der Ordnung vermehren sich schwach, alle übrigen ziehen eine zahlreiche Kinderschar heran. Die Eier sind rundlich oder länglichrund, glattschalig und stets einfarbig; die Jungen kommen in einem dichten Dunenkleide aus dem Eie, entlaufen, nachdem sie abgetrocknet, dem Neste, wachsen sehr rasch und vertauschen ihr Jugendkleid meist noch im ersten Jahre ihres Alters mit dem der Eltern oder erhalten das letztere doch im zweiten, höchstens dritten Jahre ihres Lebens. Viele tragen zwei verschiedene Kleider im Laufe des Jahres; ihre Mauser geht dementsprechend auch sehr rasch von statten. Einzelne werden durch sie flugunfähig gemacht.
Eine Unzahl von Feinden stellt den Zahnschnäblern nach, auch den größeren, obgleich sie, Dank ihrer Stärke, manches Raubthier von sich abzuwehren wissen. Der Mensch verfolgt alle Arten, die einen des schmackhaften Wildprets, die anderen der brauchbaren Federn halber, mit großem, nur zu häufig übergroßem Eifer, raubt ihnen die Eier, plündert die Nester nach Dunen aus, und trägt zur Verminderung der eigentlich unschädlichen Vögel wesentlich mit bei. Sehr wenige hat er sich zu Hausthieren gemacht und gezähmt, obgleich gerade diese Ordnung in dieser Hinsicht vielversprechend ist. Erst neuerdings fängt man an, unseren Vorfahren, welche dem Hauswesen so nützliche Geschöpfe zuführten, einigermaßen nachzustreben und den Zahnschnäblern diejenige Theilnahme zu widmen, welche sie in so reichem Maße verdienen.
Schwer zu begreifen ist es, daß einige Forscher noch heutigentages die Stelzschwäne (Phoenicopteri) als Watvögel ansehen und sie unter diesen einreihen können. Allerdings unter- scheiden sich jene in mancher Hinsicht von ihren nächsten Verwandten, den Schwänen; berücksichtigt man aber die Summe aller Eigenthümlichkeiten und die Lebensweise, so wird jeder Zweifel hinsichtlich der Zusammengehörigkeit beider gehoben werden müssen. Die Stelzschwäne sind Zahn- schnäbler mit hohen Läufen; alle übrigen Theile unterscheiden sie nicht wesentlich von ihren Familien- verwandten. Jhr Leib ist schlank, der Hals sehr lang, der Kopf groß, der Flügel mittellang, in ihm die zweite Schwinge die längste, der aus zwölf Federn gebildete Schwanz kurz, der Schnabel etwas länger als der Kopf, höher als breit, aber dick, von der Mitte an unter einem stumpfen Winkel herabgebogen, sein Oberkiefer viel kleiner, schmäler als der untere und, was besonders beachtens- werth, merkwürdig platt, sein Rand aber, wie der des unteren mit Zähnen besetzt. Man darf diesen Schnabel mit einer jener Dosen vergleichen, welche aus Muscheln gefertigt werden; der Unterschnabel würde dabei der eigentlichen Dose, der Oberschnabel dem Deckel derselben entsprechen. Dieser ist an der Wurzel mit einer ziemlich weichen Haut bekleidet, an der Spitze dagegen hart; bei jenem wird der Raum zwischen den beiden Kieferästen durch eine weiche Wachshaut ausgefüllt. Die Beine sind ungemein lang und dünn, seitlich zusammengedrückt, weit über die Ferse hinauf nackt, ihre drei Vorderzehen ziemlich kurz und durch vollkommene, obwohl seicht ausgeschnittene Schwimmhäute verbunden; die hocheingelenkte, bei einer Art verkümmerte Hinterzehe ist kurz und schwach. Das Klein- gefieder kommt mit dem anderer Zahnschnäbler sehr überein; es ist dicht und derb, liegt überall glatt an, zeichnet sich aber durch große Weiche und durch besondere Farbenschönheit aus.
Den inneren Bau hat Wagner untersucht. Der Schädel ist abgerundet, ohne Leisten und Kämme; das beinahe dreieckige Hinterhauptsloch steht senkrecht und richtet sich gerade nach hinten; die Augenscheidewand ist knöchern; die beiden hinteren Schläfendornen sind wenig entwickelt; die unteren Flügelbeine entbehren der dritten Gelenkung; das Riechbein ist klein und stößt mit dem ansehnlichen Thränenbeine nicht zusammen, das Gaumenbein ziemlich breit; die Kiefern sind zellig. Jn der Wirbelsäule zählt man achtzehn ungemein schmächtige, lange und schmal gedrückte Hals-, acht theilweise verschmolzene Rücken-, zwölf oder dreizehn verschmolzene Kreuzbeine, und sieben kleine Schwanzwirbel. Das Brustbein ist kurz, ziemlich breit und gewölbt, sein Kamm mäßig, sein
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Stelzſchwäne.
der Ordnung vermehren ſich ſchwach, alle übrigen ziehen eine zahlreiche Kinderſchar heran. Die Eier ſind rundlich oder länglichrund, glattſchalig und ſtets einfarbig; die Jungen kommen in einem dichten Dunenkleide aus dem Eie, entlaufen, nachdem ſie abgetrocknet, dem Neſte, wachſen ſehr raſch und vertauſchen ihr Jugendkleid meiſt noch im erſten Jahre ihres Alters mit dem der Eltern oder erhalten das letztere doch im zweiten, höchſtens dritten Jahre ihres Lebens. Viele tragen zwei verſchiedene Kleider im Laufe des Jahres; ihre Mauſer geht dementſprechend auch ſehr raſch von ſtatten. Einzelne werden durch ſie flugunfähig gemacht.
Eine Unzahl von Feinden ſtellt den Zahnſchnäblern nach, auch den größeren, obgleich ſie, Dank ihrer Stärke, manches Raubthier von ſich abzuwehren wiſſen. Der Menſch verfolgt alle Arten, die einen des ſchmackhaften Wildprets, die anderen der brauchbaren Federn halber, mit großem, nur zu häufig übergroßem Eifer, raubt ihnen die Eier, plündert die Neſter nach Dunen aus, und trägt zur Verminderung der eigentlich unſchädlichen Vögel weſentlich mit bei. Sehr wenige hat er ſich zu Hausthieren gemacht und gezähmt, obgleich gerade dieſe Ordnung in dieſer Hinſicht vielverſprechend iſt. Erſt neuerdings fängt man an, unſeren Vorfahren, welche dem Hausweſen ſo nützliche Geſchöpfe zuführten, einigermaßen nachzuſtreben und den Zahnſchnäblern diejenige Theilnahme zu widmen, welche ſie in ſo reichem Maße verdienen.
Schwer zu begreifen iſt es, daß einige Forſcher noch heutigentages die Stelzſchwäne (Phoenicopteri) als Watvögel anſehen und ſie unter dieſen einreihen können. Allerdings unter- ſcheiden ſich jene in mancher Hinſicht von ihren nächſten Verwandten, den Schwänen; berückſichtigt man aber die Summe aller Eigenthümlichkeiten und die Lebensweiſe, ſo wird jeder Zweifel hinſichtlich der Zuſammengehörigkeit beider gehoben werden müſſen. Die Stelzſchwäne ſind Zahn- ſchnäbler mit hohen Läufen; alle übrigen Theile unterſcheiden ſie nicht weſentlich von ihren Familien- verwandten. Jhr Leib iſt ſchlank, der Hals ſehr lang, der Kopf groß, der Flügel mittellang, in ihm die zweite Schwinge die längſte, der aus zwölf Federn gebildete Schwanz kurz, der Schnabel etwas länger als der Kopf, höher als breit, aber dick, von der Mitte an unter einem ſtumpfen Winkel herabgebogen, ſein Oberkiefer viel kleiner, ſchmäler als der untere und, was beſonders beachtens- werth, merkwürdig platt, ſein Rand aber, wie der des unteren mit Zähnen beſetzt. Man darf dieſen Schnabel mit einer jener Doſen vergleichen, welche aus Muſcheln gefertigt werden; der Unterſchnabel würde dabei der eigentlichen Doſe, der Oberſchnabel dem Deckel derſelben entſprechen. Dieſer iſt an der Wurzel mit einer ziemlich weichen Haut bekleidet, an der Spitze dagegen hart; bei jenem wird der Raum zwiſchen den beiden Kieferäſten durch eine weiche Wachshaut ausgefüllt. Die Beine ſind ungemein lang und dünn, ſeitlich zuſammengedrückt, weit über die Ferſe hinauf nackt, ihre drei Vorderzehen ziemlich kurz und durch vollkommene, obwohl ſeicht ausgeſchnittene Schwimmhäute verbunden; die hocheingelenkte, bei einer Art verkümmerte Hinterzehe iſt kurz und ſchwach. Das Klein- gefieder kommt mit dem anderer Zahnſchnäbler ſehr überein; es iſt dicht und derb, liegt überall glatt an, zeichnet ſich aber durch große Weiche und durch beſondere Farbenſchönheit aus.
Den inneren Bau hat Wagner unterſucht. Der Schädel iſt abgerundet, ohne Leiſten und Kämme; das beinahe dreieckige Hinterhauptsloch ſteht ſenkrecht und richtet ſich gerade nach hinten; die Augenſcheidewand iſt knöchern; die beiden hinteren Schläfendornen ſind wenig entwickelt; die unteren Flügelbeine entbehren der dritten Gelenkung; das Riechbein iſt klein und ſtößt mit dem anſehnlichen Thränenbeine nicht zuſammen, das Gaumenbein ziemlich breit; die Kiefern ſind zellig. Jn der Wirbelſäule zählt man achtzehn ungemein ſchmächtige, lange und ſchmal gedrückte Hals-, acht theilweiſe verſchmolzene Rücken-, zwölf oder dreizehn verſchmolzene Kreuzbeine, und ſieben kleine Schwanzwirbel. Das Bruſtbein iſt kurz, ziemlich breit und gewölbt, ſein Kamm mäßig, ſein
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Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Stelzſchwäne.
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ſind rundlich oder länglichrund, glattſchalig und ſtets einfarbig; die Jungen kommen in einem dichten
Dunenkleide aus dem Eie, entlaufen, nachdem ſie abgetrocknet, dem Neſte, wachſen ſehr raſch und
vertauſchen ihr Jugendkleid meiſt noch im erſten Jahre ihres Alters mit dem der Eltern oder erhalten
das letztere doch im zweiten, höchſtens dritten Jahre ihres Lebens. Viele tragen zwei verſchiedene
Kleider im Laufe des Jahres; ihre Mauſer geht dementſprechend auch ſehr raſch von ſtatten.
Einzelne werden durch ſie flugunfähig gemacht.
Eine Unzahl von Feinden ſtellt den Zahnſchnäblern nach, auch den größeren, obgleich ſie, Dank
ihrer Stärke, manches Raubthier von ſich abzuwehren wiſſen. Der Menſch verfolgt alle Arten, die
einen des ſchmackhaften Wildprets, die anderen der brauchbaren Federn halber, mit großem, nur zu
häufig übergroßem Eifer, raubt ihnen die Eier, plündert die Neſter nach Dunen aus, und trägt zur
Verminderung der eigentlich unſchädlichen Vögel weſentlich mit bei. Sehr wenige hat er ſich zu
Hausthieren gemacht und gezähmt, obgleich gerade dieſe Ordnung in dieſer Hinſicht vielverſprechend
iſt. Erſt neuerdings fängt man an, unſeren Vorfahren, welche dem Hausweſen ſo nützliche
Geſchöpfe zuführten, einigermaßen nachzuſtreben und den Zahnſchnäblern diejenige Theilnahme zu
widmen, welche ſie in ſo reichem Maße verdienen.
Schwer zu begreifen iſt es, daß einige Forſcher noch heutigentages die Stelzſchwäne
(Phoenicopteri) als Watvögel anſehen und ſie unter dieſen einreihen können. Allerdings unter-
ſcheiden ſich jene in mancher Hinſicht von ihren nächſten Verwandten, den Schwänen; berückſichtigt
man aber die Summe aller Eigenthümlichkeiten und die Lebensweiſe, ſo wird jeder Zweifel
hinſichtlich der Zuſammengehörigkeit beider gehoben werden müſſen. Die Stelzſchwäne ſind Zahn-
ſchnäbler mit hohen Läufen; alle übrigen Theile unterſcheiden ſie nicht weſentlich von ihren Familien-
verwandten. Jhr Leib iſt ſchlank, der Hals ſehr lang, der Kopf groß, der Flügel mittellang, in ihm
die zweite Schwinge die längſte, der aus zwölf Federn gebildete Schwanz kurz, der Schnabel etwas
länger als der Kopf, höher als breit, aber dick, von der Mitte an unter einem ſtumpfen Winkel
herabgebogen, ſein Oberkiefer viel kleiner, ſchmäler als der untere und, was beſonders beachtens-
werth, merkwürdig platt, ſein Rand aber, wie der des unteren mit Zähnen beſetzt. Man darf dieſen
Schnabel mit einer jener Doſen vergleichen, welche aus Muſcheln gefertigt werden; der Unterſchnabel
würde dabei der eigentlichen Doſe, der Oberſchnabel dem Deckel derſelben entſprechen. Dieſer iſt an
der Wurzel mit einer ziemlich weichen Haut bekleidet, an der Spitze dagegen hart; bei jenem wird der
Raum zwiſchen den beiden Kieferäſten durch eine weiche Wachshaut ausgefüllt. Die Beine ſind
ungemein lang und dünn, ſeitlich zuſammengedrückt, weit über die Ferſe hinauf nackt, ihre drei
Vorderzehen ziemlich kurz und durch vollkommene, obwohl ſeicht ausgeſchnittene Schwimmhäute
verbunden; die hocheingelenkte, bei einer Art verkümmerte Hinterzehe iſt kurz und ſchwach. Das Klein-
gefieder kommt mit dem anderer Zahnſchnäbler ſehr überein; es iſt dicht und derb, liegt überall glatt
an, zeichnet ſich aber durch große Weiche und durch beſondere Farbenſchönheit aus.
Den inneren Bau hat Wagner unterſucht. Der Schädel iſt abgerundet, ohne Leiſten und
Kämme; das beinahe dreieckige Hinterhauptsloch ſteht ſenkrecht und richtet ſich gerade nach hinten;
die Augenſcheidewand iſt knöchern; die beiden hinteren Schläfendornen ſind wenig entwickelt; die
unteren Flügelbeine entbehren der dritten Gelenkung; das Riechbein iſt klein und ſtößt mit dem
anſehnlichen Thränenbeine nicht zuſammen, das Gaumenbein ziemlich breit; die Kiefern ſind zellig.
Jn der Wirbelſäule zählt man achtzehn ungemein ſchmächtige, lange und ſchmal gedrückte Hals-,
acht theilweiſe verſchmolzene Rücken-, zwölf oder dreizehn verſchmolzene Kreuzbeine, und ſieben kleine
Schwanzwirbel. Das Bruſtbein iſt kurz, ziemlich breit und gewölbt, ſein Kamm mäßig, ſein
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/816>, abgerufen am 22.11.2024.
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