Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Zingel und Streber. Schroll und Schrätzer.
besteht aus vier braunschwarzen Binden, welche schief von oben nach unten und vorn über die
Seiten verlaufen.

Der Streber (Aspro Streber) wird nur 6 bis 7 Zoll lang und einige Loth schwer, hat in der
ersten Rückenflosse 8 bis 9, in der zweiten außer einer halben 12 bis 13, in der Brustflosse 14, in
der Bauchflosse 1 und 5, in der Afterflosse 1 und 12, und in der Schwanzflosse 17 Strahlen,
zeichnet sich vor seinem Verwandten außerdem durch den sehr schmächtigen Schwanz aus, ähnelt diesem
aber in der Färbung, da er auf dem Rücken braungelb oder röthlich, auf den Seiten weißgelb und
ebenfalls mit vier bis fünf breiten schwärzlichen, über die Seiten verlaufenden Binden geziert ist.

Zingel und Streber sind bis jetzt nur im Donaugebiete gefunden worden und gehören auch hier,
also im Hauptstrome und seinen Nebenflüssen, keineswegs zu den häufigen Fischen, wenigstens nicht
zu denen, welche regelmäßig gefangen werden. Sie lieben reines, fließendes Wasser, leben in
beträchtlicher Tiefe, ernähren sich von kleinen Fischen und Gewürm und laichen im April. Beider
Fleisch ist wohlschmeckend und leicht verdaulich; der Fang lohnt jedoch die aufgewendete Mühe nicht
und wird daher auch nirgends regelmäßig betrieben.



Bei den Kaulbarschen (Acerina) sind beide Rückenflossen verschmolzen, die Vor- und Haupt-
deckel der Kiemen mit Stacheln besetzt, die Kopfknochen grubig ausgetieft, die Kiefer- und Pflug-
scharbeine mit Sammtzähnen bewaffnet, Brust und Bauch mehr oder weniger schuppenlos. Jn der
Stellung der Bauch- und Brustflossen, Anzahl der Kiemenstrahlen, der Beschuppung u. s. f. stimmen
die hierher gehörigen Fische mit den bisher erwähnten überein.

Der allbekannte Vertreter dieser Gruppe, der Schroll oder die Pfaffenlaus (Acerina
cernua)
erreicht eine Länge von 8 bis 10 Zoll und ein Gewicht von 8 bis 9 Loth, hat einen kurzen,
gedrungenen Leib, eine stumpfe Schnauze und ist auf dem Rücken und den Seiten olivengrün, durch
unregelmäßig zerstreute dunklere Flecken und Punkte, auf Rücken und Schwanzflossen durch in
Reihen geordnete Punkte gezeichnet. Die Rückenflosse hat 12 bis 14 harte, stachelige und 11 bis 14
weiche, die Brustflosse 13, die Bauchflosse 1 und 5, die Afterflosse 2 und 5 bis 6, die Schwanz-
flosse 17 Strahlen.

Eine zweite, in der Lebensweise mit dem Schroll übereinstimmende, jedoch auf das Donaugebiet
beschränkte Art, der Schrätzer (Acerina Schraetser) unterscheidet sich durch seinen langgestreckten
Leib, die verlängerte Schnauze und die fast die ganze Länge des Rückens einnehmende Flosse, wie
durch die zitronengelbe Grundfarbe der Seiten, längs derer drei bis vier schwärzliche Linien verlaufen.
Jn der Rückenflosse zählt man 18 bis 19 harte, stachelige, 12 bis 13 weiche, in der Brustflosse
13 bis 14, in der Bauchflosse 1 und 5, in der Afterflosse 2 und 6 bis 7, in der Schwanzflosse
17 Strahlen. Jn der Größe übertrifft der Schrätzer oder Schratzen seinen Verwandten um ein
Beträchtliches. Das Gewicht kann 1/2 Pfund und mehr betragen.

Der Schroll oder Kaulbarsch unserer norddeutschen Fischer verbreitet sich über Mittel-,
West- und Nordeuropa und kommt außerdem in Sibirien vor. Jn Deutschland fehlt er keinem
größeren Flusse oder süßen Gewässer überhaupt; nur den Oberrhein bewohnt er nicht, weil ihm der
Rheinfall stromaufwärts eine Grenze setzt; auch in anderen Alpengewässern ist er selten. Seine
Lebensweise ähnelt der des Flußbarsches. Er zieht klare, tiefe Seen den fließenden, seichteren
Gewässern vor, besucht aber letztere während der Laichzeit im April und Mai und wandert dann
gewöhnlich truppweise, während er sich sonst mehr einzeln hält. Jn den Flüssen und Bächen verweilt

Zingel und Streber. Schroll und Schrätzer.
beſteht aus vier braunſchwarzen Binden, welche ſchief von oben nach unten und vorn über die
Seiten verlaufen.

Der Streber (Aspro Streber) wird nur 6 bis 7 Zoll lang und einige Loth ſchwer, hat in der
erſten Rückenfloſſe 8 bis 9, in der zweiten außer einer halben 12 bis 13, in der Bruſtfloſſe 14, in
der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 1 und 12, und in der Schwanzfloſſe 17 Strahlen,
zeichnet ſich vor ſeinem Verwandten außerdem durch den ſehr ſchmächtigen Schwanz aus, ähnelt dieſem
aber in der Färbung, da er auf dem Rücken braungelb oder röthlich, auf den Seiten weißgelb und
ebenfalls mit vier bis fünf breiten ſchwärzlichen, über die Seiten verlaufenden Binden geziert iſt.

Zingel und Streber ſind bis jetzt nur im Donaugebiete gefunden worden und gehören auch hier,
alſo im Hauptſtrome und ſeinen Nebenflüſſen, keineswegs zu den häufigen Fiſchen, wenigſtens nicht
zu denen, welche regelmäßig gefangen werden. Sie lieben reines, fließendes Waſſer, leben in
beträchtlicher Tiefe, ernähren ſich von kleinen Fiſchen und Gewürm und laichen im April. Beider
Fleiſch iſt wohlſchmeckend und leicht verdaulich; der Fang lohnt jedoch die aufgewendete Mühe nicht
und wird daher auch nirgends regelmäßig betrieben.



Bei den Kaulbarſchen (Acerina) ſind beide Rückenfloſſen verſchmolzen, die Vor- und Haupt-
deckel der Kiemen mit Stacheln beſetzt, die Kopfknochen grubig ausgetieft, die Kiefer- und Pflug-
ſcharbeine mit Sammtzähnen bewaffnet, Bruſt und Bauch mehr oder weniger ſchuppenlos. Jn der
Stellung der Bauch- und Bruſtfloſſen, Anzahl der Kiemenſtrahlen, der Beſchuppung u. ſ. f. ſtimmen
die hierher gehörigen Fiſche mit den bisher erwähnten überein.

Der allbekannte Vertreter dieſer Gruppe, der Schroll oder die Pfaffenlaus (Acerina
cernua)
erreicht eine Länge von 8 bis 10 Zoll und ein Gewicht von 8 bis 9 Loth, hat einen kurzen,
gedrungenen Leib, eine ſtumpfe Schnauze und iſt auf dem Rücken und den Seiten olivengrün, durch
unregelmäßig zerſtreute dunklere Flecken und Punkte, auf Rücken und Schwanzfloſſen durch in
Reihen geordnete Punkte gezeichnet. Die Rückenfloſſe hat 12 bis 14 harte, ſtachelige und 11 bis 14
weiche, die Bruſtfloſſe 13, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 2 und 5 bis 6, die Schwanz-
floſſe 17 Strahlen.

Eine zweite, in der Lebensweiſe mit dem Schroll übereinſtimmende, jedoch auf das Donaugebiet
beſchränkte Art, der Schrätzer (Acerina Schraetser) unterſcheidet ſich durch ſeinen langgeſtreckten
Leib, die verlängerte Schnauze und die faſt die ganze Länge des Rückens einnehmende Floſſe, wie
durch die zitronengelbe Grundfarbe der Seiten, längs derer drei bis vier ſchwärzliche Linien verlaufen.
Jn der Rückenfloſſe zählt man 18 bis 19 harte, ſtachelige, 12 bis 13 weiche, in der Bruſtfloſſe
13 bis 14, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 2 und 6 bis 7, in der Schwanzfloſſe
17 Strahlen. Jn der Größe übertrifft der Schrätzer oder Schratzen ſeinen Verwandten um ein
Beträchtliches. Das Gewicht kann ½ Pfund und mehr betragen.

Der Schroll oder Kaulbarſch unſerer norddeutſchen Fiſcher verbreitet ſich über Mittel-,
Weſt- und Nordeuropa und kommt außerdem in Sibirien vor. Jn Deutſchland fehlt er keinem
größeren Fluſſe oder ſüßen Gewäſſer überhaupt; nur den Oberrhein bewohnt er nicht, weil ihm der
Rheinfall ſtromaufwärts eine Grenze ſetzt; auch in anderen Alpengewäſſern iſt er ſelten. Seine
Lebensweiſe ähnelt der des Flußbarſches. Er zieht klare, tiefe Seen den fließenden, ſeichteren
Gewäſſern vor, beſucht aber letztere während der Laichzeit im April und Mai und wandert dann
gewöhnlich truppweiſe, während er ſich ſonſt mehr einzeln hält. Jn den Flüſſen und Bächen verweilt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0509" n="479"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zingel und Streber. Schroll und Schrätzer.</hi></fw><lb/>
be&#x017F;teht aus vier braun&#x017F;chwarzen Binden, welche &#x017F;chief von oben nach unten und vorn über die<lb/>
Seiten verlaufen.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Streber</hi> <hi rendition="#aq">(Aspro Streber)</hi> wird nur 6 bis 7 Zoll lang und einige Loth &#x017F;chwer, hat in der<lb/>
er&#x017F;ten Rückenflo&#x017F;&#x017F;e 8 bis 9, in der zweiten außer einer halben 12 bis 13, in der Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;e 14, in<lb/>
der Bauchflo&#x017F;&#x017F;e 1 und 5, in der Afterflo&#x017F;&#x017F;e 1 und 12, und in der Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e 17 Strahlen,<lb/>
zeichnet &#x017F;ich vor &#x017F;einem Verwandten außerdem durch den &#x017F;ehr &#x017F;chmächtigen Schwanz aus, ähnelt die&#x017F;em<lb/>
aber in der Färbung, da er auf dem Rücken braungelb oder röthlich, auf den Seiten weißgelb und<lb/>
ebenfalls mit vier bis fünf breiten &#x017F;chwärzlichen, über die Seiten verlaufenden Binden geziert i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Zingel und Streber &#x017F;ind bis jetzt nur im Donaugebiete gefunden worden und gehören auch hier,<lb/>
al&#x017F;o im Haupt&#x017F;trome und &#x017F;einen Nebenflü&#x017F;&#x017F;en, keineswegs zu den häufigen Fi&#x017F;chen, wenig&#x017F;tens nicht<lb/>
zu denen, welche regelmäßig gefangen werden. Sie lieben reines, fließendes Wa&#x017F;&#x017F;er, leben in<lb/>
beträchtlicher Tiefe, ernähren &#x017F;ich von kleinen Fi&#x017F;chen und Gewürm und laichen im April. Beider<lb/>
Flei&#x017F;ch i&#x017F;t wohl&#x017F;chmeckend und leicht verdaulich; der Fang lohnt jedoch die aufgewendete Mühe nicht<lb/>
und wird daher auch nirgends regelmäßig betrieben.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p>Bei den <hi rendition="#g">Kaulbar&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">(Acerina)</hi> &#x017F;ind beide Rückenflo&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;chmolzen, die Vor- und Haupt-<lb/>
deckel der Kiemen mit Stacheln be&#x017F;etzt, die Kopfknochen grubig ausgetieft, die Kiefer- und Pflug-<lb/>
&#x017F;charbeine mit Sammtzähnen bewaffnet, Bru&#x017F;t und Bauch mehr oder weniger &#x017F;chuppenlos. Jn der<lb/>
Stellung der Bauch- und Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;en, Anzahl der Kiemen&#x017F;trahlen, der Be&#x017F;chuppung u. &#x017F;. f. &#x017F;timmen<lb/>
die hierher gehörigen Fi&#x017F;che mit den bisher erwähnten überein.</p><lb/>
            <p>Der allbekannte Vertreter die&#x017F;er Gruppe, der <hi rendition="#g">Schroll</hi> oder die <hi rendition="#g">Pfaffenlaus</hi> <hi rendition="#aq">(Acerina<lb/>
cernua)</hi> erreicht eine Länge von 8 bis 10 Zoll und ein Gewicht von 8 bis 9 Loth, hat einen kurzen,<lb/>
gedrungenen Leib, eine &#x017F;tumpfe Schnauze und i&#x017F;t auf dem Rücken und den Seiten olivengrün, durch<lb/>
unregelmäßig zer&#x017F;treute dunklere Flecken und Punkte, auf Rücken und Schwanzflo&#x017F;&#x017F;en durch in<lb/>
Reihen geordnete Punkte gezeichnet. Die Rückenflo&#x017F;&#x017F;e hat 12 bis 14 harte, &#x017F;tachelige und 11 bis 14<lb/>
weiche, die Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;e 13, die Bauchflo&#x017F;&#x017F;e 1 und 5, die Afterflo&#x017F;&#x017F;e 2 und 5 bis 6, die Schwanz-<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;e 17 Strahlen.</p><lb/>
            <p>Eine zweite, in der Lebenswei&#x017F;e mit dem Schroll überein&#x017F;timmende, jedoch auf das Donaugebiet<lb/>
be&#x017F;chränkte Art, der <hi rendition="#g">Schrätzer</hi> <hi rendition="#aq">(Acerina Schraetser)</hi> unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich durch &#x017F;einen langge&#x017F;treckten<lb/>
Leib, die verlängerte Schnauze und die fa&#x017F;t die ganze Länge des Rückens einnehmende Flo&#x017F;&#x017F;e, wie<lb/>
durch die zitronengelbe Grundfarbe der Seiten, längs derer drei bis vier &#x017F;chwärzliche Linien verlaufen.<lb/>
Jn der Rückenflo&#x017F;&#x017F;e zählt man 18 bis 19 harte, &#x017F;tachelige, 12 bis 13 weiche, in der Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
13 bis 14, in der Bauchflo&#x017F;&#x017F;e 1 und 5, in der Afterflo&#x017F;&#x017F;e 2 und 6 bis 7, in der Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
17 Strahlen. Jn der Größe übertrifft der Schrätzer oder Schratzen &#x017F;einen Verwandten um ein<lb/>
Beträchtliches. Das Gewicht kann ½ Pfund und mehr betragen.</p><lb/>
            <p>Der Schroll oder Kaulbar&#x017F;ch un&#x017F;erer norddeut&#x017F;chen Fi&#x017F;cher verbreitet &#x017F;ich über Mittel-,<lb/>
We&#x017F;t- und Nordeuropa und kommt außerdem in Sibirien vor. Jn Deut&#x017F;chland fehlt er keinem<lb/>
größeren Flu&#x017F;&#x017F;e oder &#x017F;üßen Gewä&#x017F;&#x017F;er überhaupt; nur den Oberrhein bewohnt er nicht, weil ihm der<lb/>
Rheinfall &#x017F;tromaufwärts eine Grenze &#x017F;etzt; auch in anderen Alpengewä&#x017F;&#x017F;ern i&#x017F;t er &#x017F;elten. Seine<lb/>
Lebenswei&#x017F;e ähnelt der des Flußbar&#x017F;ches. Er zieht klare, tiefe Seen den fließenden, &#x017F;eichteren<lb/>
Gewä&#x017F;&#x017F;ern vor, be&#x017F;ucht aber letztere während der Laichzeit im April und Mai und wandert dann<lb/>
gewöhnlich truppwei&#x017F;e, während er &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t mehr einzeln hält. Jn den Flü&#x017F;&#x017F;en und Bächen verweilt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[479/0509] Zingel und Streber. Schroll und Schrätzer. beſteht aus vier braunſchwarzen Binden, welche ſchief von oben nach unten und vorn über die Seiten verlaufen. Der Streber (Aspro Streber) wird nur 6 bis 7 Zoll lang und einige Loth ſchwer, hat in der erſten Rückenfloſſe 8 bis 9, in der zweiten außer einer halben 12 bis 13, in der Bruſtfloſſe 14, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 1 und 12, und in der Schwanzfloſſe 17 Strahlen, zeichnet ſich vor ſeinem Verwandten außerdem durch den ſehr ſchmächtigen Schwanz aus, ähnelt dieſem aber in der Färbung, da er auf dem Rücken braungelb oder röthlich, auf den Seiten weißgelb und ebenfalls mit vier bis fünf breiten ſchwärzlichen, über die Seiten verlaufenden Binden geziert iſt. Zingel und Streber ſind bis jetzt nur im Donaugebiete gefunden worden und gehören auch hier, alſo im Hauptſtrome und ſeinen Nebenflüſſen, keineswegs zu den häufigen Fiſchen, wenigſtens nicht zu denen, welche regelmäßig gefangen werden. Sie lieben reines, fließendes Waſſer, leben in beträchtlicher Tiefe, ernähren ſich von kleinen Fiſchen und Gewürm und laichen im April. Beider Fleiſch iſt wohlſchmeckend und leicht verdaulich; der Fang lohnt jedoch die aufgewendete Mühe nicht und wird daher auch nirgends regelmäßig betrieben. Bei den Kaulbarſchen (Acerina) ſind beide Rückenfloſſen verſchmolzen, die Vor- und Haupt- deckel der Kiemen mit Stacheln beſetzt, die Kopfknochen grubig ausgetieft, die Kiefer- und Pflug- ſcharbeine mit Sammtzähnen bewaffnet, Bruſt und Bauch mehr oder weniger ſchuppenlos. Jn der Stellung der Bauch- und Bruſtfloſſen, Anzahl der Kiemenſtrahlen, der Beſchuppung u. ſ. f. ſtimmen die hierher gehörigen Fiſche mit den bisher erwähnten überein. Der allbekannte Vertreter dieſer Gruppe, der Schroll oder die Pfaffenlaus (Acerina cernua) erreicht eine Länge von 8 bis 10 Zoll und ein Gewicht von 8 bis 9 Loth, hat einen kurzen, gedrungenen Leib, eine ſtumpfe Schnauze und iſt auf dem Rücken und den Seiten olivengrün, durch unregelmäßig zerſtreute dunklere Flecken und Punkte, auf Rücken und Schwanzfloſſen durch in Reihen geordnete Punkte gezeichnet. Die Rückenfloſſe hat 12 bis 14 harte, ſtachelige und 11 bis 14 weiche, die Bruſtfloſſe 13, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 2 und 5 bis 6, die Schwanz- floſſe 17 Strahlen. Eine zweite, in der Lebensweiſe mit dem Schroll übereinſtimmende, jedoch auf das Donaugebiet beſchränkte Art, der Schrätzer (Acerina Schraetser) unterſcheidet ſich durch ſeinen langgeſtreckten Leib, die verlängerte Schnauze und die faſt die ganze Länge des Rückens einnehmende Floſſe, wie durch die zitronengelbe Grundfarbe der Seiten, längs derer drei bis vier ſchwärzliche Linien verlaufen. Jn der Rückenfloſſe zählt man 18 bis 19 harte, ſtachelige, 12 bis 13 weiche, in der Bruſtfloſſe 13 bis 14, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 2 und 6 bis 7, in der Schwanzfloſſe 17 Strahlen. Jn der Größe übertrifft der Schrätzer oder Schratzen ſeinen Verwandten um ein Beträchtliches. Das Gewicht kann ½ Pfund und mehr betragen. Der Schroll oder Kaulbarſch unſerer norddeutſchen Fiſcher verbreitet ſich über Mittel-, Weſt- und Nordeuropa und kommt außerdem in Sibirien vor. Jn Deutſchland fehlt er keinem größeren Fluſſe oder ſüßen Gewäſſer überhaupt; nur den Oberrhein bewohnt er nicht, weil ihm der Rheinfall ſtromaufwärts eine Grenze ſetzt; auch in anderen Alpengewäſſern iſt er ſelten. Seine Lebensweiſe ähnelt der des Flußbarſches. Er zieht klare, tiefe Seen den fließenden, ſeichteren Gewäſſern vor, beſucht aber letztere während der Laichzeit im April und Mai und wandert dann gewöhnlich truppweiſe, während er ſich ſonſt mehr einzeln hält. Jn den Flüſſen und Bächen verweilt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/509
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/509>, abgerufen am 23.12.2024.