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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Schwimmer. Zahnschnäbler. Säger.
Verstand stehen sie hinter den Enten nicht zurück; ihr Wesen ist aber unfreundlicher als bei diesen.
Sie sind klug, vorsichtig und scheu, anderen ihrer Art bis zu einem gewissen Grade zugethan, also
auch gesellig, aber neidisch im höchsten Grade und deshalb oft streit- und rauflustig, auch außer der
Paarungszeit. Um andere Vögel bekümmern sich die meisten nicht; jede Art lebt mehr oder weniger
für sich und hält sich, auch wenn sie mit anderen Schwimmvögeln dasselbe Gewässer theilt, abgesondert
von diesen. Eine Art macht hiervon eine Ausnahme: sie steht mit Tauchenten in freundschaftlichem
Verkehre und tritt zuweilen mit ihnen in ein so inniges Verhältniß, daß sie mit ihnen Junge erzeugt.

Alle bekannten Säger gehören dem Norden der Erde an, sind aber ziemlich gleichmäßig über
die östliche und westliche Hälfte der Erde verbreitet; auch die einzelnen Arten kommen in der alten und
neuen Welt gleichzeitig vor. Strenge Kälte vertreibt sie aus dem hohen Norden und zwingt sie zu
Wanderungen, welche sie ziemlich regelmäßig bis nach Norddeutschland, seltener bis nach dem Süden
Europas oder unter entsprechender Breite gelegenen Ländern Asiens und Amerikas führen. Je nach
der Oertlichkeit, welche sie bewohnen, sind sie Zug-, Wander- oder Strichvögel; keine Art wandert
weiter, als sie muß. Sie verlassen ein Gewässer, wenn dieses zufriert und fliegen, gewöhnlich
den Flüssen folgend, soweit, bis sie ein offenes Gewässer finden. An diesem verweilen sie,
solange sie können; wenn die Umstände sich bessern, kehren sie wieder nach dem Norden zurück. Jede
Art wandert möglichst mit anderen Jhresgleichen, seltener mit Verwandten, noch seltener mit Enten.

Alle Säger sind Raubvögel. Sie verschmähen Pflanzennahrung zwar nicht gänzlich, nehmen
aber doch nur im Nothfalle zu solcher ihre Zuflucht. Jhr eigentliches Futter sind Fische und andere
Wasserthiere, beispielsweise kleine Lurche, Krebse und Kerbthiere. Die Fische erbeuten sie durch
schnelles Nachjagen unter Wasser, ganz so wie Taucher solche erlangen; doch durchschnattern auch sie
zuweilen noch nahrungversprechende seichte Stellen der Gewässer. Sie sind höchst gefräßig und
können demgemäß in bebauten Gegenden den Fischereien höchst empfindlichen Schaden zufügen.

Jhre Fortpflanzung stimmt mit der der Enten überein. Sie leben in Einweibigkeit und in
geschlossener Ehe, brüten auf dem Boden zwischen und unter Gestrüpp oder Gesträuch, in Ried-
und Baumhöhlen oder auf passenden Baumzweigen, auch wohl selbst in den Nestern anderer Vögel.
Jhr kunstloses Nest wird von trockenem Schilfe, Laube, Mose, Binsen und dergleichen aufgeschichtet und
wie bei den Enten mit Dunen ausgekleidet. Das Gelege enthält sieben bis vierzehn ungefleckte,
graugrünlichweiße Eier. Nur das Weibchen brütet und zwar ungefähr zweiundzwanzig bis vierund-
zwanzig Tage lang; das Männchen hält sich währenddem in der Nähe der Gattin auf, erscheint auch
anfangs noch bei den Jungen, verläßt diese aber bald, schlägt sich mit anderen seines Geschlechtes in
Flüge zusammen und verbringt nun in deren Gesellschaft die Mauser.

Den kleineren Arten stellen alle unsere Edelfalken und der Habicht nach; der Brut wird das
gesammte Raubzeug, welches in Frage kommen kann, gefährlich. Der Mensch verfolgt sie nicht regel-
mäßig, weil das Wildpret schlecht und thranig schmeckt, nimmt ihnen jedoch oft die Eier aus und
verwendet auch wohl die Dunen und Federn. Jn der Gefangenschaft werden die Säger nur von
wahren Liebhabern gehalten, weil ihre Unterhaltung ziemlich kostspielig ist und sie einen wirklichen
Nutzen nicht gewähren können. Die Schönheit ihrer Farben und die Lebendigkeit ihres Wesens
fesseln übrigens jeden Thierfreund und empfehlen sie für größere Weiher gar sehr, vorausgesetzt
natürlich, daß man auf diesen Vögel halten, nicht aber auch Fische züchten will; denn letztere vertilgen
sie unfehlbar in kürzester Zeit.



Der Zwergsäger, Möven-, Eis- oder Elstertaucher, Merg, die Kreuz- oder
Sternente, das Wiesel-, Elster- oder Nonnenentchen (Mergellus albellus), welchen man,
seines kurzen, breiten Schnabels, vielleicht auch der eigenthümlichen Lebensweise halber, zum Vertreter
einer besonderen Sippe erhob, hat große Aehnlichkeit mit gewissen Tauchenten, insbesondere mit der

Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Säger.
Verſtand ſtehen ſie hinter den Enten nicht zurück; ihr Weſen iſt aber unfreundlicher als bei dieſen.
Sie ſind klug, vorſichtig und ſcheu, anderen ihrer Art bis zu einem gewiſſen Grade zugethan, alſo
auch geſellig, aber neidiſch im höchſten Grade und deshalb oft ſtreit- und raufluſtig, auch außer der
Paarungszeit. Um andere Vögel bekümmern ſich die meiſten nicht; jede Art lebt mehr oder weniger
für ſich und hält ſich, auch wenn ſie mit anderen Schwimmvögeln daſſelbe Gewäſſer theilt, abgeſondert
von dieſen. Eine Art macht hiervon eine Ausnahme: ſie ſteht mit Tauchenten in freundſchaftlichem
Verkehre und tritt zuweilen mit ihnen in ein ſo inniges Verhältniß, daß ſie mit ihnen Junge erzeugt.

Alle bekannten Säger gehören dem Norden der Erde an, ſind aber ziemlich gleichmäßig über
die öſtliche und weſtliche Hälfte der Erde verbreitet; auch die einzelnen Arten kommen in der alten und
neuen Welt gleichzeitig vor. Strenge Kälte vertreibt ſie aus dem hohen Norden und zwingt ſie zu
Wanderungen, welche ſie ziemlich regelmäßig bis nach Norddeutſchland, ſeltener bis nach dem Süden
Europas oder unter entſprechender Breite gelegenen Ländern Aſiens und Amerikas führen. Je nach
der Oertlichkeit, welche ſie bewohnen, ſind ſie Zug-, Wander- oder Strichvögel; keine Art wandert
weiter, als ſie muß. Sie verlaſſen ein Gewäſſer, wenn dieſes zufriert und fliegen, gewöhnlich
den Flüſſen folgend, ſoweit, bis ſie ein offenes Gewäſſer finden. An dieſem verweilen ſie,
ſolange ſie können; wenn die Umſtände ſich beſſern, kehren ſie wieder nach dem Norden zurück. Jede
Art wandert möglichſt mit anderen Jhresgleichen, ſeltener mit Verwandten, noch ſeltener mit Enten.

Alle Säger ſind Raubvögel. Sie verſchmähen Pflanzennahrung zwar nicht gänzlich, nehmen
aber doch nur im Nothfalle zu ſolcher ihre Zuflucht. Jhr eigentliches Futter ſind Fiſche und andere
Waſſerthiere, beiſpielsweiſe kleine Lurche, Krebſe und Kerbthiere. Die Fiſche erbeuten ſie durch
ſchnelles Nachjagen unter Waſſer, ganz ſo wie Taucher ſolche erlangen; doch durchſchnattern auch ſie
zuweilen noch nahrungverſprechende ſeichte Stellen der Gewäſſer. Sie ſind höchſt gefräßig und
können demgemäß in bebauten Gegenden den Fiſchereien höchſt empfindlichen Schaden zufügen.

Jhre Fortpflanzung ſtimmt mit der der Enten überein. Sie leben in Einweibigkeit und in
geſchloſſener Ehe, brüten auf dem Boden zwiſchen und unter Geſtrüpp oder Geſträuch, in Ried-
und Baumhöhlen oder auf paſſenden Baumzweigen, auch wohl ſelbſt in den Neſtern anderer Vögel.
Jhr kunſtloſes Neſt wird von trockenem Schilfe, Laube, Moſe, Binſen und dergleichen aufgeſchichtet und
wie bei den Enten mit Dunen ausgekleidet. Das Gelege enthält ſieben bis vierzehn ungefleckte,
graugrünlichweiße Eier. Nur das Weibchen brütet und zwar ungefähr zweiundzwanzig bis vierund-
zwanzig Tage lang; das Männchen hält ſich währenddem in der Nähe der Gattin auf, erſcheint auch
anfangs noch bei den Jungen, verläßt dieſe aber bald, ſchlägt ſich mit anderen ſeines Geſchlechtes in
Flüge zuſammen und verbringt nun in deren Geſellſchaft die Mauſer.

Den kleineren Arten ſtellen alle unſere Edelfalken und der Habicht nach; der Brut wird das
geſammte Raubzeug, welches in Frage kommen kann, gefährlich. Der Menſch verfolgt ſie nicht regel-
mäßig, weil das Wildpret ſchlecht und thranig ſchmeckt, nimmt ihnen jedoch oft die Eier aus und
verwendet auch wohl die Dunen und Federn. Jn der Gefangenſchaft werden die Säger nur von
wahren Liebhabern gehalten, weil ihre Unterhaltung ziemlich koſtſpielig iſt und ſie einen wirklichen
Nutzen nicht gewähren können. Die Schönheit ihrer Farben und die Lebendigkeit ihres Weſens
feſſeln übrigens jeden Thierfreund und empfehlen ſie für größere Weiher gar ſehr, vorausgeſetzt
natürlich, daß man auf dieſen Vögel halten, nicht aber auch Fiſche züchten will; denn letztere vertilgen
ſie unfehlbar in kürzeſter Zeit.



Der Zwergſäger, Möven-, Eis- oder Elſtertaucher, Merg, die Kreuz- oder
Sternente, das Wieſel-, Elſter- oder Nonnenentchen (Mergellus albellus), welchen man,
ſeines kurzen, breiten Schnabels, vielleicht auch der eigenthümlichen Lebensweiſe halber, zum Vertreter
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[846/0896] Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Säger. Verſtand ſtehen ſie hinter den Enten nicht zurück; ihr Weſen iſt aber unfreundlicher als bei dieſen. Sie ſind klug, vorſichtig und ſcheu, anderen ihrer Art bis zu einem gewiſſen Grade zugethan, alſo auch geſellig, aber neidiſch im höchſten Grade und deshalb oft ſtreit- und raufluſtig, auch außer der Paarungszeit. Um andere Vögel bekümmern ſich die meiſten nicht; jede Art lebt mehr oder weniger für ſich und hält ſich, auch wenn ſie mit anderen Schwimmvögeln daſſelbe Gewäſſer theilt, abgeſondert von dieſen. Eine Art macht hiervon eine Ausnahme: ſie ſteht mit Tauchenten in freundſchaftlichem Verkehre und tritt zuweilen mit ihnen in ein ſo inniges Verhältniß, daß ſie mit ihnen Junge erzeugt. Alle bekannten Säger gehören dem Norden der Erde an, ſind aber ziemlich gleichmäßig über die öſtliche und weſtliche Hälfte der Erde verbreitet; auch die einzelnen Arten kommen in der alten und neuen Welt gleichzeitig vor. Strenge Kälte vertreibt ſie aus dem hohen Norden und zwingt ſie zu Wanderungen, welche ſie ziemlich regelmäßig bis nach Norddeutſchland, ſeltener bis nach dem Süden Europas oder unter entſprechender Breite gelegenen Ländern Aſiens und Amerikas führen. Je nach der Oertlichkeit, welche ſie bewohnen, ſind ſie Zug-, Wander- oder Strichvögel; keine Art wandert weiter, als ſie muß. Sie verlaſſen ein Gewäſſer, wenn dieſes zufriert und fliegen, gewöhnlich den Flüſſen folgend, ſoweit, bis ſie ein offenes Gewäſſer finden. An dieſem verweilen ſie, ſolange ſie können; wenn die Umſtände ſich beſſern, kehren ſie wieder nach dem Norden zurück. Jede Art wandert möglichſt mit anderen Jhresgleichen, ſeltener mit Verwandten, noch ſeltener mit Enten. Alle Säger ſind Raubvögel. Sie verſchmähen Pflanzennahrung zwar nicht gänzlich, nehmen aber doch nur im Nothfalle zu ſolcher ihre Zuflucht. Jhr eigentliches Futter ſind Fiſche und andere Waſſerthiere, beiſpielsweiſe kleine Lurche, Krebſe und Kerbthiere. Die Fiſche erbeuten ſie durch ſchnelles Nachjagen unter Waſſer, ganz ſo wie Taucher ſolche erlangen; doch durchſchnattern auch ſie zuweilen noch nahrungverſprechende ſeichte Stellen der Gewäſſer. Sie ſind höchſt gefräßig und können demgemäß in bebauten Gegenden den Fiſchereien höchſt empfindlichen Schaden zufügen. Jhre Fortpflanzung ſtimmt mit der der Enten überein. Sie leben in Einweibigkeit und in geſchloſſener Ehe, brüten auf dem Boden zwiſchen und unter Geſtrüpp oder Geſträuch, in Ried- und Baumhöhlen oder auf paſſenden Baumzweigen, auch wohl ſelbſt in den Neſtern anderer Vögel. Jhr kunſtloſes Neſt wird von trockenem Schilfe, Laube, Moſe, Binſen und dergleichen aufgeſchichtet und wie bei den Enten mit Dunen ausgekleidet. Das Gelege enthält ſieben bis vierzehn ungefleckte, graugrünlichweiße Eier. Nur das Weibchen brütet und zwar ungefähr zweiundzwanzig bis vierund- zwanzig Tage lang; das Männchen hält ſich währenddem in der Nähe der Gattin auf, erſcheint auch anfangs noch bei den Jungen, verläßt dieſe aber bald, ſchlägt ſich mit anderen ſeines Geſchlechtes in Flüge zuſammen und verbringt nun in deren Geſellſchaft die Mauſer. Den kleineren Arten ſtellen alle unſere Edelfalken und der Habicht nach; der Brut wird das geſammte Raubzeug, welches in Frage kommen kann, gefährlich. Der Menſch verfolgt ſie nicht regel- mäßig, weil das Wildpret ſchlecht und thranig ſchmeckt, nimmt ihnen jedoch oft die Eier aus und verwendet auch wohl die Dunen und Federn. Jn der Gefangenſchaft werden die Säger nur von wahren Liebhabern gehalten, weil ihre Unterhaltung ziemlich koſtſpielig iſt und ſie einen wirklichen Nutzen nicht gewähren können. Die Schönheit ihrer Farben und die Lebendigkeit ihres Weſens feſſeln übrigens jeden Thierfreund und empfehlen ſie für größere Weiher gar ſehr, vorausgeſetzt natürlich, daß man auf dieſen Vögel halten, nicht aber auch Fiſche züchten will; denn letztere vertilgen ſie unfehlbar in kürzeſter Zeit. Der Zwergſäger, Möven-, Eis- oder Elſtertaucher, Merg, die Kreuz- oder Sternente, das Wieſel-, Elſter- oder Nonnenentchen (Mergellus albellus), welchen man, ſeines kurzen, breiten Schnabels, vielleicht auch der eigenthümlichen Lebensweiſe halber, zum Vertreter einer beſonderen Sippe erhob, hat große Aehnlichkeit mit gewiſſen Tauchenten, insbeſondere mit der

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/896>, abgerufen am 22.11.2024.