Obgleich die Stichlinge verhältnißmäßig wenig Eier legen und ungeachtet ihrer Wehrhaftigkeit von manchen Feinden, insbesondere von sehr großen Bandwürmern geplagt und gefährdet werden, auch, nach Angabe Bloch's, höchstens drei Jahre leben sollen, vermehren sie sich doch zuweilen in ganz unglaublicher Menge, namentlich in den sogenannten todten Armen der Flüsse, in stehenden Teichen und Seen und in Festungsgraben. Jn größeren Teichen sieht man sie durchaus nicht gern, weil ihre Gefräßigkeit die Aufzucht der Nutzfische empfindlich beeinträchtigt und sie sich da, wo sie sich einmal eingenistet, nur sehr schwer wieder ausrotten lassen. Zu Zeiten Geßner's glaubte man, "daß solche Fischlin von jnen selber wachsen, vnd auß solchen folgender Jaren andere Fisch, ob sie gleich mit keinerley Fischen nit besetzt sind worden". Es verhält sich hierbei fast wie mit den Mäusen: eine Gesellschaft brütet ungestört; die junge Brut wächst rasch heran, vermehrt sich ebenfalls, und so wimmelt es nach kurzer Zeit da, wo man früher keine Stichlinge bemerkte, von solchen. Zuweilen übersteigt ihre Menge alle Vorstellungen. Jn Holstein und Schleswig, Schweden und England fängt man sie in manchen Jahren in so großer Masse, daß man sie zum Schweinfutter, zum Thran- kochen oder als Dung verwendet. Pennant erzählt von einem Manne in Lincolnshire, welcher sich längere Zeit hindurch täglich vier englische Shillinge mit Stichlingsfang verdienen konnte, obgleich er von den Landwirthen nur einen halben Pfennig für den Scheffel dieser Thiere erhielt. Jn Holland zündet man Feuer am Strande an, um Seestichlinge herbeizuziehen, füllt die Netze mit ihnen und benutzt sie entweder zur Thrangewinnung oder zum Düngen der Felder. Das Fleisch gilt überall für ungenießbar: in Danzig erzählte man Siebold, um die Noth zu schildern, welche während der letzten Belagerung in der Stadt geherrscht habe, daß die ärmeren Einwohner bei dem Mangel der gewöhnlichen Lebensmittel zu den während der Belagerung in den Festungsgraben überaus häufigen Stichlingen ihre Zuflucht genommen hätten, um ihren Hunger zu stillen. Dieser allgemeinen Mißachtung gegenüber behaupten Einige, daß der Stichling keineswegs ein schlechtes Essen wäre, vielmehr, falls er nur recht zubereitet werde, eine sehr wohlschmeckende Speise abgebe.
Die gestreckte Gestalt, zwei weit von einander getrennte Rückenflossen, deren hintere sich in mehrere sogenannte falsche oder Bastardflosen auflösen, schwache Kiele an den Schwanzseiten, spitzen- lose Kiemendeckel, kegelförmige Kieferzähne in einfacher Reihe, sieben Kiemenstrahlen und ein aus kleinen Schuppen bestehendes Kleid sind die Merkmale der Makrelen im engeren Sinne (Scomber), als deren wichtigste Vertreter wir die Makrele ohne jede Nebenbezeichnung (Scomber scombrus) ansehen. Der ebenso schön gestaltete als gefärbte Fisch erreicht eine Länge von 15 bis 18, höchstens 20 Zoll und ein Gewicht von 21/2 bis 23/4 Pfund und ist oben auf lebhaftblauem, goldigglänzendem Grunde dunkel in die Quere gestreift, unten silberweiß. Die erste Rückenflosse spannen 10 bis 12 stachelige, die zweite 12 bis 13 verbundene, weiche Strahlen, die Brustflosse 13, die Bauchflosse 6, die Afterflosse 11, die Schwanzflosse 23 Strahlen; außerdem zählt man zwischen zweiter Afterflosse und Schwanzflosse je 5 freie Bastardstrahlen.
Früher war man, irre geleitet durch die Berichte der Fischer und anderer Beobachter, allgemein der Ansicht, daß die eigentliche Heimat der Makrelen im Eismeere zu suchen sei, und sie von hieraus alljährlich großartige Reisen nach südlicheren Gegenden unternähmen. Dieser Annahme entsprechend, hatte man auch einen Weg ausgedacht, welchen der Fisch einhalten sollte. Von dem Eismeere auf- brechend, so glaubte man, kam er zuerst an die Küsten von Jsland, Schottland und Jrland, ging sodann im atlantischen Meere weiter nach Süden hinab, zeigte sich an den Küsten Portugals und Spaniens und drang in das mittelländische Meer ein, während gleichzeitig eine Abtheilung des Hauptheeres durch Nordsee und Kattegat dem baltischen Meere und eine andere den deutschen und holländischen und, den Kanal durchstreifend, auch den französischen Küsten sich zuwenden sollte.
Die Stachelfloſſer. Makrelen.
Obgleich die Stichlinge verhältnißmäßig wenig Eier legen und ungeachtet ihrer Wehrhaftigkeit von manchen Feinden, insbeſondere von ſehr großen Bandwürmern geplagt und gefährdet werden, auch, nach Angabe Bloch’s, höchſtens drei Jahre leben ſollen, vermehren ſie ſich doch zuweilen in ganz unglaublicher Menge, namentlich in den ſogenannten todten Armen der Flüſſe, in ſtehenden Teichen und Seen und in Feſtungsgraben. Jn größeren Teichen ſieht man ſie durchaus nicht gern, weil ihre Gefräßigkeit die Aufzucht der Nutzfiſche empfindlich beeinträchtigt und ſie ſich da, wo ſie ſich einmal eingeniſtet, nur ſehr ſchwer wieder ausrotten laſſen. Zu Zeiten Geßner’s glaubte man, „daß ſolche Fiſchlin von jnen ſelber wachſen, vnd auß ſolchen folgender Jaren andere Fiſch, ob ſie gleich mit keinerley Fiſchen nit beſetzt ſind worden“. Es verhält ſich hierbei faſt wie mit den Mäuſen: eine Geſellſchaft brütet ungeſtört; die junge Brut wächſt raſch heran, vermehrt ſich ebenfalls, und ſo wimmelt es nach kurzer Zeit da, wo man früher keine Stichlinge bemerkte, von ſolchen. Zuweilen überſteigt ihre Menge alle Vorſtellungen. Jn Holſtein und Schleswig, Schweden und England fängt man ſie in manchen Jahren in ſo großer Maſſe, daß man ſie zum Schweinfutter, zum Thran- kochen oder als Dung verwendet. Pennant erzählt von einem Manne in Lincolnſhire, welcher ſich längere Zeit hindurch täglich vier engliſche Shillinge mit Stichlingsfang verdienen konnte, obgleich er von den Landwirthen nur einen halben Pfennig für den Scheffel dieſer Thiere erhielt. Jn Holland zündet man Feuer am Strande an, um Seeſtichlinge herbeizuziehen, füllt die Netze mit ihnen und benutzt ſie entweder zur Thrangewinnung oder zum Düngen der Felder. Das Fleiſch gilt überall für ungenießbar: in Danzig erzählte man Siebold, um die Noth zu ſchildern, welche während der letzten Belagerung in der Stadt geherrſcht habe, daß die ärmeren Einwohner bei dem Mangel der gewöhnlichen Lebensmittel zu den während der Belagerung in den Feſtungsgraben überaus häufigen Stichlingen ihre Zuflucht genommen hätten, um ihren Hunger zu ſtillen. Dieſer allgemeinen Mißachtung gegenüber behaupten Einige, daß der Stichling keineswegs ein ſchlechtes Eſſen wäre, vielmehr, falls er nur recht zubereitet werde, eine ſehr wohlſchmeckende Speiſe abgebe.
Die geſtreckte Geſtalt, zwei weit von einander getrennte Rückenfloſſen, deren hintere ſich in mehrere ſogenannte falſche oder Baſtardfloſen auflöſen, ſchwache Kiele an den Schwanzſeiten, ſpitzen- loſe Kiemendeckel, kegelförmige Kieferzähne in einfacher Reihe, ſieben Kiemenſtrahlen und ein aus kleinen Schuppen beſtehendes Kleid ſind die Merkmale der Makrelen im engeren Sinne (Scomber), als deren wichtigſte Vertreter wir die Makrele ohne jede Nebenbezeichnung (Scomber scombrus) anſehen. Der ebenſo ſchön geſtaltete als gefärbte Fiſch erreicht eine Länge von 15 bis 18, höchſtens 20 Zoll und ein Gewicht von 2½ bis 2¾ Pfund und iſt oben auf lebhaftblauem, goldigglänzendem Grunde dunkel in die Quere geſtreift, unten ſilberweiß. Die erſte Rückenfloſſe ſpannen 10 bis 12 ſtachelige, die zweite 12 bis 13 verbundene, weiche Strahlen, die Bruſtfloſſe 13, die Bauchfloſſe 6, die Afterfloſſe 11, die Schwanzfloſſe 23 Strahlen; außerdem zählt man zwiſchen zweiter Afterfloſſe und Schwanzfloſſe je 5 freie Baſtardſtrahlen.
Früher war man, irre geleitet durch die Berichte der Fiſcher und anderer Beobachter, allgemein der Anſicht, daß die eigentliche Heimat der Makrelen im Eismeere zu ſuchen ſei, und ſie von hieraus alljährlich großartige Reiſen nach ſüdlicheren Gegenden unternähmen. Dieſer Annahme entſprechend, hatte man auch einen Weg ausgedacht, welchen der Fiſch einhalten ſollte. Von dem Eismeere auf- brechend, ſo glaubte man, kam er zuerſt an die Küſten von Jsland, Schottland und Jrland, ging ſodann im atlantiſchen Meere weiter nach Süden hinab, zeigte ſich an den Küſten Portugals und Spaniens und drang in das mittelländiſche Meer ein, während gleichzeitig eine Abtheilung des Hauptheeres durch Nordſee und Kattegat dem baltiſchen Meere und eine andere den deutſchen und holländiſchen und, den Kanal durchſtreifend, auch den franzöſiſchen Küſten ſich zuwenden ſollte.
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[540/0574]
Die Stachelfloſſer. Makrelen.
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von manchen Feinden, insbeſondere von ſehr großen Bandwürmern geplagt und gefährdet werden,
auch, nach Angabe Bloch’s, höchſtens drei Jahre leben ſollen, vermehren ſie ſich doch zuweilen
in ganz unglaublicher Menge, namentlich in den ſogenannten todten Armen der Flüſſe, in ſtehenden
Teichen und Seen und in Feſtungsgraben. Jn größeren Teichen ſieht man ſie durchaus nicht gern,
weil ihre Gefräßigkeit die Aufzucht der Nutzfiſche empfindlich beeinträchtigt und ſie ſich da, wo ſie
ſich einmal eingeniſtet, nur ſehr ſchwer wieder ausrotten laſſen. Zu Zeiten Geßner’s glaubte man,
„daß ſolche Fiſchlin von jnen ſelber wachſen, vnd auß ſolchen folgender Jaren andere Fiſch, ob ſie
gleich mit keinerley Fiſchen nit beſetzt ſind worden“. Es verhält ſich hierbei faſt wie mit den Mäuſen:
eine Geſellſchaft brütet ungeſtört; die junge Brut wächſt raſch heran, vermehrt ſich ebenfalls, und
ſo wimmelt es nach kurzer Zeit da, wo man früher keine Stichlinge bemerkte, von ſolchen. Zuweilen
überſteigt ihre Menge alle Vorſtellungen. Jn Holſtein und Schleswig, Schweden und England
fängt man ſie in manchen Jahren in ſo großer Maſſe, daß man ſie zum Schweinfutter, zum Thran-
kochen oder als Dung verwendet. Pennant erzählt von einem Manne in Lincolnſhire, welcher ſich
längere Zeit hindurch täglich vier engliſche Shillinge mit Stichlingsfang verdienen konnte, obgleich
er von den Landwirthen nur einen halben Pfennig für den Scheffel dieſer Thiere erhielt. Jn Holland
zündet man Feuer am Strande an, um Seeſtichlinge herbeizuziehen, füllt die Netze mit ihnen und
benutzt ſie entweder zur Thrangewinnung oder zum Düngen der Felder. Das Fleiſch gilt überall
für ungenießbar: in Danzig erzählte man Siebold, um die Noth zu ſchildern, welche während der
letzten Belagerung in der Stadt geherrſcht habe, daß die ärmeren Einwohner bei dem Mangel
der gewöhnlichen Lebensmittel zu den während der Belagerung in den Feſtungsgraben überaus
häufigen Stichlingen ihre Zuflucht genommen hätten, um ihren Hunger zu ſtillen. Dieſer allgemeinen
Mißachtung gegenüber behaupten Einige, daß der Stichling keineswegs ein ſchlechtes Eſſen wäre,
vielmehr, falls er nur recht zubereitet werde, eine ſehr wohlſchmeckende Speiſe abgebe.
Die geſtreckte Geſtalt, zwei weit von einander getrennte Rückenfloſſen, deren hintere ſich in
mehrere ſogenannte falſche oder Baſtardfloſen auflöſen, ſchwache Kiele an den Schwanzſeiten, ſpitzen-
loſe Kiemendeckel, kegelförmige Kieferzähne in einfacher Reihe, ſieben Kiemenſtrahlen und ein aus
kleinen Schuppen beſtehendes Kleid ſind die Merkmale der Makrelen im engeren Sinne (Scomber),
als deren wichtigſte Vertreter wir die Makrele ohne jede Nebenbezeichnung (Scomber scombrus)
anſehen. Der ebenſo ſchön geſtaltete als gefärbte Fiſch erreicht eine Länge von 15 bis 18, höchſtens
20 Zoll und ein Gewicht von 2½ bis 2¾ Pfund und iſt oben auf lebhaftblauem, goldigglänzendem
Grunde dunkel in die Quere geſtreift, unten ſilberweiß. Die erſte Rückenfloſſe ſpannen 10 bis 12
ſtachelige, die zweite 12 bis 13 verbundene, weiche Strahlen, die Bruſtfloſſe 13, die Bauchfloſſe 6,
die Afterfloſſe 11, die Schwanzfloſſe 23 Strahlen; außerdem zählt man zwiſchen zweiter Afterfloſſe
und Schwanzfloſſe je 5 freie Baſtardſtrahlen.
Früher war man, irre geleitet durch die Berichte der Fiſcher und anderer Beobachter, allgemein
der Anſicht, daß die eigentliche Heimat der Makrelen im Eismeere zu ſuchen ſei, und ſie von hieraus
alljährlich großartige Reiſen nach ſüdlicheren Gegenden unternähmen. Dieſer Annahme entſprechend,
hatte man auch einen Weg ausgedacht, welchen der Fiſch einhalten ſollte. Von dem Eismeere auf-
brechend, ſo glaubte man, kam er zuerſt an die Küſten von Jsland, Schottland und Jrland, ging
ſodann im atlantiſchen Meere weiter nach Süden hinab, zeigte ſich an den Küſten Portugals und
Spaniens und drang in das mittelländiſche Meer ein, während gleichzeitig eine Abtheilung des
Hauptheeres durch Nordſee und Kattegat dem baltiſchen Meere und eine andere den deutſchen
und holländiſchen und, den Kanal durchſtreifend, auch den franzöſiſchen Küſten ſich zuwenden ſollte.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/574>, abgerufen am 23.12.2024.
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