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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Stelzvögel. Reiher.

Wahrscheinlich sehen die meisten Reisenden, welche Egypten besuchen, diesen Reiher als den Jbis
an, weil sie der Ansicht sind, daß letztgenannter Vogel im Lande der Pharaonen noch häufig vorkommt.
Der Kuhreiher gehört in Egypten zu den gemeinsten Vögeln des Landes und muß Jedermann auf-
fallen. Abweichend von den bisher erwähnten Verwandten, treibt er sich unbesorgt in nächster Nähe
der Ortschaften umher, auch wenn dieselben nicht im Wasser liegen. Sein gewöhnlicher Aufenthalts-
ort sind die Felder, welche unter Wasser gesetzt oder, wie die Araber sagen, getränkt werden, und nur
zeitweilig treibt er sich auch an den Ufern des Stromes oder seiner Kanäle, sowie an den verschiedenen

[Abbildung] Der Seiden- oder kleine Silberreiher (Herodias garxotta). (S. 705). 1/4 der nat. Größe.
Seen umher. Sehr gern macht er sich in der Nähe größerer Thiere zu schaffen, in Egypten in der
Nachbarschaft der weidenden Büssel, im Ost-Sudahn unter und auf den Elefanten. Hier beschäftigt
er sich als Schmarotzer; denn die verschiedenen Kerbthiere, welche das Vieh quälen, bilden einen
Haupttheil seiner Nahrung, und deshalb sieht man ihn regelmäßig auf dem Rücken der Herdenthiere
und Elefanten sitzen, um seiner Jagd obzuliegen. Das Vieh lernt ihn bald als Wohlthäter schätzen
und gestattet ihm, ebensogut wie dem Madenhacker, jede Zudringlichkeit, welche er sich herausnimmt.
Jm Ost-Sudahn wurde mir von vielen Leuten erzählt, daß man oft bis zwanzig dieser kleinen Reiher

Die Läufer. Stelzvögel. Reiher.

Wahrſcheinlich ſehen die meiſten Reiſenden, welche Egypten beſuchen, dieſen Reiher als den Jbis
an, weil ſie der Anſicht ſind, daß letztgenannter Vogel im Lande der Pharaonen noch häufig vorkommt.
Der Kuhreiher gehört in Egypten zu den gemeinſten Vögeln des Landes und muß Jedermann auf-
fallen. Abweichend von den bisher erwähnten Verwandten, treibt er ſich unbeſorgt in nächſter Nähe
der Ortſchaften umher, auch wenn dieſelben nicht im Waſſer liegen. Sein gewöhnlicher Aufenthalts-
ort ſind die Felder, welche unter Waſſer geſetzt oder, wie die Araber ſagen, getränkt werden, und nur
zeitweilig treibt er ſich auch an den Ufern des Stromes oder ſeiner Kanäle, ſowie an den verſchiedenen

[Abbildung] Der Seiden- oder kleine Silberreiher (Herodias garxotta). (S. 705). ¼ der nat. Größe.
Seen umher. Sehr gern macht er ſich in der Nähe größerer Thiere zu ſchaffen, in Egypten in der
Nachbarſchaft der weidenden Büſſel, im Oſt-Sudahn unter und auf den Elefanten. Hier beſchäftigt
er ſich als Schmarotzer; denn die verſchiedenen Kerbthiere, welche das Vieh quälen, bilden einen
Haupttheil ſeiner Nahrung, und deshalb ſieht man ihn regelmäßig auf dem Rücken der Herdenthiere
und Elefanten ſitzen, um ſeiner Jagd obzuliegen. Das Vieh lernt ihn bald als Wohlthäter ſchätzen
und geſtattet ihm, ebenſogut wie dem Madenhacker, jede Zudringlichkeit, welche er ſich herausnimmt.
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[706/0748] Die Läufer. Stelzvögel. Reiher. Wahrſcheinlich ſehen die meiſten Reiſenden, welche Egypten beſuchen, dieſen Reiher als den Jbis an, weil ſie der Anſicht ſind, daß letztgenannter Vogel im Lande der Pharaonen noch häufig vorkommt. Der Kuhreiher gehört in Egypten zu den gemeinſten Vögeln des Landes und muß Jedermann auf- fallen. Abweichend von den bisher erwähnten Verwandten, treibt er ſich unbeſorgt in nächſter Nähe der Ortſchaften umher, auch wenn dieſelben nicht im Waſſer liegen. Sein gewöhnlicher Aufenthalts- ort ſind die Felder, welche unter Waſſer geſetzt oder, wie die Araber ſagen, getränkt werden, und nur zeitweilig treibt er ſich auch an den Ufern des Stromes oder ſeiner Kanäle, ſowie an den verſchiedenen [Abbildung Der Seiden- oder kleine Silberreiher (Herodias garxotta). (S. 705). ¼ der nat. Größe.] Seen umher. Sehr gern macht er ſich in der Nähe größerer Thiere zu ſchaffen, in Egypten in der Nachbarſchaft der weidenden Büſſel, im Oſt-Sudahn unter und auf den Elefanten. Hier beſchäftigt er ſich als Schmarotzer; denn die verſchiedenen Kerbthiere, welche das Vieh quälen, bilden einen Haupttheil ſeiner Nahrung, und deshalb ſieht man ihn regelmäßig auf dem Rücken der Herdenthiere und Elefanten ſitzen, um ſeiner Jagd obzuliegen. Das Vieh lernt ihn bald als Wohlthäter ſchätzen und geſtattet ihm, ebenſogut wie dem Madenhacker, jede Zudringlichkeit, welche er ſich herausnimmt. Jm Oſt-Sudahn wurde mir von vielen Leuten erzählt, daß man oft bis zwanzig dieſer kleinen Reiher

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/748>, abgerufen am 22.11.2024.