Bei einer Art hat man merkwürdiger Weise entdeckt, daß auf dem Dottersacke Zotten entstehen, welche in entgegenkommende Zotten der Eileiterwandung eingreifen und Schlingen der Dottergefäße enthalten, sodaß hier ein förmlicher Mutterkuchen hergestellt wird. Endlich heben wir noch ganz besonders hervor, daß die Keime aller Quermäuler zu einer gewissen Zeit ihres Lebens äußere Kiemen besitzen, welche in Gestalt feiner Fäden auf den Rändern der Kiemenspalten aufsitzen und unzweifelhaft zum Athmen dienen."
Was fressen die Fische? Andere Fische. Diese Worte könnten beinah genügen, um die Nahrungsfrage zu beantworten. Streng genommen freilich muß noch erwähnt werden, daß es einzelne, aber nicht viele gibt, welche auch Pflanzenstoffe fressen, andere, welche von Nichtangehörigen ihrer Klasse sich ernähren: im Allgemeinen aber ist jene Antwort richtig. Fast sämmtliche Fische sind Raub- thiere, auch ein großer Theil von denen, welche Pflanzenstoffe zu sich nehmen, fast alle eifrige und tüchtige Räuber. Das Recht des Stärkeren herrscht unter ihnen in seiner ganzen Rücksichtslosigkeit; der Kleine verschlingt den Kleineren, der Größere den Kleinen, der Große den Größeren. Eine Unzahl von ihnen ist gepanzert und so furchtbar bewehrt, daß es für den Herrn der Schöpfung gefährlich wird, mit ihnen sich einzulassen: -- und sie wird doch gefressen! Den Panzer zermalmt, die Dornen, Zacken, Spitzen zerbricht und stumpft das Gebiß des Mächtigeren; den Mitteln zur Abwehr entsprechen die Werkzeuge zum Angriffe. Ein ewiges Räuberthum ohne Gnade und Barmherzigkeit ist das Leben der Fische, jeder einzelne Raubfisch, also weitaus der größte Theil der Gesammtheit, ein ebenso freßgieriges als frechdreistes Geschöpf. Denn nicht blos der gewaltige Hai wird großen Thieren, beispielsweise den Menschen verderblich; auch zwerghafte Fische gibt es, welche das Leben des Erdenbeherrschers gefährden, Fische von Fußlänge -- wir werden sie kennen lernen -- welche sich erdreisten, ihr Gebiß an dem Ebenbildlichen zu versuchen, ihm Fetzen auf Fetzen aus seinem Leibe zu reißen und ihn entfleischen, wenn er sich ihrer Gewalt nicht entziehen kann. Der ewige, endlose Krieg in der Natur zeigt sich am Deutlichsten, wird am Ersichtlichsten im Wasser, im Meere.
Dieser Räuberbrut, welche sich unter einander mordet und auffrißt, tritt, wie immer, als fürchterlichster Feind der Mensch gegenüber; denn unter der großen Menge gibt es nur wenige Arten, welche als ungenießbar gelten: -- einige, weil ihr Fleisch hart, unschmackhaft und grätenreich, andere, weil ihr Genuß schädliche Folgen nach sich zieht oder ziehen soll. Auffallenderweise übt das Räuberthum eines Fisches keinen Einfluß aus auf die Güte und Schmackhaftigkeit seines Fleisches, wie Dies bei den höheren Wirbelthieren, und zwar auch denen, welche nur von Fischen sich nähren, regelmäßig der Fall: demgemäß stellt der Mensch auch den Raubfischen in des Wortes vollster Bedeutung eifrig nach. Flüsse und Süßwasserseen hat er da, wo er zur Herrschaft gelangte, entvölkert und muß jetzt daran denken, sie künstlich wieder zu besamen; das Meer würde er entvölkern, wenn er es vermöchte, und -- mit der Zeit entvölkert er es vielleicht wirklich!
Die Fische sind dem Menschen unentbehrlich. Ganze Völkerschaften würden nicht im Stande sein, ohne sie zu leben, manche Staaten ohne sie aufhören, zu sein. Und doch wird diese Bedeutung noch heutigentages in einer Weise unterschätzt, welche geradezu unbegreiflich erscheinen muß. Der Brite, der Skandinavier, der Amerikaner, der Franzose, Jtaliener und Spanier, der Grieche und Russe, der Lappländer, Eskimo, der braune oder schwarze Halbmensch der Südseeinseln weiß sie zu würdigen -- der Deutsche nicht. Es läßt sich erklären, daß dieser, der gebildetste Mensch der Erde, den Nutzen, welchen das unablässig geschäftige Heer der Vögel uns bringt, verkennt, mindestens im Vergleiche zu der Nützlichkeit der Säugethiere kaum veranschlagt; es läßt sich Dies erklären, obgleich jedes Huhn auf dem Hofe, jede Taube auf dem Dache dem rohesten Verständniß genügen müßte und die
Nahrung.
Bei einer Art hat man merkwürdiger Weiſe entdeckt, daß auf dem Dotterſacke Zotten entſtehen, welche in entgegenkommende Zotten der Eileiterwandung eingreifen und Schlingen der Dottergefäße enthalten, ſodaß hier ein förmlicher Mutterkuchen hergeſtellt wird. Endlich heben wir noch ganz beſonders hervor, daß die Keime aller Quermäuler zu einer gewiſſen Zeit ihres Lebens äußere Kiemen beſitzen, welche in Geſtalt feiner Fäden auf den Rändern der Kiemenſpalten aufſitzen und unzweifelhaft zum Athmen dienen.“
Was freſſen die Fiſche? Andere Fiſche. Dieſe Worte könnten beinah genügen, um die Nahrungsfrage zu beantworten. Streng genommen freilich muß noch erwähnt werden, daß es einzelne, aber nicht viele gibt, welche auch Pflanzenſtoffe freſſen, andere, welche von Nichtangehörigen ihrer Klaſſe ſich ernähren: im Allgemeinen aber iſt jene Antwort richtig. Faſt ſämmtliche Fiſche ſind Raub- thiere, auch ein großer Theil von denen, welche Pflanzenſtoffe zu ſich nehmen, faſt alle eifrige und tüchtige Räuber. Das Recht des Stärkeren herrſcht unter ihnen in ſeiner ganzen Rückſichtsloſigkeit; der Kleine verſchlingt den Kleineren, der Größere den Kleinen, der Große den Größeren. Eine Unzahl von ihnen iſt gepanzert und ſo furchtbar bewehrt, daß es für den Herrn der Schöpfung gefährlich wird, mit ihnen ſich einzulaſſen: — und ſie wird doch gefreſſen! Den Panzer zermalmt, die Dornen, Zacken, Spitzen zerbricht und ſtumpft das Gebiß des Mächtigeren; den Mitteln zur Abwehr entſprechen die Werkzeuge zum Angriffe. Ein ewiges Räuberthum ohne Gnade und Barmherzigkeit iſt das Leben der Fiſche, jeder einzelne Raubfiſch, alſo weitaus der größte Theil der Geſammtheit, ein ebenſo freßgieriges als frechdreiſtes Geſchöpf. Denn nicht blos der gewaltige Hai wird großen Thieren, beiſpielsweiſe den Menſchen verderblich; auch zwerghafte Fiſche gibt es, welche das Leben des Erdenbeherrſchers gefährden, Fiſche von Fußlänge — wir werden ſie kennen lernen — welche ſich erdreiſten, ihr Gebiß an dem Ebenbildlichen zu verſuchen, ihm Fetzen auf Fetzen aus ſeinem Leibe zu reißen und ihn entfleiſchen, wenn er ſich ihrer Gewalt nicht entziehen kann. Der ewige, endloſe Krieg in der Natur zeigt ſich am Deutlichſten, wird am Erſichtlichſten im Waſſer, im Meere.
Dieſer Räuberbrut, welche ſich unter einander mordet und auffrißt, tritt, wie immer, als fürchterlichſter Feind der Menſch gegenüber; denn unter der großen Menge gibt es nur wenige Arten, welche als ungenießbar gelten: — einige, weil ihr Fleiſch hart, unſchmackhaft und grätenreich, andere, weil ihr Genuß ſchädliche Folgen nach ſich zieht oder ziehen ſoll. Auffallenderweiſe übt das Räuberthum eines Fiſches keinen Einfluß aus auf die Güte und Schmackhaftigkeit ſeines Fleiſches, wie Dies bei den höheren Wirbelthieren, und zwar auch denen, welche nur von Fiſchen ſich nähren, regelmäßig der Fall: demgemäß ſtellt der Menſch auch den Raubfiſchen in des Wortes vollſter Bedeutung eifrig nach. Flüſſe und Süßwaſſerſeen hat er da, wo er zur Herrſchaft gelangte, entvölkert und muß jetzt daran denken, ſie künſtlich wieder zu beſamen; das Meer würde er entvölkern, wenn er es vermöchte, und — mit der Zeit entvölkert er es vielleicht wirklich!
Die Fiſche ſind dem Menſchen unentbehrlich. Ganze Völkerſchaften würden nicht im Stande ſein, ohne ſie zu leben, manche Staaten ohne ſie aufhören, zu ſein. Und doch wird dieſe Bedeutung noch heutigentages in einer Weiſe unterſchätzt, welche geradezu unbegreiflich erſcheinen muß. Der Brite, der Skandinavier, der Amerikaner, der Franzoſe, Jtaliener und Spanier, der Grieche und Ruſſe, der Lappländer, Eskimo, der braune oder ſchwarze Halbmenſch der Südſeeinſeln weiß ſie zu würdigen — der Deutſche nicht. Es läßt ſich erklären, daß dieſer, der gebildetſte Menſch der Erde, den Nutzen, welchen das unabläſſig geſchäftige Heer der Vögel uns bringt, verkennt, mindeſtens im Vergleiche zu der Nützlichkeit der Säugethiere kaum veranſchlagt; es läßt ſich Dies erklären, obgleich jedes Huhn auf dem Hofe, jede Taube auf dem Dache dem roheſten Verſtändniß genügen müßte und die
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Nahrung.
Bei einer Art hat man merkwürdiger Weiſe entdeckt, daß auf dem Dotterſacke Zotten entſtehen,
welche in entgegenkommende Zotten der Eileiterwandung eingreifen und Schlingen der Dottergefäße
enthalten, ſodaß hier ein förmlicher Mutterkuchen hergeſtellt wird. Endlich heben wir noch ganz
beſonders hervor, daß die Keime aller Quermäuler zu einer gewiſſen Zeit ihres Lebens äußere
Kiemen beſitzen, welche in Geſtalt feiner Fäden auf den Rändern der Kiemenſpalten aufſitzen und
unzweifelhaft zum Athmen dienen.“
Was freſſen die Fiſche? Andere Fiſche. Dieſe Worte könnten beinah genügen, um die
Nahrungsfrage zu beantworten. Streng genommen freilich muß noch erwähnt werden, daß es einzelne,
aber nicht viele gibt, welche auch Pflanzenſtoffe freſſen, andere, welche von Nichtangehörigen ihrer
Klaſſe ſich ernähren: im Allgemeinen aber iſt jene Antwort richtig. Faſt ſämmtliche Fiſche ſind Raub-
thiere, auch ein großer Theil von denen, welche Pflanzenſtoffe zu ſich nehmen, faſt alle eifrige und
tüchtige Räuber. Das Recht des Stärkeren herrſcht unter ihnen in ſeiner ganzen Rückſichtsloſigkeit;
der Kleine verſchlingt den Kleineren, der Größere den Kleinen, der Große den Größeren. Eine
Unzahl von ihnen iſt gepanzert und ſo furchtbar bewehrt, daß es für den Herrn der Schöpfung
gefährlich wird, mit ihnen ſich einzulaſſen: — und ſie wird doch gefreſſen! Den Panzer zermalmt,
die Dornen, Zacken, Spitzen zerbricht und ſtumpft das Gebiß des Mächtigeren; den Mitteln zur
Abwehr entſprechen die Werkzeuge zum Angriffe. Ein ewiges Räuberthum ohne Gnade und
Barmherzigkeit iſt das Leben der Fiſche, jeder einzelne Raubfiſch, alſo weitaus der größte Theil der
Geſammtheit, ein ebenſo freßgieriges als frechdreiſtes Geſchöpf. Denn nicht blos der gewaltige Hai
wird großen Thieren, beiſpielsweiſe den Menſchen verderblich; auch zwerghafte Fiſche gibt es, welche
das Leben des Erdenbeherrſchers gefährden, Fiſche von Fußlänge — wir werden ſie kennen lernen —
welche ſich erdreiſten, ihr Gebiß an dem Ebenbildlichen zu verſuchen, ihm Fetzen auf Fetzen aus
ſeinem Leibe zu reißen und ihn entfleiſchen, wenn er ſich ihrer Gewalt nicht entziehen kann. Der
ewige, endloſe Krieg in der Natur zeigt ſich am Deutlichſten, wird am Erſichtlichſten im Waſſer,
im Meere.
Dieſer Räuberbrut, welche ſich unter einander mordet und auffrißt, tritt, wie immer, als
fürchterlichſter Feind der Menſch gegenüber; denn unter der großen Menge gibt es nur wenige
Arten, welche als ungenießbar gelten: — einige, weil ihr Fleiſch hart, unſchmackhaft und grätenreich,
andere, weil ihr Genuß ſchädliche Folgen nach ſich zieht oder ziehen ſoll. Auffallenderweiſe übt das
Räuberthum eines Fiſches keinen Einfluß aus auf die Güte und Schmackhaftigkeit ſeines Fleiſches,
wie Dies bei den höheren Wirbelthieren, und zwar auch denen, welche nur von Fiſchen ſich nähren,
regelmäßig der Fall: demgemäß ſtellt der Menſch auch den Raubfiſchen in des Wortes vollſter
Bedeutung eifrig nach. Flüſſe und Süßwaſſerſeen hat er da, wo er zur Herrſchaft gelangte,
entvölkert und muß jetzt daran denken, ſie künſtlich wieder zu beſamen; das Meer würde er
entvölkern, wenn er es vermöchte, und — mit der Zeit entvölkert er es vielleicht wirklich!
Die Fiſche ſind dem Menſchen unentbehrlich. Ganze Völkerſchaften würden nicht im Stande ſein,
ohne ſie zu leben, manche Staaten ohne ſie aufhören, zu ſein. Und doch wird dieſe Bedeutung noch
heutigentages in einer Weiſe unterſchätzt, welche geradezu unbegreiflich erſcheinen muß. Der Brite,
der Skandinavier, der Amerikaner, der Franzoſe, Jtaliener und Spanier, der Grieche und Ruſſe, der
Lappländer, Eskimo, der braune oder ſchwarze Halbmenſch der Südſeeinſeln weiß ſie zu würdigen —
der Deutſche nicht. Es läßt ſich erklären, daß dieſer, der gebildetſte Menſch der Erde, den Nutzen,
welchen das unabläſſig geſchäftige Heer der Vögel uns bringt, verkennt, mindeſtens im Vergleiche
zu der Nützlichkeit der Säugethiere kaum veranſchlagt; es läßt ſich Dies erklären, obgleich jedes
Huhn auf dem Hofe, jede Taube auf dem Dache dem roheſten Verſtändniß genügen müßte und die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/493>, abgerufen am 23.12.2024.
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