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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Goldmakrele.

Fast alle Mitglieder dieser kleinen Familie prangen in den prachtvollsten Färbungen und haben sich
deshalb bei den Seefahrern schon längst den Namen der Goldenen -- Dorados, Doraden -- erworben.
Jhr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über alle Meere der niederen Breiten; wenige Arten kommen
nördlich des Mittelmeeres vor, die meisten erst innerhalb der Gleicherländer. Die hervorragenden
unter ihnen sind echte Weltmeerfische, welche die Küsten zu meiden scheinen oder sie doch nur während
der Laichzeit aufsuchen, außerdem aber ihrer Jagd auf hoher See obliegen. An Schnelligkeit und
Gewandtheit der Bewegungen stehen sie hinter den Makrelen durchaus nicht zurück; ja, viele von
ihnen übertreffen die meisten jener ihnen verwandten Familie noch bedeutend. Fast alle halten
sich mehr in den oberen als in den tieferen Schichten des Wassers auf, und die Angehörigen einer
Sippe stellen eifriger als alle übrigen Fische namentlich ihren flugfähigen Klassenverwandten nach.
Jhr Fleisch wird überall hoch geschätzt; trotzdem sind sie als Nutzfische nicht zu betrachten: denn nur
ausnahmsweise, streng genommen mehr durch Zufall als in Folge regelrechter Nachstellung, wird einer
oder der andere Stutzkopf gefangen. Ueber die Fortpflanzung wissen wir leider noch gar Nichts.

Zur Lebensschilderung der Familie genügt die Beschreibung eines einzigen, der Goldmakrele.
Sie vertritt die Sippe der Schillerfische (Coryphaena), eben jene, welche die Seefahrer Doraden
nennen und von deren wunderbarer Pracht sie und alle Reisende zu erzählen wissen, von denen alle
behaupten, daß sich für die Beschreibung das rechte Wort nicht finden wolle, diese Pracht zu schildern.
Schon den Alten haben die Schillerfische Bewunderung abgenöthigt, sodaß sie dieselben der Göttin
der Schönheit heiligten. Jhre Merkmale liegen in der über den Augen beginnenden langen Rücken-
flosse, den sichelförmigen Brustflossen, der unter ihnen stehenden Bauchflosse und der tief gegabelten
Schwanzflosse, sowie kleinen Hakenzähnen in den Kiefern, Hechelzähnen hinter ihnen im Gaumen-
und Schlundknochen und Sammetzähnen auf der Zunge.

Die Goldmakrele oder Dorade (Coryphaena hippurus) erreicht eine Länge von 3 bis 4 Fuß
und ein Gewicht von 20 bis 25 Pfund. Jhre Färbung erscheint verschieden je nach der Beleuchtung.
"Während einer Windstille", sagt Bennett, "sieht die Goldmakrele, wenn sie auf der Oberfläche
des Wassers schwimmt, prachtvoll und glänzendblau oder purpurfarben aus, prangend in metallischem
Schimmer von jedem denkbaren Wechsel und Wandel, je nachdem sie sich im Lichte oder im Schatten
befindet; nur der Schwanz behält seine goldgelbe Farbe bei. Aus dem Wasser gezogen und auf das
Deck gebracht, ändern sich die Farben in andere, ebenso schöne um; der glühende Purpur und das
Goldgelb gehen in ein glänzendes Silberfarb über, auf welchem oben die ursprünglichen Purpur-
und Goldtöne spielen. Die Veränderlichkeit der Färbung währt eine geraume Zeit fort, nimmt
nach und nach an Stärke ab und verblaßt endlich in ein düsteres Ledergrau."

Die Goldmakrele scheint ursprünglich im atlantischen Weltmeer heimisch gewesen zu sein und
vonhieraus im mittelländischen Meere sich angesiedelt zu haben. Nur während der Laichzeit sieht
man sie an den Küsten, sonst immer entfernt von diesen, in der Regel bei bewegtem Meere, sodaß
unter den Seeleuten die Meinung sich verbreitet hat, es müsse Sturm aufkommen, wenn sie in der
Nähe des Schiffes sich zeige. Jhre Nahrung besteht aus allerlei kleinen Fischen, insbesondere
aus denen, welche die oberen Wasserschichten bewohnen, also namentlich aus den verschiedenen Arten
der fliegenden Fische. Bennett fand in dem Magen der von ihm frischgefangenen und unter-
suchten auch Kopffüßler, und zwar Tintenfische und Argonauten. Die Goldmakrele ist, wenn auch
nicht immer, sodoch sehr häufig die Ursache, daß die fliegenden Fische über das Wasser sich erheben;
sie haben in der That in ihr einen ihrer schlimmsten Feinde. Jhre Jagd auf gedachte Fische hat der
Schiffer Hall sehr lebendig beschrieben.

"Eine große Goldmakrele", so erzählt er, "welche lange Zeit mit dem Schiffe gezogen und den
wundervollen Glanz ihrer Färbung uns wiederholt gezeigt hatte, bemerkte plötzlich vor sich einen
Schwarm der fliegenden Fische, drehte das Haupt nach ihnen, kam zur Oberfläche empor und sprang

Brehm, Thierleben. V. 36
Goldmakrele.

Faſt alle Mitglieder dieſer kleinen Familie prangen in den prachtvollſten Färbungen und haben ſich
deshalb bei den Seefahrern ſchon längſt den Namen der GoldenenDorados, Doraden — erworben.
Jhr Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich über alle Meere der niederen Breiten; wenige Arten kommen
nördlich des Mittelmeeres vor, die meiſten erſt innerhalb der Gleicherländer. Die hervorragenden
unter ihnen ſind echte Weltmeerfiſche, welche die Küſten zu meiden ſcheinen oder ſie doch nur während
der Laichzeit aufſuchen, außerdem aber ihrer Jagd auf hoher See obliegen. An Schnelligkeit und
Gewandtheit der Bewegungen ſtehen ſie hinter den Makrelen durchaus nicht zurück; ja, viele von
ihnen übertreffen die meiſten jener ihnen verwandten Familie noch bedeutend. Faſt alle halten
ſich mehr in den oberen als in den tieferen Schichten des Waſſers auf, und die Angehörigen einer
Sippe ſtellen eifriger als alle übrigen Fiſche namentlich ihren flugfähigen Klaſſenverwandten nach.
Jhr Fleiſch wird überall hoch geſchätzt; trotzdem ſind ſie als Nutzfiſche nicht zu betrachten: denn nur
ausnahmsweiſe, ſtreng genommen mehr durch Zufall als in Folge regelrechter Nachſtellung, wird einer
oder der andere Stutzkopf gefangen. Ueber die Fortpflanzung wiſſen wir leider noch gar Nichts.

Zur Lebensſchilderung der Familie genügt die Beſchreibung eines einzigen, der Goldmakrele.
Sie vertritt die Sippe der Schillerfiſche (Coryphaena), eben jene, welche die Seefahrer Doraden
nennen und von deren wunderbarer Pracht ſie und alle Reiſende zu erzählen wiſſen, von denen alle
behaupten, daß ſich für die Beſchreibung das rechte Wort nicht finden wolle, dieſe Pracht zu ſchildern.
Schon den Alten haben die Schillerfiſche Bewunderung abgenöthigt, ſodaß ſie dieſelben der Göttin
der Schönheit heiligten. Jhre Merkmale liegen in der über den Augen beginnenden langen Rücken-
floſſe, den ſichelförmigen Bruſtfloſſen, der unter ihnen ſtehenden Bauchfloſſe und der tief gegabelten
Schwanzfloſſe, ſowie kleinen Hakenzähnen in den Kiefern, Hechelzähnen hinter ihnen im Gaumen-
und Schlundknochen und Sammetzähnen auf der Zunge.

Die Goldmakrele oder Dorade (Coryphaena hippurus) erreicht eine Länge von 3 bis 4 Fuß
und ein Gewicht von 20 bis 25 Pfund. Jhre Färbung erſcheint verſchieden je nach der Beleuchtung.
„Während einer Windſtille“, ſagt Bennett, „ſieht die Goldmakrele, wenn ſie auf der Oberfläche
des Waſſers ſchwimmt, prachtvoll und glänzendblau oder purpurfarben aus, prangend in metalliſchem
Schimmer von jedem denkbaren Wechſel und Wandel, je nachdem ſie ſich im Lichte oder im Schatten
befindet; nur der Schwanz behält ſeine goldgelbe Farbe bei. Aus dem Waſſer gezogen und auf das
Deck gebracht, ändern ſich die Farben in andere, ebenſo ſchöne um; der glühende Purpur und das
Goldgelb gehen in ein glänzendes Silberfarb über, auf welchem oben die urſprünglichen Purpur-
und Goldtöne ſpielen. Die Veränderlichkeit der Färbung währt eine geraume Zeit fort, nimmt
nach und nach an Stärke ab und verblaßt endlich in ein düſteres Ledergrau.“

Die Goldmakrele ſcheint urſprünglich im atlantiſchen Weltmeer heimiſch geweſen zu ſein und
vonhieraus im mittelländiſchen Meere ſich angeſiedelt zu haben. Nur während der Laichzeit ſieht
man ſie an den Küſten, ſonſt immer entfernt von dieſen, in der Regel bei bewegtem Meere, ſodaß
unter den Seeleuten die Meinung ſich verbreitet hat, es müſſe Sturm aufkommen, wenn ſie in der
Nähe des Schiffes ſich zeige. Jhre Nahrung beſteht aus allerlei kleinen Fiſchen, insbeſondere
aus denen, welche die oberen Waſſerſchichten bewohnen, alſo namentlich aus den verſchiedenen Arten
der fliegenden Fiſche. Bennett fand in dem Magen der von ihm friſchgefangenen und unter-
ſuchten auch Kopffüßler, und zwar Tintenfiſche und Argonauten. Die Goldmakrele iſt, wenn auch
nicht immer, ſodoch ſehr häufig die Urſache, daß die fliegenden Fiſche über das Waſſer ſich erheben;
ſie haben in der That in ihr einen ihrer ſchlimmſten Feinde. Jhre Jagd auf gedachte Fiſche hat der
Schiffer Hall ſehr lebendig beſchrieben.

„Eine große Goldmakrele“, ſo erzählt er, „welche lange Zeit mit dem Schiffe gezogen und den
wundervollen Glanz ihrer Färbung uns wiederholt gezeigt hatte, bemerkte plötzlich vor ſich einen
Schwarm der fliegenden Fiſche, drehte das Haupt nach ihnen, kam zur Oberfläche empor und ſprang

Brehm, Thierleben. V. 36
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[561/0597] Goldmakrele. Faſt alle Mitglieder dieſer kleinen Familie prangen in den prachtvollſten Färbungen und haben ſich deshalb bei den Seefahrern ſchon längſt den Namen der Goldenen — Dorados, Doraden — erworben. Jhr Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich über alle Meere der niederen Breiten; wenige Arten kommen nördlich des Mittelmeeres vor, die meiſten erſt innerhalb der Gleicherländer. Die hervorragenden unter ihnen ſind echte Weltmeerfiſche, welche die Küſten zu meiden ſcheinen oder ſie doch nur während der Laichzeit aufſuchen, außerdem aber ihrer Jagd auf hoher See obliegen. An Schnelligkeit und Gewandtheit der Bewegungen ſtehen ſie hinter den Makrelen durchaus nicht zurück; ja, viele von ihnen übertreffen die meiſten jener ihnen verwandten Familie noch bedeutend. Faſt alle halten ſich mehr in den oberen als in den tieferen Schichten des Waſſers auf, und die Angehörigen einer Sippe ſtellen eifriger als alle übrigen Fiſche namentlich ihren flugfähigen Klaſſenverwandten nach. Jhr Fleiſch wird überall hoch geſchätzt; trotzdem ſind ſie als Nutzfiſche nicht zu betrachten: denn nur ausnahmsweiſe, ſtreng genommen mehr durch Zufall als in Folge regelrechter Nachſtellung, wird einer oder der andere Stutzkopf gefangen. Ueber die Fortpflanzung wiſſen wir leider noch gar Nichts. Zur Lebensſchilderung der Familie genügt die Beſchreibung eines einzigen, der Goldmakrele. Sie vertritt die Sippe der Schillerfiſche (Coryphaena), eben jene, welche die Seefahrer Doraden nennen und von deren wunderbarer Pracht ſie und alle Reiſende zu erzählen wiſſen, von denen alle behaupten, daß ſich für die Beſchreibung das rechte Wort nicht finden wolle, dieſe Pracht zu ſchildern. Schon den Alten haben die Schillerfiſche Bewunderung abgenöthigt, ſodaß ſie dieſelben der Göttin der Schönheit heiligten. Jhre Merkmale liegen in der über den Augen beginnenden langen Rücken- floſſe, den ſichelförmigen Bruſtfloſſen, der unter ihnen ſtehenden Bauchfloſſe und der tief gegabelten Schwanzfloſſe, ſowie kleinen Hakenzähnen in den Kiefern, Hechelzähnen hinter ihnen im Gaumen- und Schlundknochen und Sammetzähnen auf der Zunge. Die Goldmakrele oder Dorade (Coryphaena hippurus) erreicht eine Länge von 3 bis 4 Fuß und ein Gewicht von 20 bis 25 Pfund. Jhre Färbung erſcheint verſchieden je nach der Beleuchtung. „Während einer Windſtille“, ſagt Bennett, „ſieht die Goldmakrele, wenn ſie auf der Oberfläche des Waſſers ſchwimmt, prachtvoll und glänzendblau oder purpurfarben aus, prangend in metalliſchem Schimmer von jedem denkbaren Wechſel und Wandel, je nachdem ſie ſich im Lichte oder im Schatten befindet; nur der Schwanz behält ſeine goldgelbe Farbe bei. Aus dem Waſſer gezogen und auf das Deck gebracht, ändern ſich die Farben in andere, ebenſo ſchöne um; der glühende Purpur und das Goldgelb gehen in ein glänzendes Silberfarb über, auf welchem oben die urſprünglichen Purpur- und Goldtöne ſpielen. Die Veränderlichkeit der Färbung währt eine geraume Zeit fort, nimmt nach und nach an Stärke ab und verblaßt endlich in ein düſteres Ledergrau.“ Die Goldmakrele ſcheint urſprünglich im atlantiſchen Weltmeer heimiſch geweſen zu ſein und vonhieraus im mittelländiſchen Meere ſich angeſiedelt zu haben. Nur während der Laichzeit ſieht man ſie an den Küſten, ſonſt immer entfernt von dieſen, in der Regel bei bewegtem Meere, ſodaß unter den Seeleuten die Meinung ſich verbreitet hat, es müſſe Sturm aufkommen, wenn ſie in der Nähe des Schiffes ſich zeige. Jhre Nahrung beſteht aus allerlei kleinen Fiſchen, insbeſondere aus denen, welche die oberen Waſſerſchichten bewohnen, alſo namentlich aus den verſchiedenen Arten der fliegenden Fiſche. Bennett fand in dem Magen der von ihm friſchgefangenen und unter- ſuchten auch Kopffüßler, und zwar Tintenfiſche und Argonauten. Die Goldmakrele iſt, wenn auch nicht immer, ſodoch ſehr häufig die Urſache, daß die fliegenden Fiſche über das Waſſer ſich erheben; ſie haben in der That in ihr einen ihrer ſchlimmſten Feinde. Jhre Jagd auf gedachte Fiſche hat der Schiffer Hall ſehr lebendig beſchrieben. „Eine große Goldmakrele“, ſo erzählt er, „welche lange Zeit mit dem Schiffe gezogen und den wundervollen Glanz ihrer Färbung uns wiederholt gezeigt hatte, bemerkte plötzlich vor ſich einen Schwarm der fliegenden Fiſche, drehte das Haupt nach ihnen, kam zur Oberfläche empor und ſprang Brehm, Thierleben. V. 36

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/597>, abgerufen am 16.07.2024.