der Glückliche sei, beschloß er, sich dem Diener anzuschließen. Zu seinem Unglücke schickte der Kardinal den Fisch seinem Amtsgenossen Severin, und Tamisio mußte sich aufs Neue aufmachen, um des Fisches wegen aufzuwarten. Severin schuldete dem Geldwechsler Chigi eine bedeutende Summe und schenkte diesem den Leckerbissen; Chigi aber sandte ihn unmittelbar nach Empfang an seine Buhlin. So durchlief Tamisio, ein alter und dicker Mann, in glühender Sonnenhitze das
[Abbildung]
Der Adlerfisch(Sclaena aqulla).
ewige Rom, und erst am Tische der Buhldirne gelang es ihm, sich des sehnlichst erstrebten Leckerbissens zu versichern.
Die Erzählung bezweckt nur Eins: zu beweisen, wie hoch der Adlerfisch in vergangenen Zeiten geschätzt wurde. Viel merkwürdiger aber als die Geschichte selbst ist die Thatsache, daß man eine Zeitlang denselben Fisch vollständig vergessen, ihn wenigstens mit anderen verwechseln konnte, so sorgfältig die älteren Fischkundigen ihn auch beschrieben hatten, und so voll sie seines Lobes gewesen waren. Noch heutigentages fängt man ihn überall an den Küsten Jtaliens, Südfrankreichs, Spaniens und Portugals, zuweilen sogar in den britischen Meeren, und noch heutigentages stimmt Jeder, welcher von seinem Fleische kostete, in das Lob der Alten ein; so große Ehre freilich, wie Tamisio, thut ihm Niemand mehr an.
Die Stachelfloſſer. Umberfiſche. Rabenfiſche.
der Glückliche ſei, beſchloß er, ſich dem Diener anzuſchließen. Zu ſeinem Unglücke ſchickte der Kardinal den Fiſch ſeinem Amtsgenoſſen Severin, und Tamiſio mußte ſich aufs Neue aufmachen, um des Fiſches wegen aufzuwarten. Severin ſchuldete dem Geldwechsler Chigi eine bedeutende Summe und ſchenkte dieſem den Leckerbiſſen; Chigi aber ſandte ihn unmittelbar nach Empfang an ſeine Buhlin. So durchlief Tamiſio, ein alter und dicker Mann, in glühender Sonnenhitze das
[Abbildung]
Der Adlerfiſch(Sclaena aqulla).
ewige Rom, und erſt am Tiſche der Buhldirne gelang es ihm, ſich des ſehnlichſt erſtrebten Leckerbiſſens zu verſichern.
Die Erzählung bezweckt nur Eins: zu beweiſen, wie hoch der Adlerfiſch in vergangenen Zeiten geſchätzt wurde. Viel merkwürdiger aber als die Geſchichte ſelbſt iſt die Thatſache, daß man eine Zeitlang denſelben Fiſch vollſtändig vergeſſen, ihn wenigſtens mit anderen verwechſeln konnte, ſo ſorgfältig die älteren Fiſchkundigen ihn auch beſchrieben hatten, und ſo voll ſie ſeines Lobes geweſen waren. Noch heutigentages fängt man ihn überall an den Küſten Jtaliens, Südfrankreichs, Spaniens und Portugals, zuweilen ſogar in den britiſchen Meeren, und noch heutigentages ſtimmt Jeder, welcher von ſeinem Fleiſche koſtete, in das Lob der Alten ein; ſo große Ehre freilich, wie Tamiſio, thut ihm Niemand mehr an.
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Die Stachelfloſſer. Umberfiſche. Rabenfiſche.
der Glückliche ſei, beſchloß er, ſich dem Diener anzuſchließen. Zu ſeinem Unglücke ſchickte der Kardinal
den Fiſch ſeinem Amtsgenoſſen Severin, und Tamiſio mußte ſich aufs Neue aufmachen, um des
Fiſches wegen aufzuwarten. Severin ſchuldete dem Geldwechsler Chigi eine bedeutende Summe
und ſchenkte dieſem den Leckerbiſſen; Chigi aber ſandte ihn unmittelbar nach Empfang an ſeine
Buhlin. So durchlief Tamiſio, ein alter und dicker Mann, in glühender Sonnenhitze das
[Abbildung Der Adlerfiſch (Sclaena aqulla).]
ewige Rom, und erſt am Tiſche der Buhldirne gelang es ihm, ſich des ſehnlichſt erſtrebten Leckerbiſſens
zu verſichern.
Die Erzählung bezweckt nur Eins: zu beweiſen, wie hoch der Adlerfiſch in vergangenen
Zeiten geſchätzt wurde. Viel merkwürdiger aber als die Geſchichte ſelbſt iſt die Thatſache, daß man
eine Zeitlang denſelben Fiſch vollſtändig vergeſſen, ihn wenigſtens mit anderen verwechſeln konnte,
ſo ſorgfältig die älteren Fiſchkundigen ihn auch beſchrieben hatten, und ſo voll ſie ſeines Lobes
geweſen waren. Noch heutigentages fängt man ihn überall an den Küſten Jtaliens, Südfrankreichs,
Spaniens und Portugals, zuweilen ſogar in den britiſchen Meeren, und noch heutigentages ſtimmt
Jeder, welcher von ſeinem Fleiſche koſtete, in das Lob der Alten ein; ſo große Ehre freilich, wie
Tamiſio, thut ihm Niemand mehr an.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/536>, abgerufen am 23.12.2024.
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