kamen beide unter lautem "Djau, kjau -- achachachach" auf mich zu und versuchten meine Aufmerk- samkeit von den Jungen, welche sich inzwischen gedrückt hatten, abzulenken. Jhre Sorgfalt für die Pfleglinge minderte sich nach und nach einigermaßen; jedoch eilten sie, auch nachdem die Jungen bereits vollständig erwachsen, sofort herbei, wenn Jemand diesen zu nah kam. Alle übrigen Vögel desselben Geheges wurden in ehrerbietiger Ferne gehalten, solange die Brutzeit währte.
Eine eigenthümliche Beobachtung, welche sich jedoch auf die Silbermöve bezieht, hat Audubon gemacht. Da nämlich, wo die großen Möven wiederholt beim Brüten gestört und bezüglich ihrer Eier beraubt worden sind, wählen sie sich, wenn sie es haben können, Baumwipfel zur Anlage ihrer Nester aus und nisten dann oft in bedeutender Höhe über dem Boden.
Von Feinden haben die Fischermöven wenig zu leiden: an die größeren Arten dieser Gruppe wagt sich höchstens der Seeadler oder die Raubmöve; aber auch die letzteren werden oft sehr übel empfangen und müssen unverrichteter Sache wieder abziehen. Der Mensch nimmt ihnen wohl die Eier weg, verfolgt sie sonst jedoch nicht.
Schlanker Leibesbau, langer Flügel und Schwanz, niederer Fuß und kurze Schwimmhäute kennzeichnen die Eisfeldmöven (Pagophila), welche sich auch durch das im Alter reinweiße Gefieder sehr auszeichnen.
Die Elfenbeinmöve (Pagophila eburnea) ist reinweiß, auf den Schwingen zuweilen rosen- roth überhaucht, das Auge gelb, der Augenring karmoisinroth, der Schnabel von der Wurzel bis zur Hälfte seiner Länge bläulich, an der Spitze rothgelb, ein Ring vor den Nasenlöchern grünlichgelb, der Fuß schwarz. Jm Jugendkleide sind Kopf und Hals graulich, die Federn des Mantels, die Schwingen und Steuerfedernspitzen schwarz gefleckt. Die Länge beträgt 20, die Breite 42, die Fittiglänge 131/2, die Schwanzlänge 51/2 Zoll.
Der hohe Norden der Erde ist der gewöhnliche Aufenthalt dieser Möve; vonhieraus kommt sie, immer aber selten, als Jrrling in niederere Breiten herab. Man hat sie auf Spitzbergen, im asiatischen Eismeere, im Norden Grönlands regelmäßig beobachtet, findet sie aber schon auf Jsland nicht mehr. Auf Grönland ist sie, laut Holboell nicht gerade selten und während und nach den schweren Herbst- und Winterstürmen zeigt sie sich zuweilen in Menge. Wie alle hochnordischen Vögel ist sie sehr einfältig und leicht zu fangen; denn sie kennt die Gefährlichkeit des Menschen nicht. "Erwiesen ist es", sagt Holboell, "daß man sie, wenn man ein Stück Speck an eine Schnur bindet und dieses ins Wasser wirft, oft sehr nah an sich heranlocken und mit Händen greifen kann; ja ein Grönländer, welcher mir eine Junge brachte, erzählte mir, er habe sie dadurch geködert, daß er seine Zunge hervorstreckte und bewegte, worauf er sie mit seinem Ruder erschlug." Durch Malmgren haben wir Ausführlicheres über die Lebensweise erfahren. Dieser ausgezeichnet schöne Vogel, so ungefähr sagt dieser Forscher, gehört dem hohen Norden an und dürfte nur ausnahmsweise das Treibeisgebiet des nördlichen Meeres verlassen. Jn Spitzbergen ist er gemein; doch sieht man ihn selten anderswo als in der Nähe des Eises. Er setzt sich, wie schon der alte Seefahrer Martens beobachtete, niemals auf das Wasser, wie andere Möven, sondern hält sich stets an der Eiskante. Seinen Raub nimmt er fliegend geschickt mit dem Schnabel vom Wasser auf. Er und der Eissturm- vogel findet sich in Menge da ein, wo ein Walroß oder eine Robbe zerlegt wird, und die Elfenbein- möven sind dann so wenig scheu, daß man sie durch Vorwerfen von Speckstücken so nahe heranlocken kann, als man will. Bei diesen Zerlegungsstellen schwimmt der Eissturmvogel im Wasser umher, während die Elfenbeinmöve neben ihm auf dem Eise steht oder fliegend umherschwebt. Sie frißt gern die Leichen der von den Walroßjägern getödteten Thiere und nimmt auch vorlieb mit den Bissen,
Die Schwimmer. Seeflieger. Möven.
kamen beide unter lautem „Djau, kjau — achachachach“ auf mich zu und verſuchten meine Aufmerk- ſamkeit von den Jungen, welche ſich inzwiſchen gedrückt hatten, abzulenken. Jhre Sorgfalt für die Pfleglinge minderte ſich nach und nach einigermaßen; jedoch eilten ſie, auch nachdem die Jungen bereits vollſtändig erwachſen, ſofort herbei, wenn Jemand dieſen zu nah kam. Alle übrigen Vögel deſſelben Geheges wurden in ehrerbietiger Ferne gehalten, ſolange die Brutzeit währte.
Eine eigenthümliche Beobachtung, welche ſich jedoch auf die Silbermöve bezieht, hat Audubon gemacht. Da nämlich, wo die großen Möven wiederholt beim Brüten geſtört und bezüglich ihrer Eier beraubt worden ſind, wählen ſie ſich, wenn ſie es haben können, Baumwipfel zur Anlage ihrer Neſter aus und niſten dann oft in bedeutender Höhe über dem Boden.
Von Feinden haben die Fiſchermöven wenig zu leiden: an die größeren Arten dieſer Gruppe wagt ſich höchſtens der Seeadler oder die Raubmöve; aber auch die letzteren werden oft ſehr übel empfangen und müſſen unverrichteter Sache wieder abziehen. Der Menſch nimmt ihnen wohl die Eier weg, verfolgt ſie ſonſt jedoch nicht.
Schlanker Leibesbau, langer Flügel und Schwanz, niederer Fuß und kurze Schwimmhäute kennzeichnen die Eisfeldmöven (Pagophila), welche ſich auch durch das im Alter reinweiße Gefieder ſehr auszeichnen.
Die Elfenbeinmöve (Pagophila eburnea) iſt reinweiß, auf den Schwingen zuweilen roſen- roth überhaucht, das Auge gelb, der Augenring karmoiſinroth, der Schnabel von der Wurzel bis zur Hälfte ſeiner Länge bläulich, an der Spitze rothgelb, ein Ring vor den Naſenlöchern grünlichgelb, der Fuß ſchwarz. Jm Jugendkleide ſind Kopf und Hals graulich, die Federn des Mantels, die Schwingen und Steuerfedernſpitzen ſchwarz gefleckt. Die Länge beträgt 20, die Breite 42, die Fittiglänge 13½, die Schwanzlänge 5½ Zoll.
Der hohe Norden der Erde iſt der gewöhnliche Aufenthalt dieſer Möve; vonhieraus kommt ſie, immer aber ſelten, als Jrrling in niederere Breiten herab. Man hat ſie auf Spitzbergen, im aſiatiſchen Eismeere, im Norden Grönlands regelmäßig beobachtet, findet ſie aber ſchon auf Jsland nicht mehr. Auf Grönland iſt ſie, laut Holboell nicht gerade ſelten und während und nach den ſchweren Herbſt- und Winterſtürmen zeigt ſie ſich zuweilen in Menge. Wie alle hochnordiſchen Vögel iſt ſie ſehr einfältig und leicht zu fangen; denn ſie kennt die Gefährlichkeit des Menſchen nicht. „Erwieſen iſt es“, ſagt Holboell, „daß man ſie, wenn man ein Stück Speck an eine Schnur bindet und dieſes ins Waſſer wirft, oft ſehr nah an ſich heranlocken und mit Händen greifen kann; ja ein Grönländer, welcher mir eine Junge brachte, erzählte mir, er habe ſie dadurch geködert, daß er ſeine Zunge hervorſtreckte und bewegte, worauf er ſie mit ſeinem Ruder erſchlug.“ Durch Malmgren haben wir Ausführlicheres über die Lebensweiſe erfahren. Dieſer ausgezeichnet ſchöne Vogel, ſo ungefähr ſagt dieſer Forſcher, gehört dem hohen Norden an und dürfte nur ausnahmsweiſe das Treibeisgebiet des nördlichen Meeres verlaſſen. Jn Spitzbergen iſt er gemein; doch ſieht man ihn ſelten anderswo als in der Nähe des Eiſes. Er ſetzt ſich, wie ſchon der alte Seefahrer Martens beobachtete, niemals auf das Waſſer, wie andere Möven, ſondern hält ſich ſtets an der Eiskante. Seinen Raub nimmt er fliegend geſchickt mit dem Schnabel vom Waſſer auf. Er und der Eisſturm- vogel findet ſich in Menge da ein, wo ein Walroß oder eine Robbe zerlegt wird, und die Elfenbein- möven ſind dann ſo wenig ſcheu, daß man ſie durch Vorwerfen von Speckſtücken ſo nahe heranlocken kann, als man will. Bei dieſen Zerlegungsſtellen ſchwimmt der Eisſturmvogel im Waſſer umher, während die Elfenbeinmöve neben ihm auf dem Eiſe ſteht oder fliegend umherſchwebt. Sie frißt gern die Leichen der von den Walroßjägern getödteten Thiere und nimmt auch vorlieb mit den Biſſen,
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Die Schwimmer. Seeflieger. Möven.
kamen beide unter lautem „Djau, kjau — achachachach“ auf mich zu und verſuchten meine Aufmerk-
ſamkeit von den Jungen, welche ſich inzwiſchen gedrückt hatten, abzulenken. Jhre Sorgfalt für die
Pfleglinge minderte ſich nach und nach einigermaßen; jedoch eilten ſie, auch nachdem die Jungen
bereits vollſtändig erwachſen, ſofort herbei, wenn Jemand dieſen zu nah kam. Alle übrigen Vögel
deſſelben Geheges wurden in ehrerbietiger Ferne gehalten, ſolange die Brutzeit währte.
Eine eigenthümliche Beobachtung, welche ſich jedoch auf die Silbermöve bezieht, hat Audubon
gemacht. Da nämlich, wo die großen Möven wiederholt beim Brüten geſtört und bezüglich ihrer
Eier beraubt worden ſind, wählen ſie ſich, wenn ſie es haben können, Baumwipfel zur Anlage ihrer
Neſter aus und niſten dann oft in bedeutender Höhe über dem Boden.
Von Feinden haben die Fiſchermöven wenig zu leiden: an die größeren Arten dieſer Gruppe wagt
ſich höchſtens der Seeadler oder die Raubmöve; aber auch die letzteren werden oft ſehr übel empfangen
und müſſen unverrichteter Sache wieder abziehen. Der Menſch nimmt ihnen wohl die Eier weg,
verfolgt ſie ſonſt jedoch nicht.
Schlanker Leibesbau, langer Flügel und Schwanz, niederer Fuß und kurze Schwimmhäute
kennzeichnen die Eisfeldmöven (Pagophila), welche ſich auch durch das im Alter reinweiße
Gefieder ſehr auszeichnen.
Die Elfenbeinmöve (Pagophila eburnea) iſt reinweiß, auf den Schwingen zuweilen roſen-
roth überhaucht, das Auge gelb, der Augenring karmoiſinroth, der Schnabel von der Wurzel bis zur
Hälfte ſeiner Länge bläulich, an der Spitze rothgelb, ein Ring vor den Naſenlöchern grünlichgelb, der
Fuß ſchwarz. Jm Jugendkleide ſind Kopf und Hals graulich, die Federn des Mantels, die
Schwingen und Steuerfedernſpitzen ſchwarz gefleckt. Die Länge beträgt 20, die Breite 42, die
Fittiglänge 13½, die Schwanzlänge 5½ Zoll.
Der hohe Norden der Erde iſt der gewöhnliche Aufenthalt dieſer Möve; vonhieraus kommt ſie,
immer aber ſelten, als Jrrling in niederere Breiten herab. Man hat ſie auf Spitzbergen, im
aſiatiſchen Eismeere, im Norden Grönlands regelmäßig beobachtet, findet ſie aber ſchon auf Jsland
nicht mehr. Auf Grönland iſt ſie, laut Holboell nicht gerade ſelten und während und nach den
ſchweren Herbſt- und Winterſtürmen zeigt ſie ſich zuweilen in Menge. Wie alle hochnordiſchen
Vögel iſt ſie ſehr einfältig und leicht zu fangen; denn ſie kennt die Gefährlichkeit des Menſchen nicht.
„Erwieſen iſt es“, ſagt Holboell, „daß man ſie, wenn man ein Stück Speck an eine Schnur bindet
und dieſes ins Waſſer wirft, oft ſehr nah an ſich heranlocken und mit Händen greifen kann; ja ein
Grönländer, welcher mir eine Junge brachte, erzählte mir, er habe ſie dadurch geködert, daß er ſeine
Zunge hervorſtreckte und bewegte, worauf er ſie mit ſeinem Ruder erſchlug.“ Durch Malmgren
haben wir Ausführlicheres über die Lebensweiſe erfahren. Dieſer ausgezeichnet ſchöne Vogel, ſo
ungefähr ſagt dieſer Forſcher, gehört dem hohen Norden an und dürfte nur ausnahmsweiſe das
Treibeisgebiet des nördlichen Meeres verlaſſen. Jn Spitzbergen iſt er gemein; doch ſieht man ihn
ſelten anderswo als in der Nähe des Eiſes. Er ſetzt ſich, wie ſchon der alte Seefahrer Martens
beobachtete, niemals auf das Waſſer, wie andere Möven, ſondern hält ſich ſtets an der Eiskante.
Seinen Raub nimmt er fliegend geſchickt mit dem Schnabel vom Waſſer auf. Er und der Eisſturm-
vogel findet ſich in Menge da ein, wo ein Walroß oder eine Robbe zerlegt wird, und die Elfenbein-
möven ſind dann ſo wenig ſcheu, daß man ſie durch Vorwerfen von Speckſtücken ſo nahe heranlocken
kann, als man will. Bei dieſen Zerlegungsſtellen ſchwimmt der Eisſturmvogel im Waſſer umher,
während die Elfenbeinmöve neben ihm auf dem Eiſe ſteht oder fliegend umherſchwebt. Sie frißt gern
die Leichen der von den Walroßjägern getödteten Thiere und nimmt auch vorlieb mit den Biſſen,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 872. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/924>, abgerufen am 22.11.2024.
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