ist an den Rändern ausgezackt, auf der Oberfläche fein geschuppt, erreicht namentlich im Nacken eine großartige Entwickelung und kann wie ein Schirm nach allen Seiten hin gegen sechs Zoll weit aus- gebreitet, ja sogar über den Kopf weggeschlagen werden. Nur der Hals trägt einen schwachen Kamm; auf dem Rücken und dem Schwanze bemerkt man kaum eine derartige Erhöhung. Die Beine sind schlank, die Füße sehr langzehig. Die Bekleidung besteht aus kleinen, ungleichen Schildern, unter denen die seitlichen die größten. Die Ohröffnungen sind groß, die Augen lebhaft und ziemlich weit vortretend. Die Färbung ist ein gleichmäßiges Gemisch von Gelbbraun und Schwarz. Drei spitz- kegelige Vorder-, vier lange Fang- und über dreißig dreizackige Backenzähne bilden das Gebiß. Jüngere Thiere unterscheiden sich von den älteren durch die geringe Größe ihrer Krause, wie unser Bild zeigt.
Ueber die Lebensweise sind wir leider noch wenig unterrichtet. Die Krausenechse lebt nach Angabe Grey's hauptsächlich auf Bäumen, obwohl sie auch sehr schnell über den Boden dahinlaufen kann. Wenn sie nicht herausgefordert oder gestört ist, geht sie langsam ihres Weges dahin, die Krause zusammengefaltet und angelegt; sie gehört aber zu den leicht erregbaren Geschöpfen und spannt ihren Schirm auf, sobald sie erschreckt wird. Zunächst pflegt sie unter solchen Umständen einem Baume zuzueilen; wird sie aber bis hierher verfolgt und gestellt, so drückt sie sich mit dem Hintertheile nieder, erhebt den Vordertheil und den Kopf so hoch als sie kann, schlägt auch wohl den Schwanz unter den Leib, zeigt nunmehr dem Gegner ihr sehr furchtbares Gebiß, macht auch von diesem den wirksamsten Gebrauch, da sie ihrem Angreifer kühn zu Leibe geht und in Alles, was ihr vorgehalten wird, wüthend beißt. Grey versichert, daß die muthige Echse einen ihr angebotenen Kampf stets annimmt, sehr brav ficht und dem ungewohnten oder ungeschickten Europäer wirklich Furcht einzuflößen weiß, da sie es keineswegs immer bei der Vertheidigung bewenden läßt, sondern gelegentlich auch zum Angriff übergeht. Jhre Krause scheint sie nicht blos zu benutzen, um den Feind zu erschrecken, sondern auch als Schild für Kopf, Hals und Vorderglieder zu verwenden.
Verwandte dieser ausgezeichneten Art hausen in Jndien, werden aber einer anderen Sippe zuge- zählt. Aus dieser und der durch die Krausenechse vertretenen hat Fitzinger die Familie der Fahnenechsen(Semiophori) gebildet.
Man sagte mir, so erzählt Herodot, bei der Stadt Butus in Arabien sei ein Ort, wo es fliegende Schlangen gäbe. Jch reiste deshalb hin und sah daselbst eine unglaubliche Menge Knochen und Gräten in zahllosen größeren und kleineren Haufen. Der Ort liegt in einem von Bergen umgebenen Thale, welches sich in die weite Ebene Egyptens öffnet. Es wurde gesagt, diese geflügelten Schlangen flögen im Frühlinge aus Arabien nach Egypten, begegneten aber beim Ausgange des Thales dem Jbis, von welchem sie umgebracht würden; deshalb eben stünden diese Vögel bei den Egyptern in so hoher Ehre. Die Gestalt dieser Schlangen ist die der Wasserschlangen; ihre Flügel aber haben keine Federn, sondern sind wie die der Fledermäuse gebildet. Arabien bringt Weihrauch, Myrrhen, Cassia und Zimmet hervor. Diese Weihrauchbäume werden von den geflügelten Schlangen gehütet (von denselben, welche herdenweise nach Egypten kommen); doch kann man sie durch den Rauch von Storar vertreiben.
Von welchen Thieren der alte Geschichtsschreiber erzählt, läßt sich nicht mehr bestimmen; möglich aber ist es immerhin, daß man schon damals etwas von den kleinen, wenn auch nicht geflügelten, sodoch mit einem Fallschirme versehenen Baumechsen wußte, welche Ostindien bewohnen. Mit den fabel- haften Drachen oder Lindwürmern, welche man bald als geflügelte Riesenschlangen, bald als befittigte Krokodile darstellte, haben diese harmlosen, kleinen Thierchen Nichts weiter gemein als den Namen, welchen sie eben jenen eingebildeten Gestalten verdanken.
Die ersten sechs falschen Rippen sind bei ihnen, den Drachen(Dracones), zu Trägern eines Fallschirmes umgestaltet, welcher an die demselben Zwecke dienende Flatterhaut der fliegenden Eich-
Krauſenechſe. Gemeiner Drache.
iſt an den Rändern ausgezackt, auf der Oberfläche fein geſchuppt, erreicht namentlich im Nacken eine großartige Entwickelung und kann wie ein Schirm nach allen Seiten hin gegen ſechs Zoll weit aus- gebreitet, ja ſogar über den Kopf weggeſchlagen werden. Nur der Hals trägt einen ſchwachen Kamm; auf dem Rücken und dem Schwanze bemerkt man kaum eine derartige Erhöhung. Die Beine ſind ſchlank, die Füße ſehr langzehig. Die Bekleidung beſteht aus kleinen, ungleichen Schildern, unter denen die ſeitlichen die größten. Die Ohröffnungen ſind groß, die Augen lebhaft und ziemlich weit vortretend. Die Färbung iſt ein gleichmäßiges Gemiſch von Gelbbraun und Schwarz. Drei ſpitz- kegelige Vorder-, vier lange Fang- und über dreißig dreizackige Backenzähne bilden das Gebiß. Jüngere Thiere unterſcheiden ſich von den älteren durch die geringe Größe ihrer Krauſe, wie unſer Bild zeigt.
Ueber die Lebensweiſe ſind wir leider noch wenig unterrichtet. Die Krauſenechſe lebt nach Angabe Grey’s hauptſächlich auf Bäumen, obwohl ſie auch ſehr ſchnell über den Boden dahinlaufen kann. Wenn ſie nicht herausgefordert oder geſtört iſt, geht ſie langſam ihres Weges dahin, die Krauſe zuſammengefaltet und angelegt; ſie gehört aber zu den leicht erregbaren Geſchöpfen und ſpannt ihren Schirm auf, ſobald ſie erſchreckt wird. Zunächſt pflegt ſie unter ſolchen Umſtänden einem Baume zuzueilen; wird ſie aber bis hierher verfolgt und geſtellt, ſo drückt ſie ſich mit dem Hintertheile nieder, erhebt den Vordertheil und den Kopf ſo hoch als ſie kann, ſchlägt auch wohl den Schwanz unter den Leib, zeigt nunmehr dem Gegner ihr ſehr furchtbares Gebiß, macht auch von dieſem den wirkſamſten Gebrauch, da ſie ihrem Angreifer kühn zu Leibe geht und in Alles, was ihr vorgehalten wird, wüthend beißt. Grey verſichert, daß die muthige Echſe einen ihr angebotenen Kampf ſtets annimmt, ſehr brav ficht und dem ungewohnten oder ungeſchickten Europäer wirklich Furcht einzuflößen weiß, da ſie es keineswegs immer bei der Vertheidigung bewenden läßt, ſondern gelegentlich auch zum Angriff übergeht. Jhre Krauſe ſcheint ſie nicht blos zu benutzen, um den Feind zu erſchrecken, ſondern auch als Schild für Kopf, Hals und Vorderglieder zu verwenden.
Verwandte dieſer ausgezeichneten Art hauſen in Jndien, werden aber einer anderen Sippe zuge- zählt. Aus dieſer und der durch die Krauſenechſe vertretenen hat Fitzinger die Familie der Fahnenechſen(Semiophori) gebildet.
Man ſagte mir, ſo erzählt Herodot, bei der Stadt Butus in Arabien ſei ein Ort, wo es fliegende Schlangen gäbe. Jch reiſte deshalb hin und ſah daſelbſt eine unglaubliche Menge Knochen und Gräten in zahlloſen größeren und kleineren Haufen. Der Ort liegt in einem von Bergen umgebenen Thale, welches ſich in die weite Ebene Egyptens öffnet. Es wurde geſagt, dieſe geflügelten Schlangen flögen im Frühlinge aus Arabien nach Egypten, begegneten aber beim Ausgange des Thales dem Jbis, von welchem ſie umgebracht würden; deshalb eben ſtünden dieſe Vögel bei den Egyptern in ſo hoher Ehre. Die Geſtalt dieſer Schlangen iſt die der Waſſerſchlangen; ihre Flügel aber haben keine Federn, ſondern ſind wie die der Fledermäuſe gebildet. Arabien bringt Weihrauch, Myrrhen, Caſſia und Zimmet hervor. Dieſe Weihrauchbäume werden von den geflügelten Schlangen gehütet (von denſelben, welche herdenweiſe nach Egypten kommen); doch kann man ſie durch den Rauch von Storar vertreiben.
Von welchen Thieren der alte Geſchichtsſchreiber erzählt, läßt ſich nicht mehr beſtimmen; möglich aber iſt es immerhin, daß man ſchon damals etwas von den kleinen, wenn auch nicht geflügelten, ſodoch mit einem Fallſchirme verſehenen Baumechſen wußte, welche Oſtindien bewohnen. Mit den fabel- haften Drachen oder Lindwürmern, welche man bald als geflügelte Rieſenſchlangen, bald als befittigte Krokodile darſtellte, haben dieſe harmloſen, kleinen Thierchen Nichts weiter gemein als den Namen, welchen ſie eben jenen eingebildeten Geſtalten verdanken.
Die erſten ſechs falſchen Rippen ſind bei ihnen, den Drachen(Dracones), zu Trägern eines Fallſchirmes umgeſtaltet, welcher an die demſelben Zwecke dienende Flatterhaut der fliegenden Eich-
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Krauſenechſe. Gemeiner Drache.
iſt an den Rändern ausgezackt, auf der Oberfläche fein geſchuppt, erreicht namentlich im Nacken eine
großartige Entwickelung und kann wie ein Schirm nach allen Seiten hin gegen ſechs Zoll weit aus-
gebreitet, ja ſogar über den Kopf weggeſchlagen werden. Nur der Hals trägt einen ſchwachen Kamm;
auf dem Rücken und dem Schwanze bemerkt man kaum eine derartige Erhöhung. Die Beine ſind
ſchlank, die Füße ſehr langzehig. Die Bekleidung beſteht aus kleinen, ungleichen Schildern, unter
denen die ſeitlichen die größten. Die Ohröffnungen ſind groß, die Augen lebhaft und ziemlich weit
vortretend. Die Färbung iſt ein gleichmäßiges Gemiſch von Gelbbraun und Schwarz. Drei ſpitz-
kegelige Vorder-, vier lange Fang- und über dreißig dreizackige Backenzähne bilden das Gebiß.
Jüngere Thiere unterſcheiden ſich von den älteren durch die geringe Größe ihrer Krauſe, wie unſer
Bild zeigt.
Ueber die Lebensweiſe ſind wir leider noch wenig unterrichtet. Die Krauſenechſe lebt nach
Angabe Grey’s hauptſächlich auf Bäumen, obwohl ſie auch ſehr ſchnell über den Boden dahinlaufen
kann. Wenn ſie nicht herausgefordert oder geſtört iſt, geht ſie langſam ihres Weges dahin, die Krauſe
zuſammengefaltet und angelegt; ſie gehört aber zu den leicht erregbaren Geſchöpfen und ſpannt ihren
Schirm auf, ſobald ſie erſchreckt wird. Zunächſt pflegt ſie unter ſolchen Umſtänden einem Baume
zuzueilen; wird ſie aber bis hierher verfolgt und geſtellt, ſo drückt ſie ſich mit dem Hintertheile
nieder, erhebt den Vordertheil und den Kopf ſo hoch als ſie kann, ſchlägt auch wohl den Schwanz
unter den Leib, zeigt nunmehr dem Gegner ihr ſehr furchtbares Gebiß, macht auch von dieſem den
wirkſamſten Gebrauch, da ſie ihrem Angreifer kühn zu Leibe geht und in Alles, was ihr vorgehalten
wird, wüthend beißt. Grey verſichert, daß die muthige Echſe einen ihr angebotenen Kampf ſtets
annimmt, ſehr brav ficht und dem ungewohnten oder ungeſchickten Europäer wirklich Furcht einzuflößen
weiß, da ſie es keineswegs immer bei der Vertheidigung bewenden läßt, ſondern gelegentlich auch zum
Angriff übergeht. Jhre Krauſe ſcheint ſie nicht blos zu benutzen, um den Feind zu erſchrecken,
ſondern auch als Schild für Kopf, Hals und Vorderglieder zu verwenden.
Verwandte dieſer ausgezeichneten Art hauſen in Jndien, werden aber einer anderen Sippe zuge-
zählt. Aus dieſer und der durch die Krauſenechſe vertretenen hat Fitzinger die Familie der
Fahnenechſen (Semiophori) gebildet.
Man ſagte mir, ſo erzählt Herodot, bei der Stadt Butus in Arabien ſei ein Ort, wo es
fliegende Schlangen gäbe. Jch reiſte deshalb hin und ſah daſelbſt eine unglaubliche Menge Knochen
und Gräten in zahlloſen größeren und kleineren Haufen. Der Ort liegt in einem von Bergen
umgebenen Thale, welches ſich in die weite Ebene Egyptens öffnet. Es wurde geſagt, dieſe geflügelten
Schlangen flögen im Frühlinge aus Arabien nach Egypten, begegneten aber beim Ausgange des
Thales dem Jbis, von welchem ſie umgebracht würden; deshalb eben ſtünden dieſe Vögel bei den
Egyptern in ſo hoher Ehre. Die Geſtalt dieſer Schlangen iſt die der Waſſerſchlangen; ihre Flügel
aber haben keine Federn, ſondern ſind wie die der Fledermäuſe gebildet. Arabien bringt Weihrauch,
Myrrhen, Caſſia und Zimmet hervor. Dieſe Weihrauchbäume werden von den geflügelten Schlangen
gehütet (von denſelben, welche herdenweiſe nach Egypten kommen); doch kann man ſie durch den
Rauch von Storar vertreiben.
Von welchen Thieren der alte Geſchichtsſchreiber erzählt, läßt ſich nicht mehr beſtimmen; möglich
aber iſt es immerhin, daß man ſchon damals etwas von den kleinen, wenn auch nicht geflügelten,
ſodoch mit einem Fallſchirme verſehenen Baumechſen wußte, welche Oſtindien bewohnen. Mit den fabel-
haften Drachen oder Lindwürmern, welche man bald als geflügelte Rieſenſchlangen, bald als befittigte
Krokodile darſtellte, haben dieſe harmloſen, kleinen Thierchen Nichts weiter gemein als den Namen,
welchen ſie eben jenen eingebildeten Geſtalten verdanken.
Die erſten ſechs falſchen Rippen ſind bei ihnen, den Drachen (Dracones), zu Trägern eines
Fallſchirmes umgeſtaltet, welcher an die demſelben Zwecke dienende Flatterhaut der fliegenden Eich-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/143>, abgerufen am 21.12.2024.
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