Die Stachelflosser. Sonnenfische. Petersfische. Glanzfische.
Die fromme Sage, welche oft mit kindlicher Liebenswürdigkeit, noch öfter mit kindischer Albernheit unglaubliche Dinge erzählt, berichtet, daß Petrus, der Apostel, eines Tages genöthigt war, eine Steuer zu erlegen, und um Dies zu ermöglichen, anstatt in den Geldbeutel ins Wasser griff, einen Fisch hervorholte und dem Maule des Thieres den betreffenden Zinsgroschen entnahm. Die wundersame Begebenheit, welche der Gläubigkeit aller Billigdenkenden empfohlen sein mag, kann nicht im See Genezareth, sondern muß auf hohem Meere stattgefunden, der Apostel auch mit seinen heiligen Fingern tüchtig zugegriffen haben, da der betreffende Mittelmeerfisch jederseits zwei schwarze, runde Flecken trägt, welche der Sage gemäß eben die Eindrücke der Finger darstellen sollen, auch wohl Veranlassung geworden sind, daß man das Thier heutzutage Petersfisch nennt. Diesen
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Der Heringskönig (Zousfaber).
Namen führt er freilich nicht überall: bei den Griechen heißt er Christusfisch, bei den Spaniern Martinsfisch und bei den Norddeutschen endlich Heringskönig; möglicherweise trägt er aber auch seinen Familiennamen mit vollem Rechte, wurde also bereits von den Alten als ein ausgezeichnetes Geschöpf angesehen.
Der Heringskönig (Zeus faber), Vertreter der Sippe der Petersfische, hat zwei getrennte Rückenflossen, deren erste durch verlängerte, in Fäden auslaufende Strahlen sich auszeichnet, zwei etwas getrennte Afterflossen, welche die Bildung der Rückenflossen bis zu einem gewissen Grade wiederholen, da die Strahlen der ersten dieser Flossen sich ebenfalls etwas verlängern, und große Bauchflossen, welche unter den kleinen, rundlichen Brustflossen stehen. Die Firste des Rückens und die Bauchschneide tragen gabelförmige Stacheln, der übrige Leib sehr kleine Schuppen.
Je nach Jahreszeit und Gegend ändert die Färbung ab. Jm Mittelmeere sieht der Herings- könig oft rein goldfarben, im Norden gewöhnlich graugelb aus. Bezeichnend ist der runde
Die Stachelfloſſer. Sonnenfiſche. Petersfiſche. Glanzfiſche.
Die fromme Sage, welche oft mit kindlicher Liebenswürdigkeit, noch öfter mit kindiſcher Albernheit unglaubliche Dinge erzählt, berichtet, daß Petrus, der Apoſtel, eines Tages genöthigt war, eine Steuer zu erlegen, und um Dies zu ermöglichen, anſtatt in den Geldbeutel ins Waſſer griff, einen Fiſch hervorholte und dem Maule des Thieres den betreffenden Zinsgroſchen entnahm. Die wunderſame Begebenheit, welche der Gläubigkeit aller Billigdenkenden empfohlen ſein mag, kann nicht im See Genezareth, ſondern muß auf hohem Meere ſtattgefunden, der Apoſtel auch mit ſeinen heiligen Fingern tüchtig zugegriffen haben, da der betreffende Mittelmeerfiſch jederſeits zwei ſchwarze, runde Flecken trägt, welche der Sage gemäß eben die Eindrücke der Finger darſtellen ſollen, auch wohl Veranlaſſung geworden ſind, daß man das Thier heutzutage Petersfiſch nennt. Dieſen
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Der Heringskönig (Zousfaber).
Namen führt er freilich nicht überall: bei den Griechen heißt er Chriſtusfiſch, bei den Spaniern Martinsfiſch und bei den Norddeutſchen endlich Heringskönig; möglicherweiſe trägt er aber auch ſeinen Familiennamen mit vollem Rechte, wurde alſo bereits von den Alten als ein ausgezeichnetes Geſchöpf angeſehen.
Der Heringskönig (Zeus faber), Vertreter der Sippe der Petersfiſche, hat zwei getrennte Rückenfloſſen, deren erſte durch verlängerte, in Fäden auslaufende Strahlen ſich auszeichnet, zwei etwas getrennte Afterfloſſen, welche die Bildung der Rückenfloſſen bis zu einem gewiſſen Grade wiederholen, da die Strahlen der erſten dieſer Floſſen ſich ebenfalls etwas verlängern, und große Bauchfloſſen, welche unter den kleinen, rundlichen Bruſtfloſſen ſtehen. Die Firſte des Rückens und die Bauchſchneide tragen gabelförmige Stacheln, der übrige Leib ſehr kleine Schuppen.
Je nach Jahreszeit und Gegend ändert die Färbung ab. Jm Mittelmeere ſieht der Herings- könig oft rein goldfarben, im Norden gewöhnlich graugelb aus. Bezeichnend iſt der runde
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Die Stachelfloſſer. Sonnenfiſche. Petersfiſche. Glanzfiſche.
Die fromme Sage, welche oft mit kindlicher Liebenswürdigkeit, noch öfter mit kindiſcher
Albernheit unglaubliche Dinge erzählt, berichtet, daß Petrus, der Apoſtel, eines Tages genöthigt
war, eine Steuer zu erlegen, und um Dies zu ermöglichen, anſtatt in den Geldbeutel ins Waſſer
griff, einen Fiſch hervorholte und dem Maule des Thieres den betreffenden Zinsgroſchen entnahm.
Die wunderſame Begebenheit, welche der Gläubigkeit aller Billigdenkenden empfohlen ſein mag,
kann nicht im See Genezareth, ſondern muß auf hohem Meere ſtattgefunden, der Apoſtel auch mit
ſeinen heiligen Fingern tüchtig zugegriffen haben, da der betreffende Mittelmeerfiſch jederſeits zwei
ſchwarze, runde Flecken trägt, welche der Sage gemäß eben die Eindrücke der Finger darſtellen ſollen,
auch wohl Veranlaſſung geworden ſind, daß man das Thier heutzutage Petersfiſch nennt. Dieſen
[Abbildung Der Heringskönig (Zousfaber).]
Namen führt er freilich nicht überall: bei den Griechen heißt er Chriſtusfiſch, bei den Spaniern
Martinsfiſch und bei den Norddeutſchen endlich Heringskönig; möglicherweiſe trägt er aber auch
ſeinen Familiennamen mit vollem Rechte, wurde alſo bereits von den Alten als ein ausgezeichnetes
Geſchöpf angeſehen.
Der Heringskönig (Zeus faber), Vertreter der Sippe der Petersfiſche, hat zwei getrennte
Rückenfloſſen, deren erſte durch verlängerte, in Fäden auslaufende Strahlen ſich auszeichnet, zwei
etwas getrennte Afterfloſſen, welche die Bildung der Rückenfloſſen bis zu einem gewiſſen Grade
wiederholen, da die Strahlen der erſten dieſer Floſſen ſich ebenfalls etwas verlängern, und große
Bauchfloſſen, welche unter den kleinen, rundlichen Bruſtfloſſen ſtehen. Die Firſte des Rückens und
die Bauchſchneide tragen gabelförmige Stacheln, der übrige Leib ſehr kleine Schuppen.
Je nach Jahreszeit und Gegend ändert die Färbung ab. Jm Mittelmeere ſieht der Herings-
könig oft rein goldfarben, im Norden gewöhnlich graugelb aus. Bezeichnend iſt der runde
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/600>, abgerufen am 23.12.2024.
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