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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schuppenechsen. Leguane. Höckerköpfe.
überall gleich dicht neben einander stehen und auch etwa die gleiche Größe haben, auf dem Kopfe aber
zu kegeligen und pyramidenförmigen Horngebilden sich umwandeln und der Stirn und Scheitelgegend
ein Aussehen verleihen, welche am besten mit einer Quarzdruse verglichen werden dürfte. Die
Schuppen des Schwanzes sind größer als die des Leibes, die, welche auf der Mittellinie des Rückens
und Schwanzes stehen, zu einem im Nacken beginnenden, über dem Rücken bis zum Schwanzende
verlaufenden Kamme umgebildet. Das Gebiß besteht aus scharfen, dreizackigen Zähnen. Bell,
welcher die Höckerköpfe der wissenschaftlichen Welt bekannt machte, schloß aus der eigenthümlichen
Gestaltung der Thiere sehr richtig, daß sie eine absonderliche Lebensweise haben müßten. "Bei Ver-
gleichung der Höckerköpfe mit den echten Leguanen", sagt er, "findet man, daß der auffallendste und
wichtigste Unterschied in der Gestalt des Kopfes liegt. Austatt der langen, spitzen und schmalen
Schnauze haben wir hier einen kurzen und abgestumpften Kopf, dessen Maul nur wenig geöffnet
werden kann. Die Umstände, sowie die Kürze und Gleichheit der Zehen, die Stärke und
Krümmung der Krallen zeigen augenscheinlich besondere Eigenthümlichkeiten in der Lebensweise und
Nahrung an, worüber ich mich indessen beim Mangel aller Beobachtung nicht weiter auslassen kann."
Darwin's Forschungen bestätigen die Richtigkeit dieser Annahme. Das erste Stück, welches Bell
beschrieben hatte, war angeblich in Mejiko eingesammelt, dahin aber, nach Darwin's Ansicht, erst
gebracht worden, da die Sippe auf die Galopagosinseln beschränkt zu sein scheint. Hier tragen die
beiden Arten, welche man mit Sicherheit unterschieden hat, wesentlich zur Kennzeichnung des Landes
bei. Beide kommen in ihrem allgemeinen Bau mit einander überein und haben in ihren Sitten
ebenfalls Manches gemein. Keine von beiden ist besonders bewegungsfähig; beide sind Pflanzen-
fresser, obgleich sie sehr verschiedene Nahrung wählen: die eine aber lebt auf dem Lande, die andere
ist auf das Wasser angewiesen, und, was das Merkwürdigste, die einzige Schuppenechse, welche mit
Recht ein Seethier genannt werden darf, die einzige, welche ausschließlich von Wasserpflanzen lebt.

Sie, die Meerechse, wie wir sie nennen wollen (Amblyrhynchus cristatus) findet sich, laut
Darwin, ausnehmend häufig auf allen Jnseln der Gruppe, lebt ausschließlich auf dem felsigen
Seeufer und wird, soweit die Beobachtungen unseres Forschers reichen, niemals weiter als zehn
Schritte vom Ufer gefunden. Jhre Länge beträgt etwa 21/2 Fuß; es gibt aber einzelne Stücke,
welche 4 Fuß lang und bis 20 Pfund schwer werden. Die Färbung ist ein schmuziges Schwarz,
welches nur auf der Spitze der Höcker etwas lichter aussieht. Schön oder anmuthig kann man die
Meerechse nicht nennen, sie vielmehr als häßlich bezeichnen; auch sind ihre Bewegungen nicht
geeignet, für sie einzunehmen. "Man sah sie", sagt Darwin, "zuweilen einige hundert Schritt
vom Ufer umherschwimmen und Kapitain Colnet versichert, daß sie in Herden ins Meer gehen, um
hier zu fischen oder sich auf den Felsen zu sonnen. Jch glaube, daß er sich in Bezug auf den Zweck
irrt; die Thatsache selbst aber kann nicht bezweifelt werden. Jm Wasser schwimmt das Thier mit
vollkommener Leichtigkeit und Schnelligkeit, unter einer schlangenförmigen Bewegung des Leibes und
abgeplatteten Schwanzes, nicht aber mit Hilfe seiner Füße, welche hart an die Leibesseite angelegt
und niemals bewegt werden. Ein Matrose belastete eine mit einem schweren Gewichte, versenkte sie
ins Meer und glaubte auf diese Weise sie augenblicklich zu tödten, mußte aber zu seiner Verwunderung
sehen, daß die Echse, als er sie nach einer Stunde wieder heraufzog, noch vollkommen lebenskräftig
war. Jhre Glieder und die starken Krallen sind trefflich geeignet, über die holperigen und zerspaltenen
Lavamassen zu kriechen, welche überall die Küste bilden. An solchen Plätzen sieht man eine Gruppe
von sechs oder sieben dieser unschönen Kriechthiere auf dem schwarzen Felsen einige Fuß hoch über der
Brandung, woselbst sie sich mit ausgestreckten Beinen sonnen.

"Jch öffnete den Magen von mehreren und fand ihn jedesmal mit zermalmten Seetangen
angefüllt und zwar mit Ueberresten von der Art, welche in dünnen, blätterartigen Ausbreitungen
wächst und eine hellgrüne oder dunkle, rothgrüne Färbung hat. Da ich mich nicht erinnere, diese
Seepflanze in beträchtlicher Menge auf den von der Flut bespülten Felsen gesehen zu haben, muß ich
annehmen, daß sie auf dem Grunde des Meeres in einer kurzen Entfernung vom Ufer wächst, und,

Die Schuppenechſen. Leguane. Höckerköpfe.
überall gleich dicht neben einander ſtehen und auch etwa die gleiche Größe haben, auf dem Kopfe aber
zu kegeligen und pyramidenförmigen Horngebilden ſich umwandeln und der Stirn und Scheitelgegend
ein Ausſehen verleihen, welche am beſten mit einer Quarzdruſe verglichen werden dürfte. Die
Schuppen des Schwanzes ſind größer als die des Leibes, die, welche auf der Mittellinie des Rückens
und Schwanzes ſtehen, zu einem im Nacken beginnenden, über dem Rücken bis zum Schwanzende
verlaufenden Kamme umgebildet. Das Gebiß beſteht aus ſcharfen, dreizackigen Zähnen. Bell,
welcher die Höckerköpfe der wiſſenſchaftlichen Welt bekannt machte, ſchloß aus der eigenthümlichen
Geſtaltung der Thiere ſehr richtig, daß ſie eine abſonderliche Lebensweiſe haben müßten. „Bei Ver-
gleichung der Höckerköpfe mit den echten Leguanen“, ſagt er, „findet man, daß der auffallendſte und
wichtigſte Unterſchied in der Geſtalt des Kopfes liegt. Auſtatt der langen, ſpitzen und ſchmalen
Schnauze haben wir hier einen kurzen und abgeſtumpften Kopf, deſſen Maul nur wenig geöffnet
werden kann. Die Umſtände, ſowie die Kürze und Gleichheit der Zehen, die Stärke und
Krümmung der Krallen zeigen augenſcheinlich beſondere Eigenthümlichkeiten in der Lebensweiſe und
Nahrung an, worüber ich mich indeſſen beim Mangel aller Beobachtung nicht weiter auslaſſen kann.“
Darwin’s Forſchungen beſtätigen die Richtigkeit dieſer Annahme. Das erſte Stück, welches Bell
beſchrieben hatte, war angeblich in Mejiko eingeſammelt, dahin aber, nach Darwin’s Anſicht, erſt
gebracht worden, da die Sippe auf die Galopagosinſeln beſchränkt zu ſein ſcheint. Hier tragen die
beiden Arten, welche man mit Sicherheit unterſchieden hat, weſentlich zur Kennzeichnung des Landes
bei. Beide kommen in ihrem allgemeinen Bau mit einander überein und haben in ihren Sitten
ebenfalls Manches gemein. Keine von beiden iſt beſonders bewegungsfähig; beide ſind Pflanzen-
freſſer, obgleich ſie ſehr verſchiedene Nahrung wählen: die eine aber lebt auf dem Lande, die andere
iſt auf das Waſſer angewieſen, und, was das Merkwürdigſte, die einzige Schuppenechſe, welche mit
Recht ein Seethier genannt werden darf, die einzige, welche ausſchließlich von Waſſerpflanzen lebt.

Sie, die Meerechſe, wie wir ſie nennen wollen (Amblyrhynchus cristatus) findet ſich, laut
Darwin, ausnehmend häufig auf allen Jnſeln der Gruppe, lebt ausſchließlich auf dem felſigen
Seeufer und wird, ſoweit die Beobachtungen unſeres Forſchers reichen, niemals weiter als zehn
Schritte vom Ufer gefunden. Jhre Länge beträgt etwa 2½ Fuß; es gibt aber einzelne Stücke,
welche 4 Fuß lang und bis 20 Pfund ſchwer werden. Die Färbung iſt ein ſchmuziges Schwarz,
welches nur auf der Spitze der Höcker etwas lichter ausſieht. Schön oder anmuthig kann man die
Meerechſe nicht nennen, ſie vielmehr als häßlich bezeichnen; auch ſind ihre Bewegungen nicht
geeignet, für ſie einzunehmen. „Man ſah ſie“, ſagt Darwin, „zuweilen einige hundert Schritt
vom Ufer umherſchwimmen und Kapitain Colnet verſichert, daß ſie in Herden ins Meer gehen, um
hier zu fiſchen oder ſich auf den Felſen zu ſonnen. Jch glaube, daß er ſich in Bezug auf den Zweck
irrt; die Thatſache ſelbſt aber kann nicht bezweifelt werden. Jm Waſſer ſchwimmt das Thier mit
vollkommener Leichtigkeit und Schnelligkeit, unter einer ſchlangenförmigen Bewegung des Leibes und
abgeplatteten Schwanzes, nicht aber mit Hilfe ſeiner Füße, welche hart an die Leibesſeite angelegt
und niemals bewegt werden. Ein Matroſe belaſtete eine mit einem ſchweren Gewichte, verſenkte ſie
ins Meer und glaubte auf dieſe Weiſe ſie augenblicklich zu tödten, mußte aber zu ſeiner Verwunderung
ſehen, daß die Echſe, als er ſie nach einer Stunde wieder heraufzog, noch vollkommen lebenskräftig
war. Jhre Glieder und die ſtarken Krallen ſind trefflich geeignet, über die holperigen und zerſpaltenen
Lavamaſſen zu kriechen, welche überall die Küſte bilden. An ſolchen Plätzen ſieht man eine Gruppe
von ſechs oder ſieben dieſer unſchönen Kriechthiere auf dem ſchwarzen Felſen einige Fuß hoch über der
Brandung, woſelbſt ſie ſich mit ausgeſtreckten Beinen ſonnen.

„Jch öffnete den Magen von mehreren und fand ihn jedesmal mit zermalmten Seetangen
angefüllt und zwar mit Ueberreſten von der Art, welche in dünnen, blätterartigen Ausbreitungen
wächſt und eine hellgrüne oder dunkle, rothgrüne Färbung hat. Da ich mich nicht erinnere, dieſe
Seepflanze in beträchtlicher Menge auf den von der Flut beſpülten Felſen geſehen zu haben, muß ich
annehmen, daß ſie auf dem Grunde des Meeres in einer kurzen Entfernung vom Ufer wächſt, und,

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[134/0152] Die Schuppenechſen. Leguane. Höckerköpfe. überall gleich dicht neben einander ſtehen und auch etwa die gleiche Größe haben, auf dem Kopfe aber zu kegeligen und pyramidenförmigen Horngebilden ſich umwandeln und der Stirn und Scheitelgegend ein Ausſehen verleihen, welche am beſten mit einer Quarzdruſe verglichen werden dürfte. Die Schuppen des Schwanzes ſind größer als die des Leibes, die, welche auf der Mittellinie des Rückens und Schwanzes ſtehen, zu einem im Nacken beginnenden, über dem Rücken bis zum Schwanzende verlaufenden Kamme umgebildet. Das Gebiß beſteht aus ſcharfen, dreizackigen Zähnen. Bell, welcher die Höckerköpfe der wiſſenſchaftlichen Welt bekannt machte, ſchloß aus der eigenthümlichen Geſtaltung der Thiere ſehr richtig, daß ſie eine abſonderliche Lebensweiſe haben müßten. „Bei Ver- gleichung der Höckerköpfe mit den echten Leguanen“, ſagt er, „findet man, daß der auffallendſte und wichtigſte Unterſchied in der Geſtalt des Kopfes liegt. Auſtatt der langen, ſpitzen und ſchmalen Schnauze haben wir hier einen kurzen und abgeſtumpften Kopf, deſſen Maul nur wenig geöffnet werden kann. Die Umſtände, ſowie die Kürze und Gleichheit der Zehen, die Stärke und Krümmung der Krallen zeigen augenſcheinlich beſondere Eigenthümlichkeiten in der Lebensweiſe und Nahrung an, worüber ich mich indeſſen beim Mangel aller Beobachtung nicht weiter auslaſſen kann.“ Darwin’s Forſchungen beſtätigen die Richtigkeit dieſer Annahme. Das erſte Stück, welches Bell beſchrieben hatte, war angeblich in Mejiko eingeſammelt, dahin aber, nach Darwin’s Anſicht, erſt gebracht worden, da die Sippe auf die Galopagosinſeln beſchränkt zu ſein ſcheint. Hier tragen die beiden Arten, welche man mit Sicherheit unterſchieden hat, weſentlich zur Kennzeichnung des Landes bei. Beide kommen in ihrem allgemeinen Bau mit einander überein und haben in ihren Sitten ebenfalls Manches gemein. Keine von beiden iſt beſonders bewegungsfähig; beide ſind Pflanzen- freſſer, obgleich ſie ſehr verſchiedene Nahrung wählen: die eine aber lebt auf dem Lande, die andere iſt auf das Waſſer angewieſen, und, was das Merkwürdigſte, die einzige Schuppenechſe, welche mit Recht ein Seethier genannt werden darf, die einzige, welche ausſchließlich von Waſſerpflanzen lebt. Sie, die Meerechſe, wie wir ſie nennen wollen (Amblyrhynchus cristatus) findet ſich, laut Darwin, ausnehmend häufig auf allen Jnſeln der Gruppe, lebt ausſchließlich auf dem felſigen Seeufer und wird, ſoweit die Beobachtungen unſeres Forſchers reichen, niemals weiter als zehn Schritte vom Ufer gefunden. Jhre Länge beträgt etwa 2½ Fuß; es gibt aber einzelne Stücke, welche 4 Fuß lang und bis 20 Pfund ſchwer werden. Die Färbung iſt ein ſchmuziges Schwarz, welches nur auf der Spitze der Höcker etwas lichter ausſieht. Schön oder anmuthig kann man die Meerechſe nicht nennen, ſie vielmehr als häßlich bezeichnen; auch ſind ihre Bewegungen nicht geeignet, für ſie einzunehmen. „Man ſah ſie“, ſagt Darwin, „zuweilen einige hundert Schritt vom Ufer umherſchwimmen und Kapitain Colnet verſichert, daß ſie in Herden ins Meer gehen, um hier zu fiſchen oder ſich auf den Felſen zu ſonnen. Jch glaube, daß er ſich in Bezug auf den Zweck irrt; die Thatſache ſelbſt aber kann nicht bezweifelt werden. Jm Waſſer ſchwimmt das Thier mit vollkommener Leichtigkeit und Schnelligkeit, unter einer ſchlangenförmigen Bewegung des Leibes und abgeplatteten Schwanzes, nicht aber mit Hilfe ſeiner Füße, welche hart an die Leibesſeite angelegt und niemals bewegt werden. Ein Matroſe belaſtete eine mit einem ſchweren Gewichte, verſenkte ſie ins Meer und glaubte auf dieſe Weiſe ſie augenblicklich zu tödten, mußte aber zu ſeiner Verwunderung ſehen, daß die Echſe, als er ſie nach einer Stunde wieder heraufzog, noch vollkommen lebenskräftig war. Jhre Glieder und die ſtarken Krallen ſind trefflich geeignet, über die holperigen und zerſpaltenen Lavamaſſen zu kriechen, welche überall die Küſte bilden. An ſolchen Plätzen ſieht man eine Gruppe von ſechs oder ſieben dieſer unſchönen Kriechthiere auf dem ſchwarzen Felſen einige Fuß hoch über der Brandung, woſelbſt ſie ſich mit ausgeſtreckten Beinen ſonnen. „Jch öffnete den Magen von mehreren und fand ihn jedesmal mit zermalmten Seetangen angefüllt und zwar mit Ueberreſten von der Art, welche in dünnen, blätterartigen Ausbreitungen wächſt und eine hellgrüne oder dunkle, rothgrüne Färbung hat. Da ich mich nicht erinnere, dieſe Seepflanze in beträchtlicher Menge auf den von der Flut beſpülten Felſen geſehen zu haben, muß ich annehmen, daß ſie auf dem Grunde des Meeres in einer kurzen Entfernung vom Ufer wächſt, und,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/152>, abgerufen am 22.12.2024.