"ist er so dreist, daß man ihn zu Tausenden mit Rudern und Bootshaken todtschlagen kann." Eine ähnliche Sorglosigkeit zeigt er beim Neste, von welchem er sich kaum vertreiben läßt. Gegen Seines- gleichen ist er gesellig, und ein einzelner wird von den Beobachtern immer als Verschlagener angesehen. Um andere Vögel bekümmert er sich wenig, obgleich er unter ihnen umherfliegt und auf denselben Bergen mit ihnen brütet.
Die Walfischfänger behaupten, daß Speck seine liebste Nahrung wäre; sorgfältige Beobachter, wie Faber, fanden, daß er allerlei Seethiere verzehrt, und nicht allein diese, sondern zeitweilig auch das an den Klippen wachsende Löffelkraut. Faber lernte keinen Vogel außer ihn kennen, welcher Medusen anrührt. Die Nahrung nimmt er entweder schwebend vom Wasser auf oder erst nachdem er sich auf den Wellen niederließ; beim Zerlegen der Walfische schwimmt er fressend auf dem Wasser hin und her. Einen Stoßtaucher kann man ihn eigentlich nicht nennen, und deshalb gelingt
[Abbildung]
Der Eissturmvogel (Procellaria glacialls).
es ihm auch wohl nur selten, schneller bewegliche Thiere zu erbeuten. An Gefräßigkeit steht er hinter keinem seiner Verwandten zurück.
Man hat den Eissturmvogel auf allen hochnordischen Jnseln als Brutvogel gefunden, in Europa namentlich auf St. Kilda, einer der Hebriden, und auf Jsland, außerdem auf Jan Mayen, Spitzbergen und Jsland. Auf den Westmanöern bei Jsland ist er, laut Faber, unter allen Brutvögeln der häufigste, und seine Anzahl kann einigermaßen darnach berechnet werden, daß die Einwohner wenigstens zwanzigtausend Junge ausnehmen; es brüten demnach mindestens vierzigtausend Stück daselbst. Jhre Anzahl nimmt aber alljährlich zu, weil viele von den Jungen nicht erreicht werden können, obwohl sich die Vogler mit Hilfe von starken Seilen an den Felswänden herablassen. "Mitten im März", sagt Faber, "nähert sich der Eissturmvogel den Brutplätzen; im Anfange des Mai, zuweilen schon um die Mitte des April wird das eine große, rundliche, reinweiße Ei gelegt, entweder auf die nackten Absätze der Felsen oder in eine kleine Erdgrube oben auf den Felseninselchen. So wie der Zeugungs-
Die Schwimmer. Seeflieger. Sturmvögel.
„iſt er ſo dreiſt, daß man ihn zu Tauſenden mit Rudern und Bootshaken todtſchlagen kann.“ Eine ähnliche Sorgloſigkeit zeigt er beim Neſte, von welchem er ſich kaum vertreiben läßt. Gegen Seines- gleichen iſt er geſellig, und ein einzelner wird von den Beobachtern immer als Verſchlagener angeſehen. Um andere Vögel bekümmert er ſich wenig, obgleich er unter ihnen umherfliegt und auf denſelben Bergen mit ihnen brütet.
Die Walfiſchfänger behaupten, daß Speck ſeine liebſte Nahrung wäre; ſorgfältige Beobachter, wie Faber, fanden, daß er allerlei Seethiere verzehrt, und nicht allein dieſe, ſondern zeitweilig auch das an den Klippen wachſende Löffelkraut. Faber lernte keinen Vogel außer ihn kennen, welcher Meduſen anrührt. Die Nahrung nimmt er entweder ſchwebend vom Waſſer auf oder erſt nachdem er ſich auf den Wellen niederließ; beim Zerlegen der Walfiſche ſchwimmt er freſſend auf dem Waſſer hin und her. Einen Stoßtaucher kann man ihn eigentlich nicht nennen, und deshalb gelingt
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Der Eisſturmvogel (Procellaria glacialls).
es ihm auch wohl nur ſelten, ſchneller bewegliche Thiere zu erbeuten. An Gefräßigkeit ſteht er hinter keinem ſeiner Verwandten zurück.
Man hat den Eisſturmvogel auf allen hochnordiſchen Jnſeln als Brutvogel gefunden, in Europa namentlich auf St. Kilda, einer der Hebriden, und auf Jsland, außerdem auf Jan Mayen, Spitzbergen und Jsland. Auf den Weſtmanöern bei Jsland iſt er, laut Faber, unter allen Brutvögeln der häufigſte, und ſeine Anzahl kann einigermaßen darnach berechnet werden, daß die Einwohner wenigſtens zwanzigtauſend Junge ausnehmen; es brüten demnach mindeſtens vierzigtauſend Stück daſelbſt. Jhre Anzahl nimmt aber alljährlich zu, weil viele von den Jungen nicht erreicht werden können, obwohl ſich die Vogler mit Hilfe von ſtarken Seilen an den Felswänden herablaſſen. „Mitten im März“, ſagt Faber, „nähert ſich der Eisſturmvogel den Brutplätzen; im Anfange des Mai, zuweilen ſchon um die Mitte des April wird das eine große, rundliche, reinweiße Ei gelegt, entweder auf die nackten Abſätze der Felſen oder in eine kleine Erdgrube oben auf den Felſeninſelchen. So wie der Zeugungs-
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Die Schwimmer. Seeflieger. Sturmvögel.
„iſt er ſo dreiſt, daß man ihn zu Tauſenden mit Rudern und Bootshaken todtſchlagen kann.“ Eine
ähnliche Sorgloſigkeit zeigt er beim Neſte, von welchem er ſich kaum vertreiben läßt. Gegen Seines-
gleichen iſt er geſellig, und ein einzelner wird von den Beobachtern immer als Verſchlagener
angeſehen. Um andere Vögel bekümmert er ſich wenig, obgleich er unter ihnen umherfliegt und
auf denſelben Bergen mit ihnen brütet.
Die Walfiſchfänger behaupten, daß Speck ſeine liebſte Nahrung wäre; ſorgfältige Beobachter,
wie Faber, fanden, daß er allerlei Seethiere verzehrt, und nicht allein dieſe, ſondern zeitweilig auch
das an den Klippen wachſende Löffelkraut. Faber lernte keinen Vogel außer ihn kennen, welcher
Meduſen anrührt. Die Nahrung nimmt er entweder ſchwebend vom Waſſer auf oder erſt
nachdem er ſich auf den Wellen niederließ; beim Zerlegen der Walfiſche ſchwimmt er freſſend auf dem
Waſſer hin und her. Einen Stoßtaucher kann man ihn eigentlich nicht nennen, und deshalb gelingt
[Abbildung Der Eisſturmvogel (Procellaria glacialls).]
es ihm auch wohl nur ſelten, ſchneller bewegliche Thiere zu erbeuten. An Gefräßigkeit ſteht er hinter
keinem ſeiner Verwandten zurück.
Man hat den Eisſturmvogel auf allen hochnordiſchen Jnſeln als Brutvogel gefunden, in Europa
namentlich auf St. Kilda, einer der Hebriden, und auf Jsland, außerdem auf Jan Mayen, Spitzbergen
und Jsland. Auf den Weſtmanöern bei Jsland iſt er, laut Faber, unter allen Brutvögeln der
häufigſte, und ſeine Anzahl kann einigermaßen darnach berechnet werden, daß die Einwohner wenigſtens
zwanzigtauſend Junge ausnehmen; es brüten demnach mindeſtens vierzigtauſend Stück daſelbſt. Jhre
Anzahl nimmt aber alljährlich zu, weil viele von den Jungen nicht erreicht werden können, obwohl
ſich die Vogler mit Hilfe von ſtarken Seilen an den Felswänden herablaſſen. „Mitten im März“,
ſagt Faber, „nähert ſich der Eisſturmvogel den Brutplätzen; im Anfange des Mai, zuweilen ſchon
um die Mitte des April wird das eine große, rundliche, reinweiße Ei gelegt, entweder auf die nackten
Abſätze der Felſen oder in eine kleine Erdgrube oben auf den Felſeninſelchen. So wie der Zeugungs-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 896. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/948>, abgerufen am 22.11.2024.
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