Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.Die Schuppenechsen. Dickzüngler. Baumechsen. Schönechsen. Fechtechsen. Bürzelechfen. gilt. Bei allen sind vier Füße, von denen die vorderen wie die hinteren fünf vorwärts gerichteteZehen tragen, entwickelt; der Schwanz spielt in verschiedenen Längen, da er sehr lang und dünn und ebenso kurz und dick, kegelförmig sein kann; bewegliche Augenlider sind vorhanden, zuweilen aber so verkümmert, daß sie das Auge nicht vollständig decken; die Bekleidung besteht aus schuppigen oder hornigen Platten und Höckern, welche auf dem Rücken regelmäßig einen Kamm bilden und auch an den übrigen Theilen des Leibes sich oft stachelähnlich umgestalten. Bei einigen Unterabtheilungen der Zunft finden sich in beiden Erdhälften Vertreter, welche sich äußerlich zum Täuschen ähneln können, regelmäßig aber dadurch unterscheiden, daß die Zähne von denen, welche der alten Welt angehören, den Kiefern eingewachsen, die der neuweltlichen Arten hingegen denselben angewachsen sind. Man begreift, wie schwierig es ist, nach diesen Kennzeichen die alt- und neuweltlichen Arten zu sondern; gleichwohl legt man im allgemeinen ein sehr großes Gewicht auf diesen Unterschied. Baumechsen (Dendrophilae) nennt man die altweltlichen Arten, mit seitlich zusammen- Gewöhnlich sieht man alle zu dieser Unterabtheilung zählenden Arten und außerdem die in der Mehrere Baumechsen mit sonderbar gestaltetem Kopfe und verborgenem Paukenfelle, welche als Die Fechtechsen (Calotes) haben mit unseren Eidechsen noch eine gewisse Aehnlichkeit. Jhr Die Heimat der Kalote erstreckt sich über das Festland von Jndien, Ceylon und die Philippinen. Die Schuppenechſen. Dickzüngler. Baumechſen. Schönechſen. Fechtechſen. Bürzelechfen. gilt. Bei allen ſind vier Füße, von denen die vorderen wie die hinteren fünf vorwärts gerichteteZehen tragen, entwickelt; der Schwanz ſpielt in verſchiedenen Längen, da er ſehr lang und dünn und ebenſo kurz und dick, kegelförmig ſein kann; bewegliche Augenlider ſind vorhanden, zuweilen aber ſo verkümmert, daß ſie das Auge nicht vollſtändig decken; die Bekleidung beſteht aus ſchuppigen oder hornigen Platten und Höckern, welche auf dem Rücken regelmäßig einen Kamm bilden und auch an den übrigen Theilen des Leibes ſich oft ſtachelähnlich umgeſtalten. Bei einigen Unterabtheilungen der Zunft finden ſich in beiden Erdhälften Vertreter, welche ſich äußerlich zum Täuſchen ähneln können, regelmäßig aber dadurch unterſcheiden, daß die Zähne von denen, welche der alten Welt angehören, den Kiefern eingewachſen, die der neuweltlichen Arten hingegen denſelben angewachſen ſind. Man begreift, wie ſchwierig es iſt, nach dieſen Kennzeichen die alt- und neuweltlichen Arten zu ſondern; gleichwohl legt man im allgemeinen ein ſehr großes Gewicht auf dieſen Unterſchied. Baumechſen (Dendrophilae) nennt man die altweltlichen Arten, mit ſeitlich zuſammen- Gewöhnlich ſieht man alle zu dieſer Unterabtheilung zählenden Arten und außerdem die in der Mehrere Baumechſen mit ſonderbar geſtaltetem Kopfe und verborgenem Paukenfelle, welche als Die Fechtechſen (Calotes) haben mit unſeren Eidechſen noch eine gewiſſe Aehnlichkeit. Jhr Die Heimat der Kalote erſtreckt ſich über das Feſtland von Jndien, Ceylon und die Philippinen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0140" n="124"/><fw place="top" type="header">Die Schuppenechſen. Dickzüngler. Baumechſen. Schönechſen. Fechtechſen. Bürzelechfen.</fw><lb/> gilt. 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Alle bekannten Arten dieſer Gruppe ſind in Jndien zu Hauſe, leben auf Bäumen,<lb/> Felſen oder Hausdächern, bewegen ſich zwar gewandt, aber doch ſelten raſch und ernähren ſich von<lb/> Kerbthieren.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Fechtechſen</hi> <hi rendition="#aq">(Calotes)</hi> haben mit unſeren Eidechſen noch eine gewiſſe Aehnlichkeit. Jhr<lb/> Rumpf iſt mit großen, gekielten Schindelſchuppen bekleidet, der Rückenkamm vorhanden, der ſehr<lb/> lange Schwanz zugerundet. Als der bekannteſte Vertreter dieſer Sippe gilt die <hi rendition="#g">Kalote</hi> oder, wie<lb/> ſie auf Ceylon genannt wird, der <hi rendition="#g">Blutſauger</hi> <hi rendition="#aq">(Calotes ophiomachus),</hi> eine der ſchönſten aller<lb/> Schuppenechſen, lebhaft himmelblau oder grünblau von Farbe, zuweilen auf grünem Grunde weiß<lb/> geſtreift oder ſchwarz gebändert, von anderen Arten unterſchieden durch einen Stachelkamm hinter den<lb/> Ohren. 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Bei den Holländern Oſtindiens wird ſie <hi rendition="#g">Kampfhähnchen</hi> genannt,<lb/> weil ſie die Kammſchuppen oft aufrichtet, als ob ſie ſich darauf Etwas einbilde; bei den Singaleſen und<lb/> Engländern heißt ſie <hi rendition="#g">Blutſauger,</hi> weil ſie, wie das Chamäleon, ihre Farbe oft verändert und Kopf<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0140]
Die Schuppenechſen. Dickzüngler. Baumechſen. Schönechſen. Fechtechſen. Bürzelechfen.
gilt. Bei allen ſind vier Füße, von denen die vorderen wie die hinteren fünf vorwärts gerichtete
Zehen tragen, entwickelt; der Schwanz ſpielt in verſchiedenen Längen, da er ſehr lang und dünn und
ebenſo kurz und dick, kegelförmig ſein kann; bewegliche Augenlider ſind vorhanden, zuweilen aber
ſo verkümmert, daß ſie das Auge nicht vollſtändig decken; die Bekleidung beſteht aus ſchuppigen
oder hornigen Platten und Höckern, welche auf dem Rücken regelmäßig einen Kamm bilden und auch
an den übrigen Theilen des Leibes ſich oft ſtachelähnlich umgeſtalten. Bei einigen Unterabtheilungen
der Zunft finden ſich in beiden Erdhälften Vertreter, welche ſich äußerlich zum Täuſchen ähneln können,
regelmäßig aber dadurch unterſcheiden, daß die Zähne von denen, welche der alten Welt angehören,
den Kiefern eingewachſen, die der neuweltlichen Arten hingegen denſelben angewachſen ſind. Man
begreift, wie ſchwierig es iſt, nach dieſen Kennzeichen die alt- und neuweltlichen Arten zu ſondern;
gleichwohl legt man im allgemeinen ein ſehr großes Gewicht auf dieſen Unterſchied.
Baumechſen (Dendrophilae) nennt man die altweltlichen Arten, mit ſeitlich zuſammen-
gedrücktem Rumpfe, länglichem, vierſeitigen, pyramidalen Kopfe, ſchlanken Gliedmaßen und einem
oberflächlich liegenden Paukenfelle. Die Zähne ſind im oberen Ladenrande der Kiefern eingewachſen;
neben den Vorderzähnen finden ſich ſtark entwickelte Eckzähne.
Gewöhnlich ſieht man alle zu dieſer Unterabtheilung zählenden Arten und außerdem die in der
neuen Welt ſie vertretenden Verwandten als Glieder einer und derſelben Familie an; einige Natur-
forſcher aber trennen ſie, Fitzinger’s Vorgange folgend, in enger begrenzte Gruppen, denen ſie, und
wohl mit Recht, den Rang von Familien zuſprechen.
Mehrere Baumechſen mit ſonderbar geſtaltetem Kopfe und verborgenem Paukenfelle, welche als
Vertreter beſonderer Sippen gelten, verbinden die Schönechſen (Calotae) mit den Chamäleons.
Die Merkmale der letzteren ſind: wenig zuſammengedrückter Rumpf, kurzer, durch die Dicke der Backen
ausgezeichneter Kopf, ſchlanke Beine mit langzehigen Füßen und ein ſehr langer, runder Schwanz.
Die Bekleidung beſteht aus großen, rhombiſchgekielten Schindelſchuppen, welche auf der Rückenfirſte
gewöhnlich zu einem aus ſpitzigen Horngebilden beſtehenden Kamme umgeſtaltet, auch wohl an anderen
Körpertheilen, beiſpielsweiſe am Kinnladengelenke oder an der Schnauzenſpitze hornartig verlängerte
Schuppen zeigen. Alle bekannten Arten dieſer Gruppe ſind in Jndien zu Hauſe, leben auf Bäumen,
Felſen oder Hausdächern, bewegen ſich zwar gewandt, aber doch ſelten raſch und ernähren ſich von
Kerbthieren.
Die Fechtechſen (Calotes) haben mit unſeren Eidechſen noch eine gewiſſe Aehnlichkeit. Jhr
Rumpf iſt mit großen, gekielten Schindelſchuppen bekleidet, der Rückenkamm vorhanden, der ſehr
lange Schwanz zugerundet. Als der bekannteſte Vertreter dieſer Sippe gilt die Kalote oder, wie
ſie auf Ceylon genannt wird, der Blutſauger (Calotes ophiomachus), eine der ſchönſten aller
Schuppenechſen, lebhaft himmelblau oder grünblau von Farbe, zuweilen auf grünem Grunde weiß
geſtreift oder ſchwarz gebändert, von anderen Arten unterſchieden durch einen Stachelkamm hinter den
Ohren. Die Länge beträgt 14 bis 16 Zoll, wovon etwa drei Viertel auf den Schwanz gerechnet
werden müſſen.
Die Heimat der Kalote erſtreckt ſich über das Feſtland von Jndien, Ceylon und die Philippinen.
Sie lebt auf verſchiedenen Oertlichkeiten, meiſt jedoch auf Geſtein, gewöhnlich auf alten, verfallenen
Mauern nach Art unſerer Eidechſen, oder aber auf den platten Dächern der Gebäude, zu denen ſie
ſich mit Hilfe ihrer langen Zehen und krummen Klauen raſch empor arbeitet. Jhre Nahrung beſteht in
kleinen Spinnen und kleinen Kerbthieren, insbeſondere in Käfern, deren Panzer ſie mit ihren kräftigen
Kiefern leicht zerbrechen kann. Bei den Holländern Oſtindiens wird ſie Kampfhähnchen genannt,
weil ſie die Kammſchuppen oft aufrichtet, als ob ſie ſich darauf Etwas einbilde; bei den Singaleſen und
Engländern heißt ſie Blutſauger, weil ſie, wie das Chamäleon, ihre Farbe oft verändert und Kopf
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