Die Froschlurche. Froschkröten. Feßler. Hornkröten.
in Jtalien, kommt aber auch in der Schweiz und hier und da am Rheine vor. Jhre Aufenthaltsorte sind Höhlungen an schattigen Orten, unter alten Baumwurzeln, Weinstöcken oder auch einfache Erdlöcher. Agassiz fand bei Neuenburg anderthalb Fuß unter der Oberfläche in einer Aushöhlung des Mergels etwa dreißig Stück nah beisammen, ohne einen Eingang zu dem Kessel entdecken zu können und nimmt deshalb, wahrscheinlich mit Recht, an, daß die Thiere besser als ihre Verwandten zu graben verstehen. Zu anderen Zeiten bemerkt man sie in offenen Höhlen, gegen Abend, bei regnigtem Wetter auch wohl in den Nachmittagsstunden, vor dem Eingange, am häufigsten in der Nähe von Gewässern. Die Bewegungen ähneln denen der gemeinen Kröte, sind also langsam und schwerfällig. Die Stimme klingt angenehm wie ein helles Glasglöckchen.
Jhren Namen trägt die Geburtshelferkröte mit Fug und Recht. Demours legte bereits im Jahre 1778 der französischen Akademie Beobachtungen über das Fortpflanzungsgeschäft unseres Lurches vor, welche allgemeines Erstaunen erregten und später durch Brongniart und Agassiz vollkommen bestätigt wurden. Erstgenannter Naturforscher traf im Pflanzengarten zu Paris zwei in der Paarung begriffene Geburtshelferkröten und sah zu seinem nicht geringen Erstaunen, daß das Männchen, welches auf dem Rücken des Weibchens saß, das erste der in eine Schnur gereihten Eier mit den beiden mittleren Zehen des einen Hinterfußes ergriff, diesen ausstreckte und so die Eierschnur herauszog, hierauf den zweiten Fuß ansetzte und so abwechselte, bis die ganze Schnur abgegangen war. Gleich- zeitig mit dem Herausziehen wickelt sich das Männchen diese Schnur, nachdem es die Eier befruchtet, in mehrere durcheinander geschlungene, der Zahl 8 ähnelnde Kreise um die Schenkel und trägt nun diesen Knäuel tagelang mit sich herum. Die Gallertmasse, welche die Eier verbindet, trocknet zusammen, so daß die Eier in Abständen von vier bis fünf Linien wie in einem häutigen Schlauche stecken, welcher zwischen jenen wie zu einem Faden zusammengedörrt erscheint. Die Eier sind, laut Agassiz anfangs klein und dottergelb; oben stehen zwei schwarze Punkte wie Nadelstiche. Mit dieser zukünftigen Nachkommenschaft an den Hinterfüßen vergräbt sich die Geburtshelferkröte in die Erde und ver- weilt hier mehrere Tage, bis die Eier eine gewisse Entwicklung erreicht haben. Das Dottergelb wird dunkler und spielt bald ins Gelbbraune; am dritten Tage bereits kann man am Keime Kopf, Rumpf und Schwanz unterscheiden; die Bewegungen werden lebhafter; man sieht deutlich den Herzschlag, Hebungen der Kiemen u. s. w. Gegen den elften Tag hin ist die Entwicklung so weit gediehen, daß der treue Vater sich seiner Bürde entledigen kann. Um Dies zu bewerkstelligen, geht er in das Wasser, schwimmt und kriecht in demselben eilfertiger als sonst hin und her und bewirkt wahrscheinlich dadurch das Auslaufen der Eier. Nachdem er die Jungen abgeschüttelt, streift er die Eihüllen von den Schenkeln los und verfügt sich wiederum auf das Trockene, ohne sich um die Larven weiter zu bekümmern. Letztere unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Gestalt wenig oder nicht von den Kaul- quappen anderer Froschlurche und entwickeln sich fortan in der regelrechten Weise. Wie viele Zeit die Umwandlung beansprucht, hat man noch nicht festgestellt, nimmt jedoch an, daß sie eben auch nicht länger währt als bei den Verwandten.
Unter den amerikanischen Mitgliedern der Familie fallen besonders die Hornkröten(Cera- tophrys) durch Größe, eigenthümliche Gestaltung und Schönheit auf. Jhre Gestalt ist gedrungen, der Kopf außerordentlich groß und breit, der Rachen diesem Kopfe entsprechend, der Rand des Ober- kiefers äußerst fein gezähnelt, der des Unterkiefers glatt; die Glieder sind mäßig dick und fleischig, die Vorderfüße vierzehig, die hinteren fünfzehig, die Zehen vorn getrennt, hinten durch kurze Schwimm- häute verbunden. Der Name bezieht sich auf eigenthümliche Auswüchse zu beiden Seiten der Augen, welche nichts Anderes sind als die in eine hohe Spitze verlängerten Augenlider. Erhöhte Warzenkämme und Nähte auf Kopf und Rücken wiederholen gleichsam diese absonderliche Bildung.
Die Froſchlurche. Froſchkröten. Feßler. Hornkröten.
in Jtalien, kommt aber auch in der Schweiz und hier und da am Rheine vor. Jhre Aufenthaltsorte ſind Höhlungen an ſchattigen Orten, unter alten Baumwurzeln, Weinſtöcken oder auch einfache Erdlöcher. Agaſſiz fand bei Neuenburg anderthalb Fuß unter der Oberfläche in einer Aushöhlung des Mergels etwa dreißig Stück nah beiſammen, ohne einen Eingang zu dem Keſſel entdecken zu können und nimmt deshalb, wahrſcheinlich mit Recht, an, daß die Thiere beſſer als ihre Verwandten zu graben verſtehen. Zu anderen Zeiten bemerkt man ſie in offenen Höhlen, gegen Abend, bei regnigtem Wetter auch wohl in den Nachmittagsſtunden, vor dem Eingange, am häufigſten in der Nähe von Gewäſſern. Die Bewegungen ähneln denen der gemeinen Kröte, ſind alſo langſam und ſchwerfällig. Die Stimme klingt angenehm wie ein helles Glasglöckchen.
Jhren Namen trägt die Geburtshelferkröte mit Fug und Recht. Demours legte bereits im Jahre 1778 der franzöſiſchen Akademie Beobachtungen über das Fortpflanzungsgeſchäft unſeres Lurches vor, welche allgemeines Erſtaunen erregten und ſpäter durch Brongniart und Agaſſiz vollkommen beſtätigt wurden. Erſtgenannter Naturforſcher traf im Pflanzengarten zu Paris zwei in der Paarung begriffene Geburtshelferkröten und ſah zu ſeinem nicht geringen Erſtaunen, daß das Männchen, welches auf dem Rücken des Weibchens ſaß, das erſte der in eine Schnur gereihten Eier mit den beiden mittleren Zehen des einen Hinterfußes ergriff, dieſen ausſtreckte und ſo die Eierſchnur herauszog, hierauf den zweiten Fuß anſetzte und ſo abwechſelte, bis die ganze Schnur abgegangen war. Gleich- zeitig mit dem Herausziehen wickelt ſich das Männchen dieſe Schnur, nachdem es die Eier befruchtet, in mehrere durcheinander geſchlungene, der Zahl 8 ähnelnde Kreiſe um die Schenkel und trägt nun dieſen Knäuel tagelang mit ſich herum. Die Gallertmaſſe, welche die Eier verbindet, trocknet zuſammen, ſo daß die Eier in Abſtänden von vier bis fünf Linien wie in einem häutigen Schlauche ſtecken, welcher zwiſchen jenen wie zu einem Faden zuſammengedörrt erſcheint. Die Eier ſind, laut Agaſſiz anfangs klein und dottergelb; oben ſtehen zwei ſchwarze Punkte wie Nadelſtiche. Mit dieſer zukünftigen Nachkommenſchaft an den Hinterfüßen vergräbt ſich die Geburtshelferkröte in die Erde und ver- weilt hier mehrere Tage, bis die Eier eine gewiſſe Entwicklung erreicht haben. Das Dottergelb wird dunkler und ſpielt bald ins Gelbbraune; am dritten Tage bereits kann man am Keime Kopf, Rumpf und Schwanz unterſcheiden; die Bewegungen werden lebhafter; man ſieht deutlich den Herzſchlag, Hebungen der Kiemen u. ſ. w. Gegen den elften Tag hin iſt die Entwicklung ſo weit gediehen, daß der treue Vater ſich ſeiner Bürde entledigen kann. Um Dies zu bewerkſtelligen, geht er in das Waſſer, ſchwimmt und kriecht in demſelben eilfertiger als ſonſt hin und her und bewirkt wahrſcheinlich dadurch das Auslaufen der Eier. Nachdem er die Jungen abgeſchüttelt, ſtreift er die Eihüllen von den Schenkeln los und verfügt ſich wiederum auf das Trockene, ohne ſich um die Larven weiter zu bekümmern. Letztere unterſcheiden ſich hinſichtlich ihrer Geſtalt wenig oder nicht von den Kaul- quappen anderer Froſchlurche und entwickeln ſich fortan in der regelrechten Weiſe. Wie viele Zeit die Umwandlung beanſprucht, hat man noch nicht feſtgeſtellt, nimmt jedoch an, daß ſie eben auch nicht länger währt als bei den Verwandten.
Unter den amerikaniſchen Mitgliedern der Familie fallen beſonders die Hornkröten(Cera- tophrys) durch Größe, eigenthümliche Geſtaltung und Schönheit auf. Jhre Geſtalt iſt gedrungen, der Kopf außerordentlich groß und breit, der Rachen dieſem Kopfe entſprechend, der Rand des Ober- kiefers äußerſt fein gezähnelt, der des Unterkiefers glatt; die Glieder ſind mäßig dick und fleiſchig, die Vorderfüße vierzehig, die hinteren fünfzehig, die Zehen vorn getrennt, hinten durch kurze Schwimm- häute verbunden. Der Name bezieht ſich auf eigenthümliche Auswüchſe zu beiden Seiten der Augen, welche nichts Anderes ſind als die in eine hohe Spitze verlängerten Augenlider. Erhöhte Warzenkämme und Nähte auf Kopf und Rücken wiederholen gleichſam dieſe abſonderliche Bildung.
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Die Froſchlurche. Froſchkröten. Feßler. Hornkröten.
in Jtalien, kommt aber auch in der Schweiz und hier und da am Rheine vor. Jhre Aufenthaltsorte
ſind Höhlungen an ſchattigen Orten, unter alten Baumwurzeln, Weinſtöcken oder auch einfache
Erdlöcher. Agaſſiz fand bei Neuenburg anderthalb Fuß unter der Oberfläche in einer Aushöhlung
des Mergels etwa dreißig Stück nah beiſammen, ohne einen Eingang zu dem Keſſel entdecken zu
können und nimmt deshalb, wahrſcheinlich mit Recht, an, daß die Thiere beſſer als ihre Verwandten
zu graben verſtehen. Zu anderen Zeiten bemerkt man ſie in offenen Höhlen, gegen Abend, bei
regnigtem Wetter auch wohl in den Nachmittagsſtunden, vor dem Eingange, am häufigſten in der
Nähe von Gewäſſern. Die Bewegungen ähneln denen der gemeinen Kröte, ſind alſo langſam und
ſchwerfällig. Die Stimme klingt angenehm wie ein helles Glasglöckchen.
Jhren Namen trägt die Geburtshelferkröte mit Fug und Recht. Demours legte bereits im
Jahre 1778 der franzöſiſchen Akademie Beobachtungen über das Fortpflanzungsgeſchäft unſeres Lurches
vor, welche allgemeines Erſtaunen erregten und ſpäter durch Brongniart und Agaſſiz vollkommen
beſtätigt wurden. Erſtgenannter Naturforſcher traf im Pflanzengarten zu Paris zwei in der Paarung
begriffene Geburtshelferkröten und ſah zu ſeinem nicht geringen Erſtaunen, daß das Männchen, welches
auf dem Rücken des Weibchens ſaß, das erſte der in eine Schnur gereihten Eier mit den beiden
mittleren Zehen des einen Hinterfußes ergriff, dieſen ausſtreckte und ſo die Eierſchnur herauszog,
hierauf den zweiten Fuß anſetzte und ſo abwechſelte, bis die ganze Schnur abgegangen war. Gleich-
zeitig mit dem Herausziehen wickelt ſich das Männchen dieſe Schnur, nachdem es die Eier befruchtet, in
mehrere durcheinander geſchlungene, der Zahl 8 ähnelnde Kreiſe um die Schenkel und trägt nun dieſen
Knäuel tagelang mit ſich herum. Die Gallertmaſſe, welche die Eier verbindet, trocknet zuſammen,
ſo daß die Eier in Abſtänden von vier bis fünf Linien wie in einem häutigen Schlauche ſtecken, welcher
zwiſchen jenen wie zu einem Faden zuſammengedörrt erſcheint. Die Eier ſind, laut Agaſſiz
anfangs klein und dottergelb; oben ſtehen zwei ſchwarze Punkte wie Nadelſtiche. Mit dieſer zukünftigen
Nachkommenſchaft an den Hinterfüßen vergräbt ſich die Geburtshelferkröte in die Erde und ver-
weilt hier mehrere Tage, bis die Eier eine gewiſſe Entwicklung erreicht haben. Das Dottergelb wird
dunkler und ſpielt bald ins Gelbbraune; am dritten Tage bereits kann man am Keime Kopf, Rumpf
und Schwanz unterſcheiden; die Bewegungen werden lebhafter; man ſieht deutlich den Herzſchlag,
Hebungen der Kiemen u. ſ. w. Gegen den elften Tag hin iſt die Entwicklung ſo weit gediehen, daß
der treue Vater ſich ſeiner Bürde entledigen kann. Um Dies zu bewerkſtelligen, geht er in das Waſſer,
ſchwimmt und kriecht in demſelben eilfertiger als ſonſt hin und her und bewirkt wahrſcheinlich dadurch
das Auslaufen der Eier. Nachdem er die Jungen abgeſchüttelt, ſtreift er die Eihüllen von den
Schenkeln los und verfügt ſich wiederum auf das Trockene, ohne ſich um die Larven weiter zu
bekümmern. Letztere unterſcheiden ſich hinſichtlich ihrer Geſtalt wenig oder nicht von den Kaul-
quappen anderer Froſchlurche und entwickeln ſich fortan in der regelrechten Weiſe. Wie viele
Zeit die Umwandlung beanſprucht, hat man noch nicht feſtgeſtellt, nimmt jedoch an, daß ſie
eben auch nicht länger währt als bei den Verwandten.
Unter den amerikaniſchen Mitgliedern der Familie fallen beſonders die Hornkröten (Cera-
tophrys) durch Größe, eigenthümliche Geſtaltung und Schönheit auf. Jhre Geſtalt iſt gedrungen, der
Kopf außerordentlich groß und breit, der Rachen dieſem Kopfe entſprechend, der Rand des Ober-
kiefers äußerſt fein gezähnelt, der des Unterkiefers glatt; die Glieder ſind mäßig dick und fleiſchig, die
Vorderfüße vierzehig, die hinteren fünfzehig, die Zehen vorn getrennt, hinten durch kurze Schwimm-
häute verbunden. Der Name bezieht ſich auf eigenthümliche Auswüchſe zu beiden Seiten der
Augen, welche nichts Anderes ſind als die in eine hohe Spitze verlängerten Augenlider. Erhöhte
Warzenkämme und Nähte auf Kopf und Rücken wiederholen gleichſam dieſe abſonderliche Bildung.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/418>, abgerufen am 21.12.2024.
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