Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.Die Stachelflosser. Panzerwangen. Flußgroppen. Stachelgroppen. Kampfzeit nämlich soll man öfters Groppen fangen, welche den Kopf ihres Gegners im Maulehalten, ohne ihn verschlingen zu lönnen. Dem Weibchen gegenüber benimmt sich die männliche Groppe artig; es wird aufgenommen, setzt an der betreffenden Brutstelle seinen Roggen ab und zieht hierauf ungefährdet seines Weges davon. Von nun an vertritt das Männchen Mutterstelle und beschützt vier bis fünf Wochen lang die Eier, ohne sich zu entfernen, es sei denn, daß es die noth- wendige Nahrung suchen muß. Ebenso bewunderungswürdig als seine Ausdauer ist sein Muth. Es beißt in die Stange oder Ruthe, mit welcher man es verjagen will, weicht nur im höchsten Nothfalle oder läßt sich buchstäblich Angesichts seiner Eier erschlagen." "Man pflegt die Groppe", fährt Geßner fort, "auff mancherley art zu fahen, mit den Händen, [Abbildung]
Der Kaul- und Dickkopf (Cottus gobio). 3/4 der nat. Größe. Bey der Nacht fängt man sie ohne Arbeyt bey den Monschein, zu welcher zeit sie jre schlüpfflin vndStein verlassen, herumb schweiffen also daß nit von nöthen ist die Stein vmbzukehren oder zu bewegen. Man pfleget sie auch zu fahen mit den Reussen, auch mit bürdlin kleiner Ruthen oder Holtzes zusammen gebunden auff den grund gesetzt, in welche sie sich verschleiffen vnd verstecken, welche man zu gewisser Zeit auffhebt, vnd die Groppen herauß schüttelt.... Sie haben ein gesund gut fleisch, lieblich vnd lustig zu essen. Wiewol sie vnder die Steinfisch eigentlich zu reden nit gezehlt werden, von jrer schleimigkeit wegen. Doch so werden sie von manniglichen gepriesen, vorauß die so in rinnenden wassern gefangen." Pallas erwähnt noch, daß das gemeine Volk in Rußland Groppen als wichtiges Heilmittel bei Vipernbiß anzuwenden und als Amulet am Halse zu tragen pflege. Neuerdings sind die im Meere lebenden Verwandten der Flußgroppe unter dem Namen Die Stachelfloſſer. Panzerwangen. Flußgroppen. Stachelgroppen. Kampfzeit nämlich ſoll man öfters Groppen fangen, welche den Kopf ihres Gegners im Maulehalten, ohne ihn verſchlingen zu lönnen. Dem Weibchen gegenüber benimmt ſich die männliche Groppe artig; es wird aufgenommen, ſetzt an der betreffenden Brutſtelle ſeinen Roggen ab und zieht hierauf ungefährdet ſeines Weges davon. Von nun an vertritt das Männchen Mutterſtelle und beſchützt vier bis fünf Wochen lang die Eier, ohne ſich zu entfernen, es ſei denn, daß es die noth- wendige Nahrung ſuchen muß. Ebenſo bewunderungswürdig als ſeine Ausdauer iſt ſein Muth. Es beißt in die Stange oder Ruthe, mit welcher man es verjagen will, weicht nur im höchſten Nothfalle oder läßt ſich buchſtäblich Angeſichts ſeiner Eier erſchlagen.“ „Man pflegt die Groppe“, fährt Geßner fort, „auff mancherley art zu fahen, mit den Händen, [Abbildung]
Der Kaul- und Dickkopf (Cottus gobio). ¾ der nat. Größe. Bey der Nacht fängt man ſie ohne Arbeyt bey den Monſchein, zu welcher zeit ſie jre ſchlüpfflin vndStein verlaſſen, herumb ſchweiffen alſo daß nit von nöthen iſt die Stein vmbzukehren oder zu bewegen. Man pfleget ſie auch zu fahen mit den Reuſſen, auch mit bürdlin kleiner Ruthen oder Holtzes zuſammen gebunden auff den grund geſetzt, in welche ſie ſich verſchleiffen vnd verſtecken, welche man zu gewiſſer Zeit auffhebt, vnd die Groppen herauß ſchüttelt.... Sie haben ein geſund gut fleiſch, lieblich vnd luſtig zu eſſen. Wiewol ſie vnder die Steinfiſch eigentlich zu reden nit gezehlt werden, von jrer ſchleimigkeit wegen. Doch ſo werden ſie von manniglichen geprieſen, vorauß die ſo in rinnenden waſſern gefangen.“ Pallas erwähnt noch, daß das gemeine Volk in Rußland Groppen als wichtiges Heilmittel bei Vipernbiß anzuwenden und als Amulet am Halſe zu tragen pflege. Neuerdings ſind die im Meere lebenden Verwandten der Flußgroppe unter dem Namen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0528" n="496"/><fw place="top" type="header">Die Stachelfloſſer. Panzerwangen. Flußgroppen. Stachelgroppen.</fw><lb/> Kampfzeit nämlich ſoll man öfters Groppen fangen, welche den Kopf ihres Gegners im Maule<lb/> halten, ohne ihn verſchlingen zu lönnen. Dem Weibchen gegenüber benimmt ſich die männliche<lb/> Groppe artig; es wird aufgenommen, ſetzt an der betreffenden Brutſtelle ſeinen Roggen ab und zieht<lb/> hierauf ungefährdet ſeines Weges davon. Von nun an vertritt das Männchen Mutterſtelle und<lb/> beſchützt vier bis fünf Wochen lang die Eier, ohne ſich zu entfernen, es ſei denn, daß es die noth-<lb/> wendige Nahrung ſuchen muß. Ebenſo bewunderungswürdig als ſeine Ausdauer iſt ſein Muth.<lb/> Es beißt in die Stange oder Ruthe, mit welcher man es verjagen will, weicht nur im höchſten<lb/> Nothfalle oder läßt ſich buchſtäblich Angeſichts ſeiner Eier erſchlagen.“</p><lb/> <p>„Man pflegt die Groppe“, fährt Geßner fort, „auff mancherley art zu fahen, mit den Händen,<lb/> mit Groppeneiſen, mit den Garnen ſo man Rötelingarn nennet, auch zu zeiten mit den Stoßbären.<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kaul- und Dickkopf</hi><hi rendition="#aq">(Cottus gobio).</hi> ¾ der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/> Bey der Nacht fängt man ſie ohne Arbeyt bey den Monſchein, zu welcher zeit ſie jre ſchlüpfflin vnd<lb/> Stein verlaſſen, herumb ſchweiffen alſo daß nit von nöthen iſt die Stein vmbzukehren oder zu<lb/> bewegen. Man pfleget ſie auch zu fahen mit den Reuſſen, auch mit bürdlin kleiner Ruthen oder<lb/> Holtzes zuſammen gebunden auff den grund geſetzt, in welche ſie ſich verſchleiffen vnd verſtecken,<lb/> welche man zu gewiſſer Zeit auffhebt, vnd die Groppen herauß ſchüttelt.... Sie haben ein geſund<lb/> gut fleiſch, lieblich vnd luſtig zu eſſen. Wiewol ſie vnder die Steinfiſch eigentlich zu reden nit gezehlt<lb/> werden, von jrer ſchleimigkeit wegen. Doch ſo werden ſie von manniglichen geprieſen, vorauß die<lb/> ſo in rinnenden waſſern gefangen.“ <hi rendition="#g">Pallas</hi> erwähnt noch, daß das gemeine Volk in Rußland<lb/> Groppen als wichtiges Heilmittel bei Vipernbiß anzuwenden und als Amulet am Halſe zu<lb/> tragen pflege.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Neuerdings ſind die im Meere lebenden Verwandten der Flußgroppe unter dem Namen<lb/><hi rendition="#g">Stachelgroppen</hi> <hi rendition="#aq">(Acanthocottus)</hi> in einer beſonderen Sippe vereinigt worden. Jhr Kopf iſt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [496/0528]
Die Stachelfloſſer. Panzerwangen. Flußgroppen. Stachelgroppen.
Kampfzeit nämlich ſoll man öfters Groppen fangen, welche den Kopf ihres Gegners im Maule
halten, ohne ihn verſchlingen zu lönnen. Dem Weibchen gegenüber benimmt ſich die männliche
Groppe artig; es wird aufgenommen, ſetzt an der betreffenden Brutſtelle ſeinen Roggen ab und zieht
hierauf ungefährdet ſeines Weges davon. Von nun an vertritt das Männchen Mutterſtelle und
beſchützt vier bis fünf Wochen lang die Eier, ohne ſich zu entfernen, es ſei denn, daß es die noth-
wendige Nahrung ſuchen muß. Ebenſo bewunderungswürdig als ſeine Ausdauer iſt ſein Muth.
Es beißt in die Stange oder Ruthe, mit welcher man es verjagen will, weicht nur im höchſten
Nothfalle oder läßt ſich buchſtäblich Angeſichts ſeiner Eier erſchlagen.“
„Man pflegt die Groppe“, fährt Geßner fort, „auff mancherley art zu fahen, mit den Händen,
mit Groppeneiſen, mit den Garnen ſo man Rötelingarn nennet, auch zu zeiten mit den Stoßbären.
[Abbildung Der Kaul- und Dickkopf (Cottus gobio). ¾ der nat. Größe.]
Bey der Nacht fängt man ſie ohne Arbeyt bey den Monſchein, zu welcher zeit ſie jre ſchlüpfflin vnd
Stein verlaſſen, herumb ſchweiffen alſo daß nit von nöthen iſt die Stein vmbzukehren oder zu
bewegen. Man pfleget ſie auch zu fahen mit den Reuſſen, auch mit bürdlin kleiner Ruthen oder
Holtzes zuſammen gebunden auff den grund geſetzt, in welche ſie ſich verſchleiffen vnd verſtecken,
welche man zu gewiſſer Zeit auffhebt, vnd die Groppen herauß ſchüttelt.... Sie haben ein geſund
gut fleiſch, lieblich vnd luſtig zu eſſen. Wiewol ſie vnder die Steinfiſch eigentlich zu reden nit gezehlt
werden, von jrer ſchleimigkeit wegen. Doch ſo werden ſie von manniglichen geprieſen, vorauß die
ſo in rinnenden waſſern gefangen.“ Pallas erwähnt noch, daß das gemeine Volk in Rußland
Groppen als wichtiges Heilmittel bei Vipernbiß anzuwenden und als Amulet am Halſe zu
tragen pflege.
Neuerdings ſind die im Meere lebenden Verwandten der Flußgroppe unter dem Namen
Stachelgroppen (Acanthocottus) in einer beſonderen Sippe vereinigt worden. Jhr Kopf iſt
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