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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Ruderente.
kräftig aus und wetteifert an Schnelligkeit und Tauchfertigkeit mit jeder Scharbe. Auch ihr Flug
ist dem eines Tauchers ähnlicher als dem anderer Enten; er erfordert ein beständiges Schwirren mit
den Flügeln. Die Stimme soll ein knarrendes Quaken sein, der anderer Tauchenten aber ähneln.

Ueber die Nahrung ist man noch nicht genügend unterrichtet, darf jedoch annehmen, daß ihre
Schwimmfähigkeit ihr auch die Verfolgung und Erbeutung von Fischen gestattet.

Jn Mittelasien brütet sie am spätesten unter allen Entenarten; denn vor dem Juli findet man
ihre Eier nicht. Sie legt ihr Nest möglichst verborgen an, meist auf niederen Lagen, zwischen jung-
aufschießenden, überwuchernden Schilf- und Riedstengeln in größeren Dickichten, wie vergraben, deckt
es auch oft oben noch mit Schilfstengeln zu. Tristram fand auf einem See Algeriens zwei Nester,
das eine drei, das andere acht Eier enthaltend. "Diese sind sehr groß im Verhältniß zum Vogel,
rein eliptisch, sehr rauhschalig, denen anderer Enten unähnlich und von Farbe düsterweiß." Ueber
das Leben der Jungen fehlen uns noch ausführliche Nachrichten, und ebenso wenig sind wir über die
Feinde, den Nutzen oder Schaden der Ruderenten unterrichtet.



Von den bisher genannten Zahnschnäblern unterscheiden sich die Säger (Mergi) durch sehr
gestreckten Leib, mittellangen, aber dünnen Hals, großen, gewöhnlich durch Busch oder Hauben
geschmückten Kopf, den langen, geraden oder ein wenig aufwärts gebogenen, schlanken, schmalen, fast
walzenförmigen, scharfrandigen, mit starken Zähnen besetzten und mit einem kräftigen Haken
versehenen Schnabel, weit hinten eingelenkte, niedrige, großzehige Füße, deren hintere Zehe wie bei
den Tauchenten einen breiten Hautlappen trägt, mittellange, sehr spitze Flügel, unter deren
Schwingen die erste und zweite die längsten sind, einen kurzen, breiten, abgerundeten, aus sechszehn
bis achtzehn Federn bestehenden Schwanz und ein weiches, dichtes, schöngefärbtes Kleingefieder,
welches nach Geschlecht und Alter wie nach der Jahreszeit ändert.

Der innere Bau stimmt, laut Wagner, sehr mit dem der Enten überein. Der Schädel zeigt
die meisten Abweichungen: es fehlen am Hinterhaupte die Lücken oder Hautinseln; das Thränenbein
hat anstatt breit absteigender Fortsätze einen kleinen, spitzen Dornen; der hintere Schläfedorn ist
wenig entwickelt; fast alle Gesichtsknochen sind in die Länge gezogen. Die Wirbelsäule besteht aus
funfzehn Hals-, neun Rücken- und acht Schwanzwirbeln; das Brustbein ähnelt dem der Enten,
ist hinten ganzrandig und besitzt nur Hautinseln, aber keine Buchten. Fast alle Knochen sind
markig. Die Zunge ist schmal und minder fleischig als bei den Enten, seitlich mit feinen, spitzen
Warzen besetzt, der Vormagen weit und drüsenreich, der Magen sehnig und häutig. Die Luftröhre
zeigt zwei eiförmige Anschwellungen, der untere Kehlkopf eine große knöcherne Höhlung, aus welcher
ziemlich weit von einander entfernt die Luftröhrenäste entspringen; nach links befindet sich eine große,
dreikantige Erweiterung, von der Knochenleiste an den Kanten eingefaßt, dazwischen große, häutige
Fenster. Auch beim Weibchen ist der untere Kehlkopf noch ansehnlich; bei einzelnen Arten ändert
dieser Bau ab.

Man darf die Säger als Uebergangsglied von den Tauchenten zu den Seetauchern betrachten;
doch stehen sie den ersteren näher als den letzteren. Sie gehen sehr schlecht, watschelnd und wackelnd,
mit wenig aufgerichtetem Vorderkörper, schwimmen vorzüglich, gleich schnell unter dem Wasser wie
auf der Oberfläche dahin, tauchen mit größter Leichtigkeit und können lange unter dem Wasser
verweilen; sie haben leichten, schnellen, entenartigen Flug, nehmen, auch wenn sie gesellschaftlich durch
die Luft ziehen, eine gewisse Ordnung an, erheben sich unter Geräusch und mit Hilfe ihrer Beine
ziemlich leicht vom Wasser und stürzen sich schief auf dasselbe herab, nach dem Einfallen entweder
sofort untertauchend oder durch die vorgestreckten Ruder sich aufhaltend. Jhre Stimme ist ein merk-
würdiges Schnarren, welches vielfach betont und unter Umständen sogar wohllautend wird. An

Ruderente.
kräftig aus und wetteifert an Schnelligkeit und Tauchfertigkeit mit jeder Scharbe. Auch ihr Flug
iſt dem eines Tauchers ähnlicher als dem anderer Enten; er erfordert ein beſtändiges Schwirren mit
den Flügeln. Die Stimme ſoll ein knarrendes Quaken ſein, der anderer Tauchenten aber ähneln.

Ueber die Nahrung iſt man noch nicht genügend unterrichtet, darf jedoch annehmen, daß ihre
Schwimmfähigkeit ihr auch die Verfolgung und Erbeutung von Fiſchen geſtattet.

Jn Mittelaſien brütet ſie am ſpäteſten unter allen Entenarten; denn vor dem Juli findet man
ihre Eier nicht. Sie legt ihr Neſt möglichſt verborgen an, meiſt auf niederen Lagen, zwiſchen jung-
aufſchießenden, überwuchernden Schilf- und Riedſtengeln in größeren Dickichten, wie vergraben, deckt
es auch oft oben noch mit Schilfſtengeln zu. Triſtram fand auf einem See Algeriens zwei Neſter,
das eine drei, das andere acht Eier enthaltend. „Dieſe ſind ſehr groß im Verhältniß zum Vogel,
rein eliptiſch, ſehr rauhſchalig, denen anderer Enten unähnlich und von Farbe düſterweiß.“ Ueber
das Leben der Jungen fehlen uns noch ausführliche Nachrichten, und ebenſo wenig ſind wir über die
Feinde, den Nutzen oder Schaden der Ruderenten unterrichtet.



Von den bisher genannten Zahnſchnäblern unterſcheiden ſich die Säger (Mergi) durch ſehr
geſtreckten Leib, mittellangen, aber dünnen Hals, großen, gewöhnlich durch Buſch oder Hauben
geſchmückten Kopf, den langen, geraden oder ein wenig aufwärts gebogenen, ſchlanken, ſchmalen, faſt
walzenförmigen, ſcharfrandigen, mit ſtarken Zähnen beſetzten und mit einem kräftigen Haken
verſehenen Schnabel, weit hinten eingelenkte, niedrige, großzehige Füße, deren hintere Zehe wie bei
den Tauchenten einen breiten Hautlappen trägt, mittellange, ſehr ſpitze Flügel, unter deren
Schwingen die erſte und zweite die längſten ſind, einen kurzen, breiten, abgerundeten, aus ſechszehn
bis achtzehn Federn beſtehenden Schwanz und ein weiches, dichtes, ſchöngefärbtes Kleingefieder,
welches nach Geſchlecht und Alter wie nach der Jahreszeit ändert.

Der innere Bau ſtimmt, laut Wagner, ſehr mit dem der Enten überein. Der Schädel zeigt
die meiſten Abweichungen: es fehlen am Hinterhaupte die Lücken oder Hautinſeln; das Thränenbein
hat anſtatt breit abſteigender Fortſätze einen kleinen, ſpitzen Dornen; der hintere Schläfedorn iſt
wenig entwickelt; faſt alle Geſichtsknochen ſind in die Länge gezogen. Die Wirbelſäule beſteht aus
funfzehn Hals-, neun Rücken- und acht Schwanzwirbeln; das Bruſtbein ähnelt dem der Enten,
iſt hinten ganzrandig und beſitzt nur Hautinſeln, aber keine Buchten. Faſt alle Knochen ſind
markig. Die Zunge iſt ſchmal und minder fleiſchig als bei den Enten, ſeitlich mit feinen, ſpitzen
Warzen beſetzt, der Vormagen weit und drüſenreich, der Magen ſehnig und häutig. Die Luftröhre
zeigt zwei eiförmige Anſchwellungen, der untere Kehlkopf eine große knöcherne Höhlung, aus welcher
ziemlich weit von einander entfernt die Luftröhrenäſte entſpringen; nach links befindet ſich eine große,
dreikantige Erweiterung, von der Knochenleiſte an den Kanten eingefaßt, dazwiſchen große, häutige
Fenſter. Auch beim Weibchen iſt der untere Kehlkopf noch anſehnlich; bei einzelnen Arten ändert
dieſer Bau ab.

Man darf die Säger als Uebergangsglied von den Tauchenten zu den Seetauchern betrachten;
doch ſtehen ſie den erſteren näher als den letzteren. Sie gehen ſehr ſchlecht, watſchelnd und wackelnd,
mit wenig aufgerichtetem Vorderkörper, ſchwimmen vorzüglich, gleich ſchnell unter dem Waſſer wie
auf der Oberfläche dahin, tauchen mit größter Leichtigkeit und können lange unter dem Waſſer
verweilen; ſie haben leichten, ſchnellen, entenartigen Flug, nehmen, auch wenn ſie geſellſchaftlich durch
die Luft ziehen, eine gewiſſe Ordnung an, erheben ſich unter Geräuſch und mit Hilfe ihrer Beine
ziemlich leicht vom Waſſer und ſtürzen ſich ſchief auf daſſelbe herab, nach dem Einfallen entweder
ſofort untertauchend oder durch die vorgeſtreckten Ruder ſich aufhaltend. Jhre Stimme iſt ein merk-
würdiges Schnarren, welches vielfach betont und unter Umſtänden ſogar wohllautend wird. An

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[845/0895] Ruderente. kräftig aus und wetteifert an Schnelligkeit und Tauchfertigkeit mit jeder Scharbe. Auch ihr Flug iſt dem eines Tauchers ähnlicher als dem anderer Enten; er erfordert ein beſtändiges Schwirren mit den Flügeln. Die Stimme ſoll ein knarrendes Quaken ſein, der anderer Tauchenten aber ähneln. Ueber die Nahrung iſt man noch nicht genügend unterrichtet, darf jedoch annehmen, daß ihre Schwimmfähigkeit ihr auch die Verfolgung und Erbeutung von Fiſchen geſtattet. Jn Mittelaſien brütet ſie am ſpäteſten unter allen Entenarten; denn vor dem Juli findet man ihre Eier nicht. Sie legt ihr Neſt möglichſt verborgen an, meiſt auf niederen Lagen, zwiſchen jung- aufſchießenden, überwuchernden Schilf- und Riedſtengeln in größeren Dickichten, wie vergraben, deckt es auch oft oben noch mit Schilfſtengeln zu. Triſtram fand auf einem See Algeriens zwei Neſter, das eine drei, das andere acht Eier enthaltend. „Dieſe ſind ſehr groß im Verhältniß zum Vogel, rein eliptiſch, ſehr rauhſchalig, denen anderer Enten unähnlich und von Farbe düſterweiß.“ Ueber das Leben der Jungen fehlen uns noch ausführliche Nachrichten, und ebenſo wenig ſind wir über die Feinde, den Nutzen oder Schaden der Ruderenten unterrichtet. Von den bisher genannten Zahnſchnäblern unterſcheiden ſich die Säger (Mergi) durch ſehr geſtreckten Leib, mittellangen, aber dünnen Hals, großen, gewöhnlich durch Buſch oder Hauben geſchmückten Kopf, den langen, geraden oder ein wenig aufwärts gebogenen, ſchlanken, ſchmalen, faſt walzenförmigen, ſcharfrandigen, mit ſtarken Zähnen beſetzten und mit einem kräftigen Haken verſehenen Schnabel, weit hinten eingelenkte, niedrige, großzehige Füße, deren hintere Zehe wie bei den Tauchenten einen breiten Hautlappen trägt, mittellange, ſehr ſpitze Flügel, unter deren Schwingen die erſte und zweite die längſten ſind, einen kurzen, breiten, abgerundeten, aus ſechszehn bis achtzehn Federn beſtehenden Schwanz und ein weiches, dichtes, ſchöngefärbtes Kleingefieder, welches nach Geſchlecht und Alter wie nach der Jahreszeit ändert. Der innere Bau ſtimmt, laut Wagner, ſehr mit dem der Enten überein. Der Schädel zeigt die meiſten Abweichungen: es fehlen am Hinterhaupte die Lücken oder Hautinſeln; das Thränenbein hat anſtatt breit abſteigender Fortſätze einen kleinen, ſpitzen Dornen; der hintere Schläfedorn iſt wenig entwickelt; faſt alle Geſichtsknochen ſind in die Länge gezogen. Die Wirbelſäule beſteht aus funfzehn Hals-, neun Rücken- und acht Schwanzwirbeln; das Bruſtbein ähnelt dem der Enten, iſt hinten ganzrandig und beſitzt nur Hautinſeln, aber keine Buchten. Faſt alle Knochen ſind markig. Die Zunge iſt ſchmal und minder fleiſchig als bei den Enten, ſeitlich mit feinen, ſpitzen Warzen beſetzt, der Vormagen weit und drüſenreich, der Magen ſehnig und häutig. Die Luftröhre zeigt zwei eiförmige Anſchwellungen, der untere Kehlkopf eine große knöcherne Höhlung, aus welcher ziemlich weit von einander entfernt die Luftröhrenäſte entſpringen; nach links befindet ſich eine große, dreikantige Erweiterung, von der Knochenleiſte an den Kanten eingefaßt, dazwiſchen große, häutige Fenſter. Auch beim Weibchen iſt der untere Kehlkopf noch anſehnlich; bei einzelnen Arten ändert dieſer Bau ab. Man darf die Säger als Uebergangsglied von den Tauchenten zu den Seetauchern betrachten; doch ſtehen ſie den erſteren näher als den letzteren. Sie gehen ſehr ſchlecht, watſchelnd und wackelnd, mit wenig aufgerichtetem Vorderkörper, ſchwimmen vorzüglich, gleich ſchnell unter dem Waſſer wie auf der Oberfläche dahin, tauchen mit größter Leichtigkeit und können lange unter dem Waſſer verweilen; ſie haben leichten, ſchnellen, entenartigen Flug, nehmen, auch wenn ſie geſellſchaftlich durch die Luft ziehen, eine gewiſſe Ordnung an, erheben ſich unter Geräuſch und mit Hilfe ihrer Beine ziemlich leicht vom Waſſer und ſtürzen ſich ſchief auf daſſelbe herab, nach dem Einfallen entweder ſofort untertauchend oder durch die vorgeſtreckten Ruder ſich aufhaltend. Jhre Stimme iſt ein merk- würdiges Schnarren, welches vielfach betont und unter Umſtänden ſogar wohllautend wird. An

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 845. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/895>, abgerufen am 22.11.2024.