Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Meerechse und Drusenkopf.
wenn Dies richtig, ist der Zweck, weshalb diese Thiere gelegentlich ins Meer gehen, vollkommen
erklärt. Bynoe fand einmal ein Stück von einer Krabbe in dem Magen der Meerechse; diese Ueber-
reste dürften aber wohl zufällig mit verschluckt worden und kaum von Gewicht sein. Die Gestalt des
Schwanzes, die sichere Thatsache, daß man die Meerechse freiwillig im Meere hat schwimmen sehen,
und die Nahrung endlich beweisen zur Genüge, daß sie dem Wasser angehört. Nun aber macht sich
noch ein sonderbarer Widerspruch geltend, der nämlich, daß sie nicht in das Wasser flüchtet, wenn sie
in Furcht gesetzt wird. Man kann sie leicht auf eine ins Meer vorspringende Stelle treiben; hier
aber läßt sie sich eher am Schwanze ergreifen, als daß sie in das Wasser springt. Von einer Ver-
theidigung durch Beißen scheint sie keine Vorstellung zu haben. Wenn sie sehr in Furcht gejagt wird,
spritzt sie einen Tropfen Flüssigkeit aus jedem Nasenloche von sich. Eines Tages brachte ich eine
Gesangene an ein großes, nach der Ebbe zurückgebliebenes Wasserloch und warf sie mehrmals hinein,
soweit ich konnte; sie kehrte immer wieder in einer geraden Linie nach dem Platze zurück, auf
welchem ich stand. Dabei beobachtete ich, daß sie nah am Boden mit zierlicheren und schnelleren
Bewegungen schwamm, hierbei die Füße nicht gebrauchte, sich aber bisweilen über unebenen Grund
wegzuhelfen suchte. Wenn sie am Rande anlangte, aber noch unter Wasser war, versuchte sie
entweder in den Seepflanzen sich zu verbergen oder schlüpfte in ein Loch; glaubte sie, daß die Gefahr
vorübergegangen, so kroch sie auf die trockenen Felsen herauf und watschelte weg, so schnell sie konnte.
Jch fing dieselbe Echse mehrere Male nach einander, indem ich sie nach einem passenden Punkte
hintrieb, und bemerkte jedesmal, daß sie Nichts bewegen konnte, in das Wasser zu gehen, beobachtete
aber, daß sie, so oft ich sie hineinwarf, in der eben beschriebenen Weise zurückkehrte. Vielleicht läßt
sich diese anscheinende Dummheit durch den Umstand erklären, daß sie am Ufer keinem Feinde, im
Meere hingegen den zahlreichen Haifischen oft zur Beute wird, das Ufer also als einen sicheren Aufent-
halt kennen gelernt hat.

"Während unseres Besuches im Oktober sah ich sehr wenige kleine Stücke dieser Art und unter
ihnen wohl keines unter einem Jahre alt. Es scheint mir deshalb wahrscheinlich, daß die Fort-
pflanzungszeit noch nicht angefangen hatte. Jch fragte mehrere Einwohner der Jnsel, ob sie wüßten,
wohin sie ihre Eier legte; sie sagten, daß sie zwar mit den Eiern der anderen Art wohl bekannt
wären, aber nicht die geringste Kenntniß davon hätten, wie sich die Meerechse fortpflanze: -- eine höchst
merkwürdige Thatsache, wenn man bedenkt, wie gemein die letztere ist."

Wenden wir uns nun zur zweiten Art der Sippe, welche wir Drusenkopf nennen wollen
(Amblyrhynchus subcristatus), so muß zuerst bemerkt werden, daß sie im Gegensatze zur Meerechse
auf die mittlere Galopagoinsel beschränkt ist. Hier bewohnt sie sowohl die höheren und feuchten wie
die tieferen und unfruchtbaren Theile; in den letzteren findet sie sich am zahlreichsten. "Jch kann
hiervon", fährt Darwin fort, "keine bessere Vorstellung geben, als wenn ich sage, daß wir auf der
Jamesinsel eine Zeitlang keine passende Stelle zum Aufschlagen unseres Zeltes finden konnten, weil
keine frei von ihren Höhlen war. Der Drusenkopf ist ebenso häßlich wie die Meerechse und hat
wegen seines niederen Gesichtswinkels einen besonders dummen Gesichtsausdruck. Er ist wahr-
scheinlich etwas kleiner als jene; doch fanden wir mehrere, deren Gewicht 10 bis 15 Pfund betrug.
Die Färbung des Bauches, der Vorderfüße und des Kopfes, mit Ausnahme des fast weißen Scheitels,
ist ein schmuziges Orangengelb, die des Rückens braunroth. Jüngere Stücke sehen dunkler aus.

"Jn ihren Bewegungen ist diese Echse träge und schläfrig. Wenn sie nicht in Furcht gesetzt
wird, kriecht sie langsam dahin, Bauch und Schwanz auf dem Boden nachziehend, hält oft still, schließt
die Augen minntenlang, als ob sie schlummere und legt dabei ihre Hinterbeine ausgebreitet auf den
Boden. Sie wohnt in Löchern, welche sie zuweilen zwischen Lavatrümmern, häufiger auf ebenen
Stellen des weichen, vulkanischen Sandsteins aushöhlt. Diese Löcher scheinen nicht sehr tief zu sein
und führen in einem kleinen Winkel in die Tiefe, sodaß der Boden über ihnen stets nachgibt und eine
derartig durchlöcherte Strecke den Fußgänger ungemein ermüdet. Wenn der Drusenkopf sich in seine

Meerechſe und Druſenkopf.
wenn Dies richtig, iſt der Zweck, weshalb dieſe Thiere gelegentlich ins Meer gehen, vollkommen
erklärt. Bynoe fand einmal ein Stück von einer Krabbe in dem Magen der Meerechſe; dieſe Ueber-
reſte dürften aber wohl zufällig mit verſchluckt worden und kaum von Gewicht ſein. Die Geſtalt des
Schwanzes, die ſichere Thatſache, daß man die Meerechſe freiwillig im Meere hat ſchwimmen ſehen,
und die Nahrung endlich beweiſen zur Genüge, daß ſie dem Waſſer angehört. Nun aber macht ſich
noch ein ſonderbarer Widerſpruch geltend, der nämlich, daß ſie nicht in das Waſſer flüchtet, wenn ſie
in Furcht geſetzt wird. Man kann ſie leicht auf eine ins Meer vorſpringende Stelle treiben; hier
aber läßt ſie ſich eher am Schwanze ergreifen, als daß ſie in das Waſſer ſpringt. Von einer Ver-
theidigung durch Beißen ſcheint ſie keine Vorſtellung zu haben. Wenn ſie ſehr in Furcht gejagt wird,
ſpritzt ſie einen Tropfen Flüſſigkeit aus jedem Naſenloche von ſich. Eines Tages brachte ich eine
Geſangene an ein großes, nach der Ebbe zurückgebliebenes Waſſerloch und warf ſie mehrmals hinein,
ſoweit ich konnte; ſie kehrte immer wieder in einer geraden Linie nach dem Platze zurück, auf
welchem ich ſtand. Dabei beobachtete ich, daß ſie nah am Boden mit zierlicheren und ſchnelleren
Bewegungen ſchwamm, hierbei die Füße nicht gebrauchte, ſich aber bisweilen über unebenen Grund
wegzuhelfen ſuchte. Wenn ſie am Rande anlangte, aber noch unter Waſſer war, verſuchte ſie
entweder in den Seepflanzen ſich zu verbergen oder ſchlüpfte in ein Loch; glaubte ſie, daß die Gefahr
vorübergegangen, ſo kroch ſie auf die trockenen Felſen herauf und watſchelte weg, ſo ſchnell ſie konnte.
Jch fing dieſelbe Echſe mehrere Male nach einander, indem ich ſie nach einem paſſenden Punkte
hintrieb, und bemerkte jedesmal, daß ſie Nichts bewegen konnte, in das Waſſer zu gehen, beobachtete
aber, daß ſie, ſo oft ich ſie hineinwarf, in der eben beſchriebenen Weiſe zurückkehrte. Vielleicht läßt
ſich dieſe anſcheinende Dummheit durch den Umſtand erklären, daß ſie am Ufer keinem Feinde, im
Meere hingegen den zahlreichen Haifiſchen oft zur Beute wird, das Ufer alſo als einen ſicheren Aufent-
halt kennen gelernt hat.

„Während unſeres Beſuches im Oktober ſah ich ſehr wenige kleine Stücke dieſer Art und unter
ihnen wohl keines unter einem Jahre alt. Es ſcheint mir deshalb wahrſcheinlich, daß die Fort-
pflanzungszeit noch nicht angefangen hatte. Jch fragte mehrere Einwohner der Jnſel, ob ſie wüßten,
wohin ſie ihre Eier legte; ſie ſagten, daß ſie zwar mit den Eiern der anderen Art wohl bekannt
wären, aber nicht die geringſte Kenntniß davon hätten, wie ſich die Meerechſe fortpflanze: — eine höchſt
merkwürdige Thatſache, wenn man bedenkt, wie gemein die letztere iſt.“

Wenden wir uns nun zur zweiten Art der Sippe, welche wir Druſenkopf nennen wollen
(Amblyrhynchus subcristatus), ſo muß zuerſt bemerkt werden, daß ſie im Gegenſatze zur Meerechſe
auf die mittlere Galopagoinſel beſchränkt iſt. Hier bewohnt ſie ſowohl die höheren und feuchten wie
die tieferen und unfruchtbaren Theile; in den letzteren findet ſie ſich am zahlreichſten. „Jch kann
hiervon“, fährt Darwin fort, „keine beſſere Vorſtellung geben, als wenn ich ſage, daß wir auf der
Jamesinſel eine Zeitlang keine paſſende Stelle zum Aufſchlagen unſeres Zeltes finden konnten, weil
keine frei von ihren Höhlen war. Der Druſenkopf iſt ebenſo häßlich wie die Meerechſe und hat
wegen ſeines niederen Geſichtswinkels einen beſonders dummen Geſichtsausdruck. Er iſt wahr-
ſcheinlich etwas kleiner als jene; doch fanden wir mehrere, deren Gewicht 10 bis 15 Pfund betrug.
Die Färbung des Bauches, der Vorderfüße und des Kopfes, mit Ausnahme des faſt weißen Scheitels,
iſt ein ſchmuziges Orangengelb, die des Rückens braunroth. Jüngere Stücke ſehen dunkler aus.

„Jn ihren Bewegungen iſt dieſe Echſe träge und ſchläfrig. Wenn ſie nicht in Furcht geſetzt
wird, kriecht ſie langſam dahin, Bauch und Schwanz auf dem Boden nachziehend, hält oft ſtill, ſchließt
die Augen minntenlang, als ob ſie ſchlummere und legt dabei ihre Hinterbeine ausgebreitet auf den
Boden. Sie wohnt in Löchern, welche ſie zuweilen zwiſchen Lavatrümmern, häufiger auf ebenen
Stellen des weichen, vulkaniſchen Sandſteins aushöhlt. Dieſe Löcher ſcheinen nicht ſehr tief zu ſein
und führen in einem kleinen Winkel in die Tiefe, ſodaß der Boden über ihnen ſtets nachgibt und eine
derartig durchlöcherte Strecke den Fußgänger ungemein ermüdet. Wenn der Druſenkopf ſich in ſeine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0153" n="135"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Meerech&#x017F;e und Dru&#x017F;enkopf.</hi></fw><lb/>
wenn Dies richtig, i&#x017F;t der Zweck, weshalb die&#x017F;e Thiere gelegentlich ins Meer gehen, vollkommen<lb/>
erklärt. <hi rendition="#g">Bynoe</hi> fand einmal ein Stück von einer Krabbe in dem Magen der Meerech&#x017F;e; die&#x017F;e Ueber-<lb/>
re&#x017F;te dürften aber wohl zufällig mit ver&#x017F;chluckt worden und kaum von Gewicht &#x017F;ein. Die Ge&#x017F;talt des<lb/>
Schwanzes, die &#x017F;ichere That&#x017F;ache, daß man die Meerech&#x017F;e freiwillig im Meere hat &#x017F;chwimmen &#x017F;ehen,<lb/>
und die Nahrung endlich bewei&#x017F;en zur Genüge, daß &#x017F;ie dem Wa&#x017F;&#x017F;er angehört. Nun aber macht &#x017F;ich<lb/>
noch ein &#x017F;onderbarer Wider&#x017F;pruch geltend, der nämlich, daß &#x017F;ie nicht in das Wa&#x017F;&#x017F;er flüchtet, wenn &#x017F;ie<lb/>
in Furcht ge&#x017F;etzt wird. Man kann &#x017F;ie leicht auf eine ins Meer vor&#x017F;pringende Stelle treiben; hier<lb/>
aber läßt &#x017F;ie &#x017F;ich eher am Schwanze ergreifen, als daß &#x017F;ie in das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;pringt. Von einer Ver-<lb/>
theidigung durch Beißen &#x017F;cheint &#x017F;ie keine Vor&#x017F;tellung zu haben. Wenn &#x017F;ie &#x017F;ehr in Furcht gejagt wird,<lb/>
&#x017F;pritzt &#x017F;ie einen Tropfen Flü&#x017F;&#x017F;igkeit aus jedem Na&#x017F;enloche von &#x017F;ich. Eines Tages brachte ich eine<lb/>
Ge&#x017F;angene an ein großes, nach der Ebbe zurückgebliebenes Wa&#x017F;&#x017F;erloch und warf &#x017F;ie mehrmals hinein,<lb/>
&#x017F;oweit ich konnte; &#x017F;ie kehrte immer wieder in einer geraden Linie nach dem Platze zurück, auf<lb/>
welchem ich &#x017F;tand. Dabei beobachtete ich, daß &#x017F;ie nah am Boden mit zierlicheren und &#x017F;chnelleren<lb/>
Bewegungen &#x017F;chwamm, hierbei die Füße nicht gebrauchte, &#x017F;ich aber bisweilen über unebenen Grund<lb/>
wegzuhelfen &#x017F;uchte. Wenn &#x017F;ie am Rande anlangte, aber noch unter Wa&#x017F;&#x017F;er war, ver&#x017F;uchte &#x017F;ie<lb/>
entweder in den Seepflanzen &#x017F;ich zu verbergen oder &#x017F;chlüpfte in ein Loch; glaubte &#x017F;ie, daß die Gefahr<lb/>
vorübergegangen, &#x017F;o kroch &#x017F;ie auf die trockenen Fel&#x017F;en herauf und wat&#x017F;chelte weg, &#x017F;o &#x017F;chnell &#x017F;ie konnte.<lb/>
Jch fing die&#x017F;elbe Ech&#x017F;e mehrere Male nach einander, indem ich &#x017F;ie nach einem pa&#x017F;&#x017F;enden Punkte<lb/>
hintrieb, und bemerkte jedesmal, daß &#x017F;ie Nichts bewegen konnte, in das Wa&#x017F;&#x017F;er zu gehen, beobachtete<lb/>
aber, daß &#x017F;ie, &#x017F;o oft ich &#x017F;ie hineinwarf, in der eben be&#x017F;chriebenen Wei&#x017F;e zurückkehrte. Vielleicht läßt<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;e an&#x017F;cheinende Dummheit durch den Um&#x017F;tand erklären, daß &#x017F;ie am Ufer keinem Feinde, im<lb/>
Meere hingegen den zahlreichen Haifi&#x017F;chen oft zur Beute wird, das Ufer al&#x017F;o als einen &#x017F;icheren Aufent-<lb/>
halt kennen gelernt hat.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Während un&#x017F;eres Be&#x017F;uches im Oktober &#x017F;ah ich &#x017F;ehr wenige kleine Stücke die&#x017F;er Art und unter<lb/>
ihnen wohl keines unter einem Jahre alt. Es &#x017F;cheint mir deshalb wahr&#x017F;cheinlich, daß die Fort-<lb/>
pflanzungszeit noch nicht angefangen hatte. Jch fragte mehrere Einwohner der Jn&#x017F;el, ob &#x017F;ie wüßten,<lb/>
wohin &#x017F;ie ihre Eier legte; &#x017F;ie &#x017F;agten, daß &#x017F;ie zwar mit den Eiern der anderen Art wohl bekannt<lb/>
wären, aber nicht die gering&#x017F;te Kenntniß davon hätten, wie &#x017F;ich die Meerech&#x017F;e fortpflanze: &#x2014; eine höch&#x017F;t<lb/>
merkwürdige That&#x017F;ache, wenn man bedenkt, wie gemein die letztere i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Wenden wir uns nun zur zweiten Art der Sippe, welche wir <hi rendition="#g">Dru&#x017F;enkopf</hi> nennen wollen<lb/><hi rendition="#aq">(Amblyrhynchus subcristatus),</hi> &#x017F;o muß zuer&#x017F;t bemerkt werden, daß &#x017F;ie im Gegen&#x017F;atze zur Meerech&#x017F;e<lb/>
auf die mittlere Galopagoin&#x017F;el be&#x017F;chränkt i&#x017F;t. Hier bewohnt &#x017F;ie &#x017F;owohl die höheren und feuchten wie<lb/>
die tieferen und unfruchtbaren Theile; in den letzteren findet &#x017F;ie &#x017F;ich am zahlreich&#x017F;ten. &#x201E;Jch kann<lb/>
hiervon&#x201C;, fährt <hi rendition="#g">Darwin</hi> fort, &#x201E;keine be&#x017F;&#x017F;ere Vor&#x017F;tellung geben, als wenn ich &#x017F;age, daß wir auf der<lb/>
Jamesin&#x017F;el eine Zeitlang keine pa&#x017F;&#x017F;ende Stelle zum Auf&#x017F;chlagen un&#x017F;eres Zeltes finden konnten, weil<lb/>
keine frei von ihren Höhlen war. Der Dru&#x017F;enkopf i&#x017F;t eben&#x017F;o häßlich wie die Meerech&#x017F;e und hat<lb/>
wegen &#x017F;eines niederen Ge&#x017F;ichtswinkels einen be&#x017F;onders dummen Ge&#x017F;ichtsausdruck. Er i&#x017F;t wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich etwas kleiner als jene; doch fanden wir mehrere, deren Gewicht 10 bis 15 Pfund betrug.<lb/>
Die Färbung des Bauches, der Vorderfüße und des Kopfes, mit Ausnahme des fa&#x017F;t weißen Scheitels,<lb/>
i&#x017F;t ein &#x017F;chmuziges Orangengelb, die des Rückens braunroth. Jüngere Stücke &#x017F;ehen dunkler aus.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Jn ihren Bewegungen i&#x017F;t die&#x017F;e Ech&#x017F;e träge und &#x017F;chläfrig. Wenn &#x017F;ie nicht in Furcht ge&#x017F;etzt<lb/>
wird, kriecht &#x017F;ie lang&#x017F;am dahin, Bauch und Schwanz auf dem Boden nachziehend, hält oft &#x017F;till, &#x017F;chließt<lb/>
die Augen minntenlang, als ob &#x017F;ie &#x017F;chlummere und legt dabei ihre Hinterbeine ausgebreitet auf den<lb/>
Boden. Sie wohnt in Löchern, welche &#x017F;ie zuweilen zwi&#x017F;chen Lavatrümmern, häufiger auf ebenen<lb/>
Stellen des weichen, vulkani&#x017F;chen Sand&#x017F;teins aushöhlt. Die&#x017F;e Löcher &#x017F;cheinen nicht &#x017F;ehr tief zu &#x017F;ein<lb/>
und führen in einem kleinen Winkel in die Tiefe, &#x017F;odaß der Boden über ihnen &#x017F;tets nachgibt und eine<lb/>
derartig durchlöcherte Strecke den Fußgänger ungemein ermüdet. Wenn der Dru&#x017F;enkopf &#x017F;ich in &#x017F;eine<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0153] Meerechſe und Druſenkopf. wenn Dies richtig, iſt der Zweck, weshalb dieſe Thiere gelegentlich ins Meer gehen, vollkommen erklärt. Bynoe fand einmal ein Stück von einer Krabbe in dem Magen der Meerechſe; dieſe Ueber- reſte dürften aber wohl zufällig mit verſchluckt worden und kaum von Gewicht ſein. Die Geſtalt des Schwanzes, die ſichere Thatſache, daß man die Meerechſe freiwillig im Meere hat ſchwimmen ſehen, und die Nahrung endlich beweiſen zur Genüge, daß ſie dem Waſſer angehört. Nun aber macht ſich noch ein ſonderbarer Widerſpruch geltend, der nämlich, daß ſie nicht in das Waſſer flüchtet, wenn ſie in Furcht geſetzt wird. Man kann ſie leicht auf eine ins Meer vorſpringende Stelle treiben; hier aber läßt ſie ſich eher am Schwanze ergreifen, als daß ſie in das Waſſer ſpringt. Von einer Ver- theidigung durch Beißen ſcheint ſie keine Vorſtellung zu haben. Wenn ſie ſehr in Furcht gejagt wird, ſpritzt ſie einen Tropfen Flüſſigkeit aus jedem Naſenloche von ſich. Eines Tages brachte ich eine Geſangene an ein großes, nach der Ebbe zurückgebliebenes Waſſerloch und warf ſie mehrmals hinein, ſoweit ich konnte; ſie kehrte immer wieder in einer geraden Linie nach dem Platze zurück, auf welchem ich ſtand. Dabei beobachtete ich, daß ſie nah am Boden mit zierlicheren und ſchnelleren Bewegungen ſchwamm, hierbei die Füße nicht gebrauchte, ſich aber bisweilen über unebenen Grund wegzuhelfen ſuchte. Wenn ſie am Rande anlangte, aber noch unter Waſſer war, verſuchte ſie entweder in den Seepflanzen ſich zu verbergen oder ſchlüpfte in ein Loch; glaubte ſie, daß die Gefahr vorübergegangen, ſo kroch ſie auf die trockenen Felſen herauf und watſchelte weg, ſo ſchnell ſie konnte. Jch fing dieſelbe Echſe mehrere Male nach einander, indem ich ſie nach einem paſſenden Punkte hintrieb, und bemerkte jedesmal, daß ſie Nichts bewegen konnte, in das Waſſer zu gehen, beobachtete aber, daß ſie, ſo oft ich ſie hineinwarf, in der eben beſchriebenen Weiſe zurückkehrte. Vielleicht läßt ſich dieſe anſcheinende Dummheit durch den Umſtand erklären, daß ſie am Ufer keinem Feinde, im Meere hingegen den zahlreichen Haifiſchen oft zur Beute wird, das Ufer alſo als einen ſicheren Aufent- halt kennen gelernt hat. „Während unſeres Beſuches im Oktober ſah ich ſehr wenige kleine Stücke dieſer Art und unter ihnen wohl keines unter einem Jahre alt. Es ſcheint mir deshalb wahrſcheinlich, daß die Fort- pflanzungszeit noch nicht angefangen hatte. Jch fragte mehrere Einwohner der Jnſel, ob ſie wüßten, wohin ſie ihre Eier legte; ſie ſagten, daß ſie zwar mit den Eiern der anderen Art wohl bekannt wären, aber nicht die geringſte Kenntniß davon hätten, wie ſich die Meerechſe fortpflanze: — eine höchſt merkwürdige Thatſache, wenn man bedenkt, wie gemein die letztere iſt.“ Wenden wir uns nun zur zweiten Art der Sippe, welche wir Druſenkopf nennen wollen (Amblyrhynchus subcristatus), ſo muß zuerſt bemerkt werden, daß ſie im Gegenſatze zur Meerechſe auf die mittlere Galopagoinſel beſchränkt iſt. Hier bewohnt ſie ſowohl die höheren und feuchten wie die tieferen und unfruchtbaren Theile; in den letzteren findet ſie ſich am zahlreichſten. „Jch kann hiervon“, fährt Darwin fort, „keine beſſere Vorſtellung geben, als wenn ich ſage, daß wir auf der Jamesinſel eine Zeitlang keine paſſende Stelle zum Aufſchlagen unſeres Zeltes finden konnten, weil keine frei von ihren Höhlen war. Der Druſenkopf iſt ebenſo häßlich wie die Meerechſe und hat wegen ſeines niederen Geſichtswinkels einen beſonders dummen Geſichtsausdruck. Er iſt wahr- ſcheinlich etwas kleiner als jene; doch fanden wir mehrere, deren Gewicht 10 bis 15 Pfund betrug. Die Färbung des Bauches, der Vorderfüße und des Kopfes, mit Ausnahme des faſt weißen Scheitels, iſt ein ſchmuziges Orangengelb, die des Rückens braunroth. Jüngere Stücke ſehen dunkler aus. „Jn ihren Bewegungen iſt dieſe Echſe träge und ſchläfrig. Wenn ſie nicht in Furcht geſetzt wird, kriecht ſie langſam dahin, Bauch und Schwanz auf dem Boden nachziehend, hält oft ſtill, ſchließt die Augen minntenlang, als ob ſie ſchlummere und legt dabei ihre Hinterbeine ausgebreitet auf den Boden. Sie wohnt in Löchern, welche ſie zuweilen zwiſchen Lavatrümmern, häufiger auf ebenen Stellen des weichen, vulkaniſchen Sandſteins aushöhlt. Dieſe Löcher ſcheinen nicht ſehr tief zu ſein und führen in einem kleinen Winkel in die Tiefe, ſodaß der Boden über ihnen ſtets nachgibt und eine derartig durchlöcherte Strecke den Fußgänger ungemein ermüdet. Wenn der Druſenkopf ſich in ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/153
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/153>, abgerufen am 22.12.2024.