werden von einigen Bootsleuten ausgelöst. Auf diese Weise erlangt man zuweilen funfzig und noch mehr aus einer Gesellschaft. Eine viel sonderbarere Fangart erzählten mir die Fischer am Mensale- see. Nachdem man durch längeres Beobachten den Schlafplatz einer Herde genau erkundet hat, nähert man sich des Nachts höchst behutsam auf einem aus Rohrstengeln zusammengebauten Flosse und sucht den Wachthabenden zu entdecken. Dieser steht aufrecht da, während die anderen den Kopf unter den Flügeln verborgen haben und schlafen. Ein entkleideter Fischer schwimmt und kriecht nun halb über, halb unter dem Wasser, gedeckt durch ein Bündel Riedgras, welches er vor sich hertreibt, zu dem Wachthabenden heran, packt ihn rasch, drückt ihm den Hals unter das Wasser, tödtet ihn durch Umdrehen des letzteren, die übrigen greifen noch einige mit den Händen, tödten sie in gleicher Weise und binden sie an eine lange Schnur fest. Jch würde diese Erzählung nicht geglaubt haben, wenn ich mir das Ergebniß ihrer Jagden anderweitig hätte erklären können. Auf den Märkten der nordegyptischen Städte findet man den schönen Vogel oft zu Dutzenden, weil er als Wildpret sehr beliebt ist. Die alten Schriftsteller erzählen, daß die Römer das Fleisch, insbesondere aber Zunge und Hirn außerordentlich hochschätzten, und von dem letzteren ganze Schüsseln voll auftragen ließen. Jch habe Fleisch und Zungen selbst versucht und beides wohlschmeckend, die Zunge aber wirklich köstlich gefunden. Von dem thranigen oder fischigen Geschmacke, welchen das rosenröthliche Fleisch besitzen soll, habe ich Nichts bemerkt, einen gebratenen Flaming vielmehr selbst an dem an Wildpret so reichen Mensalesee stets als ein vortreffliches Gericht betrachtet.
Auch wenn man absieht von dem Ruhme, welchen Dichtung und Sage den Schwänen seit uralter Zeit verliehen, wird man diesen stolzen und majestätischen Vögeln einen hohen Rang unter den Zahnschnäblern zugestehen müssen. Jhre bedeutende Größe, die schöne Gestalt, welche zur Geltung gelangt, wenn sie schwimmen, die Anmuth ihrer Bewegung und die Färbung im Vereine lassen sie uns als höchst anziehende Geschöpfe erscheinen.
Die Schwäne(Cygni) bilden innerhalb ihrer Ordnung oder unter den Schwimmvögeln über- haupt eine nach außen hin scharf abgegrenzte Gruppe und unterscheiden sich ebensosehr von den Gänsen wie von den Enten. Jhr Leib ist gestreckt, der Hals sehr lang, der Kopf mittelgroß, der Schnabel gerade, gleich breit, vorn abgerundet, an der Wurzel nackt oder höckerig aufgetrieben, gegen die Spitze flach gewölbt und in einen rundlichen Nagel ausgehend; seine Länge kommt der des Kopfes etwa gleich; die niedrigen stämmigen Füße lenken sich weit hinten ein; die Mittelzehe übertrifft an Länge den Lauf, die Hinterzehe ist klein und schwächlich, auch so hoch eingelenkt, daß sie beim Gehen den Boden nicht berührt; die Schwimmhäute zeichnen sich aus durch ihre Größe; in den Flügeln erscheint das Verhältniß zwischen den Armknochen und Schwungfedern bemerkenswerth: erstere sind sehr lang, letztere etwas kurz, die Handschwingen, unter denen die zweite die längste, aber nicht wesentlich länger als die Unter- und Oberarmschwingen; der Schwanz besteht aus achtzehn bis vierundzwanzig Steuerfedern, welche sich nach außen hin stufig verkürzen. Die Befiederung ist sehr reich, das Kleingefieder ungemein dicht, weich und glanzlos, am Kopfe und Halse sammtig, an der Unterseite dick und pelzartig, auf der Oberseite großfederig, dabei überall reich an Dunen.
Das Geripp zeigt, nach den Untersuchungen von Nitzsch, große Aehnlichkeit mit dem der Gänse und Enten und eigentlich wenig bezeichnende Unterschiede. Dem Schädel fehlen die beiden bei anderen Sumpf- und Wasservögeln vorkommenden Oeffnungen am Hinterhaupte; die Wirbelsäule besteht aus dreiundzwanzig bis vierundzwanzig Hals-, zehn Rücken- und neun Schwanzwirbeln; das Brustbein ist lang, sein Kamm bei einigen Arten verbreitert und zur Aufnahme der Luftröhre aus- gehöhlt, das Oberarmbein luftführend. Die Zunge ist groß und voll, der Schlund weit, der Magen starkmuskelig etc.
Allgemeines.
werden von einigen Bootsleuten ausgelöſt. Auf dieſe Weiſe erlangt man zuweilen funfzig und noch mehr aus einer Geſellſchaft. Eine viel ſonderbarere Fangart erzählten mir die Fiſcher am Menſale- ſee. Nachdem man durch längeres Beobachten den Schlafplatz einer Herde genau erkundet hat, nähert man ſich des Nachts höchſt behutſam auf einem aus Rohrſtengeln zuſammengebauten Floſſe und ſucht den Wachthabenden zu entdecken. Dieſer ſteht aufrecht da, während die anderen den Kopf unter den Flügeln verborgen haben und ſchlafen. Ein entkleideter Fiſcher ſchwimmt und kriecht nun halb über, halb unter dem Waſſer, gedeckt durch ein Bündel Riedgras, welches er vor ſich hertreibt, zu dem Wachthabenden heran, packt ihn raſch, drückt ihm den Hals unter das Waſſer, tödtet ihn durch Umdrehen des letzteren, die übrigen greifen noch einige mit den Händen, tödten ſie in gleicher Weiſe und binden ſie an eine lange Schnur feſt. Jch würde dieſe Erzählung nicht geglaubt haben, wenn ich mir das Ergebniß ihrer Jagden anderweitig hätte erklären können. Auf den Märkten der nordegyptiſchen Städte findet man den ſchönen Vogel oft zu Dutzenden, weil er als Wildpret ſehr beliebt iſt. Die alten Schriftſteller erzählen, daß die Römer das Fleiſch, insbeſondere aber Zunge und Hirn außerordentlich hochſchätzten, und von dem letzteren ganze Schüſſeln voll auftragen ließen. Jch habe Fleiſch und Zungen ſelbſt verſucht und beides wohlſchmeckend, die Zunge aber wirklich köſtlich gefunden. Von dem thranigen oder fiſchigen Geſchmacke, welchen das roſenröthliche Fleiſch beſitzen ſoll, habe ich Nichts bemerkt, einen gebratenen Flaming vielmehr ſelbſt an dem an Wildpret ſo reichen Menſaleſee ſtets als ein vortreffliches Gericht betrachtet.
Auch wenn man abſieht von dem Ruhme, welchen Dichtung und Sage den Schwänen ſeit uralter Zeit verliehen, wird man dieſen ſtolzen und majeſtätiſchen Vögeln einen hohen Rang unter den Zahnſchnäblern zugeſtehen müſſen. Jhre bedeutende Größe, die ſchöne Geſtalt, welche zur Geltung gelangt, wenn ſie ſchwimmen, die Anmuth ihrer Bewegung und die Färbung im Vereine laſſen ſie uns als höchſt anziehende Geſchöpfe erſcheinen.
Die Schwäne(Cygni) bilden innerhalb ihrer Ordnung oder unter den Schwimmvögeln über- haupt eine nach außen hin ſcharf abgegrenzte Gruppe und unterſcheiden ſich ebenſoſehr von den Gänſen wie von den Enten. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Hals ſehr lang, der Kopf mittelgroß, der Schnabel gerade, gleich breit, vorn abgerundet, an der Wurzel nackt oder höckerig aufgetrieben, gegen die Spitze flach gewölbt und in einen rundlichen Nagel ausgehend; ſeine Länge kommt der des Kopfes etwa gleich; die niedrigen ſtämmigen Füße lenken ſich weit hinten ein; die Mittelzehe übertrifft an Länge den Lauf, die Hinterzehe iſt klein und ſchwächlich, auch ſo hoch eingelenkt, daß ſie beim Gehen den Boden nicht berührt; die Schwimmhäute zeichnen ſich aus durch ihre Größe; in den Flügeln erſcheint das Verhältniß zwiſchen den Armknochen und Schwungfedern bemerkenswerth: erſtere ſind ſehr lang, letztere etwas kurz, die Handſchwingen, unter denen die zweite die längſte, aber nicht weſentlich länger als die Unter- und Oberarmſchwingen; der Schwanz beſteht aus achtzehn bis vierundzwanzig Steuerfedern, welche ſich nach außen hin ſtufig verkürzen. Die Befiederung iſt ſehr reich, das Kleingefieder ungemein dicht, weich und glanzlos, am Kopfe und Halſe ſammtig, an der Unterſeite dick und pelzartig, auf der Oberſeite großfederig, dabei überall reich an Dunen.
Das Geripp zeigt, nach den Unterſuchungen von Nitzſch, große Aehnlichkeit mit dem der Gänſe und Enten und eigentlich wenig bezeichnende Unterſchiede. Dem Schädel fehlen die beiden bei anderen Sumpf- und Waſſervögeln vorkommenden Oeffnungen am Hinterhaupte; die Wirbelſäule beſteht aus dreiundzwanzig bis vierundzwanzig Hals-, zehn Rücken- und neun Schwanzwirbeln; das Bruſtbein iſt lang, ſein Kamm bei einigen Arten verbreitert und zur Aufnahme der Luftröhre aus- gehöhlt, das Oberarmbein luftführend. Die Zunge iſt groß und voll, der Schlund weit, der Magen ſtarkmuskelig ꝛc.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0823"n="777"/><fwplace="top"type="header">Allgemeines.</fw><lb/>
werden von einigen Bootsleuten ausgelöſt. Auf dieſe Weiſe erlangt man zuweilen funfzig und noch<lb/>
mehr aus einer Geſellſchaft. Eine viel ſonderbarere Fangart erzählten mir die Fiſcher am Menſale-<lb/>ſee. Nachdem man durch längeres Beobachten den Schlafplatz einer Herde genau erkundet hat,<lb/>
nähert man ſich des Nachts höchſt behutſam auf einem aus Rohrſtengeln zuſammengebauten Floſſe<lb/>
und ſucht den Wachthabenden zu entdecken. Dieſer ſteht aufrecht da, während die anderen den Kopf<lb/>
unter den Flügeln verborgen haben und ſchlafen. Ein entkleideter Fiſcher ſchwimmt und kriecht nun<lb/>
halb über, halb unter dem Waſſer, gedeckt durch ein Bündel Riedgras, welches er vor ſich hertreibt,<lb/>
zu dem Wachthabenden heran, packt ihn raſch, drückt ihm den Hals unter das Waſſer, tödtet ihn durch<lb/>
Umdrehen des letzteren, die übrigen greifen noch einige mit den Händen, tödten ſie in gleicher<lb/>
Weiſe und binden ſie an eine lange Schnur feſt. Jch würde dieſe Erzählung nicht geglaubt haben,<lb/>
wenn ich mir das Ergebniß ihrer Jagden anderweitig hätte erklären können. Auf den Märkten<lb/>
der nordegyptiſchen Städte findet man den ſchönen Vogel oft zu Dutzenden, weil er als Wildpret<lb/>ſehr beliebt iſt. Die alten Schriftſteller erzählen, daß die Römer das Fleiſch, insbeſondere aber<lb/>
Zunge und Hirn außerordentlich hochſchätzten, und von dem letzteren ganze Schüſſeln voll auftragen<lb/>
ließen. Jch habe Fleiſch und Zungen ſelbſt verſucht und beides wohlſchmeckend, die Zunge aber<lb/>
wirklich köſtlich gefunden. Von dem thranigen oder fiſchigen Geſchmacke, welchen das roſenröthliche<lb/>
Fleiſch beſitzen ſoll, habe ich Nichts bemerkt, einen gebratenen Flaming vielmehr ſelbſt an dem an<lb/>
Wildpret ſo reichen Menſaleſee ſtets als ein vortreffliches Gericht betrachtet.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Auch wenn man abſieht von dem Ruhme, welchen Dichtung und Sage den Schwänen ſeit<lb/>
uralter Zeit verliehen, wird man dieſen ſtolzen und majeſtätiſchen Vögeln einen hohen Rang unter den<lb/>
Zahnſchnäblern zugeſtehen müſſen. Jhre bedeutende Größe, die ſchöne Geſtalt, welche zur Geltung<lb/>
gelangt, wenn ſie ſchwimmen, die Anmuth ihrer Bewegung und die Färbung im Vereine laſſen ſie uns<lb/>
als höchſt anziehende Geſchöpfe erſcheinen.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Schwäne</hi><hirendition="#aq">(Cygni)</hi> bilden innerhalb ihrer Ordnung oder unter den Schwimmvögeln über-<lb/>
haupt eine nach außen hin ſcharf abgegrenzte Gruppe und unterſcheiden ſich ebenſoſehr von den<lb/>
Gänſen wie von den Enten. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Hals ſehr lang, der Kopf mittelgroß, der<lb/>
Schnabel gerade, gleich breit, vorn abgerundet, an der Wurzel nackt oder höckerig aufgetrieben, gegen<lb/>
die Spitze flach gewölbt und in einen rundlichen Nagel ausgehend; ſeine Länge kommt der des<lb/>
Kopfes etwa gleich; die niedrigen ſtämmigen Füße lenken ſich weit hinten ein; die Mittelzehe<lb/>
übertrifft an Länge den Lauf, die Hinterzehe iſt klein und ſchwächlich, auch ſo hoch eingelenkt, daß ſie<lb/>
beim Gehen den Boden nicht berührt; die Schwimmhäute zeichnen ſich aus durch ihre Größe; in den<lb/>
Flügeln erſcheint das Verhältniß zwiſchen den Armknochen und Schwungfedern bemerkenswerth:<lb/>
erſtere ſind ſehr lang, letztere etwas kurz, die Handſchwingen, unter denen die zweite die längſte, aber<lb/>
nicht weſentlich länger als die Unter- und Oberarmſchwingen; der Schwanz beſteht aus achtzehn bis<lb/>
vierundzwanzig Steuerfedern, welche ſich nach außen hin ſtufig verkürzen. Die Befiederung iſt ſehr<lb/>
reich, das Kleingefieder ungemein dicht, weich und glanzlos, am Kopfe und Halſe ſammtig, an der<lb/>
Unterſeite dick und pelzartig, auf der Oberſeite großfederig, dabei überall reich an Dunen.</p><lb/><p>Das Geripp zeigt, nach den Unterſuchungen von <hirendition="#g">Nitzſch,</hi> große Aehnlichkeit mit dem der Gänſe<lb/>
und Enten und eigentlich wenig bezeichnende Unterſchiede. Dem Schädel fehlen die beiden bei anderen<lb/>
Sumpf- und Waſſervögeln vorkommenden Oeffnungen am Hinterhaupte; die Wirbelſäule beſteht<lb/>
aus dreiundzwanzig bis vierundzwanzig Hals-, zehn Rücken- und neun Schwanzwirbeln; das<lb/>
Bruſtbein iſt lang, ſein Kamm bei einigen Arten verbreitert und zur Aufnahme der Luftröhre aus-<lb/>
gehöhlt, das Oberarmbein luftführend. Die Zunge iſt groß und voll, der Schlund weit, der<lb/>
Magen ſtarkmuskelig ꝛc.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[777/0823]
Allgemeines.
werden von einigen Bootsleuten ausgelöſt. Auf dieſe Weiſe erlangt man zuweilen funfzig und noch
mehr aus einer Geſellſchaft. Eine viel ſonderbarere Fangart erzählten mir die Fiſcher am Menſale-
ſee. Nachdem man durch längeres Beobachten den Schlafplatz einer Herde genau erkundet hat,
nähert man ſich des Nachts höchſt behutſam auf einem aus Rohrſtengeln zuſammengebauten Floſſe
und ſucht den Wachthabenden zu entdecken. Dieſer ſteht aufrecht da, während die anderen den Kopf
unter den Flügeln verborgen haben und ſchlafen. Ein entkleideter Fiſcher ſchwimmt und kriecht nun
halb über, halb unter dem Waſſer, gedeckt durch ein Bündel Riedgras, welches er vor ſich hertreibt,
zu dem Wachthabenden heran, packt ihn raſch, drückt ihm den Hals unter das Waſſer, tödtet ihn durch
Umdrehen des letzteren, die übrigen greifen noch einige mit den Händen, tödten ſie in gleicher
Weiſe und binden ſie an eine lange Schnur feſt. Jch würde dieſe Erzählung nicht geglaubt haben,
wenn ich mir das Ergebniß ihrer Jagden anderweitig hätte erklären können. Auf den Märkten
der nordegyptiſchen Städte findet man den ſchönen Vogel oft zu Dutzenden, weil er als Wildpret
ſehr beliebt iſt. Die alten Schriftſteller erzählen, daß die Römer das Fleiſch, insbeſondere aber
Zunge und Hirn außerordentlich hochſchätzten, und von dem letzteren ganze Schüſſeln voll auftragen
ließen. Jch habe Fleiſch und Zungen ſelbſt verſucht und beides wohlſchmeckend, die Zunge aber
wirklich köſtlich gefunden. Von dem thranigen oder fiſchigen Geſchmacke, welchen das roſenröthliche
Fleiſch beſitzen ſoll, habe ich Nichts bemerkt, einen gebratenen Flaming vielmehr ſelbſt an dem an
Wildpret ſo reichen Menſaleſee ſtets als ein vortreffliches Gericht betrachtet.
Auch wenn man abſieht von dem Ruhme, welchen Dichtung und Sage den Schwänen ſeit
uralter Zeit verliehen, wird man dieſen ſtolzen und majeſtätiſchen Vögeln einen hohen Rang unter den
Zahnſchnäblern zugeſtehen müſſen. Jhre bedeutende Größe, die ſchöne Geſtalt, welche zur Geltung
gelangt, wenn ſie ſchwimmen, die Anmuth ihrer Bewegung und die Färbung im Vereine laſſen ſie uns
als höchſt anziehende Geſchöpfe erſcheinen.
Die Schwäne (Cygni) bilden innerhalb ihrer Ordnung oder unter den Schwimmvögeln über-
haupt eine nach außen hin ſcharf abgegrenzte Gruppe und unterſcheiden ſich ebenſoſehr von den
Gänſen wie von den Enten. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Hals ſehr lang, der Kopf mittelgroß, der
Schnabel gerade, gleich breit, vorn abgerundet, an der Wurzel nackt oder höckerig aufgetrieben, gegen
die Spitze flach gewölbt und in einen rundlichen Nagel ausgehend; ſeine Länge kommt der des
Kopfes etwa gleich; die niedrigen ſtämmigen Füße lenken ſich weit hinten ein; die Mittelzehe
übertrifft an Länge den Lauf, die Hinterzehe iſt klein und ſchwächlich, auch ſo hoch eingelenkt, daß ſie
beim Gehen den Boden nicht berührt; die Schwimmhäute zeichnen ſich aus durch ihre Größe; in den
Flügeln erſcheint das Verhältniß zwiſchen den Armknochen und Schwungfedern bemerkenswerth:
erſtere ſind ſehr lang, letztere etwas kurz, die Handſchwingen, unter denen die zweite die längſte, aber
nicht weſentlich länger als die Unter- und Oberarmſchwingen; der Schwanz beſteht aus achtzehn bis
vierundzwanzig Steuerfedern, welche ſich nach außen hin ſtufig verkürzen. Die Befiederung iſt ſehr
reich, das Kleingefieder ungemein dicht, weich und glanzlos, am Kopfe und Halſe ſammtig, an der
Unterſeite dick und pelzartig, auf der Oberſeite großfederig, dabei überall reich an Dunen.
Das Geripp zeigt, nach den Unterſuchungen von Nitzſch, große Aehnlichkeit mit dem der Gänſe
und Enten und eigentlich wenig bezeichnende Unterſchiede. Dem Schädel fehlen die beiden bei anderen
Sumpf- und Waſſervögeln vorkommenden Oeffnungen am Hinterhaupte; die Wirbelſäule beſteht
aus dreiundzwanzig bis vierundzwanzig Hals-, zehn Rücken- und neun Schwanzwirbeln; das
Bruſtbein iſt lang, ſein Kamm bei einigen Arten verbreitert und zur Aufnahme der Luftröhre aus-
gehöhlt, das Oberarmbein luftführend. Die Zunge iſt groß und voll, der Schlund weit, der
Magen ſtarkmuskelig ꝛc.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/823>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.