Der Prinz erzählt, daß er anfangs äußerst begierig gewesen sei, das Thier kennen zu lernen, die ihn begleitenden Brasilianer deshalb des Nachts mit Feuerbränden zur Jagd ausgezogen und mit reicher Beute zurückgekehrt seien.
Sehr gemein an der ganzen Ostküste Brasiliens, insbesondere aber auf den öden, unbewohnten Strecken zwischen dem Mucuri, Rio Doce, Peruhype, Alcobaca, Prado, St. Cruz, Belmonte und anderen Flüssen ist ein anderes Mitglied der Familie, der Sapo der Brasilianer (Hyla luteola), nur zollang, auf der Ober- und Unterseite gelblichfahl, auf dem Kopfe bräunlich, geziert mit einer vom Auge nach der Schulter verlaufenden dunklen Linie.
Den Aufenthalt dieses Frosches bilden hauptsächlich die steifen Blätter der Bromelien, welche im Sande der brasilianischen Küste in allen Buschwaldungen häufig vorkommen. "Hier hört man", sagt der Prinz, "während des ganzen Tages und der Nacht die laute, für den kleinen Körper dieses Thieres sehr starke Stimme, welche rauh und kurz ist, immer mehrere Male wiederholt wird und etwa klingt wie "Krak krak krak", schnell hinter einander ausgesprochen. Meistens wird man diesen Frosch zwischen den steifen Blättern der Bromelien finden; denn hier sammelt sich stets Wasser an, und sogar bei der größten Trockenheit und Hitze bleibt daselbst eine alsdann schwarze, unreine Flüssigkeit, welche aber nach einem anhaltenden Regen rein und in Menge gefunden, ja, selbst zum Trinken benutzt wird. Jn diese Wasseransammlungen in den Blätterwinkeln der Pflanze legt gedachter Frosch seine Eier, wie wir zu unserer Ueberraschung fanden, als wir im Januar der großen, erschöpfenden Hitze und des Wassermangels halber jenes Wasser zusammensuchten und in Trinkschalen gossen. Die kleinen, bereits ausgeschlüpften Lurche hinderten uns übrigens nicht, das durch ein Tuch gegossene mit etwas Limonensaft und Zucker vermischte Wasser zu trinken, wenn wir von der Reise in den Mittagsstunden eines glühenden Januartages völlig erschöpft uns in den drückend heißen Schatten der Gebüsche niederlegten, um etwas zu ruhen. Man kann eine Bromelienpflanze, in welcher man solche Fröschchen schreien gehört hat, umkehren, sodaß Wasser, Kerbthiere und Krabben -- denn diese leben ebensogut darin -- herausfließen; der Sapo zieht sich dann immer tiefer zwischen die Blätter zurück und sitzt so fest, daß man diese einzeln auseinander reißen muß, um ihn zu finden."
"Ein heftiges Brüllen, welches viele Aehnlichleit mit dem einer Kuh hatte", erzählt Schom- burgk, "und sich in kurzen, regelmäßigen Zwischenräumen wiederholte, hatte mich schon mehrmals aus dem Schlafe geweckt, und die sonderbarsten Vermuthungen über den Urheber des mir gänzlich fremden Tones hervorgerufen. Mit Ungeduld wartete ich daher auf die rückkehrenden Bewohner. Als ich auf meine Frage nach dem Brüllen die Antwort erhielt, es sei ein Frosch, glaubte ich, die Leute hätten mich zum Besten; trotz meines Zweifels aber blieben die Karaiben dabei, es sei der Konobo-Aru, welcher sich in einer bestimmten Art von Bäumen aufhalte, deren Stamm hohl und mit Wasser gefüllt sei, wovon sie mich sogleich durch den Augenschein überzeugen wollten. Rasch ging es nach dem nahen Walde der Niederung, und bald standen wir vor einer hohen Tiliacee mit großen Blättern, die mir noch nirgends vorgekommen war und sich bei einer näheren Untersuchung sogar als eine neue Gattung (Bodelschwingia) herausstellte. Eine Eigenthümlichkeit dieses Baumes ist, daß sein Stamm, sowie er eine gewisse Stärke erreicht, hohl wird.
"Einer der Jndianer erkletterte den Baum, um ein rundes Astloch, welches sich etwa 40 Fuß hoch am Stamme befand, zu verstopfen, worauf die übrigen thätige Hand anlegten, und den Baum fällten. Der hohle Stamm war mit einer ansehnlichen Menge Wasser gefüllt, in welchem wir zwar den Ruhestörer selbst nicht, dagegen aber gegen zwanzig Stück Kaulquappen vorfanden. Unser Suchen nach dem Vater oder der Mutter blieb für jetzt fruchtlos, und ich mußte mich schon bis zum Eintritt der Nacht vertrösten, um welche Zeit er sich, nach Versicherung meiner Begleiter, gewiß wieder einfinden und seine Gegenwart durch Gebrüll verkünden würde.
Kolbenfuß. Sapo.
Der Prinz erzählt, daß er anfangs äußerſt begierig geweſen ſei, das Thier kennen zu lernen, die ihn begleitenden Braſilianer deshalb des Nachts mit Feuerbränden zur Jagd ausgezogen und mit reicher Beute zurückgekehrt ſeien.
Sehr gemein an der ganzen Oſtküſte Braſiliens, insbeſondere aber auf den öden, unbewohnten Strecken zwiſchen dem Mucuri, Rio Doce, Peruhype, Alcobaça, Prado, St. Cruz, Belmonte und anderen Flüſſen iſt ein anderes Mitglied der Familie, der Sapo der Braſilianer (Hyla luteola), nur zollang, auf der Ober- und Unterſeite gelblichfahl, auf dem Kopfe bräunlich, geziert mit einer vom Auge nach der Schulter verlaufenden dunklen Linie.
Den Aufenthalt dieſes Froſches bilden hauptſächlich die ſteifen Blätter der Bromelien, welche im Sande der braſilianiſchen Küſte in allen Buſchwaldungen häufig vorkommen. „Hier hört man“, ſagt der Prinz, „während des ganzen Tages und der Nacht die laute, für den kleinen Körper dieſes Thieres ſehr ſtarke Stimme, welche rauh und kurz iſt, immer mehrere Male wiederholt wird und etwa klingt wie „Krak krak krak“, ſchnell hinter einander ausgeſprochen. Meiſtens wird man dieſen Froſch zwiſchen den ſteifen Blättern der Bromelien finden; denn hier ſammelt ſich ſtets Waſſer an, und ſogar bei der größten Trockenheit und Hitze bleibt daſelbſt eine alsdann ſchwarze, unreine Flüſſigkeit, welche aber nach einem anhaltenden Regen rein und in Menge gefunden, ja, ſelbſt zum Trinken benutzt wird. Jn dieſe Waſſeranſammlungen in den Blätterwinkeln der Pflanze legt gedachter Froſch ſeine Eier, wie wir zu unſerer Ueberraſchung fanden, als wir im Januar der großen, erſchöpfenden Hitze und des Waſſermangels halber jenes Waſſer zuſammenſuchten und in Trinkſchalen goſſen. Die kleinen, bereits ausgeſchlüpften Lurche hinderten uns übrigens nicht, das durch ein Tuch gegoſſene mit etwas Limonenſaft und Zucker vermiſchte Waſſer zu trinken, wenn wir von der Reiſe in den Mittagsſtunden eines glühenden Januartages völlig erſchöpft uns in den drückend heißen Schatten der Gebüſche niederlegten, um etwas zu ruhen. Man kann eine Bromelienpflanze, in welcher man ſolche Fröſchchen ſchreien gehört hat, umkehren, ſodaß Waſſer, Kerbthiere und Krabben — denn dieſe leben ebenſogut darin — herausfließen; der Sapo zieht ſich dann immer tiefer zwiſchen die Blätter zurück und ſitzt ſo feſt, daß man dieſe einzeln auseinander reißen muß, um ihn zu finden.“
„Ein heftiges Brüllen, welches viele Aehnlichleit mit dem einer Kuh hatte“, erzählt Schom- burgk, „und ſich in kurzen, regelmäßigen Zwiſchenräumen wiederholte, hatte mich ſchon mehrmals aus dem Schlafe geweckt, und die ſonderbarſten Vermuthungen über den Urheber des mir gänzlich fremden Tones hervorgerufen. Mit Ungeduld wartete ich daher auf die rückkehrenden Bewohner. Als ich auf meine Frage nach dem Brüllen die Antwort erhielt, es ſei ein Froſch, glaubte ich, die Leute hätten mich zum Beſten; trotz meines Zweifels aber blieben die Karaiben dabei, es ſei der Konobo-Aru, welcher ſich in einer beſtimmten Art von Bäumen aufhalte, deren Stamm hohl und mit Waſſer gefüllt ſei, wovon ſie mich ſogleich durch den Augenſchein überzeugen wollten. Raſch ging es nach dem nahen Walde der Niederung, und bald ſtanden wir vor einer hohen Tiliacee mit großen Blättern, die mir noch nirgends vorgekommen war und ſich bei einer näheren Unterſuchung ſogar als eine neue Gattung (Bodelschwingia) herausſtellte. Eine Eigenthümlichkeit dieſes Baumes iſt, daß ſein Stamm, ſowie er eine gewiſſe Stärke erreicht, hohl wird.
„Einer der Jndianer erkletterte den Baum, um ein rundes Aſtloch, welches ſich etwa 40 Fuß hoch am Stamme befand, zu verſtopfen, worauf die übrigen thätige Hand anlegten, und den Baum fällten. Der hohle Stamm war mit einer anſehnlichen Menge Waſſer gefüllt, in welchem wir zwar den Ruheſtörer ſelbſt nicht, dagegen aber gegen zwanzig Stück Kaulquappen vorfanden. Unſer Suchen nach dem Vater oder der Mutter blieb für jetzt fruchtlos, und ich mußte mich ſchon bis zum Eintritt der Nacht vertröſten, um welche Zeit er ſich, nach Verſicherung meiner Begleiter, gewiß wieder einfinden und ſeine Gegenwart durch Gebrüll verkünden würde.
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[373/0399]
Kolbenfuß. Sapo.
Der Prinz erzählt, daß er anfangs äußerſt begierig geweſen ſei, das Thier kennen zu lernen,
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reicher Beute zurückgekehrt ſeien.
Sehr gemein an der ganzen Oſtküſte Braſiliens, insbeſondere aber auf den öden, unbewohnten
Strecken zwiſchen dem Mucuri, Rio Doce, Peruhype, Alcobaça, Prado, St. Cruz, Belmonte und
anderen Flüſſen iſt ein anderes Mitglied der Familie, der Sapo der Braſilianer (Hyla luteola),
nur zollang, auf der Ober- und Unterſeite gelblichfahl, auf dem Kopfe bräunlich, geziert mit einer
vom Auge nach der Schulter verlaufenden dunklen Linie.
Den Aufenthalt dieſes Froſches bilden hauptſächlich die ſteifen Blätter der Bromelien, welche
im Sande der braſilianiſchen Küſte in allen Buſchwaldungen häufig vorkommen. „Hier hört man“,
ſagt der Prinz, „während des ganzen Tages und der Nacht die laute, für den kleinen Körper dieſes
Thieres ſehr ſtarke Stimme, welche rauh und kurz iſt, immer mehrere Male wiederholt wird und
etwa klingt wie „Krak krak krak“, ſchnell hinter einander ausgeſprochen. Meiſtens wird man dieſen
Froſch zwiſchen den ſteifen Blättern der Bromelien finden; denn hier ſammelt ſich ſtets Waſſer an,
und ſogar bei der größten Trockenheit und Hitze bleibt daſelbſt eine alsdann ſchwarze, unreine
Flüſſigkeit, welche aber nach einem anhaltenden Regen rein und in Menge gefunden, ja, ſelbſt zum
Trinken benutzt wird. Jn dieſe Waſſeranſammlungen in den Blätterwinkeln der Pflanze legt
gedachter Froſch ſeine Eier, wie wir zu unſerer Ueberraſchung fanden, als wir im Januar der großen,
erſchöpfenden Hitze und des Waſſermangels halber jenes Waſſer zuſammenſuchten und in Trinkſchalen
goſſen. Die kleinen, bereits ausgeſchlüpften Lurche hinderten uns übrigens nicht, das durch ein
Tuch gegoſſene mit etwas Limonenſaft und Zucker vermiſchte Waſſer zu trinken, wenn wir von der
Reiſe in den Mittagsſtunden eines glühenden Januartages völlig erſchöpft uns in den drückend heißen
Schatten der Gebüſche niederlegten, um etwas zu ruhen. Man kann eine Bromelienpflanze, in
welcher man ſolche Fröſchchen ſchreien gehört hat, umkehren, ſodaß Waſſer, Kerbthiere und Krabben —
denn dieſe leben ebenſogut darin — herausfließen; der Sapo zieht ſich dann immer tiefer zwiſchen
die Blätter zurück und ſitzt ſo feſt, daß man dieſe einzeln auseinander reißen muß, um ihn zu finden.“
„Ein heftiges Brüllen, welches viele Aehnlichleit mit dem einer Kuh hatte“, erzählt Schom-
burgk, „und ſich in kurzen, regelmäßigen Zwiſchenräumen wiederholte, hatte mich ſchon mehrmals
aus dem Schlafe geweckt, und die ſonderbarſten Vermuthungen über den Urheber des mir gänzlich
fremden Tones hervorgerufen. Mit Ungeduld wartete ich daher auf die rückkehrenden Bewohner.
Als ich auf meine Frage nach dem Brüllen die Antwort erhielt, es ſei ein Froſch, glaubte ich, die
Leute hätten mich zum Beſten; trotz meines Zweifels aber blieben die Karaiben dabei, es ſei der
Konobo-Aru, welcher ſich in einer beſtimmten Art von Bäumen aufhalte, deren Stamm hohl und
mit Waſſer gefüllt ſei, wovon ſie mich ſogleich durch den Augenſchein überzeugen wollten. Raſch
ging es nach dem nahen Walde der Niederung, und bald ſtanden wir vor einer hohen Tiliacee mit
großen Blättern, die mir noch nirgends vorgekommen war und ſich bei einer näheren Unterſuchung
ſogar als eine neue Gattung (Bodelschwingia) herausſtellte. Eine Eigenthümlichkeit dieſes Baumes
iſt, daß ſein Stamm, ſowie er eine gewiſſe Stärke erreicht, hohl wird.
„Einer der Jndianer erkletterte den Baum, um ein rundes Aſtloch, welches ſich etwa 40 Fuß
hoch am Stamme befand, zu verſtopfen, worauf die übrigen thätige Hand anlegten, und den Baum
fällten. Der hohle Stamm war mit einer anſehnlichen Menge Waſſer gefüllt, in welchem wir zwar
den Ruheſtörer ſelbſt nicht, dagegen aber gegen zwanzig Stück Kaulquappen vorfanden. Unſer
Suchen nach dem Vater oder der Mutter blieb für jetzt fruchtlos, und ich mußte mich ſchon bis zum
Eintritt der Nacht vertröſten, um welche Zeit er ſich, nach Verſicherung meiner Begleiter, gewiß
wieder einfinden und ſeine Gegenwart durch Gebrüll verkünden würde.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/399>, abgerufen am 21.12.2024.
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