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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Tropikvogel. Tölpel.
Höhlungen und Ritzen in den Klippen wählen. Jedes Pärchen legt nur ein einziges Ei von
blaßchocoladenbrauner Grundfärbung und einer aus größeren und kleineren, hell- und dunkelbraunen
Tüpfeln bestehenden Zeichnung. Beide Geschlechter brüten und zwar mit so großer Hingebung, daß
sie bei Ankunft eines Menschen nicht davonfliegen, sondern sich nur mit dem Schnabel zu vertheidigen
suchen und nicht selten erfolgreich wehren. Diejenigen, welche auf dem Boden brüten, überlassen
die Eier um die Mittagszeit der Sonne, während die, welche Höhlungen zum Nisten erwählten,
gerade in den Mittagsstunden brüten sollen. Die Jungen gleichen, nach Bennett, eher einer
Puderquaste als einem Vogel, sind rund wie ein Ball und mit zarten, schneeweißen Dunen dicht
bedeckt. Später erhalten sie ein gestreiftes Jugendkleid, welches mit der ersten Mauser in ein
rein weißes übergeht. Jm dritten Jahre kommt die schöne rosenrothe Färbung zum Vorschein, und
gleichzeitig mit ihr wachsen die langen Federn heraus.

Die Einwohner der Freundschaftsinseln und anderer Eilande des südlichen stillen Meeres
gebrauchen diese Federn zum Zierrath und halten sie hoch in Ehren. Da es für sie schwer hält,
solche Federn zu erlangen, haben sie sich ein sehr sinnreiches Mittel erdacht: sie warten nämlich, bis
die Tropikvögel brüten, fangen sie auf den Nestern, ziehen ihnen die Federn aus und lassen sie wieder
fliegen. Genau dasselbe Verfahren wird von den Europäern der Jnsel Mauritius angewandt.

Robinson hielt einen Tropikvogel ungefähr eine Woche lang am Leben und fütterte ihn
während dieser Zeit mit den Eingeweiden verschiedener Fische, welche er gierig fraß. Wenn er gehen
wollte, breitete er seine Flügel und watschelte mit größter Schwierigkeit dahin. Zuweilen stieß er
einen schnatternden Laut aus wie ein Eisvogel, manchmal schrie er wie eine Möve. Er war bissig
und verwundete mit seinem scharfen Schnabel sehr fühlbar.



Die Tölpel (Sula) sind größer und schlanker gebaut als die Tropikvögel; ihr Schnabel ist
mehr als kopflang und trennt sich hinten in eine obere und untere Lage, sodaß es aussieht, als ob er
aus drei Theilen zusammengefügt wäre; die Füße sind niedrig, aber stämmig, die Flügel ungemein
lang, in ihnen die erste Schwinge die längste, der Schwanz, welcher aus zwölf Federn gebildet wird,
spitzt sich keilförmig zu; Gesicht und Kehle bleiben nackt.

Der Tölpel oder weiße Seerabe (Sula alba) ist mit Ausnahme der braunschwarzen
Schwingen erster Ordnung weiß, auf Oberkopf und Hinterhals gelblich überflogen, in der Jugend
auf der Oberseite schwarzbraun, weiß gefleckt, unten auf lichtem Grunde dunkler gefleckt und gepunktet.
Das Auge ist gelb, der Schnabel bläulich, der Fuß grün, die nackte Kehlhaut schwarz. Die Länge
beträgt 36 bis 38, die Breite 72 bis 74, die Fittiglänge 21, die Schwanzlänge 10 Zoll. Das
Weibchen unterscheidet sich durch etwas geringere Größe vom Männchen.

Alle Meere der nördlichen Erdhälfte vom 70. Grade der Breite an nach Süden hin bis gegen
den Wendekreis beherbergen den Tölpel; weiter südlich wird er durch Verwandte vertreten. Er ist
häufig um Jsland und die Faröer, Orkaden und Hebriden, seltener um die Küste Norwegens, kommt
vereinzelt in die Nähe Norddeutschlands, Hollands und Frankreichs, tritt aber an der amerikanischen
Küste und ebenso im nördlichen Theile des stillen Meeres, in großer Anzahl auf. Einzelne sind bis
ins Jnnere Deutschlands verschlagen worden.

Wie es scheint, zeigt auch der Tölpel eine gewisse Vorliebe für bestimmte Jnseln oder Stellen
der Küste. Wenn er es irgend im Stande, verbringt er die Nächte auf festem Lande, in der Regel
auf hohen und schroff abfallenden Felsen, welche sich unmittelbar aus dem Meere erheben und von
denen er aus wenigstens die See beständig vor sich sieht. Er scheint übrigens wählerisch zu sein und
sich wenigstens an gewisse Jnseln mehr als an andere; welche anscheinend dieselben Bedingungen
erfüllen, zu binden.

Tropikvogel. Tölpel.
Höhlungen und Ritzen in den Klippen wählen. Jedes Pärchen legt nur ein einziges Ei von
blaßchocoladenbrauner Grundfärbung und einer aus größeren und kleineren, hell- und dunkelbraunen
Tüpfeln beſtehenden Zeichnung. Beide Geſchlechter brüten und zwar mit ſo großer Hingebung, daß
ſie bei Ankunft eines Menſchen nicht davonfliegen, ſondern ſich nur mit dem Schnabel zu vertheidigen
ſuchen und nicht ſelten erfolgreich wehren. Diejenigen, welche auf dem Boden brüten, überlaſſen
die Eier um die Mittagszeit der Sonne, während die, welche Höhlungen zum Niſten erwählten,
gerade in den Mittagsſtunden brüten ſollen. Die Jungen gleichen, nach Bennett, eher einer
Puderquaſte als einem Vogel, ſind rund wie ein Ball und mit zarten, ſchneeweißen Dunen dicht
bedeckt. Später erhalten ſie ein geſtreiftes Jugendkleid, welches mit der erſten Mauſer in ein
rein weißes übergeht. Jm dritten Jahre kommt die ſchöne roſenrothe Färbung zum Vorſchein, und
gleichzeitig mit ihr wachſen die langen Federn heraus.

Die Einwohner der Freundſchaftsinſeln und anderer Eilande des ſüdlichen ſtillen Meeres
gebrauchen dieſe Federn zum Zierrath und halten ſie hoch in Ehren. Da es für ſie ſchwer hält,
ſolche Federn zu erlangen, haben ſie ſich ein ſehr ſinnreiches Mittel erdacht: ſie warten nämlich, bis
die Tropikvögel brüten, fangen ſie auf den Neſtern, ziehen ihnen die Federn aus und laſſen ſie wieder
fliegen. Genau daſſelbe Verfahren wird von den Europäern der Jnſel Mauritius angewandt.

Robinſon hielt einen Tropikvogel ungefähr eine Woche lang am Leben und fütterte ihn
während dieſer Zeit mit den Eingeweiden verſchiedener Fiſche, welche er gierig fraß. Wenn er gehen
wollte, breitete er ſeine Flügel und watſchelte mit größter Schwierigkeit dahin. Zuweilen ſtieß er
einen ſchnatternden Laut aus wie ein Eisvogel, manchmal ſchrie er wie eine Möve. Er war biſſig
und verwundete mit ſeinem ſcharfen Schnabel ſehr fühlbar.



Die Tölpel (Sula) ſind größer und ſchlanker gebaut als die Tropikvögel; ihr Schnabel iſt
mehr als kopflang und trennt ſich hinten in eine obere und untere Lage, ſodaß es ausſieht, als ob er
aus drei Theilen zuſammengefügt wäre; die Füße ſind niedrig, aber ſtämmig, die Flügel ungemein
lang, in ihnen die erſte Schwinge die längſte, der Schwanz, welcher aus zwölf Federn gebildet wird,
ſpitzt ſich keilförmig zu; Geſicht und Kehle bleiben nackt.

Der Tölpel oder weiße Seerabe (Sula alba) iſt mit Ausnahme der braunſchwarzen
Schwingen erſter Ordnung weiß, auf Oberkopf und Hinterhals gelblich überflogen, in der Jugend
auf der Oberſeite ſchwarzbraun, weiß gefleckt, unten auf lichtem Grunde dunkler gefleckt und gepunktet.
Das Auge iſt gelb, der Schnabel bläulich, der Fuß grün, die nackte Kehlhaut ſchwarz. Die Länge
beträgt 36 bis 38, die Breite 72 bis 74, die Fittiglänge 21, die Schwanzlänge 10 Zoll. Das
Weibchen unterſcheidet ſich durch etwas geringere Größe vom Männchen.

Alle Meere der nördlichen Erdhälfte vom 70. Grade der Breite an nach Süden hin bis gegen
den Wendekreis beherbergen den Tölpel; weiter ſüdlich wird er durch Verwandte vertreten. Er iſt
häufig um Jsland und die Faröer, Orkaden und Hebriden, ſeltener um die Küſte Norwegens, kommt
vereinzelt in die Nähe Norddeutſchlands, Hollands und Frankreichs, tritt aber an der amerikaniſchen
Küſte und ebenſo im nördlichen Theile des ſtillen Meeres, in großer Anzahl auf. Einzelne ſind bis
ins Jnnere Deutſchlands verſchlagen worden.

Wie es ſcheint, zeigt auch der Tölpel eine gewiſſe Vorliebe für beſtimmte Jnſeln oder Stellen
der Küſte. Wenn er es irgend im Stande, verbringt er die Nächte auf feſtem Lande, in der Regel
auf hohen und ſchroff abfallenden Felſen, welche ſich unmittelbar aus dem Meere erheben und von
denen er aus wenigſtens die See beſtändig vor ſich ſieht. Er ſcheint übrigens wähleriſch zu ſein und
ſich wenigſtens an gewiſſe Jnſeln mehr als an andere; welche anſcheinend dieſelben Bedingungen
erfüllen, zu binden.

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[911/0963] Tropikvogel. Tölpel. Höhlungen und Ritzen in den Klippen wählen. Jedes Pärchen legt nur ein einziges Ei von blaßchocoladenbrauner Grundfärbung und einer aus größeren und kleineren, hell- und dunkelbraunen Tüpfeln beſtehenden Zeichnung. Beide Geſchlechter brüten und zwar mit ſo großer Hingebung, daß ſie bei Ankunft eines Menſchen nicht davonfliegen, ſondern ſich nur mit dem Schnabel zu vertheidigen ſuchen und nicht ſelten erfolgreich wehren. Diejenigen, welche auf dem Boden brüten, überlaſſen die Eier um die Mittagszeit der Sonne, während die, welche Höhlungen zum Niſten erwählten, gerade in den Mittagsſtunden brüten ſollen. Die Jungen gleichen, nach Bennett, eher einer Puderquaſte als einem Vogel, ſind rund wie ein Ball und mit zarten, ſchneeweißen Dunen dicht bedeckt. Später erhalten ſie ein geſtreiftes Jugendkleid, welches mit der erſten Mauſer in ein rein weißes übergeht. Jm dritten Jahre kommt die ſchöne roſenrothe Färbung zum Vorſchein, und gleichzeitig mit ihr wachſen die langen Federn heraus. Die Einwohner der Freundſchaftsinſeln und anderer Eilande des ſüdlichen ſtillen Meeres gebrauchen dieſe Federn zum Zierrath und halten ſie hoch in Ehren. Da es für ſie ſchwer hält, ſolche Federn zu erlangen, haben ſie ſich ein ſehr ſinnreiches Mittel erdacht: ſie warten nämlich, bis die Tropikvögel brüten, fangen ſie auf den Neſtern, ziehen ihnen die Federn aus und laſſen ſie wieder fliegen. Genau daſſelbe Verfahren wird von den Europäern der Jnſel Mauritius angewandt. Robinſon hielt einen Tropikvogel ungefähr eine Woche lang am Leben und fütterte ihn während dieſer Zeit mit den Eingeweiden verſchiedener Fiſche, welche er gierig fraß. Wenn er gehen wollte, breitete er ſeine Flügel und watſchelte mit größter Schwierigkeit dahin. Zuweilen ſtieß er einen ſchnatternden Laut aus wie ein Eisvogel, manchmal ſchrie er wie eine Möve. Er war biſſig und verwundete mit ſeinem ſcharfen Schnabel ſehr fühlbar. Die Tölpel (Sula) ſind größer und ſchlanker gebaut als die Tropikvögel; ihr Schnabel iſt mehr als kopflang und trennt ſich hinten in eine obere und untere Lage, ſodaß es ausſieht, als ob er aus drei Theilen zuſammengefügt wäre; die Füße ſind niedrig, aber ſtämmig, die Flügel ungemein lang, in ihnen die erſte Schwinge die längſte, der Schwanz, welcher aus zwölf Federn gebildet wird, ſpitzt ſich keilförmig zu; Geſicht und Kehle bleiben nackt. Der Tölpel oder weiße Seerabe (Sula alba) iſt mit Ausnahme der braunſchwarzen Schwingen erſter Ordnung weiß, auf Oberkopf und Hinterhals gelblich überflogen, in der Jugend auf der Oberſeite ſchwarzbraun, weiß gefleckt, unten auf lichtem Grunde dunkler gefleckt und gepunktet. Das Auge iſt gelb, der Schnabel bläulich, der Fuß grün, die nackte Kehlhaut ſchwarz. Die Länge beträgt 36 bis 38, die Breite 72 bis 74, die Fittiglänge 21, die Schwanzlänge 10 Zoll. Das Weibchen unterſcheidet ſich durch etwas geringere Größe vom Männchen. Alle Meere der nördlichen Erdhälfte vom 70. Grade der Breite an nach Süden hin bis gegen den Wendekreis beherbergen den Tölpel; weiter ſüdlich wird er durch Verwandte vertreten. Er iſt häufig um Jsland und die Faröer, Orkaden und Hebriden, ſeltener um die Küſte Norwegens, kommt vereinzelt in die Nähe Norddeutſchlands, Hollands und Frankreichs, tritt aber an der amerikaniſchen Küſte und ebenſo im nördlichen Theile des ſtillen Meeres, in großer Anzahl auf. Einzelne ſind bis ins Jnnere Deutſchlands verſchlagen worden. Wie es ſcheint, zeigt auch der Tölpel eine gewiſſe Vorliebe für beſtimmte Jnſeln oder Stellen der Küſte. Wenn er es irgend im Stande, verbringt er die Nächte auf feſtem Lande, in der Regel auf hohen und ſchroff abfallenden Felſen, welche ſich unmittelbar aus dem Meere erheben und von denen er aus wenigſtens die See beſtändig vor ſich ſieht. Er ſcheint übrigens wähleriſch zu ſein und ſich wenigſtens an gewiſſe Jnſeln mehr als an andere; welche anſcheinend dieſelben Bedingungen erfüllen, zu binden.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/963>, abgerufen am 22.11.2024.