Derselbe Beobachter vermuthet, daß die Schlingnatter im Widerspruche mit der allgemeinen Regel des Geschlechts mehr als einmal des Jahres Junge bringt. "Jch habe zu allen Zeiten", sagt er, "der wärmeren Jahreszeit junge Schlingnattern gefunden: -- erhielt ich doch sogar am 3. April 1854 am Ende eines langen, strengen Winters, wenige Tage nach dem Eintritte milder Witterung, ein solches, welches kaum eine Woche zuvor das Ei verlassen zu haben schien! War es noch im vergangenen Herbste geboren und nach wenigen Tagen seines Daseins zum Winterschlafe ent- schlummert? Aber seine Farben waren zu frisch und glänzend für ein verwittertes Winterkleid und zu einer zweiten Häutung das Thier noch viel zu kindlich. Oder war die Mutter vom Froste genöthigt gewesen, mit geburtsreifen Eiern bebürdet in den Schos der Erde zu flüchten und ent- schlüpfte mit der Mutter auch die Frucht ihres Leibes? Die Wahl unter diesen Annahmen ist schwer; jedenfalls aber legt die Sache selbst ein gewichtiges Für ein zu Gunsten der Vermuthung, daß der Geschlechtsthätigkeit sehr dehnbare Zeitgrenzen gezogen sind."
Jn der Gefangenschaft wird die Schlingnatter in der Regel schon nach wenigen Tagen so zahm, daß sie ihren Pfleger nicht mehr beißt, wenn sie derselbe in die Hand nimmt oder sich in den Busen steckt, um sie zu wärmen; doch gibt es, wie bemerkt, einzelne, welche sich niemals mit dem Wärter befreunden, sondern immer wild und bissig bleiben. Trotzdem empfiehlt sich diese Schlange sehr durch ihre Schönheit, Zierlichkeit und die Anmuth ihrer Bewegungen; sie hält auch sehr gut im Käfige aus, falls man auf ihre Lebenserfordernisse die gebührende Rücksicht nimmt.
Als eine Jachschlange sieht Jan auch die Leopardennatter(Coronella quadrilineata oder Calopeltis leopardina) an, eine im Süden Europas weit verbreitete, durch Zierlichkeit der Gestalt und schöne Färbung ausgezeichnete Schlange. Der Kopf ist nicht deutlich vom Halse abgesetzt, kurz und etwas zusammengedrückt, der Hals dünn, der Rumpf mehr oder weniger rund, der Schwanz ziemlich lang. Die Färbung und Zeichnung wechseln nicht unerheblich ab; eine und dieselbe Abweichung scheint jedoch ständig vorzukommen, weshalb denn auch oft mehrere Arten unterschieden werden. Jn der Regel wird der röthlichgraue Rücken durch vier Längsreihen von braunen oder schwarzröthlichen Augenflecken, deren Jnneres etwas dunkler ist, und der Nacken von einem verkehrt stehenden, dunkleren, hufeisenartigen Flecken gezeichnet; der Bauch ist schwärzlich, an den Seiten weiß und schwarz gefleckt. Junge Leopardennattern sind oben auf kastanienbraunem Grunde mit drei weiß- grauen Längsstreifen gezeichnet, unten stahlgrau, an den Seiten schwarz und bläulich gefleckt. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt ungefähr 3 Fuß.
Pallas entdeckte die Leopardennatter, welche er mit dem Namen vierstreifige bezeichnete, im südlichen Rußland; Nordmann fand sie hier und da in der Krim und um dem kaspischen See, Cantraine in Dalmatien und Griechenland. Jn Sicilien und ebenso in Kleinasien soll sie eben- falls vorkommen. Nach Erber begegnet man ihr in ganz Dalmatien und der Herzegowina nur einzeln. Sie nährt sich hauptsächlich von Eidechsen, greift aber auch kleine Schlangen an; wenigstens werden im Käfige selbst junge Vipern von ihr überfallen, getödtet und verzehrt. Jn der Gefangen- schaft hält sie wohl über Winter aus, geht aber stets im Frühjahre zu Grunde.
Erber legt die Bitte um Schonung für sie ein, da ihr, wie er sagt, kein Schaden nachgewiesen werden kann, und ihre prachtvolle Färbung und Zeichnung Jedermann fesseln muß.
Unter dem Namen Gleichzähner(Isodonta) hat man diejenigen Nattern, bei denen alle Zähne gleich groß und gleich weit von einander entfernt sind, von den übrigen getrennt und in einer besonderen Familie vereinigt, obgleich sie letzteren in Gestalt und Wesen vollständig gleichen und von den Laien auch gewiß immer als Nattern angesprochen werden. Die Familie, Horde, Gruppe oder wie man sonst sagen will, hat für uns Bedeutung, weil eine unserer deutschen Schlangen ihr angehört.
Schlinguatter. Leopardennatter.
Derſelbe Beobachter vermuthet, daß die Schlingnatter im Widerſpruche mit der allgemeinen Regel des Geſchlechts mehr als einmal des Jahres Junge bringt. „Jch habe zu allen Zeiten“, ſagt er, „der wärmeren Jahreszeit junge Schlingnattern gefunden: — erhielt ich doch ſogar am 3. April 1854 am Ende eines langen, ſtrengen Winters, wenige Tage nach dem Eintritte milder Witterung, ein ſolches, welches kaum eine Woche zuvor das Ei verlaſſen zu haben ſchien! War es noch im vergangenen Herbſte geboren und nach wenigen Tagen ſeines Daſeins zum Winterſchlafe ent- ſchlummert? Aber ſeine Farben waren zu friſch und glänzend für ein verwittertes Winterkleid und zu einer zweiten Häutung das Thier noch viel zu kindlich. Oder war die Mutter vom Froſte genöthigt geweſen, mit geburtsreifen Eiern bebürdet in den Schos der Erde zu flüchten und ent- ſchlüpfte mit der Mutter auch die Frucht ihres Leibes? Die Wahl unter dieſen Annahmen iſt ſchwer; jedenfalls aber legt die Sache ſelbſt ein gewichtiges Für ein zu Gunſten der Vermuthung, daß der Geſchlechtsthätigkeit ſehr dehnbare Zeitgrenzen gezogen ſind.“
Jn der Gefangenſchaft wird die Schlingnatter in der Regel ſchon nach wenigen Tagen ſo zahm, daß ſie ihren Pfleger nicht mehr beißt, wenn ſie derſelbe in die Hand nimmt oder ſich in den Buſen ſteckt, um ſie zu wärmen; doch gibt es, wie bemerkt, einzelne, welche ſich niemals mit dem Wärter befreunden, ſondern immer wild und biſſig bleiben. Trotzdem empfiehlt ſich dieſe Schlange ſehr durch ihre Schönheit, Zierlichkeit und die Anmuth ihrer Bewegungen; ſie hält auch ſehr gut im Käfige aus, falls man auf ihre Lebenserforderniſſe die gebührende Rückſicht nimmt.
Als eine Jachſchlange ſieht Jan auch die Leopardennatter(Coronella quadrilineata oder Calopeltis leopardina) an, eine im Süden Europas weit verbreitete, durch Zierlichkeit der Geſtalt und ſchöne Färbung ausgezeichnete Schlange. Der Kopf iſt nicht deutlich vom Halſe abgeſetzt, kurz und etwas zuſammengedrückt, der Hals dünn, der Rumpf mehr oder weniger rund, der Schwanz ziemlich lang. Die Färbung und Zeichnung wechſeln nicht unerheblich ab; eine und dieſelbe Abweichung ſcheint jedoch ſtändig vorzukommen, weshalb denn auch oft mehrere Arten unterſchieden werden. Jn der Regel wird der röthlichgraue Rücken durch vier Längsreihen von braunen oder ſchwarzröthlichen Augenflecken, deren Jnneres etwas dunkler iſt, und der Nacken von einem verkehrt ſtehenden, dunkleren, hufeiſenartigen Flecken gezeichnet; der Bauch iſt ſchwärzlich, an den Seiten weiß und ſchwarz gefleckt. Junge Leopardennattern ſind oben auf kaſtanienbraunem Grunde mit drei weiß- grauen Längsſtreifen gezeichnet, unten ſtahlgrau, an den Seiten ſchwarz und bläulich gefleckt. Die Länge des erwachſenen Thieres beträgt ungefähr 3 Fuß.
Pallas entdeckte die Leopardennatter, welche er mit dem Namen vierſtreifige bezeichnete, im ſüdlichen Rußland; Nordmann fand ſie hier und da in der Krim und um dem kaspiſchen See, Cantraine in Dalmatien und Griechenland. Jn Sicilien und ebenſo in Kleinaſien ſoll ſie eben- falls vorkommen. Nach Erber begegnet man ihr in ganz Dalmatien und der Herzegowina nur einzeln. Sie nährt ſich hauptſächlich von Eidechſen, greift aber auch kleine Schlangen an; wenigſtens werden im Käfige ſelbſt junge Vipern von ihr überfallen, getödtet und verzehrt. Jn der Gefangen- ſchaft hält ſie wohl über Winter aus, geht aber ſtets im Frühjahre zu Grunde.
Erber legt die Bitte um Schonung für ſie ein, da ihr, wie er ſagt, kein Schaden nachgewieſen werden kann, und ihre prachtvolle Färbung und Zeichnung Jedermann feſſeln muß.
Unter dem Namen Gleichzähner(Isodonta) hat man diejenigen Nattern, bei denen alle Zähne gleich groß und gleich weit von einander entfernt ſind, von den übrigen getrennt und in einer beſonderen Familie vereinigt, obgleich ſie letzteren in Geſtalt und Weſen vollſtändig gleichen und von den Laien auch gewiß immer als Nattern angeſprochen werden. Die Familie, Horde, Gruppe oder wie man ſonſt ſagen will, hat für uns Bedeutung, weil eine unſerer deutſchen Schlangen ihr angehört.
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Schlinguatter. Leopardennatter.
Derſelbe Beobachter vermuthet, daß die Schlingnatter im Widerſpruche mit der allgemeinen
Regel des Geſchlechts mehr als einmal des Jahres Junge bringt. „Jch habe zu allen Zeiten“, ſagt
er, „der wärmeren Jahreszeit junge Schlingnattern gefunden: — erhielt ich doch ſogar am 3. April
1854 am Ende eines langen, ſtrengen Winters, wenige Tage nach dem Eintritte milder Witterung,
ein ſolches, welches kaum eine Woche zuvor das Ei verlaſſen zu haben ſchien! War es noch im
vergangenen Herbſte geboren und nach wenigen Tagen ſeines Daſeins zum Winterſchlafe ent-
ſchlummert? Aber ſeine Farben waren zu friſch und glänzend für ein verwittertes Winterkleid und
zu einer zweiten Häutung das Thier noch viel zu kindlich. Oder war die Mutter vom Froſte
genöthigt geweſen, mit geburtsreifen Eiern bebürdet in den Schos der Erde zu flüchten und ent-
ſchlüpfte mit der Mutter auch die Frucht ihres Leibes? Die Wahl unter dieſen Annahmen iſt
ſchwer; jedenfalls aber legt die Sache ſelbſt ein gewichtiges Für ein zu Gunſten der Vermuthung,
daß der Geſchlechtsthätigkeit ſehr dehnbare Zeitgrenzen gezogen ſind.“
Jn der Gefangenſchaft wird die Schlingnatter in der Regel ſchon nach wenigen Tagen ſo zahm,
daß ſie ihren Pfleger nicht mehr beißt, wenn ſie derſelbe in die Hand nimmt oder ſich in den Buſen
ſteckt, um ſie zu wärmen; doch gibt es, wie bemerkt, einzelne, welche ſich niemals mit dem
Wärter befreunden, ſondern immer wild und biſſig bleiben. Trotzdem empfiehlt ſich dieſe Schlange
ſehr durch ihre Schönheit, Zierlichkeit und die Anmuth ihrer Bewegungen; ſie hält auch ſehr gut
im Käfige aus, falls man auf ihre Lebenserforderniſſe die gebührende Rückſicht nimmt.
Als eine Jachſchlange ſieht Jan auch die Leopardennatter (Coronella quadrilineata oder
Calopeltis leopardina) an, eine im Süden Europas weit verbreitete, durch Zierlichkeit der Geſtalt
und ſchöne Färbung ausgezeichnete Schlange. Der Kopf iſt nicht deutlich vom Halſe abgeſetzt, kurz
und etwas zuſammengedrückt, der Hals dünn, der Rumpf mehr oder weniger rund, der Schwanz
ziemlich lang. Die Färbung und Zeichnung wechſeln nicht unerheblich ab; eine und dieſelbe
Abweichung ſcheint jedoch ſtändig vorzukommen, weshalb denn auch oft mehrere Arten unterſchieden
werden. Jn der Regel wird der röthlichgraue Rücken durch vier Längsreihen von braunen oder
ſchwarzröthlichen Augenflecken, deren Jnneres etwas dunkler iſt, und der Nacken von einem verkehrt
ſtehenden, dunkleren, hufeiſenartigen Flecken gezeichnet; der Bauch iſt ſchwärzlich, an den Seiten weiß
und ſchwarz gefleckt. Junge Leopardennattern ſind oben auf kaſtanienbraunem Grunde mit drei weiß-
grauen Längsſtreifen gezeichnet, unten ſtahlgrau, an den Seiten ſchwarz und bläulich gefleckt. Die
Länge des erwachſenen Thieres beträgt ungefähr 3 Fuß.
Pallas entdeckte die Leopardennatter, welche er mit dem Namen vierſtreifige bezeichnete, im
ſüdlichen Rußland; Nordmann fand ſie hier und da in der Krim und um dem kaspiſchen See,
Cantraine in Dalmatien und Griechenland. Jn Sicilien und ebenſo in Kleinaſien ſoll ſie eben-
falls vorkommen. Nach Erber begegnet man ihr in ganz Dalmatien und der Herzegowina nur
einzeln. Sie nährt ſich hauptſächlich von Eidechſen, greift aber auch kleine Schlangen an; wenigſtens
werden im Käfige ſelbſt junge Vipern von ihr überfallen, getödtet und verzehrt. Jn der Gefangen-
ſchaft hält ſie wohl über Winter aus, geht aber ſtets im Frühjahre zu Grunde.
Erber legt die Bitte um Schonung für ſie ein, da ihr, wie er ſagt, kein Schaden nachgewieſen
werden kann, und ihre prachtvolle Färbung und Zeichnung Jedermann feſſeln muß.
Unter dem Namen Gleichzähner (Isodonta) hat man diejenigen Nattern, bei denen alle
Zähne gleich groß und gleich weit von einander entfernt ſind, von den übrigen getrennt und in einer
beſonderen Familie vereinigt, obgleich ſie letzteren in Geſtalt und Weſen vollſtändig gleichen und von
den Laien auch gewiß immer als Nattern angeſprochen werden. Die Familie, Horde, Gruppe oder
wie man ſonſt ſagen will, hat für uns Bedeutung, weil eine unſerer deutſchen Schlangen ihr
angehört.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/251>, abgerufen am 23.12.2024.
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