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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Stachelflosser. Stutzköpfe.
die hohe Breite aber, unter welcher das Trauerspiel stattfand, läßt Zweifel aufkommen. Anderer-
seits freilich ist es bestimmt bewiesen, daß der echte Schwertfisch größere Thiere durchbohrt. So ver-
sichert Daniel, daß ein im Severn ohnweit Worcester badender Mann von einem Schwertfisch durchbohrt
und der Uebelthäter unmittelbar darauf gefangen wurde, also gar kein Zweifel hinsichtlich seiner
Missethat obwalten konnte.

Schiffe sind von Schwertfischen mehrmals angebohrt und Planken, welche noch das Schwert in
sich tragen, in mehreren Museen zur Schau ausgestellt worden. Als im Jahre 1725 das britische
Kriegsschiff "Leopard" ausgebessert werden mußte, fand man in einer Seitenplanke desselben ein
abgebrochenes Schwert unseres Fisches, welches die äußere zolldicke Verschalung, eine dreizöllige Pfoste
und vier- und ein halb Zoll von einer Rippe durchbohrt hatte, und ebenso entdeckte man in einem aus
der Südsee zurückgekehrten Schiffe die ebenfalls abgebrochene Waffe des gewaltigen Ungethüms, welche
nicht allein die Verschalung, eine drei Zoll dicke Planke durchstoßen hatte, sondern auch durch einen
zwölf Zoll dicken gebogenen Balken gedrungen war und noch außerdem den Boden eines Thranfasses
zertrümmert hatte. Ein Stoß von solcher Kraft macht den Eindruck, als ob das Schiff auf einen
Felsen gerathen wäre; jenem zugefügte Gefahr würde auch annähernd dieselbe sein, wenn es dem
Fische möglich wäre, sein Schwert wieder herauszuziehen, was glücklicherweise nicht der Fall zu
sein scheint. Jmmer fand man es abgebrochen, durfte deshalb auch mit Gewißheit annehmen, daß
der wüthende Gesell seinen verwegenen Versuch mit dem Leben gebüßt hatte. Anders verhält es sich,
wenn er seine Kraft an Fischerbooten erprobt: es sollen wirklich mehrere Fälle gerichtlich festgestellt
worden sein, daß Boote durch Schwertfische zum Sinken gebracht wurden.

Was endlich die Sprachkundigkeit der Schwertfische anlangt, so herrscht noch heutigentages unter
den sicilianischen Fischern der Aberglaube, daß sie beim Fange gewisse Worte singen müssen, welche
allerdings einige Aehnlichkeit mit griechischen haben. Dies ist jedoch nicht der Fall; die Worte bilden
vielmehr eine aus den verschiedensten Sprachen zusammengemischte Zauberformel, wie sie bei Be-
schwörungen ausgesprochen wird. Aber heutigentages noch glauben die Fischer fest an die Wirkung
derselben, vermeinen damit den Schwertfisch in die Nähe ihrer Fahrzeuge zu ziehen, behaupten auch
mit Bestimmtheit, daß dieser untertauche, wenn jener Formel ein einziges italienisches Wort beigemischt
werde; die Fischerei selbst geschieht also noch ganz nach alter Weise.

"Diese Fische" -- schließt der alte Geßner, -- "sollen ein arg, schädlich, vnlieblich Fleisch haben,
harter verdäwung, eines häßlichen Geruchs, gantz feist wie ein Schwein. Auß der Saltzbrühe, in die
Speiß genommen ist er am besten: gebiert ein yberflüssig rauw Geblüt, sol in der Bereitung mit
rässen Gewächsen gebessert werden, als Zwibeln, Knoblauch, Senff etc. Summa, sein Fleisch vergleicht
sich gar nahe dem Fleisch der Delphinen." Vorstehendem habe ich blos zuzufügen, daß man heutzutage
das Fleisch des jungen Schwertfisches als vorzüglich ansieht und von den Alten namentlich einen Theil
des Schwanzes und die um die Flossen liegenden Muskeln als Leckerbissen betrachtet.



Ebenso wie die Sägefische unterscheiden sich auch die Stutzköpfe (Coryphaenae) in wesentlicher
Beziehung von den Makrelen und werden deshalb richtiger in einer eigenen Familie vereinigt. Man
könnte sie als Makrelen mit langen Rückenflossen und kleinen Schuppen bezeichnen. Jhr Leib ist
lang, seitlich zusammengedrückt, der Kopf wirklich ein Stutzkopf, da die Stirngegend sehr steil abfällt;
die aus biegsamen, wenn auch noch stacheligen Strahlen gebildete, Rückenflosse nimmt den ganzen
Rücken ein; die Bauchflosse fehlt oder ist nur klein, die Afterflosse hingegen meist stark entwickelt,
ebenso Brust- und Schwanzflossen. Bei einzelnen Arten ist ein Theil der senkrecht stehenden
Flossen beschuppt. Hechelförmige Zähne bewehren die Kiefer und bei den meisten Arten auch
Gaumen- und Schlundknochen, Sammetzähne die Zunge und Kiemenbogen. Die Schwimmblase fehlt
mehreren Arten.

Die Stachelfloſſer. Stutzköpfe.
die hohe Breite aber, unter welcher das Trauerſpiel ſtattfand, läßt Zweifel aufkommen. Anderer-
ſeits freilich iſt es beſtimmt bewieſen, daß der echte Schwertfiſch größere Thiere durchbohrt. So ver-
ſichert Daniel, daß ein im Severn ohnweit Worceſter badender Mann von einem Schwertfiſch durchbohrt
und der Uebelthäter unmittelbar darauf gefangen wurde, alſo gar kein Zweifel hinſichtlich ſeiner
Miſſethat obwalten konnte.

Schiffe ſind von Schwertfiſchen mehrmals angebohrt und Planken, welche noch das Schwert in
ſich tragen, in mehreren Muſeen zur Schau ausgeſtellt worden. Als im Jahre 1725 das britiſche
Kriegsſchiff „Leopard“ ausgebeſſert werden mußte, fand man in einer Seitenplanke deſſelben ein
abgebrochenes Schwert unſeres Fiſches, welches die äußere zolldicke Verſchalung, eine dreizöllige Pfoſte
und vier- und ein halb Zoll von einer Rippe durchbohrt hatte, und ebenſo entdeckte man in einem aus
der Südſee zurückgekehrten Schiffe die ebenfalls abgebrochene Waffe des gewaltigen Ungethüms, welche
nicht allein die Verſchalung, eine drei Zoll dicke Planke durchſtoßen hatte, ſondern auch durch einen
zwölf Zoll dicken gebogenen Balken gedrungen war und noch außerdem den Boden eines Thranfaſſes
zertrümmert hatte. Ein Stoß von ſolcher Kraft macht den Eindruck, als ob das Schiff auf einen
Felſen gerathen wäre; jenem zugefügte Gefahr würde auch annähernd dieſelbe ſein, wenn es dem
Fiſche möglich wäre, ſein Schwert wieder herauszuziehen, was glücklicherweiſe nicht der Fall zu
ſein ſcheint. Jmmer fand man es abgebrochen, durfte deshalb auch mit Gewißheit annehmen, daß
der wüthende Geſell ſeinen verwegenen Verſuch mit dem Leben gebüßt hatte. Anders verhält es ſich,
wenn er ſeine Kraft an Fiſcherbooten erprobt: es ſollen wirklich mehrere Fälle gerichtlich feſtgeſtellt
worden ſein, daß Boote durch Schwertfiſche zum Sinken gebracht wurden.

Was endlich die Sprachkundigkeit der Schwertfiſche anlangt, ſo herrſcht noch heutigentages unter
den ſicilianiſchen Fiſchern der Aberglaube, daß ſie beim Fange gewiſſe Worte ſingen müſſen, welche
allerdings einige Aehnlichkeit mit griechiſchen haben. Dies iſt jedoch nicht der Fall; die Worte bilden
vielmehr eine aus den verſchiedenſten Sprachen zuſammengemiſchte Zauberformel, wie ſie bei Be-
ſchwörungen ausgeſprochen wird. Aber heutigentages noch glauben die Fiſcher feſt an die Wirkung
derſelben, vermeinen damit den Schwertfiſch in die Nähe ihrer Fahrzeuge zu ziehen, behaupten auch
mit Beſtimmtheit, daß dieſer untertauche, wenn jener Formel ein einziges italieniſches Wort beigemiſcht
werde; die Fiſcherei ſelbſt geſchieht alſo noch ganz nach alter Weiſe.

„Dieſe Fiſche“ — ſchließt der alte Geßner, — „ſollen ein arg, ſchädlich, vnlieblich Fleiſch haben,
harter verdäwung, eines häßlichen Geruchs, gantz feiſt wie ein Schwein. Auß der Saltzbrühe, in die
Speiß genommen iſt er am beſten: gebiert ein yberflüſſig rauw Geblüt, ſol in der Bereitung mit
räſſen Gewächſen gebeſſert werden, als Zwibeln, Knoblauch, Senff ꝛc. Summa, ſein Fleiſch vergleicht
ſich gar nahe dem Fleiſch der Delphinen.“ Vorſtehendem habe ich blos zuzufügen, daß man heutzutage
das Fleiſch des jungen Schwertfiſches als vorzüglich anſieht und von den Alten namentlich einen Theil
des Schwanzes und die um die Floſſen liegenden Muskeln als Leckerbiſſen betrachtet.



Ebenſo wie die Sägefiſche unterſcheiden ſich auch die Stutzköpfe (Coryphaenae) in weſentlicher
Beziehung von den Makrelen und werden deshalb richtiger in einer eigenen Familie vereinigt. Man
könnte ſie als Makrelen mit langen Rückenfloſſen und kleinen Schuppen bezeichnen. Jhr Leib iſt
lang, ſeitlich zuſammengedrückt, der Kopf wirklich ein Stutzkopf, da die Stirngegend ſehr ſteil abfällt;
die aus biegſamen, wenn auch noch ſtacheligen Strahlen gebildete, Rückenfloſſe nimmt den ganzen
Rücken ein; die Bauchfloſſe fehlt oder iſt nur klein, die Afterfloſſe hingegen meiſt ſtark entwickelt,
ebenſo Bruſt- und Schwanzfloſſen. Bei einzelnen Arten iſt ein Theil der ſenkrecht ſtehenden
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[560/0596] Die Stachelfloſſer. Stutzköpfe. die hohe Breite aber, unter welcher das Trauerſpiel ſtattfand, läßt Zweifel aufkommen. Anderer- ſeits freilich iſt es beſtimmt bewieſen, daß der echte Schwertfiſch größere Thiere durchbohrt. So ver- ſichert Daniel, daß ein im Severn ohnweit Worceſter badender Mann von einem Schwertfiſch durchbohrt und der Uebelthäter unmittelbar darauf gefangen wurde, alſo gar kein Zweifel hinſichtlich ſeiner Miſſethat obwalten konnte. Schiffe ſind von Schwertfiſchen mehrmals angebohrt und Planken, welche noch das Schwert in ſich tragen, in mehreren Muſeen zur Schau ausgeſtellt worden. Als im Jahre 1725 das britiſche Kriegsſchiff „Leopard“ ausgebeſſert werden mußte, fand man in einer Seitenplanke deſſelben ein abgebrochenes Schwert unſeres Fiſches, welches die äußere zolldicke Verſchalung, eine dreizöllige Pfoſte und vier- und ein halb Zoll von einer Rippe durchbohrt hatte, und ebenſo entdeckte man in einem aus der Südſee zurückgekehrten Schiffe die ebenfalls abgebrochene Waffe des gewaltigen Ungethüms, welche nicht allein die Verſchalung, eine drei Zoll dicke Planke durchſtoßen hatte, ſondern auch durch einen zwölf Zoll dicken gebogenen Balken gedrungen war und noch außerdem den Boden eines Thranfaſſes zertrümmert hatte. Ein Stoß von ſolcher Kraft macht den Eindruck, als ob das Schiff auf einen Felſen gerathen wäre; jenem zugefügte Gefahr würde auch annähernd dieſelbe ſein, wenn es dem Fiſche möglich wäre, ſein Schwert wieder herauszuziehen, was glücklicherweiſe nicht der Fall zu ſein ſcheint. Jmmer fand man es abgebrochen, durfte deshalb auch mit Gewißheit annehmen, daß der wüthende Geſell ſeinen verwegenen Verſuch mit dem Leben gebüßt hatte. Anders verhält es ſich, wenn er ſeine Kraft an Fiſcherbooten erprobt: es ſollen wirklich mehrere Fälle gerichtlich feſtgeſtellt worden ſein, daß Boote durch Schwertfiſche zum Sinken gebracht wurden. Was endlich die Sprachkundigkeit der Schwertfiſche anlangt, ſo herrſcht noch heutigentages unter den ſicilianiſchen Fiſchern der Aberglaube, daß ſie beim Fange gewiſſe Worte ſingen müſſen, welche allerdings einige Aehnlichkeit mit griechiſchen haben. Dies iſt jedoch nicht der Fall; die Worte bilden vielmehr eine aus den verſchiedenſten Sprachen zuſammengemiſchte Zauberformel, wie ſie bei Be- ſchwörungen ausgeſprochen wird. Aber heutigentages noch glauben die Fiſcher feſt an die Wirkung derſelben, vermeinen damit den Schwertfiſch in die Nähe ihrer Fahrzeuge zu ziehen, behaupten auch mit Beſtimmtheit, daß dieſer untertauche, wenn jener Formel ein einziges italieniſches Wort beigemiſcht werde; die Fiſcherei ſelbſt geſchieht alſo noch ganz nach alter Weiſe. „Dieſe Fiſche“ — ſchließt der alte Geßner, — „ſollen ein arg, ſchädlich, vnlieblich Fleiſch haben, harter verdäwung, eines häßlichen Geruchs, gantz feiſt wie ein Schwein. Auß der Saltzbrühe, in die Speiß genommen iſt er am beſten: gebiert ein yberflüſſig rauw Geblüt, ſol in der Bereitung mit räſſen Gewächſen gebeſſert werden, als Zwibeln, Knoblauch, Senff ꝛc. Summa, ſein Fleiſch vergleicht ſich gar nahe dem Fleiſch der Delphinen.“ Vorſtehendem habe ich blos zuzufügen, daß man heutzutage das Fleiſch des jungen Schwertfiſches als vorzüglich anſieht und von den Alten namentlich einen Theil des Schwanzes und die um die Floſſen liegenden Muskeln als Leckerbiſſen betrachtet. Ebenſo wie die Sägefiſche unterſcheiden ſich auch die Stutzköpfe (Coryphaenae) in weſentlicher Beziehung von den Makrelen und werden deshalb richtiger in einer eigenen Familie vereinigt. Man könnte ſie als Makrelen mit langen Rückenfloſſen und kleinen Schuppen bezeichnen. Jhr Leib iſt lang, ſeitlich zuſammengedrückt, der Kopf wirklich ein Stutzkopf, da die Stirngegend ſehr ſteil abfällt; die aus biegſamen, wenn auch noch ſtacheligen Strahlen gebildete, Rückenfloſſe nimmt den ganzen Rücken ein; die Bauchfloſſe fehlt oder iſt nur klein, die Afterfloſſe hingegen meiſt ſtark entwickelt, ebenſo Bruſt- und Schwanzfloſſen. Bei einzelnen Arten iſt ein Theil der ſenkrecht ſtehenden Floſſen beſchuppt. Hechelförmige Zähne bewehren die Kiefer und bei den meiſten Arten auch Gaumen- und Schlundknochen, Sammetzähne die Zunge und Kiemenbogen. Die Schwimmblaſe fehlt mehreren Arten.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/596>, abgerufen am 23.12.2024.