abgelegte Haut sehr hübsch aus; sie ist nämlich einfach umgekehrt, nirgends aber zerrissen, sodaß man jede einzelne Zehe unterscheiden kann; nur in der Augengegend finden sich zwei Löcher.
Die Tritonen sind es, an denen man verschiedene Versuche über die Lebenszähigkeit und Ersatzfähigkeit angestellt hat. Schon früher war beobachtet worden, daß diese Thiere gegen Ein- wirkungen der Witterung höchst unempfindlich sind. Man hatte einzelne gefunden, welche zu Eis gefroren waren, vollkommen leblos schienen, beim Aufthauen des Wassers aber doch wieder munter und lebendig wurden, und ebenso beobachtet, daß abgeschnittene Glieder wieder nachwuchsen. Spallanzani und Blumenbach nun verhalfen unseren Molchen zum Heiligenscheine des Märtyrer- thums, indem sie den armen Thieren die Beine, den Schwanz abschnitten, die Augen aushoben und zerstörten etc. Durch diese Versuche wurde festgestellt, daß alle Glieder sich, und zwar in einer wunderbaren Vollständigkeit wieder erzeugen; denn es entstehen nicht stummelhafte, sondern wirklich neue Glieder mit allen Knochen und Gelenken. Ein abgeschnittener Schwanz ersetzt sich vollkommen, erhält neue Wirbel, wird auch wieder ebensolang, als er vorher war; in abgeschnittenen Beinen bilden sich sämmtliche Knochen wieder aus und mehrmals hinter einander; sogar die abgetrennten Kinnladen wachsen wieder nach. Spallanzani ließ seine gefangenen Molche binnen drei Monaten sechs- hundertsiebenundachtzig neue Knochen erzeugen; Blumenbach schnitt einem Triton vier Fünftheile des Auges weg und erfuhr, daß das Thier binnen zehn Monaten einen neuen Augapfel mit Horn- haut, Regenbogenhaut, Kristalllinse, kurz ein neues Auge erhielt, welches von dem ersteren nur durch etwas geringere Größe sich unterschied.
Ein Beispiel von der Lebenszähigkeit des Thieres erzählt Erber. "Eine Ringelnatter fraß mir einen Triton und entwischte sodann. Einen Monat später wurde in der Küche eine Kiste gerückt und dabei dem wahrscheinlich von der Natter ausgeworfenen Triton der Vorderfuß ausgerissen. Das Thier war gänzlich eingeschrumpft; ich bemerkte kaum noch ein Lebenszeichen und legte ihn vor der Hand auf einen Blumentopf. Als ich später die Blumen begoß und ihn mit befeuchtete, erholte er sich soweit, daß er zu kriechen versuchte. Jch brachte ihn nun in frisches Wasser und fütterte ihn mit Regenwürmern. Schon nach wenigen Tagen war er wieder munter; nach drei Wochen bereits kam an der Stelle des ausgerissenen Fußes ein kleiner formloser Stumpf eines neuen Fußes hervor; nach vier Monaten war derselbe ausgewachsen. Von nun an wurde der Triton mit großer Auf- merksamkeit behandelt, lernte auch sehr bald, wenn er hungerig wurde, an dem Glase, in dem ich ihn hielt, emporklettern und die Nahrung aus den Händen nehmen. Das Glas stand zwischen den Fenstern. Jm Spätherbst trat einmal über Nacht eine außerordentliche Kälte ein, sodaß das Wasser, in welchem das Thier sich befand, fror und das Glas zersprengte. Auch der Triton war ein- gefroren; da ich ihn jedoch in Weingeist setzen wollte, stellte ich das Glas in ein größeres Gefäß und dieses auf die heiße Herdplatte, um das Eis aufzuthauen, vergaß jedoch meinen Triton und fand, als ich wieder nach ihm sah, daß das Wasser bereits sehr heiß geworden war, die Wärme aber auch den Triton ins Leben zurückgerufen hatte und dieser sich alle Mühe gab, dem Brühbade zu entrinnen. Nun setzte ich ihn wiederum in frisches Wasser, und er lebte nach diesem Begebnisse noch ein ganzes Jahr."
Jn der Nähe der Stadt Mejiko, so erzählt der alte Hernandez, gibt es eine Art Seefische mit weicher Haut und vier Füßen, wie sie die Eidechsen haben, eine Spanne lang und einen Zoll dick, Arolotl oder Wasserspiel genannt. Der Kopf ist niedergedrückt und groß; die Zehen sind wie bei den Fröschen. Die Färbung ist schwarz und braun gefleckt. Das Thier hat seinen Namen von der ungewöhnlichen und spaßhaften Gestalt erhalten. Sein Fleisch gleicht dem der Aale, ist gesund und schmackhaft und wird gebraten, geschmort und gesotten gegessen, von den Spaniern gewöhnlich mit Essig, Pfeffer und Nägelein, von den Mejikanern blos mit spanischem Pfesser zube-
Tritonen. Axolotl.
abgelegte Haut ſehr hübſch aus; ſie iſt nämlich einfach umgekehrt, nirgends aber zerriſſen, ſodaß man jede einzelne Zehe unterſcheiden kann; nur in der Augengegend finden ſich zwei Löcher.
Die Tritonen ſind es, an denen man verſchiedene Verſuche über die Lebenszähigkeit und Erſatzfähigkeit angeſtellt hat. Schon früher war beobachtet worden, daß dieſe Thiere gegen Ein- wirkungen der Witterung höchſt unempfindlich ſind. Man hatte einzelne gefunden, welche zu Eis gefroren waren, vollkommen leblos ſchienen, beim Aufthauen des Waſſers aber doch wieder munter und lebendig wurden, und ebenſo beobachtet, daß abgeſchnittene Glieder wieder nachwuchſen. Spallanzani und Blumenbach nun verhalfen unſeren Molchen zum Heiligenſcheine des Märtyrer- thums, indem ſie den armen Thieren die Beine, den Schwanz abſchnitten, die Augen aushoben und zerſtörten ꝛc. Durch dieſe Verſuche wurde feſtgeſtellt, daß alle Glieder ſich, und zwar in einer wunderbaren Vollſtändigkeit wieder erzeugen; denn es entſtehen nicht ſtummelhafte, ſondern wirklich neue Glieder mit allen Knochen und Gelenken. Ein abgeſchnittener Schwanz erſetzt ſich vollkommen, erhält neue Wirbel, wird auch wieder ebenſolang, als er vorher war; in abgeſchnittenen Beinen bilden ſich ſämmtliche Knochen wieder aus und mehrmals hinter einander; ſogar die abgetrennten Kinnladen wachſen wieder nach. Spallanzani ließ ſeine gefangenen Molche binnen drei Monaten ſechs- hundertſiebenundachtzig neue Knochen erzeugen; Blumenbach ſchnitt einem Triton vier Fünftheile des Auges weg und erfuhr, daß das Thier binnen zehn Monaten einen neuen Augapfel mit Horn- haut, Regenbogenhaut, Kriſtalllinſe, kurz ein neues Auge erhielt, welches von dem erſteren nur durch etwas geringere Größe ſich unterſchied.
Ein Beiſpiel von der Lebenszähigkeit des Thieres erzählt Erber. „Eine Ringelnatter fraß mir einen Triton und entwiſchte ſodann. Einen Monat ſpäter wurde in der Küche eine Kiſte gerückt und dabei dem wahrſcheinlich von der Natter ausgeworfenen Triton der Vorderfuß ausgeriſſen. Das Thier war gänzlich eingeſchrumpft; ich bemerkte kaum noch ein Lebenszeichen und legte ihn vor der Hand auf einen Blumentopf. Als ich ſpäter die Blumen begoß und ihn mit befeuchtete, erholte er ſich ſoweit, daß er zu kriechen verſuchte. Jch brachte ihn nun in friſches Waſſer und fütterte ihn mit Regenwürmern. Schon nach wenigen Tagen war er wieder munter; nach drei Wochen bereits kam an der Stelle des ausgeriſſenen Fußes ein kleiner formloſer Stumpf eines neuen Fußes hervor; nach vier Monaten war derſelbe ausgewachſen. Von nun an wurde der Triton mit großer Auf- merkſamkeit behandelt, lernte auch ſehr bald, wenn er hungerig wurde, an dem Glaſe, in dem ich ihn hielt, emporklettern und die Nahrung aus den Händen nehmen. Das Glas ſtand zwiſchen den Fenſtern. Jm Spätherbſt trat einmal über Nacht eine außerordentliche Kälte ein, ſodaß das Waſſer, in welchem das Thier ſich befand, fror und das Glas zerſprengte. Auch der Triton war ein- gefroren; da ich ihn jedoch in Weingeiſt ſetzen wollte, ſtellte ich das Glas in ein größeres Gefäß und dieſes auf die heiße Herdplatte, um das Eis aufzuthauen, vergaß jedoch meinen Triton und fand, als ich wieder nach ihm ſah, daß das Waſſer bereits ſehr heiß geworden war, die Wärme aber auch den Triton ins Leben zurückgerufen hatte und dieſer ſich alle Mühe gab, dem Brühbade zu entrinnen. Nun ſetzte ich ihn wiederum in friſches Waſſer, und er lebte nach dieſem Begebniſſe noch ein ganzes Jahr.“
Jn der Nähe der Stadt Mejiko, ſo erzählt der alte Hernandez, gibt es eine Art Seefiſche mit weicher Haut und vier Füßen, wie ſie die Eidechſen haben, eine Spanne lang und einen Zoll dick, Arolotl oder Waſſerſpiel genannt. Der Kopf iſt niedergedrückt und groß; die Zehen ſind wie bei den Fröſchen. Die Färbung iſt ſchwarz und braun gefleckt. Das Thier hat ſeinen Namen von der ungewöhnlichen und ſpaßhaften Geſtalt erhalten. Sein Fleiſch gleicht dem der Aale, iſt geſund und ſchmackhaft und wird gebraten, geſchmort und geſotten gegeſſen, von den Spaniern gewöhnlich mit Eſſig, Pfeffer und Nägelein, von den Mejikanern blos mit ſpaniſchem Pfeſſer zube-
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[425/0455]
Tritonen. Axolotl.
abgelegte Haut ſehr hübſch aus; ſie iſt nämlich einfach umgekehrt, nirgends aber zerriſſen, ſodaß man
jede einzelne Zehe unterſcheiden kann; nur in der Augengegend finden ſich zwei Löcher.
Die Tritonen ſind es, an denen man verſchiedene Verſuche über die Lebenszähigkeit und
Erſatzfähigkeit angeſtellt hat. Schon früher war beobachtet worden, daß dieſe Thiere gegen Ein-
wirkungen der Witterung höchſt unempfindlich ſind. Man hatte einzelne gefunden, welche zu
Eis gefroren waren, vollkommen leblos ſchienen, beim Aufthauen des Waſſers aber doch wieder
munter und lebendig wurden, und ebenſo beobachtet, daß abgeſchnittene Glieder wieder nachwuchſen.
Spallanzani und Blumenbach nun verhalfen unſeren Molchen zum Heiligenſcheine des Märtyrer-
thums, indem ſie den armen Thieren die Beine, den Schwanz abſchnitten, die Augen aushoben und
zerſtörten ꝛc. Durch dieſe Verſuche wurde feſtgeſtellt, daß alle Glieder ſich, und zwar in einer wunderbaren
Vollſtändigkeit wieder erzeugen; denn es entſtehen nicht ſtummelhafte, ſondern wirklich neue Glieder
mit allen Knochen und Gelenken. Ein abgeſchnittener Schwanz erſetzt ſich vollkommen, erhält neue
Wirbel, wird auch wieder ebenſolang, als er vorher war; in abgeſchnittenen Beinen bilden ſich
ſämmtliche Knochen wieder aus und mehrmals hinter einander; ſogar die abgetrennten Kinnladen
wachſen wieder nach. Spallanzani ließ ſeine gefangenen Molche binnen drei Monaten ſechs-
hundertſiebenundachtzig neue Knochen erzeugen; Blumenbach ſchnitt einem Triton vier Fünftheile
des Auges weg und erfuhr, daß das Thier binnen zehn Monaten einen neuen Augapfel mit Horn-
haut, Regenbogenhaut, Kriſtalllinſe, kurz ein neues Auge erhielt, welches von dem erſteren nur
durch etwas geringere Größe ſich unterſchied.
Ein Beiſpiel von der Lebenszähigkeit des Thieres erzählt Erber. „Eine Ringelnatter fraß
mir einen Triton und entwiſchte ſodann. Einen Monat ſpäter wurde in der Küche eine Kiſte
gerückt und dabei dem wahrſcheinlich von der Natter ausgeworfenen Triton der Vorderfuß ausgeriſſen.
Das Thier war gänzlich eingeſchrumpft; ich bemerkte kaum noch ein Lebenszeichen und legte ihn vor
der Hand auf einen Blumentopf. Als ich ſpäter die Blumen begoß und ihn mit befeuchtete, erholte
er ſich ſoweit, daß er zu kriechen verſuchte. Jch brachte ihn nun in friſches Waſſer und fütterte ihn
mit Regenwürmern. Schon nach wenigen Tagen war er wieder munter; nach drei Wochen bereits
kam an der Stelle des ausgeriſſenen Fußes ein kleiner formloſer Stumpf eines neuen Fußes hervor;
nach vier Monaten war derſelbe ausgewachſen. Von nun an wurde der Triton mit großer Auf-
merkſamkeit behandelt, lernte auch ſehr bald, wenn er hungerig wurde, an dem Glaſe, in dem ich
ihn hielt, emporklettern und die Nahrung aus den Händen nehmen. Das Glas ſtand zwiſchen den
Fenſtern. Jm Spätherbſt trat einmal über Nacht eine außerordentliche Kälte ein, ſodaß das Waſſer,
in welchem das Thier ſich befand, fror und das Glas zerſprengte. Auch der Triton war ein-
gefroren; da ich ihn jedoch in Weingeiſt ſetzen wollte, ſtellte ich das Glas in ein größeres Gefäß
und dieſes auf die heiße Herdplatte, um das Eis aufzuthauen, vergaß jedoch meinen Triton und
fand, als ich wieder nach ihm ſah, daß das Waſſer bereits ſehr heiß geworden war, die Wärme aber
auch den Triton ins Leben zurückgerufen hatte und dieſer ſich alle Mühe gab, dem Brühbade zu
entrinnen. Nun ſetzte ich ihn wiederum in friſches Waſſer, und er lebte nach dieſem Begebniſſe noch
ein ganzes Jahr.“
Jn der Nähe der Stadt Mejiko, ſo erzählt der alte Hernandez, gibt es eine Art Seefiſche
mit weicher Haut und vier Füßen, wie ſie die Eidechſen haben, eine Spanne lang und einen Zoll
dick, Arolotl oder Waſſerſpiel genannt. Der Kopf iſt niedergedrückt und groß; die Zehen ſind
wie bei den Fröſchen. Die Färbung iſt ſchwarz und braun gefleckt. Das Thier hat ſeinen Namen
von der ungewöhnlichen und ſpaßhaften Geſtalt erhalten. Sein Fleiſch gleicht dem der Aale, iſt
geſund und ſchmackhaft und wird gebraten, geſchmort und geſotten gegeſſen, von den Spaniern
gewöhnlich mit Eſſig, Pfeffer und Nägelein, von den Mejikanern blos mit ſpaniſchem Pfeſſer zube-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/455>, abgerufen am 22.12.2024.
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