er auf dem Boden des Behälters etwa dreißig Eier, von denen je drei und drei oder vier und vier zusammenklebten und so Theile einer knotigen Schnur darstellten. Diese Eier wurden gesammelt und in ein kleineres mit demselben Wasser gefülltes Gefäß gebracht. Zwei Tage nachher hatten sie sich vergrößert und ihre vorher glatte Oberfläche in eine höckerige umgewandelt, sodaß es schien, als ob sie sich entwickeln wollten; nach fünf oder sechs Tagen aber wurden ihre Hüllen undurchsichtig, und Alles deutete darauf hin, daß sie unbefruchtet seien. Währenddem hatten die Weibchen andere Eier gelegt, welche wiederum gesammelt wurden, aber ebenfalls unbefruchtet waren. Nun versuchte Rusconi eine künstliche Befruchtung, indem er die Samengänge eines Männchens durch Drücken entleerte und den erhaltenen Samen über die Eier schüttete; jedoch auch dieser und ein folgender Versuch mißlangen.
Jnzwischen bemerkte der Beobachter, daß die Salamanderweibchen von Zeit zu Zeit ihre Hinter- beine unter den Körper brachten, als ob sie damit den After bedecken wollten, und daß sie gleich nachher Eier legten, welche jedoch nicht immer auf den Boden des Gefäßes fielen, sondern zuweilen eine kurze Zeit am After hängen blieben, sodaß oft einige Weibchen mit zwei oder drei Eiern am After umherliefen. Gegen Abend wurden sie unruhig und suchten einen Ausweg aus ihrem Gefängniß, und wenn man sie während der Nacht beobachtete, sah man sie auf ihren Hinterfüßen gerade aufgerichtet stehen und mit den vorderen an der Wand des Behälters sich anhalten. Diese Bewegungen geschahen, theils um sich ihrer Haut zu entledigen, theils wahrscheinlich, um sich einen Ort zu suchen, welcher ihnen gestattete, den Kopf aus dem Wasser zu halten und zu athmen, wie sie Dies in der Freiheit des Nachts zu thun gewohnt sind; jene Bewegung der Hinterfüße aber schien das Legen der Eier erleichtern zu sollen. Jndessen zeigte es sich, daß noch ein anderer Zweck dabei obwaltete. Um den Thieren die Gefangenschaft angenehmer zu machen, wurden mehrere Pflanzen in das Behälter gebracht und, damit sie am Grunde festhielten, mit einem Steine beschwert. Die Tritonen benutzten sogleich diese Einrichtung, setzten sich auf den Stein und streckten die Schnauze über das Wasser empor. Als Rusconi nun wieder mehrere Eier befruchten wollte, bemerkte er kein einziges von diesen mehr auf dem Boden des Gefäßes, wohl aber beobachtete er, daß ein Weibchen sich den Pflanzen näherte und die Blätter gleichsam beschnupperte, dann aber quer unter die Pflanzen kroch, ein Blatt zwischen die Hinterfüße nahm, etwa eine Minute in gleicher Stellung verblieb und hierauf weiter ging, nach drei Minuten dasselbe an einem anderen Blatte wiederholend. Er sah ferner, daß die Blätter umgebogen blieben, und fand bei genauer Untersuchung zwischen den beiden Seiten jedes umgebogenen Blattes ein Ei, welches durch seine Klebrigkeit das Blatt zusammenhielt. Nunmehr durchsuchte er den Graben, aus welchem er die Tritonen entnommen hatte, fand viele Blätter mit Eiern und hatte damit Stoff genug zu fernerer Beobachtung gewonnen.
Das frischgelegte Ei ist anfänglich kugelrund, weißgelblich von Farbe und mit einer kleberigen Masse umgeben, nicht aber mit derselben auch verbunden. Bewegt man das Ei mit einem Pinsel und wälzt man es um, so kehrt es sich sogleich wieder auf die Seite, auf welcher es vorher lag. Dabei bemerkt man auch, daß es nur auf der einen Seite weiß, auf der anderen hingegen braun ist, dem lichten Eiweiß und dem dunklen Dotter entsprechend, welcher letztere die scheinbare Umdrehung bewirkt, indem er vermöge seiner größeren Schwere abwärts sinkt. Schon nach drei Tagen hat sich die Form des Eies etwas geändert, und man sieht, wenn man das Auge mit einem Ver- größerungsglase bewaffnet, bereits die allgemeine Gestalt des Keimes. Am fünften Tage hat dieser eine gekrümmte Lage angenommen, und man kann nun deutlich Unterleib, Kopf und Schwanz unter- scheiden, ja am Kopfe bereits kleine Erhabenheiten, die ersten Spuren der Sprossenden Kiemen und Vorderfüße wahrnehmen. Am siebenten Tage sind alle einzelnen Theile deutlicher geworden; man bemerkt auch eine Furche, welche den Rumpf vom Kopfe trennt und erkennt die Wirbelsäule. Am neunten Tage hat der Keim seine Lage geändert, und damit ist der Untertheil des Kopfes und Unter- leibes sichtbar geworden; gleichzeitig nimmt man den Schwanz als dünnen Anhang wahr, ebenso die Spuren des Mundes und der Augen, beobachtet, daß der Keim sich bewegt und daß sein Herz sich
Tritonen.
er auf dem Boden des Behälters etwa dreißig Eier, von denen je drei und drei oder vier und vier zuſammenklebten und ſo Theile einer knotigen Schnur darſtellten. Dieſe Eier wurden geſammelt und in ein kleineres mit demſelben Waſſer gefülltes Gefäß gebracht. Zwei Tage nachher hatten ſie ſich vergrößert und ihre vorher glatte Oberfläche in eine höckerige umgewandelt, ſodaß es ſchien, als ob ſie ſich entwickeln wollten; nach fünf oder ſechs Tagen aber wurden ihre Hüllen undurchſichtig, und Alles deutete darauf hin, daß ſie unbefruchtet ſeien. Währenddem hatten die Weibchen andere Eier gelegt, welche wiederum geſammelt wurden, aber ebenfalls unbefruchtet waren. Nun verſuchte Rusconi eine künſtliche Befruchtung, indem er die Samengänge eines Männchens durch Drücken entleerte und den erhaltenen Samen über die Eier ſchüttete; jedoch auch dieſer und ein folgender Verſuch mißlangen.
Jnzwiſchen bemerkte der Beobachter, daß die Salamanderweibchen von Zeit zu Zeit ihre Hinter- beine unter den Körper brachten, als ob ſie damit den After bedecken wollten, und daß ſie gleich nachher Eier legten, welche jedoch nicht immer auf den Boden des Gefäßes fielen, ſondern zuweilen eine kurze Zeit am After hängen blieben, ſodaß oft einige Weibchen mit zwei oder drei Eiern am After umherliefen. Gegen Abend wurden ſie unruhig und ſuchten einen Ausweg aus ihrem Gefängniß, und wenn man ſie während der Nacht beobachtete, ſah man ſie auf ihren Hinterfüßen gerade aufgerichtet ſtehen und mit den vorderen an der Wand des Behälters ſich anhalten. Dieſe Bewegungen geſchahen, theils um ſich ihrer Haut zu entledigen, theils wahrſcheinlich, um ſich einen Ort zu ſuchen, welcher ihnen geſtattete, den Kopf aus dem Waſſer zu halten und zu athmen, wie ſie Dies in der Freiheit des Nachts zu thun gewohnt ſind; jene Bewegung der Hinterfüße aber ſchien das Legen der Eier erleichtern zu ſollen. Jndeſſen zeigte es ſich, daß noch ein anderer Zweck dabei obwaltete. Um den Thieren die Gefangenſchaft angenehmer zu machen, wurden mehrere Pflanzen in das Behälter gebracht und, damit ſie am Grunde feſthielten, mit einem Steine beſchwert. Die Tritonen benutzten ſogleich dieſe Einrichtung, ſetzten ſich auf den Stein und ſtreckten die Schnauze über das Waſſer empor. Als Rusconi nun wieder mehrere Eier befruchten wollte, bemerkte er kein einziges von dieſen mehr auf dem Boden des Gefäßes, wohl aber beobachtete er, daß ein Weibchen ſich den Pflanzen näherte und die Blätter gleichſam beſchnupperte, dann aber quer unter die Pflanzen kroch, ein Blatt zwiſchen die Hinterfüße nahm, etwa eine Minute in gleicher Stellung verblieb und hierauf weiter ging, nach drei Minuten daſſelbe an einem anderen Blatte wiederholend. Er ſah ferner, daß die Blätter umgebogen blieben, und fand bei genauer Unterſuchung zwiſchen den beiden Seiten jedes umgebogenen Blattes ein Ei, welches durch ſeine Klebrigkeit das Blatt zuſammenhielt. Nunmehr durchſuchte er den Graben, aus welchem er die Tritonen entnommen hatte, fand viele Blätter mit Eiern und hatte damit Stoff genug zu fernerer Beobachtung gewonnen.
Das friſchgelegte Ei iſt anfänglich kugelrund, weißgelblich von Farbe und mit einer kleberigen Maſſe umgeben, nicht aber mit derſelben auch verbunden. Bewegt man das Ei mit einem Pinſel und wälzt man es um, ſo kehrt es ſich ſogleich wieder auf die Seite, auf welcher es vorher lag. Dabei bemerkt man auch, daß es nur auf der einen Seite weiß, auf der anderen hingegen braun iſt, dem lichten Eiweiß und dem dunklen Dotter entſprechend, welcher letztere die ſcheinbare Umdrehung bewirkt, indem er vermöge ſeiner größeren Schwere abwärts ſinkt. Schon nach drei Tagen hat ſich die Form des Eies etwas geändert, und man ſieht, wenn man das Auge mit einem Ver- größerungsglaſe bewaffnet, bereits die allgemeine Geſtalt des Keimes. Am fünften Tage hat dieſer eine gekrümmte Lage angenommen, und man kann nun deutlich Unterleib, Kopf und Schwanz unter- ſcheiden, ja am Kopfe bereits kleine Erhabenheiten, die erſten Spuren der Sproſſenden Kiemen und Vorderfüße wahrnehmen. Am ſiebenten Tage ſind alle einzelnen Theile deutlicher geworden; man bemerkt auch eine Furche, welche den Rumpf vom Kopfe trennt und erkennt die Wirbelſäule. Am neunten Tage hat der Keim ſeine Lage geändert, und damit iſt der Untertheil des Kopfes und Unter- leibes ſichtbar geworden; gleichzeitig nimmt man den Schwanz als dünnen Anhang wahr, ebenſo die Spuren des Mundes und der Augen, beobachtet, daß der Keim ſich bewegt und daß ſein Herz ſich
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[423/0453]
Tritonen.
er auf dem Boden des Behälters etwa dreißig Eier, von denen je drei und drei oder vier und vier
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und in ein kleineres mit demſelben Waſſer gefülltes Gefäß gebracht. Zwei Tage nachher hatten ſie ſich
vergrößert und ihre vorher glatte Oberfläche in eine höckerige umgewandelt, ſodaß es ſchien, als ob ſie
ſich entwickeln wollten; nach fünf oder ſechs Tagen aber wurden ihre Hüllen undurchſichtig, und
Alles deutete darauf hin, daß ſie unbefruchtet ſeien. Währenddem hatten die Weibchen andere Eier
gelegt, welche wiederum geſammelt wurden, aber ebenfalls unbefruchtet waren. Nun verſuchte
Rusconi eine künſtliche Befruchtung, indem er die Samengänge eines Männchens durch Drücken
entleerte und den erhaltenen Samen über die Eier ſchüttete; jedoch auch dieſer und ein folgender
Verſuch mißlangen.
Jnzwiſchen bemerkte der Beobachter, daß die Salamanderweibchen von Zeit zu Zeit ihre Hinter-
beine unter den Körper brachten, als ob ſie damit den After bedecken wollten, und daß ſie gleich
nachher Eier legten, welche jedoch nicht immer auf den Boden des Gefäßes fielen, ſondern zuweilen
eine kurze Zeit am After hängen blieben, ſodaß oft einige Weibchen mit zwei oder drei Eiern am
After umherliefen. Gegen Abend wurden ſie unruhig und ſuchten einen Ausweg aus ihrem
Gefängniß, und wenn man ſie während der Nacht beobachtete, ſah man ſie auf ihren Hinterfüßen
gerade aufgerichtet ſtehen und mit den vorderen an der Wand des Behälters ſich anhalten. Dieſe
Bewegungen geſchahen, theils um ſich ihrer Haut zu entledigen, theils wahrſcheinlich, um ſich einen
Ort zu ſuchen, welcher ihnen geſtattete, den Kopf aus dem Waſſer zu halten und zu athmen, wie ſie
Dies in der Freiheit des Nachts zu thun gewohnt ſind; jene Bewegung der Hinterfüße aber ſchien
das Legen der Eier erleichtern zu ſollen. Jndeſſen zeigte es ſich, daß noch ein anderer Zweck dabei
obwaltete. Um den Thieren die Gefangenſchaft angenehmer zu machen, wurden mehrere Pflanzen
in das Behälter gebracht und, damit ſie am Grunde feſthielten, mit einem Steine beſchwert. Die
Tritonen benutzten ſogleich dieſe Einrichtung, ſetzten ſich auf den Stein und ſtreckten die Schnauze
über das Waſſer empor. Als Rusconi nun wieder mehrere Eier befruchten wollte, bemerkte er
kein einziges von dieſen mehr auf dem Boden des Gefäßes, wohl aber beobachtete er, daß ein
Weibchen ſich den Pflanzen näherte und die Blätter gleichſam beſchnupperte, dann aber quer unter die
Pflanzen kroch, ein Blatt zwiſchen die Hinterfüße nahm, etwa eine Minute in gleicher Stellung
verblieb und hierauf weiter ging, nach drei Minuten daſſelbe an einem anderen Blatte wiederholend.
Er ſah ferner, daß die Blätter umgebogen blieben, und fand bei genauer Unterſuchung zwiſchen den
beiden Seiten jedes umgebogenen Blattes ein Ei, welches durch ſeine Klebrigkeit das Blatt
zuſammenhielt. Nunmehr durchſuchte er den Graben, aus welchem er die Tritonen entnommen
hatte, fand viele Blätter mit Eiern und hatte damit Stoff genug zu fernerer Beobachtung gewonnen.
Das friſchgelegte Ei iſt anfänglich kugelrund, weißgelblich von Farbe und mit einer kleberigen
Maſſe umgeben, nicht aber mit derſelben auch verbunden. Bewegt man das Ei mit einem Pinſel
und wälzt man es um, ſo kehrt es ſich ſogleich wieder auf die Seite, auf welcher es vorher lag.
Dabei bemerkt man auch, daß es nur auf der einen Seite weiß, auf der anderen hingegen braun iſt,
dem lichten Eiweiß und dem dunklen Dotter entſprechend, welcher letztere die ſcheinbare Umdrehung
bewirkt, indem er vermöge ſeiner größeren Schwere abwärts ſinkt. Schon nach drei Tagen
hat ſich die Form des Eies etwas geändert, und man ſieht, wenn man das Auge mit einem Ver-
größerungsglaſe bewaffnet, bereits die allgemeine Geſtalt des Keimes. Am fünften Tage hat dieſer
eine gekrümmte Lage angenommen, und man kann nun deutlich Unterleib, Kopf und Schwanz unter-
ſcheiden, ja am Kopfe bereits kleine Erhabenheiten, die erſten Spuren der Sproſſenden Kiemen und
Vorderfüße wahrnehmen. Am ſiebenten Tage ſind alle einzelnen Theile deutlicher geworden; man
bemerkt auch eine Furche, welche den Rumpf vom Kopfe trennt und erkennt die Wirbelſäule. Am
neunten Tage hat der Keim ſeine Lage geändert, und damit iſt der Untertheil des Kopfes und Unter-
leibes ſichtbar geworden; gleichzeitig nimmt man den Schwanz als dünnen Anhang wahr, ebenſo die
Spuren des Mundes und der Augen, beobachtet, daß der Keim ſich bewegt und daß ſein Herz ſich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/453>, abgerufen am 21.12.2024.
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