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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Afrikanischer Klaffschnabel.
hat, durch seine Haltung, durch seinen Gang, wie durch seinen Flug. Jn dem Magen der Getödteten
fanden wir Muscheln verschiedener Art, Fische und Frösche.

Genaueres vermag ich leider nicht zu sagen, da ich die sonderbaren Vögel zwar, wie gesagt, in
Massen, aber doch nicht gerade oft beobachtet habe. Dagegen gibt uns Jerdon eine sehr aus-
führliche Schilderung des Verwandten, welcher in allen Theilen Jndiens, wo es Wasser im Ueberfluß
gibt, häufig ist, insbesondere in Bengalen, woselbst man hunderte zusammen sieht. Er lebt fast aus-
schließlich von Schalthieren, namentlich von den großen Kugelschnecken, aber auch von den Fluß-

[Abbildung] Der afrikanische Klaffschnabel (Anastomus lameillgerus). [ 1/5 ] der nat. Größe.
muscheln. Früher glaubte man, daß die Biegung seines Schnabels hervorgebracht würde durch das
beständige Arbeiten an den Muscheln; Jerdon meint Dies bezweifeln zu können. Mehrere Klaff-
schnäbler wurden ihm lebend gebracht und erhielten große Kugelschnecken. Der Vogel versicherte sich
einer Muschel mit Hilfe des Fußes, drehte und wendete sie, bis sie ihm richtig zu liegen kam und
öffnete das Band so schnell mit seinem Schnabel, daß man nicht sehen konnte, in welcher Weise er es
vollbrachte. Darauf senkte er die Spitze des Schnabels in die geöffnete Muschel, arbeitete ein wenig
und zog das Thier hervor. Jerdon sah ihn Dasselbe wiederholt thun und bezweifelt nicht, daß er

Afrikaniſcher Klaffſchnabel.
hat, durch ſeine Haltung, durch ſeinen Gang, wie durch ſeinen Flug. Jn dem Magen der Getödteten
fanden wir Muſcheln verſchiedener Art, Fiſche und Fröſche.

Genaueres vermag ich leider nicht zu ſagen, da ich die ſonderbaren Vögel zwar, wie geſagt, in
Maſſen, aber doch nicht gerade oft beobachtet habe. Dagegen gibt uns Jerdon eine ſehr aus-
führliche Schilderung des Verwandten, welcher in allen Theilen Jndiens, wo es Waſſer im Ueberfluß
gibt, häufig iſt, insbeſondere in Bengalen, woſelbſt man hunderte zuſammen ſieht. Er lebt faſt aus-
ſchließlich von Schalthieren, namentlich von den großen Kugelſchnecken, aber auch von den Fluß-

[Abbildung] Der afrikaniſche Klaffſchnabel (Anastomus lameillgerus). [⅕] der nat. Größe.
muſcheln. Früher glaubte man, daß die Biegung ſeines Schnabels hervorgebracht würde durch das
beſtändige Arbeiten an den Muſcheln; Jerdon meint Dies bezweifeln zu können. Mehrere Klaff-
ſchnäbler wurden ihm lebend gebracht und erhielten große Kugelſchnecken. Der Vogel verſicherte ſich
einer Muſchel mit Hilfe des Fußes, drehte und wendete ſie, bis ſie ihm richtig zu liegen kam und
öffnete das Band ſo ſchnell mit ſeinem Schnabel, daß man nicht ſehen konnte, in welcher Weiſe er es
vollbrachte. Darauf ſenkte er die Spitze des Schnabels in die geöffnete Muſchel, arbeitete ein wenig
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[693/0735] Afrikaniſcher Klaffſchnabel. hat, durch ſeine Haltung, durch ſeinen Gang, wie durch ſeinen Flug. Jn dem Magen der Getödteten fanden wir Muſcheln verſchiedener Art, Fiſche und Fröſche. Genaueres vermag ich leider nicht zu ſagen, da ich die ſonderbaren Vögel zwar, wie geſagt, in Maſſen, aber doch nicht gerade oft beobachtet habe. Dagegen gibt uns Jerdon eine ſehr aus- führliche Schilderung des Verwandten, welcher in allen Theilen Jndiens, wo es Waſſer im Ueberfluß gibt, häufig iſt, insbeſondere in Bengalen, woſelbſt man hunderte zuſammen ſieht. Er lebt faſt aus- ſchließlich von Schalthieren, namentlich von den großen Kugelſchnecken, aber auch von den Fluß- [Abbildung Der afrikaniſche Klaffſchnabel (Anastomus lameillgerus). ⅕ der nat. Größe.] muſcheln. Früher glaubte man, daß die Biegung ſeines Schnabels hervorgebracht würde durch das beſtändige Arbeiten an den Muſcheln; Jerdon meint Dies bezweifeln zu können. Mehrere Klaff- ſchnäbler wurden ihm lebend gebracht und erhielten große Kugelſchnecken. Der Vogel verſicherte ſich einer Muſchel mit Hilfe des Fußes, drehte und wendete ſie, bis ſie ihm richtig zu liegen kam und öffnete das Band ſo ſchnell mit ſeinem Schnabel, daß man nicht ſehen konnte, in welcher Weiſe er es vollbrachte. Darauf ſenkte er die Spitze des Schnabels in die geöffnete Muſchel, arbeitete ein wenig und zog das Thier hervor. Jerdon ſah ihn Daſſelbe wiederholt thun und bezweifelt nicht, daß er

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/735>, abgerufen am 22.11.2024.