregelmäßig mit dunkleren
Streifen und Linien gezeichnet wird, bildet die Grundfärbung der Oberſeite und lichtet ſich, wie
gewöhnlich, nach der Unterſeite zu, welche weiß erſcheint. Die Floſſen ſind theilweiſe gefleckt, theil-
weiſe geſtreift. 36 Strahlen ſpannen die Rücken-, 32 die Bruſt- und Bauchfloſſen, 26 die After-,
12 die Schwanzfloſſe.
Man hat die Seeſchnecke in allen nördlichen Meeren gefunden, an den großbritanniſchen Küſten
ebenſowohl als bei Jsland, Grönland, Nowaja-Semlja oder an der Weſtküſte der Davisſtraße, nicht
aber weiter nach Süden hin, obwohl es keineswegs unmöglich iſt, daß ſie auch hier vorkommt.
Jn Großbritannien bewohnt ſie nur die nördlichen Theile, namentlich die Orkneyinſeln. Jn der
Lebensweiſe ähnelt ſie den Schildbäuchen, ſteigt jedoch, abweichend von ihnen, zuweilen in den Flüſſen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/611>, abgerufen am 23.12.2024.
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