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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schuppenechsen. Tejuechsen. Ameiven. Nahtechsen.
bestätigt, daß der Teju blos auf dem Trockenen lebe und nicht in das Wasser gehe." Jeder einzelne
haust in einer Erdhöhle, welche er sich unter die Wurzeln der Bäume gräbt und mit einer weiten
Oeffnung versieht. Diesem Baue eilt er zu, sobald er verfolgt oder durch etwas Fremdartiges
erschreckt wird. Er ist ein starkes und sehr schnelles, aber außerordentlich schüchternes und flüchtiges
Thier, läßt sich in bewohnten Gegenden selten nah auf den Leib kommen, stellt sich aber, einmal in die
Enge getrieben, zu tapferer Gegenwehr, beißt äußerst scharf, sogar starke Stiefel durch und schlägt
nach den ihn angreifenden Hunden heftig mit seinem kräftigen, muskeligen Schwanze. Jm Sitzen
trägt er den Kopf hoch und gewährt deshalb einen eigenthümlichen, aber angenehmen Anblick, dessen
Eindruck durch das feurige Auge erhöht wird; im Laufen eilt er pfeilschnell in gerader Richtung dahin,
den Leib und den langen, auf dem Boden nachschleifenden Schwanz schlangenartig bewegend. Die
Zunge ist beständig in Thätigkeit: er züngelt, auch wenn er dazu durchaus keine Veranlassung hat.
Eine Stimme hat der Prinz niemals gehört, und als Fabel erklärt er die frühere Behauptung, daß
der Teju vor anderen gefährlichen Thieren warnen solle.

Die Nahrung besteht in Früchten und allen kleineren lebenden Wesen, insbesondere in Mäusen,
Fröschen, Würmern, Kerbthieren, Eiern und dergl. Der Prinz fand in dem Magen des von ihm
erlegten Tejus die Ueberreste von Mäusen und Kerbthieren, erfuhr auch, daß er Hühner auf den
Höfen rauben solle; Schomburgk bestätigt das letztere und versichert, daß man sie in der Nähe der
Gehöfte keineswegs gern sähe, weil sie nicht nur den Eiern, sondern auch jungem Federviehe eifrig
nachstelle. Die Eingeborenen Brasiliens sagen, daß der Teju sich während der kalten Jahreszeit in
seinen Bau verkriecht, daselbst von einem gesammelten Vorrathe von Früchten etwa vier Monate lang
lebt, und hierauf, etwa im August, wieder zum Vorschein kommt: wahrscheinlich bezieht sich diese Angabe
auf einen Sommerschlaf des Thieres. Da man gesehen hat, daß der Schwanz desselben sehr oft
verstümmelt ist und dann wieder wächst, hat man das Märchen erfunden, daß unsere Echse während
des Winterschlafes, wenn ihr Fruchtvorrath zu früh aufgezehrt sei, sich den eigenen Schwanz anfresse.

Ueber die Fortpflanzung hat Schomburgk einige Beobachtung gesammelt. "Die Eier", sagt
er, "fand ich häufig in den großen kegelförmigen Nestern einer Termite, welche diese nicht nur in den
Wäldern, sondern auch an den stumpf abgehauenen Bäumen in den Pflanzungen zwei bis drei Fuß
tief in den Erdboden anbaut. Der Salompenter höhlt solche Termitennester aus, verzehrt die eigenen
Jnwohner und legt dann seine Eier, funfzig bis sechzig an der Zahl, hinein; die runden Eingänge
bricht er durch, sodaß er, wenn er am Baumstumpfe empor kriecht, bequem in denselben ein-
schlüpfen kann."

Der Teju wird überall gejagt, weil das Fleisch allgemein beliebt ist. Man geht mit besonders
auf diese Jagdart geübten Hunden in den Wald, läßt durch diese den Teju aufsuchen, in seine Höhle
treiben, gräbt ihn aus und erschlägt ihn dann oder schießt ihn, falls man dazu Zeit hat, mit Schrot.
Die Hunde müssen wohl abgerichtet sein, weil solche, welche in dieser Jagd keine Erfahrung haben,
durch die Schwanzschläge, welche die Echse austheilt, sich verblüssen lassen und in der Regel beschämt
abziehen. Das Fleisch gleicht, zugerichtet, dem Hühnerfleische, ist weiß und wohlschmeckend und steht
deshalb in hohem Rufe. Uebrigens gebraucht man es nicht allein zur Speise, sondern auch als Heil-
mittel gegen Schlangenbiß; insbesondere das Fett soll hiergegen Vorzügliches leisten.

Schomburgk hielt einen Teju mehrere Monate lang im Käfig, hat sich aber nicht mit ihm
befreunden können. "Er war", sagt er, "ein ebenso böses als bissiges Thier, welches seine Wildheit
nie ablegte. Er fraß nur Fleisch und trank ebenso häufig wie Nattern, sodaß er täglich seinen Trunk
Wasser erhalten mußte."



Unter dem Namen Ameiven (Ameiva) unterscheidet man diejenigen Arten der Familie, welche
einen rundlichen Schwanz ohne Kamm und kleine, cilindrische, an der Krone gerade abgeschnittene und

Die Schuppenechſen. Tejuechſen. Ameiven. Nahtechſen.
beſtätigt, daß der Teju blos auf dem Trockenen lebe und nicht in das Waſſer gehe.“ Jeder einzelne
hauſt in einer Erdhöhle, welche er ſich unter die Wurzeln der Bäume gräbt und mit einer weiten
Oeffnung verſieht. Dieſem Baue eilt er zu, ſobald er verfolgt oder durch etwas Fremdartiges
erſchreckt wird. Er iſt ein ſtarkes und ſehr ſchnelles, aber außerordentlich ſchüchternes und flüchtiges
Thier, läßt ſich in bewohnten Gegenden ſelten nah auf den Leib kommen, ſtellt ſich aber, einmal in die
Enge getrieben, zu tapferer Gegenwehr, beißt äußerſt ſcharf, ſogar ſtarke Stiefel durch und ſchlägt
nach den ihn angreifenden Hunden heftig mit ſeinem kräftigen, muskeligen Schwanze. Jm Sitzen
trägt er den Kopf hoch und gewährt deshalb einen eigenthümlichen, aber angenehmen Anblick, deſſen
Eindruck durch das feurige Auge erhöht wird; im Laufen eilt er pfeilſchnell in gerader Richtung dahin,
den Leib und den langen, auf dem Boden nachſchleifenden Schwanz ſchlangenartig bewegend. Die
Zunge iſt beſtändig in Thätigkeit: er züngelt, auch wenn er dazu durchaus keine Veranlaſſung hat.
Eine Stimme hat der Prinz niemals gehört, und als Fabel erklärt er die frühere Behauptung, daß
der Teju vor anderen gefährlichen Thieren warnen ſolle.

Die Nahrung beſteht in Früchten und allen kleineren lebenden Weſen, insbeſondere in Mäuſen,
Fröſchen, Würmern, Kerbthieren, Eiern und dergl. Der Prinz fand in dem Magen des von ihm
erlegten Tejus die Ueberreſte von Mäuſen und Kerbthieren, erfuhr auch, daß er Hühner auf den
Höfen rauben ſolle; Schomburgk beſtätigt das letztere und verſichert, daß man ſie in der Nähe der
Gehöfte keineswegs gern ſähe, weil ſie nicht nur den Eiern, ſondern auch jungem Federviehe eifrig
nachſtelle. Die Eingeborenen Braſiliens ſagen, daß der Teju ſich während der kalten Jahreszeit in
ſeinen Bau verkriecht, daſelbſt von einem geſammelten Vorrathe von Früchten etwa vier Monate lang
lebt, und hierauf, etwa im Auguſt, wieder zum Vorſchein kommt: wahrſcheinlich bezieht ſich dieſe Angabe
auf einen Sommerſchlaf des Thieres. Da man geſehen hat, daß der Schwanz deſſelben ſehr oft
verſtümmelt iſt und dann wieder wächſt, hat man das Märchen erfunden, daß unſere Echſe während
des Winterſchlafes, wenn ihr Fruchtvorrath zu früh aufgezehrt ſei, ſich den eigenen Schwanz anfreſſe.

Ueber die Fortpflanzung hat Schomburgk einige Beobachtung geſammelt. „Die Eier“, ſagt
er, „fand ich häufig in den großen kegelförmigen Neſtern einer Termite, welche dieſe nicht nur in den
Wäldern, ſondern auch an den ſtumpf abgehauenen Bäumen in den Pflanzungen zwei bis drei Fuß
tief in den Erdboden anbaut. Der Salompenter höhlt ſolche Termitenneſter aus, verzehrt die eigenen
Jnwohner und legt dann ſeine Eier, funfzig bis ſechzig an der Zahl, hinein; die runden Eingänge
bricht er durch, ſodaß er, wenn er am Baumſtumpfe empor kriecht, bequem in denſelben ein-
ſchlüpfen kann.“

Der Teju wird überall gejagt, weil das Fleiſch allgemein beliebt iſt. Man geht mit beſonders
auf dieſe Jagdart geübten Hunden in den Wald, läßt durch dieſe den Teju aufſuchen, in ſeine Höhle
treiben, gräbt ihn aus und erſchlägt ihn dann oder ſchießt ihn, falls man dazu Zeit hat, mit Schrot.
Die Hunde müſſen wohl abgerichtet ſein, weil ſolche, welche in dieſer Jagd keine Erfahrung haben,
durch die Schwanzſchläge, welche die Echſe austheilt, ſich verblüſſen laſſen und in der Regel beſchämt
abziehen. Das Fleiſch gleicht, zugerichtet, dem Hühnerfleiſche, iſt weiß und wohlſchmeckend und ſteht
deshalb in hohem Rufe. Uebrigens gebraucht man es nicht allein zur Speiſe, ſondern auch als Heil-
mittel gegen Schlangenbiß; insbeſondere das Fett ſoll hiergegen Vorzügliches leiſten.

Schomburgk hielt einen Teju mehrere Monate lang im Käfig, hat ſich aber nicht mit ihm
befreunden können. „Er war“, ſagt er, „ein ebenſo böſes als biſſiges Thier, welches ſeine Wildheit
nie ablegte. Er fraß nur Fleiſch und trank ebenſo häufig wie Nattern, ſodaß er täglich ſeinen Trunk
Waſſer erhalten mußte.“



Unter dem Namen Ameiven (Ameiva) unterſcheidet man diejenigen Arten der Familie, welche
einen rundlichen Schwanz ohne Kamm und kleine, cilindriſche, an der Krone gerade abgeſchnittene und

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[106/0122] Die Schuppenechſen. Tejuechſen. Ameiven. Nahtechſen. beſtätigt, daß der Teju blos auf dem Trockenen lebe und nicht in das Waſſer gehe.“ Jeder einzelne hauſt in einer Erdhöhle, welche er ſich unter die Wurzeln der Bäume gräbt und mit einer weiten Oeffnung verſieht. Dieſem Baue eilt er zu, ſobald er verfolgt oder durch etwas Fremdartiges erſchreckt wird. Er iſt ein ſtarkes und ſehr ſchnelles, aber außerordentlich ſchüchternes und flüchtiges Thier, läßt ſich in bewohnten Gegenden ſelten nah auf den Leib kommen, ſtellt ſich aber, einmal in die Enge getrieben, zu tapferer Gegenwehr, beißt äußerſt ſcharf, ſogar ſtarke Stiefel durch und ſchlägt nach den ihn angreifenden Hunden heftig mit ſeinem kräftigen, muskeligen Schwanze. Jm Sitzen trägt er den Kopf hoch und gewährt deshalb einen eigenthümlichen, aber angenehmen Anblick, deſſen Eindruck durch das feurige Auge erhöht wird; im Laufen eilt er pfeilſchnell in gerader Richtung dahin, den Leib und den langen, auf dem Boden nachſchleifenden Schwanz ſchlangenartig bewegend. Die Zunge iſt beſtändig in Thätigkeit: er züngelt, auch wenn er dazu durchaus keine Veranlaſſung hat. Eine Stimme hat der Prinz niemals gehört, und als Fabel erklärt er die frühere Behauptung, daß der Teju vor anderen gefährlichen Thieren warnen ſolle. Die Nahrung beſteht in Früchten und allen kleineren lebenden Weſen, insbeſondere in Mäuſen, Fröſchen, Würmern, Kerbthieren, Eiern und dergl. Der Prinz fand in dem Magen des von ihm erlegten Tejus die Ueberreſte von Mäuſen und Kerbthieren, erfuhr auch, daß er Hühner auf den Höfen rauben ſolle; Schomburgk beſtätigt das letztere und verſichert, daß man ſie in der Nähe der Gehöfte keineswegs gern ſähe, weil ſie nicht nur den Eiern, ſondern auch jungem Federviehe eifrig nachſtelle. Die Eingeborenen Braſiliens ſagen, daß der Teju ſich während der kalten Jahreszeit in ſeinen Bau verkriecht, daſelbſt von einem geſammelten Vorrathe von Früchten etwa vier Monate lang lebt, und hierauf, etwa im Auguſt, wieder zum Vorſchein kommt: wahrſcheinlich bezieht ſich dieſe Angabe auf einen Sommerſchlaf des Thieres. Da man geſehen hat, daß der Schwanz deſſelben ſehr oft verſtümmelt iſt und dann wieder wächſt, hat man das Märchen erfunden, daß unſere Echſe während des Winterſchlafes, wenn ihr Fruchtvorrath zu früh aufgezehrt ſei, ſich den eigenen Schwanz anfreſſe. Ueber die Fortpflanzung hat Schomburgk einige Beobachtung geſammelt. „Die Eier“, ſagt er, „fand ich häufig in den großen kegelförmigen Neſtern einer Termite, welche dieſe nicht nur in den Wäldern, ſondern auch an den ſtumpf abgehauenen Bäumen in den Pflanzungen zwei bis drei Fuß tief in den Erdboden anbaut. Der Salompenter höhlt ſolche Termitenneſter aus, verzehrt die eigenen Jnwohner und legt dann ſeine Eier, funfzig bis ſechzig an der Zahl, hinein; die runden Eingänge bricht er durch, ſodaß er, wenn er am Baumſtumpfe empor kriecht, bequem in denſelben ein- ſchlüpfen kann.“ Der Teju wird überall gejagt, weil das Fleiſch allgemein beliebt iſt. Man geht mit beſonders auf dieſe Jagdart geübten Hunden in den Wald, läßt durch dieſe den Teju aufſuchen, in ſeine Höhle treiben, gräbt ihn aus und erſchlägt ihn dann oder ſchießt ihn, falls man dazu Zeit hat, mit Schrot. Die Hunde müſſen wohl abgerichtet ſein, weil ſolche, welche in dieſer Jagd keine Erfahrung haben, durch die Schwanzſchläge, welche die Echſe austheilt, ſich verblüſſen laſſen und in der Regel beſchämt abziehen. Das Fleiſch gleicht, zugerichtet, dem Hühnerfleiſche, iſt weiß und wohlſchmeckend und ſteht deshalb in hohem Rufe. Uebrigens gebraucht man es nicht allein zur Speiſe, ſondern auch als Heil- mittel gegen Schlangenbiß; insbeſondere das Fett ſoll hiergegen Vorzügliches leiſten. Schomburgk hielt einen Teju mehrere Monate lang im Käfig, hat ſich aber nicht mit ihm befreunden können. „Er war“, ſagt er, „ein ebenſo böſes als biſſiges Thier, welches ſeine Wildheit nie ablegte. Er fraß nur Fleiſch und trank ebenſo häufig wie Nattern, ſodaß er täglich ſeinen Trunk Waſſer erhalten mußte.“ Unter dem Namen Ameiven (Ameiva) unterſcheidet man diejenigen Arten der Familie, welche einen rundlichen Schwanz ohne Kamm und kleine, cilindriſche, an der Krone gerade abgeſchnittene und

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/122>, abgerufen am 21.12.2024.