und nach aus dem Panzer hervorziehe. Davon sollen die im Walde einzeln zerstreuten Gehäuse herrühren, welche wir selbst östers fanden; auch schien uns die Angabe sehr wahrscheinlich, weil diese ausgeleerten Panzer an ihrer Spitze oft etwas abgebissen und eröffnet waren. Da diese Schildkröten keinen unangenehmen Geruch haben, werden sie von den Portugiesen, Negern und Jndianern gegessen, sind auch zu gewissen Zeiten sehr fett. Jn manchen Gegenden, z. B. am Flusse Jlheos, hält man sie deshalb in kleinen runden, mit senkrecht eingeschlagenen Pfählen eingefaßten Zwingern, um sie bei Gelegenheit zu benutzen. Man kann sie im Hause mehrere Jahre lebend erhalten; in einen Kasten gesetzt fressen sie sogleich Bananen, die sie besonders lieben, Blätter und mancherlei Früchte. Berührt man sie, so ziehen sie sich in den Panzer zurück und blasen wie die Gänse aus der Kehle; eine andere Stimme habe ich nie von ihnen gehört."
"Obgleich man nicht nöthig hat, besondere Fanganstalten auf diese hilflosen Thiere einzurichten, da man sie im Walde ohne alle Mühe auflesen kann, so sügt es sich doch nicht selten, daß man sie in den für die jagdbaren Thiere gestellten Schlagfallen von schweren Hölzern fängt; der Schlagbaum fällt auf die Schildkröte herab, kann sie aber nicht zerschmettern, sondern hält sie blos fest, und die Jndianer versichern, daß solche Thiere jahrelang in dieser Lage am Leben geblieben seien."
Der Schabuti wird neuerdings sehr oft lebend nach Europa gebracht und hält hier, falls man ihm im Winter einen warmen Wohnraum anweist, mehrere Jahre aus. Jn seinem Wesen unter- scheidet er sich nicht von anderen Landschildkröten. Seinen Verwandten gegenüber zeigt er kaum Theilnahme, aber auch um andere seiner Art bekümmert er sich wenig oder nicht.
Jn den Tertiärschichten am unteren Himalaya fand man, mit urweltlichen Säugethierknochen zusammen, die Ueberreste einer gewaltigen Schildkröte von 18 Fuß Länge und 7 Fuß Höhe, Colos- sochelys atlas genannt. Von Landschildkröten solcher Größe können wir uns keine rechte Vorstellung machen; denn die jetztlebenden Riesen der Familie, die sogenannten Elefantenschildkröten, erscheinen uns dagegen als Zwerge, obwohl sie immerhin ihre 4 bis 5 Fuß Länge und ein Gewicht von mehreren Centnern erreichen können. Früher sah man alle Elefantenschildkröten als Abänderungen einer und derselben Art an, welche man mit dem Namen der indischen Landschildkröte(Testudo indica) bezeichnete; gegenwärtig hält man diese Abänderungen für besondere Arten und beschränkt den Namen Elefantenschildkröte(Testudo elephantina) auf diejenige Art, welche im Südosten Afrikas gelegene Jnseln bewohnt. Die Riesenschildkröten, welche man unter dem wissenschaft- lichen Namen Megalochelys zusammengefaßt hat, kennzeichnen sich durch ihren vorn zusammen- gedrückten und am Vorderrande zurückgebogenen Panzer, dessen Schilder seicht gestreift oder vollständig glatt sind, die kleinen, gerundeten Beinschuppen, den kurzen Schwanz und die gezähnelten Kinnladen; ihre Merkmale reichen jedoch kaum zur Aufstellung einer besonderen Sippe aus. Bei der Elefanten- schildkröte im engeren Sinne ist der eirunde Panzer braun, bei der schwarzen Riesenschildkröte (Testudo nigra) gleichmäßig dunkelbraun; andere Arten kennzeichnen sich durch flacher gewölbten Panzer und tiefschwarze Färbung, durch verschiedene Schwanzlänge u. s. w. Genauere Formen- und Farbenbeschreibung aller dieser Abarten ist für unseren Zweck aus dem Grunde unnöthig, weil man die Elefantenschildkröten schon wegen ihrer Größe nicht mit anderen verwechseln, die Unter- scheidung der vermeintlichen Arten aber nur für den Fachmann wichtig sein kann.
Jn der Lebensweise scheinen sich alle ebenso zu ähneln, wie hinsichtlich ihrer Gestalt und Färbung. Als Darwin die Gallopagosinseln besuchte, fand er die schwarze Riesenschildkröte in Menge auf. Er traf auf ausgetretene Wege, welche von der Tiefe der Eilande nach der Höhe der Jnseln zu Quellen führten und von den Schildkröten regelmäßig besucht wurden. Es waren dieselben Pfade,
Schabuti. Elefautenſchildlröte.
und nach aus dem Panzer hervorziehe. Davon ſollen die im Walde einzeln zerſtreuten Gehäuſe herrühren, welche wir ſelbſt öſters fanden; auch ſchien uns die Angabe ſehr wahrſcheinlich, weil dieſe ausgeleerten Panzer an ihrer Spitze oft etwas abgebiſſen und eröffnet waren. Da dieſe Schildkröten keinen unangenehmen Geruch haben, werden ſie von den Portugieſen, Negern und Jndianern gegeſſen, ſind auch zu gewiſſen Zeiten ſehr fett. Jn manchen Gegenden, z. B. am Fluſſe Jlheos, hält man ſie deshalb in kleinen runden, mit ſenkrecht eingeſchlagenen Pfählen eingefaßten Zwingern, um ſie bei Gelegenheit zu benutzen. Man kann ſie im Hauſe mehrere Jahre lebend erhalten; in einen Kaſten geſetzt freſſen ſie ſogleich Bananen, die ſie beſonders lieben, Blätter und mancherlei Früchte. Berührt man ſie, ſo ziehen ſie ſich in den Panzer zurück und blaſen wie die Gänſe aus der Kehle; eine andere Stimme habe ich nie von ihnen gehört.“
„Obgleich man nicht nöthig hat, beſondere Fanganſtalten auf dieſe hilfloſen Thiere einzurichten, da man ſie im Walde ohne alle Mühe aufleſen kann, ſo ſügt es ſich doch nicht ſelten, daß man ſie in den für die jagdbaren Thiere geſtellten Schlagfallen von ſchweren Hölzern fängt; der Schlagbaum fällt auf die Schildkröte herab, kann ſie aber nicht zerſchmettern, ſondern hält ſie blos feſt, und die Jndianer verſichern, daß ſolche Thiere jahrelang in dieſer Lage am Leben geblieben ſeien.“
Der Schabuti wird neuerdings ſehr oft lebend nach Europa gebracht und hält hier, falls man ihm im Winter einen warmen Wohnraum anweiſt, mehrere Jahre aus. Jn ſeinem Weſen unter- ſcheidet er ſich nicht von anderen Landſchildkröten. Seinen Verwandten gegenüber zeigt er kaum Theilnahme, aber auch um andere ſeiner Art bekümmert er ſich wenig oder nicht.
Jn den Tertiärſchichten am unteren Himalaya fand man, mit urweltlichen Säugethierknochen zuſammen, die Ueberreſte einer gewaltigen Schildkröte von 18 Fuß Länge und 7 Fuß Höhe, Colos- sochelys atlas genannt. Von Landſchildkröten ſolcher Größe können wir uns keine rechte Vorſtellung machen; denn die jetztlebenden Rieſen der Familie, die ſogenannten Elefantenſchildkröten, erſcheinen uns dagegen als Zwerge, obwohl ſie immerhin ihre 4 bis 5 Fuß Länge und ein Gewicht von mehreren Centnern erreichen können. Früher ſah man alle Elefantenſchildkröten als Abänderungen einer und derſelben Art an, welche man mit dem Namen der indiſchen Landſchildkröte(Testudo indica) bezeichnete; gegenwärtig hält man dieſe Abänderungen für beſondere Arten und beſchränkt den Namen Elefantenſchildkröte(Testudo elephantina) auf diejenige Art, welche im Südoſten Afrikas gelegene Jnſeln bewohnt. Die Rieſenſchildkröten, welche man unter dem wiſſenſchaft- lichen Namen Megalochelys zuſammengefaßt hat, kennzeichnen ſich durch ihren vorn zuſammen- gedrückten und am Vorderrande zurückgebogenen Panzer, deſſen Schilder ſeicht geſtreift oder vollſtändig glatt ſind, die kleinen, gerundeten Beinſchuppen, den kurzen Schwanz und die gezähnelten Kinnladen; ihre Merkmale reichen jedoch kaum zur Aufſtellung einer beſonderen Sippe aus. Bei der Elefanten- ſchildkröte im engeren Sinne iſt der eirunde Panzer braun, bei der ſchwarzen Rieſenſchildkröte (Testudo nigra) gleichmäßig dunkelbraun; andere Arten kennzeichnen ſich durch flacher gewölbten Panzer und tiefſchwarze Färbung, durch verſchiedene Schwanzlänge u. ſ. w. Genauere Formen- und Farbenbeſchreibung aller dieſer Abarten iſt für unſeren Zweck aus dem Grunde unnöthig, weil man die Elefantenſchildkröten ſchon wegen ihrer Größe nicht mit anderen verwechſeln, die Unter- ſcheidung der vermeintlichen Arten aber nur für den Fachmann wichtig ſein kann.
Jn der Lebensweiſe ſcheinen ſich alle ebenſo zu ähneln, wie hinſichtlich ihrer Geſtalt und Färbung. Als Darwin die Gallopagosinſeln beſuchte, fand er die ſchwarze Rieſenſchildkröte in Menge auf. Er traf auf ausgetretene Wege, welche von der Tiefe der Eilande nach der Höhe der Jnſeln zu Quellen führten und von den Schildkröten regelmäßig beſucht wurden. Es waren dieſelben Pfade,
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Schabuti. Elefautenſchildlröte.
und nach aus dem Panzer hervorziehe. Davon ſollen die im Walde einzeln zerſtreuten Gehäuſe
herrühren, welche wir ſelbſt öſters fanden; auch ſchien uns die Angabe ſehr wahrſcheinlich, weil dieſe
ausgeleerten Panzer an ihrer Spitze oft etwas abgebiſſen und eröffnet waren. Da dieſe Schildkröten
keinen unangenehmen Geruch haben, werden ſie von den Portugieſen, Negern und Jndianern gegeſſen,
ſind auch zu gewiſſen Zeiten ſehr fett. Jn manchen Gegenden, z. B. am Fluſſe Jlheos, hält man ſie
deshalb in kleinen runden, mit ſenkrecht eingeſchlagenen Pfählen eingefaßten Zwingern, um ſie bei
Gelegenheit zu benutzen. Man kann ſie im Hauſe mehrere Jahre lebend erhalten; in einen Kaſten
geſetzt freſſen ſie ſogleich Bananen, die ſie beſonders lieben, Blätter und mancherlei Früchte. Berührt
man ſie, ſo ziehen ſie ſich in den Panzer zurück und blaſen wie die Gänſe aus der Kehle; eine andere
Stimme habe ich nie von ihnen gehört.“
„Obgleich man nicht nöthig hat, beſondere Fanganſtalten auf dieſe hilfloſen Thiere einzurichten,
da man ſie im Walde ohne alle Mühe aufleſen kann, ſo ſügt es ſich doch nicht ſelten, daß man ſie in
den für die jagdbaren Thiere geſtellten Schlagfallen von ſchweren Hölzern fängt; der Schlagbaum
fällt auf die Schildkröte herab, kann ſie aber nicht zerſchmettern, ſondern hält ſie blos feſt, und die
Jndianer verſichern, daß ſolche Thiere jahrelang in dieſer Lage am Leben geblieben ſeien.“
Der Schabuti wird neuerdings ſehr oft lebend nach Europa gebracht und hält hier, falls man
ihm im Winter einen warmen Wohnraum anweiſt, mehrere Jahre aus. Jn ſeinem Weſen unter-
ſcheidet er ſich nicht von anderen Landſchildkröten. Seinen Verwandten gegenüber zeigt er kaum
Theilnahme, aber auch um andere ſeiner Art bekümmert er ſich wenig oder nicht.
Jn den Tertiärſchichten am unteren Himalaya fand man, mit urweltlichen Säugethierknochen
zuſammen, die Ueberreſte einer gewaltigen Schildkröte von 18 Fuß Länge und 7 Fuß Höhe, Colos-
sochelys atlas genannt. Von Landſchildkröten ſolcher Größe können wir uns keine rechte Vorſtellung
machen; denn die jetztlebenden Rieſen der Familie, die ſogenannten Elefantenſchildkröten,
erſcheinen uns dagegen als Zwerge, obwohl ſie immerhin ihre 4 bis 5 Fuß Länge und ein Gewicht von
mehreren Centnern erreichen können. Früher ſah man alle Elefantenſchildkröten als Abänderungen
einer und derſelben Art an, welche man mit dem Namen der indiſchen Landſchildkröte (Testudo
indica) bezeichnete; gegenwärtig hält man dieſe Abänderungen für beſondere Arten und beſchränkt
den Namen Elefantenſchildkröte (Testudo elephantina) auf diejenige Art, welche im Südoſten
Afrikas gelegene Jnſeln bewohnt. Die Rieſenſchildkröten, welche man unter dem wiſſenſchaft-
lichen Namen Megalochelys zuſammengefaßt hat, kennzeichnen ſich durch ihren vorn zuſammen-
gedrückten und am Vorderrande zurückgebogenen Panzer, deſſen Schilder ſeicht geſtreift oder vollſtändig
glatt ſind, die kleinen, gerundeten Beinſchuppen, den kurzen Schwanz und die gezähnelten Kinnladen;
ihre Merkmale reichen jedoch kaum zur Aufſtellung einer beſonderen Sippe aus. Bei der Elefanten-
ſchildkröte im engeren Sinne iſt der eirunde Panzer braun, bei der ſchwarzen Rieſenſchildkröte
(Testudo nigra) gleichmäßig dunkelbraun; andere Arten kennzeichnen ſich durch flacher gewölbten
Panzer und tiefſchwarze Färbung, durch verſchiedene Schwanzlänge u. ſ. w. Genauere Formen-
und Farbenbeſchreibung aller dieſer Abarten iſt für unſeren Zweck aus dem Grunde unnöthig, weil
man die Elefantenſchildkröten ſchon wegen ihrer Größe nicht mit anderen verwechſeln, die Unter-
ſcheidung der vermeintlichen Arten aber nur für den Fachmann wichtig ſein kann.
Jn der Lebensweiſe ſcheinen ſich alle ebenſo zu ähneln, wie hinſichtlich ihrer Geſtalt und Färbung.
Als Darwin die Gallopagosinſeln beſuchte, fand er die ſchwarze Rieſenſchildkröte in Menge auf.
Er traf auf ausgetretene Wege, welche von der Tiefe der Eilande nach der Höhe der Jnſeln zu
Quellen führten und von den Schildkröten regelmäßig beſucht wurden. Es waren dieſelben Pfade,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/39>, abgerufen am 21.12.2024.
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