Die Stachelflosser. Schuppenflosser. Lederfische. Schnäpperfische. Schützenfische.
erworben, daß sie in ihrer Heimat unter die Hausthiere aufgenommen wurden. Hommel, seiner Zeit Vorsteher des Hospitals zu Batavia, gab zuerst Kunde von ihrem Treiben; Mitchell und Andere bestätigten jene Angabe.
Sobald die Schützenfische eine Fliege oder ein anderes Kerbthier auf einer über das Wasser hängenden Pflanze sitzen sehen, nähern sie sich bis auf eine Entfernung von drei, vier und fünf Fuß und spritzen aus ihrem röhrenförmigen Schnabel einige Wassertropfen so heftig und so sicher nach der Beute, daß sie solche selten verfehlen. Den Japanesen dienen diese Schuppenflosser zur besonderen Augenweide. Man hält sie in kleinen Wasserbecken, in deren Mitte ein Stock etwa zwei Fuß hoch über das Wasser emporragt; in den Stock sind hölzerne Zapfen eingelassen, an welchen die den Gefangenen zur Nahrung dienenden Kerbthiere leicht befestigt werden. Bald, nachdem Dies geschehen, erscheinen die Fischchen, umschwimmen zuerst den Pfahl, kommen dann zur Oberfläche des Wassers empor, verweilen ruhig auf einer und derselben Stelle, heften die Augen einige Zeit auf das betreffende Kerbthier und spritzen plötzlich einige Tropfen Wasser nach demselben, werfen es dadurch herab und verschlucken es, wenn ihnen ihr Schuß glückte. Treffen sie nicht, so schwimmen sie einigemal um den Pfahl herum, stellen sich von Neuem auf und thun wie vorher. Beim Ausspritzen vernimmt man ein Geräusch, wie kleine Wasserspritzen es hervorbringen. Die Sicherheit, mit welcher die Fische den Wasserstrahl auf ihre Opfer werfen, ist bewunderungswürdig. Um sie zu beobachten, spießte Hommel eine Fliege mittels einer Nadel auf den Stock und sah nun, wie alle seine Fische um die Wette sich bestrebten, die Fliege zu fällen und ohne Unterlaß mit außerordentlicher Schnellig- keit, auch ohne jemals ihr Ziel zu verfehlen, Wassertropfen nach ihr abschossen. Jn dem Magen des Schützen hat man kleine asselartige Thiere und Ameisen massenweise gefunden; die Kerbthier- nahrung scheint also für diese Arten die natürliche, jeder anderen bevorzugte zu sein.
Wahrscheinlich würde es nicht schwer halten, diese Fischchen lebend nach Europa zu bringen, und sicherlich würden sie hier Jedermann ebenso erfreuen, wie in ihrer Heimat die Landes- eingeborenen und Europäer.
Ueber die Fortpflanzung der Schuppenflosser finde ich nirgends eine Angabe; über die Art und Weise ihres Fanges kann ich nur mittheilen, was mir Heuglin erzählte. Sie beißen mit großer Gier nach jedem Köder, welchen sie verschlingen zu können glauben, namentlich, wenn man die Angel in eine gewisse Tiefe versenkt. Trotzdem fällt der Fang nicht immer ergiebig aus, weil sie sich, sobald sie den Angelhaken spüren, zwischen dem Geklüft der Risse zu verbergen suchen, förmlich in Löcher sich einklemmen und aus ihnen nicht hervorgezogen werden können. Ungemein anziehend ist der Fang in dunkelen Nächten. An dem Leuchten des Meerwassers kann man die sich um den Köder drängenden Fische noch in Tiefen von mehreren Klaftern deutlich wahrnehmen, und an dem blitz- artigen Aufleuchten der Angelschnur, welche wie ein brennender Schwefelfaden aussieht, eher noch als an dem erfolgenden Ruck erkennen, daß einer angebissen. Mehrere Arten der Familie werden eifrig verfolgt, weil man ihr Fleisch ungemein schätzt. Von einem Kaiserfische sagt man, daß er fetter sei als der Lachs und alle indischen Fische an Güte übertreffe; auch mehrere andere Arten werden sehr gerühmt.
Doch nicht alle fallen der Küche anheim; einzelne von ihnen werden mit abergläubischer Furcht oder Verehrung betrachtet. So sagt man, daß die malayischen Fischer das Hackbret abgöttisch verehren, möglicherweise seines schwarzen Halbmondes halber, ihm, wenn er sich zufällig in ihre Netze verirrt, allerlei Ehre erzeigen, vor ihm niederknien und ihn dann wieder ins Meer werfen, obgleich sie von der Schmackhaftigkeit seines Fleisches unterrichtet sind. Von dem Stierfisch erzählt Renard, daß die Amboinesen die Asche der Gräten als Heilmittel gegen Wechselfieber anwenden, und daß die Frauen den längsten Rückenwirbel am Halse tragen, weil sie glauben, er könne sie vor allerlei Krankheit schützen. Alles Dies beweist wenigstens die Hochachtung, welche den so schönen und auffallenden Fischen von den Eingeborenen gezollt wird.
Die Stachelfloſſer. Schuppenfloſſer. Lederfiſche. Schnäpperfiſche. Schützenfiſche.
erworben, daß ſie in ihrer Heimat unter die Hausthiere aufgenommen wurden. Hommel, ſeiner Zeit Vorſteher des Hospitals zu Batavia, gab zuerſt Kunde von ihrem Treiben; Mitchell und Andere beſtätigten jene Angabe.
Sobald die Schützenfiſche eine Fliege oder ein anderes Kerbthier auf einer über das Waſſer hängenden Pflanze ſitzen ſehen, nähern ſie ſich bis auf eine Entfernung von drei, vier und fünf Fuß und ſpritzen aus ihrem röhrenförmigen Schnabel einige Waſſertropfen ſo heftig und ſo ſicher nach der Beute, daß ſie ſolche ſelten verfehlen. Den Japaneſen dienen dieſe Schuppenfloſſer zur beſonderen Augenweide. Man hält ſie in kleinen Waſſerbecken, in deren Mitte ein Stock etwa zwei Fuß hoch über das Waſſer emporragt; in den Stock ſind hölzerne Zapfen eingelaſſen, an welchen die den Gefangenen zur Nahrung dienenden Kerbthiere leicht befeſtigt werden. Bald, nachdem Dies geſchehen, erſcheinen die Fiſchchen, umſchwimmen zuerſt den Pfahl, kommen dann zur Oberfläche des Waſſers empor, verweilen ruhig auf einer und derſelben Stelle, heften die Augen einige Zeit auf das betreffende Kerbthier und ſpritzen plötzlich einige Tropfen Waſſer nach demſelben, werfen es dadurch herab und verſchlucken es, wenn ihnen ihr Schuß glückte. Treffen ſie nicht, ſo ſchwimmen ſie einigemal um den Pfahl herum, ſtellen ſich von Neuem auf und thun wie vorher. Beim Ausſpritzen vernimmt man ein Geräuſch, wie kleine Waſſerſpritzen es hervorbringen. Die Sicherheit, mit welcher die Fiſche den Waſſerſtrahl auf ihre Opfer werfen, iſt bewunderungswürdig. Um ſie zu beobachten, ſpießte Hommel eine Fliege mittels einer Nadel auf den Stock und ſah nun, wie alle ſeine Fiſche um die Wette ſich beſtrebten, die Fliege zu fällen und ohne Unterlaß mit außerordentlicher Schnellig- keit, auch ohne jemals ihr Ziel zu verfehlen, Waſſertropfen nach ihr abſchoſſen. Jn dem Magen des Schützen hat man kleine aſſelartige Thiere und Ameiſen maſſenweiſe gefunden; die Kerbthier- nahrung ſcheint alſo für dieſe Arten die natürliche, jeder anderen bevorzugte zu ſein.
Wahrſcheinlich würde es nicht ſchwer halten, dieſe Fiſchchen lebend nach Europa zu bringen, und ſicherlich würden ſie hier Jedermann ebenſo erfreuen, wie in ihrer Heimat die Landes- eingeborenen und Europäer.
Ueber die Fortpflanzung der Schuppenfloſſer finde ich nirgends eine Angabe; über die Art und Weiſe ihres Fanges kann ich nur mittheilen, was mir Heuglin erzählte. Sie beißen mit großer Gier nach jedem Köder, welchen ſie verſchlingen zu können glauben, namentlich, wenn man die Angel in eine gewiſſe Tiefe verſenkt. Trotzdem fällt der Fang nicht immer ergiebig aus, weil ſie ſich, ſobald ſie den Angelhaken ſpüren, zwiſchen dem Geklüft der Riſſe zu verbergen ſuchen, förmlich in Löcher ſich einklemmen und aus ihnen nicht hervorgezogen werden können. Ungemein anziehend iſt der Fang in dunkelen Nächten. An dem Leuchten des Meerwaſſers kann man die ſich um den Köder drängenden Fiſche noch in Tiefen von mehreren Klaftern deutlich wahrnehmen, und an dem blitz- artigen Aufleuchten der Angelſchnur, welche wie ein brennender Schwefelfaden ausſieht, eher noch als an dem erfolgenden Ruck erkennen, daß einer angebiſſen. Mehrere Arten der Familie werden eifrig verfolgt, weil man ihr Fleiſch ungemein ſchätzt. Von einem Kaiſerfiſche ſagt man, daß er fetter ſei als der Lachs und alle indiſchen Fiſche an Güte übertreffe; auch mehrere andere Arten werden ſehr gerühmt.
Doch nicht alle fallen der Küche anheim; einzelne von ihnen werden mit abergläubiſcher Furcht oder Verehrung betrachtet. So ſagt man, daß die malayiſchen Fiſcher das Hackbret abgöttiſch verehren, möglicherweiſe ſeines ſchwarzen Halbmondes halber, ihm, wenn er ſich zufällig in ihre Netze verirrt, allerlei Ehre erzeigen, vor ihm niederknien und ihn dann wieder ins Meer werfen, obgleich ſie von der Schmackhaftigkeit ſeines Fleiſches unterrichtet ſind. Von dem Stierfiſch erzählt Renard, daß die Amboineſen die Aſche der Gräten als Heilmittel gegen Wechſelfieber anwenden, und daß die Frauen den längſten Rückenwirbel am Halſe tragen, weil ſie glauben, er könne ſie vor allerlei Krankheit ſchützen. Alles Dies beweiſt wenigſtens die Hochachtung, welche den ſo ſchönen und auffallenden Fiſchen von den Eingeborenen gezollt wird.
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Die Stachelfloſſer. Schuppenfloſſer. Lederfiſche. Schnäpperfiſche. Schützenfiſche.
erworben, daß ſie in ihrer Heimat unter die Hausthiere aufgenommen wurden. Hommel,
ſeiner Zeit Vorſteher des Hospitals zu Batavia, gab zuerſt Kunde von ihrem Treiben; Mitchell
und Andere beſtätigten jene Angabe.
Sobald die Schützenfiſche eine Fliege oder ein anderes Kerbthier auf einer über das Waſſer
hängenden Pflanze ſitzen ſehen, nähern ſie ſich bis auf eine Entfernung von drei, vier und fünf Fuß
und ſpritzen aus ihrem röhrenförmigen Schnabel einige Waſſertropfen ſo heftig und ſo ſicher nach
der Beute, daß ſie ſolche ſelten verfehlen. Den Japaneſen dienen dieſe Schuppenfloſſer zur
beſonderen Augenweide. Man hält ſie in kleinen Waſſerbecken, in deren Mitte ein Stock etwa
zwei Fuß hoch über das Waſſer emporragt; in den Stock ſind hölzerne Zapfen eingelaſſen, an welchen
die den Gefangenen zur Nahrung dienenden Kerbthiere leicht befeſtigt werden. Bald, nachdem Dies
geſchehen, erſcheinen die Fiſchchen, umſchwimmen zuerſt den Pfahl, kommen dann zur Oberfläche des
Waſſers empor, verweilen ruhig auf einer und derſelben Stelle, heften die Augen einige Zeit auf
das betreffende Kerbthier und ſpritzen plötzlich einige Tropfen Waſſer nach demſelben, werfen es
dadurch herab und verſchlucken es, wenn ihnen ihr Schuß glückte. Treffen ſie nicht, ſo ſchwimmen ſie
einigemal um den Pfahl herum, ſtellen ſich von Neuem auf und thun wie vorher. Beim Ausſpritzen
vernimmt man ein Geräuſch, wie kleine Waſſerſpritzen es hervorbringen. Die Sicherheit, mit welcher
die Fiſche den Waſſerſtrahl auf ihre Opfer werfen, iſt bewunderungswürdig. Um ſie zu beobachten,
ſpießte Hommel eine Fliege mittels einer Nadel auf den Stock und ſah nun, wie alle ſeine Fiſche
um die Wette ſich beſtrebten, die Fliege zu fällen und ohne Unterlaß mit außerordentlicher Schnellig-
keit, auch ohne jemals ihr Ziel zu verfehlen, Waſſertropfen nach ihr abſchoſſen. Jn dem Magen
des Schützen hat man kleine aſſelartige Thiere und Ameiſen maſſenweiſe gefunden; die Kerbthier-
nahrung ſcheint alſo für dieſe Arten die natürliche, jeder anderen bevorzugte zu ſein.
Wahrſcheinlich würde es nicht ſchwer halten, dieſe Fiſchchen lebend nach Europa zu bringen,
und ſicherlich würden ſie hier Jedermann ebenſo erfreuen, wie in ihrer Heimat die Landes-
eingeborenen und Europäer.
Ueber die Fortpflanzung der Schuppenfloſſer finde ich nirgends eine Angabe; über die Art und
Weiſe ihres Fanges kann ich nur mittheilen, was mir Heuglin erzählte. Sie beißen mit großer
Gier nach jedem Köder, welchen ſie verſchlingen zu können glauben, namentlich, wenn man die Angel
in eine gewiſſe Tiefe verſenkt. Trotzdem fällt der Fang nicht immer ergiebig aus, weil ſie ſich,
ſobald ſie den Angelhaken ſpüren, zwiſchen dem Geklüft der Riſſe zu verbergen ſuchen, förmlich in
Löcher ſich einklemmen und aus ihnen nicht hervorgezogen werden können. Ungemein anziehend iſt der
Fang in dunkelen Nächten. An dem Leuchten des Meerwaſſers kann man die ſich um den Köder
drängenden Fiſche noch in Tiefen von mehreren Klaftern deutlich wahrnehmen, und an dem blitz-
artigen Aufleuchten der Angelſchnur, welche wie ein brennender Schwefelfaden ausſieht, eher noch als
an dem erfolgenden Ruck erkennen, daß einer angebiſſen. Mehrere Arten der Familie werden eifrig
verfolgt, weil man ihr Fleiſch ungemein ſchätzt. Von einem Kaiſerfiſche ſagt man, daß er fetter ſei
als der Lachs und alle indiſchen Fiſche an Güte übertreffe; auch mehrere andere Arten werden
ſehr gerühmt.
Doch nicht alle fallen der Küche anheim; einzelne von ihnen werden mit abergläubiſcher Furcht
oder Verehrung betrachtet. So ſagt man, daß die malayiſchen Fiſcher das Hackbret abgöttiſch
verehren, möglicherweiſe ſeines ſchwarzen Halbmondes halber, ihm, wenn er ſich zufällig in ihre Netze
verirrt, allerlei Ehre erzeigen, vor ihm niederknien und ihn dann wieder ins Meer werfen, obgleich
ſie von der Schmackhaftigkeit ſeines Fleiſches unterrichtet ſind. Von dem Stierfiſch erzählt Renard,
daß die Amboineſen die Aſche der Gräten als Heilmittel gegen Wechſelfieber anwenden, und daß die
Frauen den längſten Rückenwirbel am Halſe tragen, weil ſie glauben, er könne ſie vor allerlei Krankheit
ſchützen. Alles Dies beweiſt wenigſtens die Hochachtung, welche den ſo ſchönen und auffallenden
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/556>, abgerufen am 23.12.2024.
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