nützliche Thiere gelten dürfen, welche nur ausnahmsweise unbedeutenden Schaden verursachen, vergreisen sich die riesigen Mitglieder der Familie, welche in Amerika und Jndien leben, gar nicht selten an dem Eigenthume des Menschen, indem sie ihre Räubereien auf Geflügel und andere kleine Hausthiere ausdehnen. Demungeachtet haben sie sich eigentlich nirgends Feinde erworben, werden auch von keinem Volke der Erde mit Widerwillen betrachtet, wie die ihnen verwandten Kröten, weil ihr Wesen und Treiben den meisten Menschen wohl behagt, wie solches beispielsweise in den nach- stehenden, durch Tschudi wieder aufgefrischten Worten Rollenhagens sich kundgibt:
"Mit wassertreten, vntersinken, Mit offnem maul, doch nicht vertrinken, Ein mück in einem sprung erwischen, Künstlich ein rothes würmlein fischen, Auf gradem fuß aufrichtig stehen Und also einen kampff angehen, Einander mit tanzen und springen Jm großen vortheil überwinnen u. s. w."
Kurz der Mensch befreundet sich gern mit ihnen, auch da, wo er sie nicht als jagdgerechtes Wild ansieht und sie verfolgt und befehdet, um ihr wohlschmeckendes Fleisch zu erlangen.
Rücksichtlich der Fortpflanzung kommen die Glattfrösche im Wesentlichen mit den Baumfröschen überein, nur mit dem Unterschiede, daß sie sich zum Laichen regelmäßig größere Gewässer aussuchen, sich also nie mit so unbedeutenden Ansammlungen des ihren Nachkommen nöthigen Elementes begnügen. Dies ist denn auch der Grund, weshalb die Verbreitung der einzelnen Arten eine sehr ungleiche ist, weshalb der Thau- oder Grasfrosch z. B. bis zu 6000 Fuß und mehr in Gebirgen emporsteigt, während der verwandte Teichsrosch mehr der Ebene angehört. Auch unter ihnen gibt es einzelne, welche der Nachkommenschaft eine gewisse Fürsorge widmen, insbesondere die Eier sich auf den Leib heften und sie wochenlang mit sich umherschleppen; die Mehrzahl aber legt diese einfach im Wasser ab, ohne sich weiter um sie zu bekümmern. Ueber die Entwicklung der Jungen, welche dem im Allgemeinen Mitgetheilten vollständig entspricht, braucht vielleicht nur das Eine gesagt zu werden, daß die Verwandlung in kalten oder hochgelegenen Lagen bedeutend verzögert werden d. h. der Larvenzustand über die doppelte Zeit sich erstrecken kann, welche in günstigen Gegenden zur Zeitigung derselben Art hinreicht. Genau Dasselbe sindet statt, wenn man Kaulquappen in kleinere Behälter wirst und ihnen nicht genügende Nahrung bietet.
Erst in neuerer Zeit hat sich die Liebhaberei an Thieren in Käfigen auch bis auf die Glattfrösche erstreckt. Bis dahin dienten die bei uns heimischen Mitglieder der Familie nur den Männern der Wissenschaft zu ihren vielfachen Versuchen, und ihre Gefangennahme war immer auch ihr Todes- urtheil; gegenwärtig hält man sie in eigens hergerichteten Käfigen, welche ihnen möglichste Annehmlichkeiten bieten, gewöhnt sie durch gute Behandlung binnen kurzer Zeit an sich und gewinnt in ihnen ebenso treue Anhänger als die Baumfrösche es sind.
"Die Kinder der Teiche beginnen ihr Leben -- Seh'n sie den strahlenden Mond sich erheben;"
-- und wer wohl könnte ihnen deshalb gram sein?! Oken freilich sagt, daß man sich bei einem Narrenhause zu befinden glaube, wenn man in die Nähe eines von Fröschen belebten Teiches gerathe: ich aber meine, daß ihre Stimme, ihr Gesang ebensogut zur Frühlingsnacht gehört wie das Lied der Nachtigall. Unbegrenzte Fröhlichkeit spricht sich in den einfachen Klängen aus, ja, eine wirkliche Harmonie, so rauh die einzelnen auch zu sein scheinen. "Brekeke" läßt sich einer, der Vorsänger
Allgemeines.
nützliche Thiere gelten dürfen, welche nur ausnahmsweiſe unbedeutenden Schaden verurſachen, vergreiſen ſich die rieſigen Mitglieder der Familie, welche in Amerika und Jndien leben, gar nicht ſelten an dem Eigenthume des Menſchen, indem ſie ihre Räubereien auf Geflügel und andere kleine Hausthiere ausdehnen. Demungeachtet haben ſie ſich eigentlich nirgends Feinde erworben, werden auch von keinem Volke der Erde mit Widerwillen betrachtet, wie die ihnen verwandten Kröten, weil ihr Weſen und Treiben den meiſten Menſchen wohl behagt, wie ſolches beiſpielsweiſe in den nach- ſtehenden, durch Tſchudi wieder aufgefriſchten Worten Rollenhagens ſich kundgibt:
„Mit waſſertreten, vnterſinken, Mit offnem maul, doch nicht vertrinken, Ein mück in einem ſprung erwiſchen, Künſtlich ein rothes würmlein fiſchen, Auf gradem fuß aufrichtig ſtehen Und alſo einen kampff angehen, Einander mit tanzen und ſpringen Jm großen vortheil überwinnen u. ſ. w.“
Kurz der Menſch befreundet ſich gern mit ihnen, auch da, wo er ſie nicht als jagdgerechtes Wild anſieht und ſie verfolgt und befehdet, um ihr wohlſchmeckendes Fleiſch zu erlangen.
Rückſichtlich der Fortpflanzung kommen die Glattfröſche im Weſentlichen mit den Baumfröſchen überein, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie ſich zum Laichen regelmäßig größere Gewäſſer ausſuchen, ſich alſo nie mit ſo unbedeutenden Anſammlungen des ihren Nachkommen nöthigen Elementes begnügen. Dies iſt denn auch der Grund, weshalb die Verbreitung der einzelnen Arten eine ſehr ungleiche iſt, weshalb der Thau- oder Grasfroſch z. B. bis zu 6000 Fuß und mehr in Gebirgen emporſteigt, während der verwandte Teichſroſch mehr der Ebene angehört. Auch unter ihnen gibt es einzelne, welche der Nachkommenſchaft eine gewiſſe Fürſorge widmen, insbeſondere die Eier ſich auf den Leib heften und ſie wochenlang mit ſich umherſchleppen; die Mehrzahl aber legt dieſe einfach im Waſſer ab, ohne ſich weiter um ſie zu bekümmern. Ueber die Entwicklung der Jungen, welche dem im Allgemeinen Mitgetheilten vollſtändig entſpricht, braucht vielleicht nur das Eine geſagt zu werden, daß die Verwandlung in kalten oder hochgelegenen Lagen bedeutend verzögert werden d. h. der Larvenzuſtand über die doppelte Zeit ſich erſtrecken kann, welche in günſtigen Gegenden zur Zeitigung derſelben Art hinreicht. Genau Daſſelbe ſindet ſtatt, wenn man Kaulquappen in kleinere Behälter wirſt und ihnen nicht genügende Nahrung bietet.
Erſt in neuerer Zeit hat ſich die Liebhaberei an Thieren in Käfigen auch bis auf die Glattfröſche erſtreckt. Bis dahin dienten die bei uns heimiſchen Mitglieder der Familie nur den Männern der Wiſſenſchaft zu ihren vielfachen Verſuchen, und ihre Gefangennahme war immer auch ihr Todes- urtheil; gegenwärtig hält man ſie in eigens hergerichteten Käfigen, welche ihnen möglichſte Annehmlichkeiten bieten, gewöhnt ſie durch gute Behandlung binnen kurzer Zeit an ſich und gewinnt in ihnen ebenſo treue Anhänger als die Baumfröſche es ſind.
„Die Kinder der Teiche beginnen ihr Leben — Seh’n ſie den ſtrahlenden Mond ſich erheben;“
— und wer wohl könnte ihnen deshalb gram ſein?! Oken freilich ſagt, daß man ſich bei einem Narrenhauſe zu befinden glaube, wenn man in die Nähe eines von Fröſchen belebten Teiches gerathe: ich aber meine, daß ihre Stimme, ihr Geſang ebenſogut zur Frühlingsnacht gehört wie das Lied der Nachtigall. Unbegrenzte Fröhlichkeit ſpricht ſich in den einfachen Klängen aus, ja, eine wirkliche Harmonie, ſo rauh die einzelnen auch zu ſein ſcheinen. „Brekeke“ läßt ſich einer, der Vorſänger
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Allgemeines.
nützliche Thiere gelten dürfen, welche nur ausnahmsweiſe unbedeutenden Schaden verurſachen,
vergreiſen ſich die rieſigen Mitglieder der Familie, welche in Amerika und Jndien leben, gar nicht
ſelten an dem Eigenthume des Menſchen, indem ſie ihre Räubereien auf Geflügel und andere kleine
Hausthiere ausdehnen. Demungeachtet haben ſie ſich eigentlich nirgends Feinde erworben, werden
auch von keinem Volke der Erde mit Widerwillen betrachtet, wie die ihnen verwandten Kröten, weil
ihr Weſen und Treiben den meiſten Menſchen wohl behagt, wie ſolches beiſpielsweiſe in den nach-
ſtehenden, durch Tſchudi wieder aufgefriſchten Worten Rollenhagens ſich kundgibt:
„Mit waſſertreten, vnterſinken,
Mit offnem maul, doch nicht vertrinken,
Ein mück in einem ſprung erwiſchen,
Künſtlich ein rothes würmlein fiſchen,
Auf gradem fuß aufrichtig ſtehen
Und alſo einen kampff angehen,
Einander mit tanzen und ſpringen
Jm großen vortheil überwinnen u. ſ. w.“
Kurz der Menſch befreundet ſich gern mit ihnen, auch da, wo er ſie nicht als jagdgerechtes Wild
anſieht und ſie verfolgt und befehdet, um ihr wohlſchmeckendes Fleiſch zu erlangen.
Rückſichtlich der Fortpflanzung kommen die Glattfröſche im Weſentlichen mit den Baumfröſchen
überein, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie ſich zum Laichen regelmäßig größere Gewäſſer ausſuchen,
ſich alſo nie mit ſo unbedeutenden Anſammlungen des ihren Nachkommen nöthigen Elementes
begnügen. Dies iſt denn auch der Grund, weshalb die Verbreitung der einzelnen Arten eine ſehr
ungleiche iſt, weshalb der Thau- oder Grasfroſch z. B. bis zu 6000 Fuß und mehr in Gebirgen
emporſteigt, während der verwandte Teichſroſch mehr der Ebene angehört. Auch unter ihnen gibt es
einzelne, welche der Nachkommenſchaft eine gewiſſe Fürſorge widmen, insbeſondere die Eier ſich auf
den Leib heften und ſie wochenlang mit ſich umherſchleppen; die Mehrzahl aber legt dieſe einfach im
Waſſer ab, ohne ſich weiter um ſie zu bekümmern. Ueber die Entwicklung der Jungen, welche dem
im Allgemeinen Mitgetheilten vollſtändig entſpricht, braucht vielleicht nur das Eine geſagt zu
werden, daß die Verwandlung in kalten oder hochgelegenen Lagen bedeutend verzögert werden
d. h. der Larvenzuſtand über die doppelte Zeit ſich erſtrecken kann, welche in günſtigen Gegenden zur
Zeitigung derſelben Art hinreicht. Genau Daſſelbe ſindet ſtatt, wenn man Kaulquappen in kleinere
Behälter wirſt und ihnen nicht genügende Nahrung bietet.
Erſt in neuerer Zeit hat ſich die Liebhaberei an Thieren in Käfigen auch bis auf die Glattfröſche
erſtreckt. Bis dahin dienten die bei uns heimiſchen Mitglieder der Familie nur den Männern der
Wiſſenſchaft zu ihren vielfachen Verſuchen, und ihre Gefangennahme war immer auch ihr Todes-
urtheil; gegenwärtig hält man ſie in eigens hergerichteten Käfigen, welche ihnen möglichſte
Annehmlichkeiten bieten, gewöhnt ſie durch gute Behandlung binnen kurzer Zeit an ſich und gewinnt
in ihnen ebenſo treue Anhänger als die Baumfröſche es ſind.
„Brekeke, — brekeke, brekeke! — koar, tuu! — brekeke, brekeke! — brekeke, quarr, brekeke,
tuu! — brekeke, brekeke, brekeke! — brekeke, brekeke, brekeke, brekeke! — koar, koax! tuu, tuu! —
brekeke, tun! — brekeke, brekeke! —
„Die Kinder der Teiche beginnen ihr Leben —
Seh’n ſie den ſtrahlenden Mond ſich erheben;“
— und wer wohl könnte ihnen deshalb gram ſein?! Oken freilich ſagt, daß man ſich bei einem
Narrenhauſe zu befinden glaube, wenn man in die Nähe eines von Fröſchen belebten Teiches gerathe:
ich aber meine, daß ihre Stimme, ihr Geſang ebenſogut zur Frühlingsnacht gehört wie das Lied der
Nachtigall. Unbegrenzte Fröhlichkeit ſpricht ſich in den einfachen Klängen aus, ja, eine wirkliche
Harmonie, ſo rauh die einzelnen auch zu ſein ſcheinen. „Brekeke“ läßt ſich einer, der Vorſänger
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/405>, abgerufen am 21.12.2024.
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